Guénon / Steinke | Die Herrschaft der Quantität und die Zeichen der Zeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4, 316 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

Guénon / Steinke Die Herrschaft der Quantität und die Zeichen der Zeit

Deutsche Ausgabe Band 4
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7568-5463-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Deutsche Ausgabe Band 4

E-Book, Deutsch, Band 4, 316 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

ISBN: 978-3-7568-5463-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Menschheit befindet sich seit einiger Zeit im "Dunklen Zeitalter", dem Kali-Yuga der hinduistischen Tradition. Es ist die letzte Phase eines größeren Zyklus, der damit sein Ende erreicht, bevor ein neuer Zyklus beginnen kann. Dieses "Dunkle Zeitalter" lässt sich durch zwei Phasen charakterisieren, die René Guénon in "Die Herrschaft der Quantität und die Zeichen der Zeit" untersucht. Die erste Stufe entspricht der Phase der "Verfestigung", in der sich alles zunehmend auf das rein Materielle ausrichtet. Das Geistige wird immer weiter zurückgedrängt und es wird alles abgeleugnet, was die Materie als solche übersteigt. Die anschließende Phase der "Auflösung" richtet sich an all jene, die dem rein materiellen Denken entfliehen möchten und bietet nun wieder etwas, das über dem materiellen Bereich liegt. Doch dabei wird auf Kräfte zurückgegriffen, die die wahren göttlichen Prinzipien imitieren und verfälschen. So wird einer falschen Geistigkeit der Weg geebnet, deren Absicht es ist, sich an die Stelle des höchsten Prinzips zu setzen. Guénon geht es in dieser Studie darum, die "Zeichen der Zeit" zu beschreiben, die für all jene deutlich erkennbar sind, die hinter die Trugbilder unseres modernen Lebens blicken können. Daher ist sie eine wesentliche Orientierung für all jene, die in Zeiten der "Herrschaft der Quantität" einerseits und im Chaos und in der "Auflösung" andererseits noch dazu fähig sind, ihren eigenen geistigen Weg zu gehen. Der vorliegende Band "Die Herrschaft der Quantität und die Zeichen der Zeit" stellt zusammen mit den Bänden "Osten und Westen", "Die Krise der modernen Welt" sowie "Der König der Welt / Geistige Autorität und weltliche Macht" Guénons grundlegende Kritik an der modernen westlichen Zivilisation dar. Gleichzeitig sind diese Bände auch die notwendige Grundlage, um die von Guénon vertretene traditionelle Geisteshaltung verstehen und verinnerlichen zu können, die er in seinen weiteren Werken über den Hinduismus, den Taoismus, das Christentum, den Islam sowie in Betrachtungen zur Metaphysik, Initiation und Symbolik im Allgemeinen vertieft. Nach über 20 Jahren der Vorbereitung sind die meisten dieser Werke nun erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglichen es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.

René Guénon (1886-1951) sah sich als Übermittler und Botschafter einer traditionellen Lehre, die seit Anfang der Menschheitsgeschichte unverändert wirkt. Die in ihr enthaltenen Wahrheiten zeigen sich als metaphysische oder göttliche Prinzipien, die je nach Zeit und Ort in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Sie bilden die Grundlage dessen, was man in den einzelnen Traditionsformen wie dem Hinduismus, Taoismus, Islam oder Christentum heute noch finden kann. Seit 1909 veröffentlichte er eine Vielzahl an Artikeln und Bücher und unterhielt bis zu seinem Tod einen regen Briefverkehr mit seinen Lesern. Seine Werke hatten nie einen großen Leserkreis, führten aber dennoch dazu, dass die traditionelle Sichtweise im modernen Westen wiederentdeckt wurde und sich verbreiten konnte.

