E-Book, Deutsch, Band 3, 192 Seiten
Reihe: Deutsche Ausgabe
Guénon / Steinke Der König der Welt & Geistige Autorität und weltliche Macht
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7568-3150-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Deutsche Ausgabe Band 3
E-Book, Deutsch, Band 3, 192 Seiten
Reihe: Deutsche Ausgabe
ISBN: 978-3-7568-3150-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In der Studie "Der König der Welt" befasst sich René Guénon mit der äußeren Erscheinung des höchsten Prinzips in unserer Welt, die sich innerhalb der zeitlichen Zyklen in Form verschiedener geistiger Zentren manifestiert. Viele traditionelle Symbole wie z. B. der Heilige Gral sind eng mit ihrem Erscheinen und Verschwinden sowie der Suche nach ihnen verbunden. Ihr Verständnis ist eine wesentliche Grundlage für die Erkenntnis der wahren geistigen Zusammenhänge in der uns umgebenden Welt. Die zweite in diesem Band enthaltene Studie Guénons, "Geistige Autorität und weltliche Macht", setzt ihren Schwerpunkt auf den hierarchischen Aufbau einer traditionellen Gesellschaft und dabei insbesondere auf das richtige Verhältnis zwischen der geistigen Autorität und der weltlichen Macht. Dieses Wissen ist in der modernen Welt völlig verschwunden, was ein wesentlicher Grund für die allgegenwärtigen Fehlentwicklungen und den geistigen Verfall darstellt, der für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in den vergangenen Jahrhunderten so kennzeichnend ist. Beide Studien befassen sich eingehend mit grundlegenden Themen der traditionellen Lehre und sind essentiell für ihr Verständnis. Guénon ist zu danken, dass er diese im modernen Westen unbekannte Wahrheiten in aller Klarheit wieder zugänglich gemacht hat. Der vorliegende Band "Der König der Welt / Geistige Autorität und weltliche Macht" stellt zusammen mit den Bänden "Osten und Westen", "Die Krise der modernen Welt" sowie "Die Herrschaft der Quantität und die Zeichen der Zeit" Guénons grundlegende Kritik an der modernen westlichen Zivilisation dar. Gleichzeitig sind diese Bände auch die notwendige Grundlage, um die von Guénon vertretene traditionelle Geisteshaltung verstehen und verinnerlichen zu können, die er in seinen weiteren Werken über den Hinduismus, den Taoismus, das Christentum, den Islam sowie in Betrachtungen zur Metaphysik, Initiation und Symbolik im Allgemeinen vertieft. Nach über 20 Jahren der Vorbereitung sind die meisten dieser Werke nun erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglichen es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.
René Guénon (1886-1951) sah sich als Übermittler und Botschafter einer traditionellen Lehre, die seit Anfang der Menschheitsgeschichte unverändert wirkt. Die in ihr enthaltenen Wahrheiten zeigen sich als metaphysische oder göttliche Prinzipien, die je nach Zeit und Ort in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Sie bilden die Grundlage dessen, was man in den einzelnen Traditionsformen wie dem Hinduismus, Taoismus, Islam oder Christentum heute noch finden kann. Seit 1909 veröffentlichte er eine Vielzahl an Artikeln und Bücher und unterhielt bis zu seinem Tod einen regen Briefverkehr mit seinen Lesern. Seine Werke hatten nie einen großen Leserkreis, führten aber dennoch dazu, dass die traditionelle Sichtweise im modernen Westen wiederentdeckt wurde und sich verbreiten konnte.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Agarttha aus Sicht des Westens
