Habenicht / Sturmbluth / Horvath | BIOMECHANOMICON | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

Habenicht / Sturmbluth / Horvath BIOMECHANOMICON

Lovecraft in Space - Eine Horror-SF-Anthologie
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95765-908-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lovecraft in Space - Eine Horror-SF-Anthologie

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

ISBN: 978-3-95765-908-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In den unendlichen Weiten des Universums lauert das Grauen ... Mächtige Wesen aus anderen Dimensionen bedrohen die Galaxien und ihre Bewohner ... Um dieser Gefahr zu begegnen, werden Mutige zu gewagten Unternehmen ausgeschickt, um den Gegner aufzuspüren und der Bedrohung zu begegnen ... Androiden, Cyborgs, kybernetische Einheiten, Hybride oder kampfbereite Menschen treffen während ihrer Missionen in den Tiefen des Weltalls auf Lovecrafts alte Götter oder andere Horrorgeschöpfe seines Pantheons. Ihre spannenden Geschichten füllen die Seiten der Chronik des interplanetarischen Schreckens - das 'Biomechanomicon'.

Detlef Klewer: Als Liebhaber und Kenner des fantastischen Films veröffentlichte er zahlreiche Artikel in Kinomagazinen wie 'Vampir', 'Film-Illustrierte' und 'Moviestar', sowie fünf Sachbücher zum Thema 'Horrorfilm'. Das letzte Werk 'Die Kinder der Nacht - Vampire in Film und Literatur' erhielt als bestes Fachbuch des Jahres den Virus-Award 2007. Seit 2011 verfasst er Fantasy-, Mystery- Horror-, Steampunk- und Science-Fiction-Geschichten, die in diversen Anthologien verschiedener Verlage erscheinen. Seit 2015 ist er auch als inzwischen zehnfacher Herausgeber im fantastischen Genre tätig. Erste Veröffentlichungen seiner Comics und Illustrationen erfolgten bereits in den 70er Jahren in Alternativzeitschriften wie Am Erker, Ulcus Molle oder Innisfree. Geadelt durch den Abdruck eines mehrseitigen Comics im deutschen 'Heavy Metal/Metal Hurlant'-Ableger 'Schwermetall' liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit als selbstständiger Coverdesigner, Illustrator und preisgekrönter Comiczeichner ('Auf den Spuren H. P. Lovecrafts Band 3') heute in der Gestaltung von Buch-, CD- und DVD-Covern, sowie der Anfertigung von Buchillustrationen und Comics für verschiedene Verlage. Die Porträts der beteiligten Autoren finden sich im Buch.