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1. Qualität & Quantität
Qualität und Quantität werden üblicherweise als gegensätzliche Begriffe angesehen, obwohl der tiefergehende Grund für ihre Gegensätzlichkeit oft nicht verstanden wird. Dieser Grund liegt in der „polaren“ Gegenüberstellung, auf die wir uns am Ende unserer Einleitung bezogen haben. Diese erste aller kosmischen Dualitäten ist der Ausgangspunkt, da er das Prinzip der Existenz oder auch der universalen Manifestation bildet und da ohne ihn keine Manifestation in irgendeiner Art möglich wäre. Es handelt sich dabei nach der hinduistischen Lehre um die Dualität von Purusha und Prakriti, oder – um andere Bezeichnungen zu verwenden – um die des „Wesens“ und der „Stofflichkeit“. Die beiden Begriffe müssen als universale Bezeichnungen verstanden und als die beiden Pole jeglicher Manifestation vorgestellt werden. Auf einer anderen oder noch besser gesagt auf einer gewissen Anzahl von Ebenen (da es viele Ebenen gibt, die den mehr oder weniger spezifischen Bereichen entsprechen, die sich in der universalen Manifestation vorstellen lassen) – können diese beiden Begriffe aber auch auf analoge Weise und in einem relativen Sinn dazu verwendet werden, das zu bezeichnen, was den beiden Prinzipien entspricht oder was sie am direktesten hinsichtlich einer gewissen, mehr oder weniger beschränkten Art der Manifestation darstellen. So kommt es, dass man von „Wesen“ und „Stofflichkeit“ entweder in Bezug auf eine Welt sprechen kann, also einen Existenzzustand, der durch spezielle Bedingungen festgelegt ist, oder auch in Bezug auf ein Sein, das als eine eigene Daseinsform angesehen wird und schließlich auch noch in Bezug auf die Zustände eben jenes Seins, also seiner Manifestation in jedem seiner Existenzgrade. Im zuletzt genannten Fall gibt es natürlich eine Übereinstimmung zwischen dem, was das Wesen und die Stofflichkeit im Mikrokosmos darstellen und dem, was sie aus makrokosmischer Sichtweise in der Welt sind, in der die Manifestation des Seins beheimatet ist. Sie sind mit anderen Worten gesagt dann nur die Spezifikation der relativen Prinzipien, die die Festlegung des universalen Wesens und der universalen Stofflichkeit hinsichtlich der Bedingungen der fraglichen Welt festlegen. Wenn man Wesen und Stofflichkeit in diesem relativen Sinn und insbesondere in Bezug zu den einzelnen Wesen versteht, so sind sie letztlich nichts anderes als die „Form“ und „Materie“ der scholastischen Philosophen. Es ist aber besser, diese Begriffe zu vermeiden, da sie die Vorstellungen, die sie ausdrücken sollen, nur ungenau wiedergeben, was höchstwahrscheinlich an einer in dieser Hinsicht bestehenden Unvollkommenheit der lateinischen Sprache liegt.3 Außerdem wurden sie in neuerer Zeit immer doppeldeutiger aufgrund der unterschiedlichen Bedeutungen, die ihnen in der heutigen Sprache allgemein gegeben werden. Wenn man sagt, dass jedes manifestierte Sein aus „Form“ und „Materie“ zusammengesetzt sei, so läuft dies darauf hinaus zu sagen, dass seine Existenz sowohl aus dem Wesen als auch der Stofflichkeit ausgeht. Daraus folgt wiederum, dass es in jedem Sein etwas geben muss, das sowohl dem einen als auch dem anderen dieser beiden Prinzipien entspricht und zwar auf solche Weise, dass das Sein das Ergebnis ihrer Vereinigung – oder genauer gesagt – das Ergebnis der Handlung ist, die durch das aktive Prinzip, das Wesen, auf das passive Prinzip, die Stofflichkeit, ausgeführt wird. Wenn diese Betrachtung auf den speziellen Fall des Individuums beschränkt wird, so sind die „Form“ und „Materie“, aus denen ein solches Wesen aufgebaut ist, jeweils das, was die hinduistische Tradition als nama („Name“) und rupa („Stoff“) bezeichnet. Berücksichtigt man die Ähnlichkeiten, die zwischen verschiedenen Fachsprachen zu finden sind und die es erlauben, gewisse Vorstellungen in eine Sprache zu übertragen, die dem eigenen Begriffsvermögen besser vertraut ist, so lässt sich noch ergänzen, dass die Bezeichnungen „Einfluss“ und „Möglichkeit“ von Aristoteles ebenfalls dem Wesen und der Stofflichkeit entsprechen. Diese Begriffe Aristoteles lassen jedenfalls eine weiter gefasste Anwendung zu als die Begriffe „Form“ und „Materie“. Wenn man allerdings sagt, dass in allen Wesen eine Mischung aus „Einfluss“ und „Möglichkeit“ vorherrscht, läuft dies schlussendlich auf das Gleiche hinaus, da der „Einfluss“ das ist, mit dem es am Wesen Teil