Buch, Deutsch, Band 22, 144 Seiten, HALBLN, Format (B × H): 111 mm x 185 mm, Gewicht: 171 g
Reihe: Lilienfeldiana
Buch, Deutsch, Band 22, 144 Seiten, HALBLN, Format (B × H): 111 mm x 185 mm, Gewicht: 171 g
Reihe: Lilienfeldiana
ISBN: 978-3-940357-57-1
Verlag: Lilienfeld Verlag
Weitere Infos & Material
In den Ferien fuhr ich ab und zu nach Kebon Djati, das mir so unwiderruflich verändert erschien, als wäre es verzaubert worden. Das Haus stand voller neuer Möbel, der Garten war ordentlich angelegt, mit Kieswegen und gut gepflegten Blumenbeeten. Die Gesichter der Hausangestellten kannte ich nicht. Eugenie, die ein wenig fülliger geworden war und auf aggressive Weise gesund aussah, führte das Regiment, nicht nur im Haus des Verwalters, sondern wahrscheinlich auch auf der ganzen Plantage. Mein Vater wirkte gesund und zufrieden. Er hatte ein Doppelkinn bekommen, das über seinen Hemdkragen hing und ihm seltsamerweise das Aussehen der großen Frösche verlieh, die Urug und ich in unserer Kinderzeit zu fangen pflegten. Wenn ich ihn so sah, im Sessel hingefläzt, die Hemdsärmel aufgekrempelt und den Hosengürtel straff über dem Bauch, konnte ich mir kaum vorstellen, dass dies derselbe Mann war wie jener, der vor ein paar Jahren missmutig im Gartenzimmer neben einem heiseren Grammophon gesessen hatte. Das Grammophon war verschwunden, und an seinem Platz stand jetzt der Laufstall meines Stiefbrüderchens. Mein Vater gab mir ein paar Briefe, die meine Mutter mir aus Nizza geschrieben hatte, wo sie offenbar wohnte. Das lilafarbene, leicht parfümierte Papier erfüllte mich mit Widerwillen. Meine Mutter schrieb, als wäre ich noch ein kleiner Junge, und sie schickte mir einen Zeitungsausschnitt über einen neuen Rennwagen mit. Ich bemerkte, dass Eugenie ihn sich ansah, und das Blut stieg mir in den Kopf. Meine Mutter sandte auch Grüße an Urug: "Was ist aus ihm geworden?" Ich legte die Briefe in den Schrank des Gästezimmers und beschloss, nicht zu antworten.