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Wir fallen. Mit jedem Ruck, jedem Hammerschlag, der unser Landungsboot trifft, pressen mich die Gurte etwas mehr zusammen. Die »Nocturno« wird hin und her geworfen, wie eine Maus von einer übermütigen Katze. Das ist keine Landung, das ist ein mühsam kontrollierter Absturz. Das kalte Schwarz des Weltraums ist längst einem brüllenden Inferno gewichen, durch die Sichtluken scheinen die Flammen bis ins Cockpit kriechen zu wollen. Das Schiff bockt und taumelt, Fetzen dichterer Atmosphäre rammen uns auf ihrem Weg ins All, während wir uns Kilometer um Kilometer abwärts kämpfen, der leblosen Oberfläche eines Planeten entgegen, auf dem wir eigentlich nicht landen dürfen. Gormon IV gibt sich keine Mühe, einladend zu erscheinen. Sein schwaches Magnetfeld setzt dem Sonnenwind keinen nennenswerten Widerstand entgegen, und das blaue Gestirn dieses Systems zeigt kein Erbarmen. Der Partikelstrom hämmert auf den Planeten ein, zerrt an seiner Atmosphäre und wühlt ihre oberen Schichten zu einem ewigen, den ganzen Planeten umfassenden Hurrikan auf. Es ist, als wisse diese Welt um die Direktive des obersten Technokratikums der Solaren Hegemonie, die es unter schwerste Strafe gestellt hat, ihn anzufliegen. Warum wir es trotzdem tun? Ich wusste es mal. Aber das war, bevor wir in Gormons Atmosphäre eingetreten sind, wie eine lebensmüde Schiffsratte, die einem vielzähnigen Torg ins offene Maul springt. »Meister?«, brülle ich, im vergeblichen Versuch, das Tosen des Windes und das Heulen der überlasteten Triebwerke zu übertönen. Er reagiert nicht. Lordscriptor Echnon Varus sitzt ganz entspannt neben mir, die Augen auf einen Holoschirm geheftet, als gingen ihn die Unannehmlichkeiten der planetaren Landung gar nichts an. Drei heftige Schläge schütteln das Schiff und werfen mich wie eine Gliederpuppe hin und her. Varus bleibt kerzengerade sitzen, als sei er fest in seinen Sitz eingebaut, ein Block aus Stahl und Plastik, wie jedes andere Schiffsaggregat. Ich kann meinen Blick nicht von seiner Gestalt nehmen. Weshalb kommt mir dieser Vergleich gerade jetzt erstmalig in den Sinn? Als ich ihn kennenlernte, noch als Student, da hatte er seine Konversion schon hinter sich. Arme, Beine, die gesamte Rumpfmuskulatur – nichts war mehr aus Fleisch und Blut. Manche sprachen von einer unheilbaren Krankheit, die seine Muskeln atrophieren ließ, aber nicht wenige argwöhnten, der verkopfte Scriptor Magnus, der er damals noch war, habe lediglich versucht, soviel des unzuverlässigen Fleisches loszuwerden, wie gerade noch möglich war, ohne seine Menschlichkeit ganz zu verlieren. In den folgenden Jahren, in denen ich ihn als sein Schüler begleitete, versagte ein Organ nach dem anderen und musste ersetzt werden, bis nichts als Hirn und Herz übrig blieben. Dabei zeigte Varus nie eine Regung des Bedauerns, sondern nahm alles mit Gleichmut hin. Inzwischen ist auch das Herz entfernt worden, prophylaktisch, wie die Medomechaniker sagten. Sein Körper ist nichts mehr als ein komplexes Lebenserhaltungssystem für ein außergewöhnliches Gehirn. Flexomere sorgen für Beweglichkeit, das interne Sensor- und Steuersystem, das all die Technik überwacht, integriert deren Komponenten. Ein Carboplastgitter durchzieht seinen Körper, gibt ihm Halt und Festigkeit, während Schwärme von personalisierten Nanomaschinen für die Instandhaltung und die Anpassung an sich verändernde Krafteinwirkungen sorgen. Ein besonders heftiger Ruck drückt mir die Luft aus den Lungen und zerrt mich zurück in die Gegenwart. Jetzt, da Gormons wütende Atmosphäre uns zu zermalmen versucht, haben die Naniten meines Meisters das Carboflex sicher auspolymerisieren lassen, sodass es zu einem starren Panzer geworden ist, der keine Bewegungen mehr zulässt und den Körper so gegen äußere Krafteinwirkungen schützt. Damit beschreibt der Vergleich von eben den Lordscriptor sogar sehr gut: Ein Block aus Stahl und Plastik sitzt neben mir, ignoriert den Lärm, das Rütteln und alle Gefahr, und ist wie schon den ganzen interstellaren Flug über ins Studium der Literatur vertieft. Sein Eifer, seine brennende Gier nach Wissen, fasziniert mich wie am ersten Tag, als ich zum ersten Mal in seiner Vorlesung über die verlorene Sprache der Alten saß. Ich muss mich nicht fragen, weshalb ich hier bin und mein Leben aufs Spiel setze. Ich kann mich dem Sog dieses Forschers heute genauso wenig entziehen wie damals. Bis ich Echnon Varus traf, dachte ich, das Studium der Xenoliteratur eröffne mir das Universum auf rein geistiger Ebene, ohne dass ich mich auch nur einen Meter von einem Datenterminal würde wegbewegen müssen. Aber als ich ihn sprechen hörte, von den endlosen Ufern des Sternenmeeres, dem Ozean der Zeit, in dem mehr Kultur unrettbar versunken war, als ein einzelnes Volk jemals