E-Book, Deutsch, 388 Seiten
Hahn / Herrmann Fair einkaufen - aber wie?
aktualisierte und erweiterte Auflage
ISBN: 978-3-95558-085-8
Verlag: Brandes & Apsel
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Der Ratgeber für Fairen Handel, für Mode, Geld, Reisen, Elektronik und Genuss
E-Book, Deutsch, 388 Seiten
ISBN: 978-3-95558-085-8
Verlag: Brandes & Apsel
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
»Der exzellente Ratgeber ist eine nützliche Handreichung für den fairnessbewussten, ökosozial orientierten Verbraucher ? und die, die es werden wollen.« (Publik Forum) »Das kommt uns in die Tüte. Für den korrekten Kauf, der allen etwas bringt, gibt's jetzt Orientierung.« (taz, die tageszeitung) Ein aufschlussreiches, gut verständliches und anschauliches Buch, welches eine realistische Möglichkeit von Konsumalternativen darlegt; welches nicht suggeriert, der Faire Handel wäre die Lösung all unserer globalen Probleme, die aus der freien Weltwirtschaft resultieren. (...) Ungemein lesenswert, weil wir nicht darauf warten können, dass die Politik ihre Pflichten erfüllt.« (terre des femmes) Hilfreicher Wegweiser im Einkaufswirrwarr: »Der gut aufgebaute und gegliederte Ratgeber bietet nicht nur viele Tipps, sondern auch zahlreiche Hintergrundinformationen - zu Herstellungsprozessen und kritischen Warenprüforganisationen oder der Herkunft von Begriffen wie ?Nachhaltigkeit?.« (WAZ) »Dieses Buch führt uns eindrucksvoll vor Augen, dass es oft gar nicht so schwer ist, mit dem Einkaufskorb zum Weltpolitiker zu werden.« (Gerd Billen, Ex-Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband e.?V.)
Die Autoren: Martina Hahn: Die Journalistin, Amerikanistin und Politologin schreibt seit 1993 für die Sächsische Zeitung. Nach mehreren Jahren als Ressort- und Redaktionsleiterin betreut sie heute das Thema Verbraucherschutz mit dem Fokus Nachhaltiger Konsum. Frank Herrmann: Der Diplom-Betriebswirt und Journalist ist Autor mehrerer Sach- und Reisebücher. Er hat viele Jahre lang in Lateinamerika gelebt und war Berater von Kleinbauern-Kooperativen und Nichtregierungsorganisationen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Inhalt
Weltpolitiker mit dem Einkaufskorb
Gerd Billen
Fair ändert die Welt
Vorwort
1. Fairer Handel
Gerechter Handel im Aufwind
Der Welthandel – eine tickende Zeitbombe
"Who is Who" im Fairen Handel
INTERNATIONALE ORGANISATIONEN
NATIONALE ORGANISATIONEN UND INITIATIVEN
BUND, LÄNDER UND KOMMUNEN
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT
Woran erkennt der Kunde faire Produkte?
FAIRE SIEGEL
NACHHALTIGKEITSSIEGEL MIT SOZIALER KOMPONENTE
Wer kontrolliert den Fairen Handel?
Wo bekommt man Produkte aus Fairem Handel?
SUPERMÄRKTE, DISCOUNTER UND COFFEE HOUSES
WELTLÄDEN, FAIRE HANDELSHÄUSER UND IMPORTEURE
Warum passt der Faire Handel zu Bio und Regional?
Was bedeutet eigentlich … ?
… EINE FAIRE PRÄMIE?
… MENGENAUSGLEICH?
… DAS FAIRTRADE-PROGRAMM?
… DIE 20-PROZENT-REGELUNG BEI MISCHPRODUKTEN?
… EIN EXISTENZSICHERNDER LOHN?