Das Buch Mission de l’Inde von Saint-Yves d’Alveydre, das 1910 posthum veröffentlicht wurde, enthält die Beschreibung eines geheimnisvollen initiatischen Zentrums, das Agarttha genannt wird. Viele Leser dieses Buches haben zweifellos angenommen, dass es sich dabei um eine rein fiktive Geschichte ohne Bezug zur Wirklichkeit handle. Und wenn man die Beschreibungen wörtlich versteht, so enthalten sie tatsächlich Punkte, die eine solche Annahme rechtfertigen – zumindest aus Sicht jener, die daran gewöhnt sind, alles nur dem äußeren Anschein nach zu verstehen. Der Autor hatte also gute Gründe, das Buch zu seinen Lebzeiten nicht zu veröffentlichen, obwohl er es lange zuvor bereits fast vollständig fertiggestellt hatte. Erst nach Erscheinen dieses Buches erlangte der Ort Agarttha und dessen Führer, der Brahmatma genannt wird, in Europa einen gewissen Bekanntheitsgrad. Zuvor war dieser Ort nur von Louis Jacolliot (1837 - 1890) erwähnt worden, wobei dessen Glaubwürdigkeit darunter litt, dass er eher als ein oberflächlich arbeitender Autor galt. Unserer Ansicht nach hatte Jacolliot von diesen Dingen während eines Aufenthalts in Indien gehört und sie dann mit seiner eigenen Phantasie ausgeschmückt, so wie er dies bei vielen anderen Themen ebenfalls tat.1 Im Jahr 1924 erschien jedoch völlig unerwartet ein weiteres Buch, das einige Beschreibungen enthielt, die nahezu identisch zu jenen von Saint-Yves über Agarttha sind. Es trägt den Titel Beasts, Men and Gods und der Autor Ferdinand Ossendowski beschreibt darin seine abenteuerliche Reise durch Zentralasien, die er in den Jahren 1920 und 1921 unternahm. Wir sind der Meinung, dass die Aufregung, die die Veröffentlichung dieses Buches hervorgerufen hat, ein guter Anlass ist, nun das Schweigen um dieses initiatische Zentrum zu brechen. Negativ gesonnene Kritiker warfen Ossendowski natürlich vor, bei Saint-Yves einfach abgeschrieben zu haben. Als Beweis führten sie dafür alle übereinstimmenden Passagen der beiden Bücher auf und tatsächlich sind viele derartige Stellen zu finden, die bis ins Detail eine erstaunliche Übereinstimmung aufweisen. So beschreibt Saint-Yves in einer unglaubwürdig klingenden Passage die Existenz einer unterirdischen Welt, deren Ausläufer unter allen Kontinenten und selbst unter den Ozeanen zu finden sei. Über sie sei auch ein geheimer Austausch mit allen Teilen der Welt möglich. Ossendowski bestätigt diese Ausführungen, allerdings fügt er hinzu, dass er dies nicht aufgrund eigener Erfahrungen tue und deshalb nicht wisse, was er davon halten solle. Doch immerhin führt er den gleichen Punkt an und verweist auf Berichte, die er von Leuten gehört habe, auf die er im Verlaufe seiner Reise getroffen sei. In einer weiteren Übereinstimmung wird der „König der Welt“ vor dem Grab seines Vorgängers dargestellt und dabei die Frage nach dem Ursprung der Zigeuner gestellt, über die neben weiteren Theorien auch gesagt wird, dass sie aus Agarttha stammen würden.2 Saint-Yves schreibt in diesem Zusammenhang noch, dass während bestimmter Augenblicke, die bei unterirdischen Feiern der „kosmischen Mysterien“ auftreten, Einheimische bewegungslos verharren und sich selbst die Tiere ruhig verhalten würden. Und Ossendowski versichert, dass er selbst bei einem solchen Moment des „universalen Nachsinnens“ zu gegen gewesen sei.3 Das bedeutendsten Beispiel für diese Übereinstimmungen ist allerdings, dass beide über eine heute verschwundene Insel erzählen, auf der außerordentliche Menschen und Tiere gelebt hätten. An dieser Stelle zitiert Saint-Yves die Zusammenfassung der Reise von Iambulos, die von Diodorus in Teilen wiedergegeben wurde, wogegen Ossendowski die Reise eines in der Antike lebenden Buddhisten aus Nepal anführt. Ihre Beschreibungen unterscheiden sich kaum und wenn zwei Versionen dieser Geschichte aus so unterschiedlichen Quellen zitiert werden, wäre es wünschenswert, die ursprüngliche Quelle ausfindig machen und im Detail analysieren zu können. Auch wenn wir diese Übereinstimmungen hier aufgeführt haben, so möchten wir doch betonen, dass wir keinesfalls denken, dass Ossendowski bei Saint-Yves abgeschrieben hätte. Wir möchten diesen Punkt auch nicht weiter betrachten, da er für das, worum es uns geht, von untergeordnetem Interesse ist. Es ist uns aus anderen Quellen bekannt, dass derartige Erzählungen in der Mongolei und Zentralasien verbreitet sind und sich Ähnliches in den Traditionen fast aller Völker finden lässt. Selbst wenn Ossendowski aus Mission de l’Inde kopiert hätte, ist es nicht nachvollziehbar, warum er gewissen Passagen ausgelassen oder die Schreibweise gewisser