hätte hervorbringen oder auch nur studieren können, da war es um mich geschehen. Ich wusste plötzlich, dass jede Spezialisierung auf eine Epoche, ein Volk, eine Kultur, nichts anderes war als die totale Kapitulation angesichts der erdrückenden Last des Wissens, das auf Entdeckung wartete. Sich einem Themenbereich zuzuwenden bedeutete zwangsläufig die Abwendung von allen anderen. Ich konnte studieren, ein Leben lang, ein Experte werden, der am Ende absolut alles von beinahe nichts wusste. Dann würde ich sterben und niemand würde sich finden, um meine Erkenntnisse zu bewahren. Es gab nur ein Gebiet, eine Kultur und eine Zeit, die alleine standen und sich der Erforschung so hartnäckig entzogen, dass wir alle aufgegeben hatten und zufrieden waren, von ihr in der gleichen Weise zu reden, wie von den Gnomen von Starwich III, die systemtreuen Kindern der Solaren Hegemonie zum Gleichenfest nachts Geschenke brachten. Lordscriptor Varus entzündete damals ein Feuer in mir, das nicht mehr zu löschen war, auch wenn es nie mit der gleichen Intensität in mir brannte wie in meinem Meister. »Spüren Sie es auch, Feldmann?« Seine Stimme schreckt mich auf, denn sie durchdringt klar und deutlich eine plötzliche, fast schmerzhafte Ruhe. Wir lassen die obere Atmosphäre hinter uns. Benommen wende ich mich dem Meister zu. Er würde mich nie mit »Markus« anreden, schon gar nicht mit einem vertrauten »Du«. Wir sind als Kollegen hier, und die größte Entdeckung unserer wissenschaftlichen Karriere steht unmittelbar bevor. »Gewiss«, antworte ich unbestimmt. Ich spüre vor allem Schmerzen in jedem Stückchen Fleisch meines Körpers, und sonst nichts. Aber ich weiß, was er meint. »Wie lange haben wir die Spur verfolgt, die uns am Ende hierher gebracht hat?«, fragt er. Es waren viele Jahre, aber inzwischen habe ich gelernt, wann ich antworten darf und wann er einfach nur reden möchte. »So viele Planeten. So viele Relikte. Und dabei so wenig Erkenntnis.« Das stimmt. Die Hinterlassenschaften der Alten durchziehen das Universum. Es gibt keinen Ort, an dem sie nicht gewesen sind, vor allen anderen, in einer Frühzeit, die so weit zurückliegt, dass es schwerfällt, sie nicht als reinen Mythos zu betrachten. Unsere Funde füllen ganze Hallen, und sie sind sicher geheimnisvoll und interessant und es gibt Museen, wo man sie bestaunen kann. Aber etwas fehlt. Etwas Wichtiges. »Die Sprache!«, stößt Varus heftig aus. »Nicht ein Wort konnten wir übersetzen. Was wissen wir denn von dieser Kultur? Die gewaltige Macht, über die sie verfügten, können wir erahnen, von ihren finsteren Göttern gibt es vage Andeutungen in abgeschliffenen Reliefs. Aber der Kern jeder Kultur, ihre Sprache – sie entzieht sich uns. Aber nicht mehr lange, Feldmann. Der Stein von Rosetta erwartet uns!« Das ist mein Einsatz, auch wenn ich bei terranischer Frühgeschichte nicht so firm bin. »Sie hoffen auf ein mehrsprachiges Dokument, das es uns erlaubt, die Sprache der Alten zu entschlüsseln? Ganz wie bei den ägyptischen Hieroglyphen, die niemand entschlüsseln konnte, bis bei Rosetta ein Stein gefunden wurde, auf dem der gleiche Text oben in Hieroglyphen graviert war, und darunter in … was war es? Latein?« »Altgriechisch«, korrigiert Varus mich nachsichtig. »Und Demotisch. Alles deutet darauf hin, Feldmann. Gormon ist ein junger Stern, und die Diagramme und Gravuren, auf denen wir ihn und seine Planeten gefunden haben, sind um Jahrmillionen jünger als all unsere anderen Funde. Ich bin überzeugt, auf Gormon IV die letzten Reste der Kultur der Alten zu finden, unmittelbar bevor sie die Bühne den jüngeren Völkern überlassen haben – freiwillig oder nicht. Es gab Funde, an denen der Einfluss der frühesten galaktischen Zivilisationen zu erkennen war, Zivilisationen, die selbst schon wieder im Staub der Zeit versunken sind. Aber wir kennen ihre Sprache, wir können sie übersetzen. Ein einziges zweisprachiges Schriftstück würde für einen Brückenschlag reichen. Danach steht uns das Tor zum Wissen der Alten weit offen, Feldmann. Ich spüre es: Es wartet auf uns.« Varus blickt entrückt nach vorn und sieht so nicht, wie es mich schaudert. Das Wissen der Alten … Es muss eine Zeit gegeben haben, da ihnen nichts unmöglich war. Sie bezwangen den Raum und die Zeit und müssen das Universum wie Götter beherrscht haben. Aber eben das sitzt mir im Magen wie ein Stück Blei. Wozu brauchen Götter selbst wieder Götter, und dazu noch solche? Die Bildnisse, die wir gefunden haben, so verwaschen und unkenntlich sie waren, sie verursachen mir noch heute Albträume. In manchen Nächten suchen mich fiebrige Phantasmen einer verschlungen wirbelnden Masse gedrungener Monstrositäten heim, die blind und wahnsinnig um ein gewaltiges Feuer herumtanzen und darauf warten, dass...



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