Was Sie sonst noch über den Fairen Handel wissen sollten
FÜNFZEHN ANTWORTEN AUF FÜNFZEHN UNBEQUEME FRAGEN
2. Fair gehandeltes von A-Z
ANANAS
BÄLLE
BANANEN
BLUMEN
DIAMANTEN UND EDELSTEINE
EISCREME
FISCH
FRUCHTSÄFTE UND LIMONADEN
GEWÜRZE
GOLD
GUMMI
HOLZ UND MÖBEL
KAFFEE
KAKAO UND SCHOKOLADE
KOSMETIK
KUNSTHANDWERK
NATURSTEINE
NÜSSE
OLIVENÖL
PALMÖL
REIS
SOJA
SPIELZEUG
TABAK
TEE
TEPPICHE
TROCKENFRÜCHTE
WEIN UND ANDERE ALKOHOLIKA
ZUCKER
3. Fair gehandelte Kleidung – Mode mit Tiefgang
Moderne Sklaverei in den Nähfabriken
Den Profit streichen die Unternehmen ein
Massiver Preisdruck
Faires T-Shirt kaum teurer
Der runde Tisch des Ministers
Green Fashion: Grün, aber unfair
Reine Kosmetik der Modehäuser?
Klamotten aus fair erzeugter Baumwolle
Einkaufshilfen für den Verbraucher
Knackpunkt bleibt die Kontrolle
4. Fairer Tourismus – Licht am Horizont
Tourismus hat zwei Gesichter
Siegel, Normen, Kodizes – es tut sich was im Tourismus
Ferntourismus und Klimaschutz – passt das?
Fair unterwegs
DEUTSCHLAND
ÖSTERREICH
SCHWEIZ
5. Faire Elektronik – knifflig, aber machbar
Apple im Visier
Faire Initiativen
Reparieren, recyceln, rüsten – das kann jeder tun
6. Faire Geldanlagen – das ungenutzte Potential
Nachhaltiges Investment ist "in"
Von sin stocks zur nachhaltigen Geldanlage
Fair investieren von A-Z
AKTIEN
ALTERNATIVBANKEN
ANLEIHEN
CROWDFUNDING UND CROWDINVESTING
DIREKTANLAGEN UND BETEILIGUNGEN
FONDS
GOLD
MIKROKREDITE UND SOZIAL VERANTWORTLICHE KREDITE
PRIVATE ALTERSVORSORGE
ZERTIFIKATE
Infoteil
Fairer Handel und nachhaltiger Konsum
Globalisierung und Konsumkritik
Faire und nachhaltige Messen
Faire Kleidung
Faire Reisen
Faire Elektronik
Faire Geldanlagen
Webadressen der Hersteller/Anbieter fairer Produkte aus den A-Z-Kapiteln
Webadressen der Organisationen und Institutionen
Register
1-FAIRER HANDEL
Es wäre nicht erstaunlich, wenn künftige Historiker
auf die Fair-Trade-Bewegung als auf ein Laboratorium
für die Neugestaltung der Weltökonomie zurückblickten.