Begriffe verändert haben sollte, wie beispielsweise Agharti anstelle von Agarttha. Es ist aus unserer Sicht daher naheliegender, die Annahme zu untersuchen, dass seine Informationen aus einer mongolischen Quelle stammen, während Saint-Yves sie von einer hinduistischen Quelle erhielt (über ihn ist auch bekannt, dass er zu mindestens zwei Hindus engen Kontakt pflegte).4 Anders lässt sich beispielsweise nicht erklären, warum er den Titel „König der Welt“ verwendet hat, um den Kopf einer initiatischen Hierarchie zu bezeichnen, da dieser Titel in Saint-Yves Buch überhaupt nicht vorkommt. Und selbst wenn man eine gewisse Anzahl an Entleihungen eingesteht, bleibt immer noch die Tatsache, dass Ossendowski Dinge anführt, die kein Gegenstück in Mission de l’Inde haben und er sicher nicht über die Kenntnisse verfügt hatte, sie in ihrer Gesamtheit zu erfinden. Er hat sich mehr mit Politik abgegeben als mit Vorstellungen und Lehren aus dem religiösen oder geistigen Bereich, so dass sich annehmen lässt, dass er die wahre Bedeutung dieser Dinge, die sich auf den esoterischen Bereich beziehen, nicht erkannt hat. So berichtet er beispielsweise von einem „schwarzen Stein“, der ursprünglich vom „König der Welt“ an den Dalai Lama gesendet und dann nach Urga in der Mongolei gebracht worden sei. Dort sei dieser Stein dann vor ungefähr hundert Jahren verschwunden.5 In vielen Traditionen spielen „schwarze Steine“ eine wichtige Rolle und wir möchten als Beispiele nur den symbolischen Stein der Göttin Kybele anführen und den Stein, der sich in der Kaaba in Mekka befindet.6 Ein weiteres Beispiel ist der Bogdo-Khan, der auch „Lebender Buddha“ genannt wird und in der Mongolei in Urga herrscht. Er besitzt neben anderen wertvollen Dingen auch den Ring des Dschingis Khan, auf dem eine swastika eingraviert ist, sowie eine Kupferplatte, die das Siegel des „Königs der Welt“ trägt. Ossendowski hat wohl anscheinend nur den ersten dieser beiden Gegenstände gesehen. Wenn dies zutreffend ist, so wäre es für ihn sehr schwierig gewesen, sich den anderen rein in seiner Phantasie vorzustellen und es wäre nahe liegender gewesen, wenn er ihn dann als eine Platte aus Gold beschrieben hätte. Bei diesen Anmerkungen möchten wir es belassen, da wir uns nicht weiter mit Polemik oder rein personenbezogenen Fragen befassen möchten. Wir haben Ossendowski und Saint-Yves lediglich als Ausgangspunkt für Betrachtungen angeführt, die nichts damit zu tun haben, was man über sie als Person denken mag. Diese Themen haben eine Bedeutung, die ihre sowohl ihre als auch unsere Individualität weit übersteigt. An einer literarischen Kritik im herkömmlichen Sinne sind wir ebenfalls nicht interessiert, da wir uns auf Informationen konzentrieren möchten, die in der westlichen Welt bislang nur sehr schwer zugänglich waren. Sie werden allerdings bis zu einem gewissen Grad helfen, das zu erschließen, was Ossendowski das „Geheimnis der Geheimnisse“ genannt hat.7 1 Siehe LES FILS DE DIEU (Paris, C. Marpon et E. Flammarion, 1882) sowie LE SPIRITISME DANS LE MONDE: L’INITIATION ET LES SCIENCES OCCULTES DANS L’INDE ET CHEZ TOUS LES PEUPLES DE L’ANTIQUE (Paris: Lacroix et Cie, 1879). 2 Wir möchten in dieser Hinsicht ergänzen, dass die Existenz von Völkern, die als Nomaden leben und von denen die Zigeuner eines der bekanntesten Beispiele in der westlichen Welt sind, an sich etwas Geheimnisvolles darstellt, das eine nähere Untersuchung verdienen würde. 3 Arturo Reghini machte uns auf die Tatsache aufmerksam, dass sich dies auf das timor panicus der Antike beziehen könne, was wir ebenfalls als wahrscheinlich ansehen. 4 Ossendowskis Gegner versuchten dies mit der Behauptung zu erklären, dass er über eine russische Übersetzung von MISSION DE L’INDE verfügt habe. Aber die Existenz einer derartigen Übersetzung ist sehr zweifelhaft, da auch die Erben von Saint-Yves davon keine Kenntnis haben. Diese Kritiker werfen Ossendowski auch vor, dass er den Ausdruck Om verwende, während Saint-Yves Aum schrieb. Dazu muss man aber wissen, dass Aum die...