hat, und die „Möglichkeit“ das darstellt, mit dem es in der Stofflichkeit verwurzelt ist. Der reine „Einfluss“ und die reine „Möglichkeit“ können jedoch in der Manifestation nicht existieren, da sie die Gegenstücke des universalen Wesens und der universalen Möglichkeit sind. Sobald dies klar verstanden wird, ist es möglich, vom Wesen und der Stofflichkeit unserer Welt zu sprechen, also der Welt, die der Bereich des menschlichen Seins in seiner Individualität ist. Es lässt sich dann sagen, dass in Übereinstimmung mit den speziellen Bedingungen, die diese Welt bestimmen, die beiden Prinzipien unter den Aspekten der Qualität und der Quantität auftreten. Dies mag auf den ersten Blick für die Qualität einleuchtend sein, da das Wesen die anfängliche Zusammenfassung all der Merkmale ist, die einem Sein angehören und aus ihm das machen, was es ist. Merkmale und Qualitäten könne synonym zueinander zu gesehen werden. Man kann auch beobachten, dass Qualitäten, wenn man sie als „Inhalt“ des Wesens betrachtet, sofern so ein Ausdruck zulässig ist, nicht ausschließlich auf unsere Welt beschränkt sind, sondern auch eine Übertragung erlauben, die ihre Bedeutung universal macht. Eigentlich ist dies nicht weiter bemerkenswert, da das Wesen das übergeordnete Prinzip darstellt. Aber nach einer derartigen Übertragung ist die Qualität nicht mehr das Gegenstück zur Quantität, da diese im Gegensatz zur Qualität strikt mit den spezifischen Bedingungen unserer Welt verbunden ist. Überdies wird auch aus theologischer Sichtweise die Qualität in eine Beziehung zu Gott selbst gesetzt, wenn von seinen Merkmalen gesprochen wird, wogegen es nahezu unmöglich ist, ihm irgendeine Art quantitativer Festlegung zuzuordnen.4 Zu diesem Punkt mag man vielleicht einwenden, dass Aristoteles die Qualität wie auch die Quantität im Rahmen seiner „Kategorien“ aufführt, die lediglich spezielle Daseinsweisen sind, sich aber nicht über das gesamte Wesen erstrecken. Er tut dies, ohne die Übertragung zu berücksichtigen, die wir zuvor erwähnt haben. Und tatsächlich braucht er sie auch gar nicht zu beachten, da sich die Aufzählung seiner „Kategorien“ nur auf unsere Welt und ihre Bedingungen bezieht. Die Qualität kann also bei ihm nur auf eine Art und Weise verstanden werden, die uns in unserem Zustand als Individuum unmittelbar zugänglich ist, was nichts anderes heißt, als dass die Qualität als das Gegenstück zur Quantität erscheint. Auf der anderen Seite ist es von Interesse, dass die „Form“ der Scholastik das ist, was Aristoteles e?d??, eidos, nennt und dass dieser Begriff auch als „Spezies“ verwendet wird, was streng genommen die Natur oder das Wesen bezeichnet, die einer unbestimmten Anzahl an Individuen gemeinsam ist. Eine solche Natur ist von einer rein qualitativen Ordnung, da sie wahrhaft „unzählbar“, unteilbar und überdies vollständig in jedem Individuum enthalten ist, das zu dieser Spezies gehört. Sie ist somit nicht von der Anzahl der Individuen abhängig, die ihr angehören, was sie von der Quantität löst, auf die sie nicht übertragbar ist. Darüber hinaus ist e?d?? etymologisch gesehen die „Idee“ und zwar nicht nur im modernen, psychologischen Sinne verstanden, sondern auch in einem ontologischen Sinne, der dem von Platon näher ist, als allgemein vermutet wird. Was auch immer die wahren Unterschiede in dieser Hinsicht zwischen den Vorstellungen von Platon und Aristoteles waren, sie wurden wie viele andere von ihren Anhängern und Kommentatoren höchst übertrieben dargestellt. So beziehen sich die Vorstellungen bei Platon ebenfalls auf das Wesen. Platon drückt eher den transzendenten Aspekt und Aristoteles eher den nach innen gekehrten Aspekt aus, was aber nicht heißt, dass diese beiden Aspekte nicht miteinander vereinbar wären. Es handelt sich dabei nur um eine unterschiedliche Betrachtungsebene, was auch immer die Schlussfolgerungen des modernen Geistes sein mögen, der sich von seinen Systemen nicht lösen kann. In beiden Fällen werden „Archetypen“ oder die Prinzipien des Wesens betrachtet, die manifestierten Dingen zu eigen sind. Diese Prinzipien stellen das dar, was man die qualitative Seite der Manifestation nennen könnte. Überdies sind die platonischen Ideen durch eine direkte Abstammung mit den Zahlen der Pythagoräer verbunden und stellen diese nur unter einem anderen Namen vor. Dies zeigt auch deutlich, dass die Zahlen der...



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