In einer Nische werden da Prinzipien ausprobiert,
die eines Tages zu Bausteinen einer zukunftsfähigen
Welthandelsordnung werden können. Aus: »Fair Future«, hrsg. vom Wuppertal Institut für
Klima, Umwelt, Energie, 2006, S. 151 Es ist schon eine ganze Weile her, dass Konsumenten Kaffee aus Fairem Handel nur im Weltladen oder auf dem Kirchenbazar bekamen. Den weltweit ersten fair produzierten Kaffee hatte 1973 die niederländische Stiftung S.O.S. Wereldhandel nach Holland importiert; die Bohnen stammten von einer guatemaltekischen Kleinbauernvereinigung. Damals überzeugte die Röstung des Kaffees wenig. Er schmeckte bitter. Man trank ihn aus Solidarität mit den Armen. Über drei Jahrzehnte später gibt es in fast jedem Laden fair gehandelten Kaffee zu kaufen – und zwar der besten Qualität. Sogar Discounter bieten ihn an – ebenso wie fair gehandelten Tee, Reis oder Orangensaft. Die Palette an fairen Waren ist groß: War der Faire Handel in seinen Anfängen auf Kunsthandwerk oder klassische Kolonialwaren wie Kaffee und Bananen beschränkt, bekommt der Konsument inzwischen selbst faire Rosen, Olivenöl, Goldschmuck, Bier oder Baumwoll-T-Shirts. GERECHTER HANDEL IM AUFWIND
Aus der Solidaritäts-Initiative weniger Menschen ist eine weltumspannende Bewegung geworden. Und sie wächst kräftig weiter. Allein in Deutschland ist der Umsatz mit Produkten, die das blau-grüne Fairtrade-Siegel tragen, von 2010 auf 2011 um 18 Prozent gestiegen – auf 400 Millionen Euro. Das ist das Achtfache von dem, was Kunden zehn Jahre zuvor an Fairem einkauften. Für 2012 rechnet TransFair, die deutsche Siegelorganisation des Dachverbands Fairtrade International (FLO), sogar mit 500 Millionen Euro. Gewachsen ist der Markt von Fairtrade-Produkten auch in Österreich: Dort legte der faire Konsum 2011 um 15 Prozent auf 100 Millionen Euro zu. Und in der Schweiz gaben Verbraucher im gleichen Jahr 328 Millionen Franken – umgerechnet 273 Millionen Euro – für Fairtrade-Produkte aus und damit acht Prozent mehr als 2010. Insgesamt liegt der faire Umsatz sogar noch höher. Denn obgleich der Löwenanteil aller fairen Produkte im Handel das Fairtrade-Siegel trägt – in Deutschland etwa 82 Prozent -, so finden Konsumenten in Weltläden, Online-Shops, bei der GEPA oder im Supermarkt doch auch viele faire Produkte ohne das FLO-Siegel. Deutlich wird das am Beispiel Deutschland in 2010: Damals wurden mit Fairtrade-zertifizierten Waren 340 Millionen Euro umgesetzt. Doch insgesamt lag der Umsatz aller fairen Produkte – also auch der ungesiegelten – nach Angaben des Forums Fairer Handel sogar bei 413 Millionen Euro. Doch trotz der seit Jahren zweistelligen Umsatzsprünge ist der faire Pro-Kopf-Verbrauch nach Auskunft des Netzwerks Forum Fairer Handel zumindest in Deutschland bescheiden: Er liegt hier jährlich bei nur fünf Euro. Anders in der Schweiz: Sie bleibt mit umgerechnet 33 Euro pro Person unangefochten weltweiter Spitzenreiter. Im Mittelfeld liegt Österreich: Dort gibt jeder Bürger im Schnitt zehn Euro für faire Ware aus. Auch weltweit wächst der Markt mit Waren, die das Siegel tragen: 2010 umfasste er ein Volumen von 4,36 Milliarden Euro – ein Plus von 29 Prozent gegenüber 2009. In Tschechien oder Südafrika haben sich die Umsätze verdreifacht. Und auf dem größten Fairtrade-Markt Großbritannien wurde 40 Prozent mehr verkauft. Fair produzierte Waren kommen inzwischen aus über 60 Ländern, weltweit profitieren mehr als eine Million Kleinbauern und Arbeiter von den Vorteilen des Fairen Handels. Zusammen mit ihren Familien sind das sechs Millionen Menschen – und jedes Jahr kommen neue Produzenten aus Ländern wie Uruguay oder Palästina sowie neue Konsumenten wie aus Südafrika oder dem Baltikum hinzu. Die Gruppen und Interessen, die hinter dem Fairen Handel stehen, sind so breit gefächert wie sein Angebot. Früher waren es fast ausschließlich Hilfsorganisationen, Weltläden und Kirchen, die fair gehandelte Waren vertrieben haben. Das hat sich grundlegend geändert. Etliche Weltläden haben sich einen neuen Anstrich verpasst. Sie sind heute moderne, professionell aufgemachte Fachgeschäfte mit entwicklungspolitischem Anspruch. Allerdings hat erst der Einzug in Supermärkte und Discounter ( s. S. 65ff) den Fairen Handel massentauglich gemacht. Deren Angebot an Fairem ist zwar recht überschaubar. Aber das, was sie verkaufen, bringen sie in großen Mengen an den Käufer. Die Ausgaben für Fairtrade-Produkte – ein Ländervergleich* Fairdächtige Wortspiele Mit den Kampagnen zum Fairen Handel haben etliche Wortschöpfungen Einzug gehalten, von witzig bis nervig und inflationär: Wir wollen die Welt fairbessern, fairabreden uns, sind fairspielt, fairliebt, erliegen der Fairsuchung und der Fairlockung. Wir fairändern, fairkaufen, fairsammeln und fairbinden. Ist ja alles fairständlich, aber auch die besten Ideen fairbrauchen sich. Sechs Jahrzehnte Fairer Handel 1946 Self Help Crafts (heute Ten Thousand Villages) verkauft in den USA Handarbeiten aus Puerto Rico 1958 In den USA eröffnet der erste Laden mit fair gehandelter Ware 1964 Die englische Hilfsorganisation Oxfam gründet mit Oxfam Trading eine eigene Handelsgesellschaft 1973 Die niederländische Stiftung S.O.S. Wereldhandel importiert den weltweit ersten fair produzierten Kaffee aus Guatemala 1988 Start der Siegelinitiative Max Havelaar in Holland. Fair gehandelter Kaffee wird zum ersten Mal in Supermärkten verkauft 1989 Gründung der International Fair Trade Association (IFAT) 1990 Gründung der European Fair Trade Association (EFTA) 1992 Der Verein TransFair nimmt in Deutschland seine Arbeit auf, ebenso wie TransFair in Österreich (heute Fairtrade Österreich) und die Max Havelaar Stiftung in der Schweiz 1997 Gründung der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) 2000 Acht Fairtrade- und Umweltschutzinitiativen, darunter FLO und die Rainforest Alliance, gründen die International Social and Environmental Accreditation and Labelling Alliance (ISEAL) 2001 EFTA, FLO, IFAT und NEWS! verabschieden eine gemeinsame Definition des Fairen Handels 2002 FLO präsentiert das internationale Fairtrade-Siegel (Fairtrade Certification Mark) 2004 IFAT präsentiert das Logo Fair Trade Organization Mark 2004 FLO teilt sich auf in: FLO (Standards und Produzentenunterstützung) und FLO-CERT (Inspektionen und Zertifizierung) 2007 Vertreter von Produzentengruppen treten dem FLO-Direktorium bei 2009 IFAT wird in World Fair Trade Organization (WFTO) umbenannt 2009 Saarbrücken wird die erste deutsche Fairtrade-Town 2011 Mit Fairtrade-zertifizierten Produkten werden in Deutschland 400 Millionen, in der Schweiz 328 Mio. Franken (etwa 273,8 Mio Euro) und in Österreich 100 Millionen Euro umgesetzt. 2011 Aus der Fairtrade Labelling Organizations International wird Fairtrade International 2012 TransFair feiert sein 20-jähriges Bestehen Die starke Kommerzialisierung und das schnelle Wachstum des Fairen Handels wecken Begehrlichkeiten. Global Player, also große Konzerne und Unternehmen, bemächtigen sich zunehmend der guten Idee, mit der viel Geld zu verdienen ist. Nicht immer ist erkennbar, wie ernst es den Unternehmen dabei ist, wirklich fair zu handeln, oder ob sie sich damit nur ein soziales Mäntelchen umhängen wollen. Denn was...