E-Book, Deutsch, 233 Seiten
Reihe: Tourismus kompakt
Harms / Heuwinkel Familienreisen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-381-12283-7
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wünsche, Anforderungen, Barrieren
E-Book, Deutsch, 233 Seiten
Reihe: Tourismus kompakt
ISBN: 978-3-381-12283-7
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Familien sind Vielfalt Eine Patchworkfamilie mit jugendlichen Kindern stellt andere Anforderungen an den Urlaub als ein junges Paar mit Säugling. Genau darin steckt die Herausforderung für die Tourismuswirtschaft. Kirsten Harms und Kerstin Heuwinkel stellen das Phänomen Familienurlaub vor. Konkret gehen sie u. a. auf die Reisemotive, die Bedürfnisse und die Reiseentscheidung ein. Auch die Angebotsgestaltung, z. B. die Anreise, Unterkunft, Freizeitgestaltung und Verpflegung, lassen sie nicht außer Acht. Ein aufschlussreiches Buch für Tourismusstudium und -praxis, z. B. Hotellerie, Reiseveranstalter und Reisebüros. Es ist auch für reisende Familien eine informative Lektüre.
Kirsten Harms ist Tourismusberaterin mit Schwerpunkt Familientourismus und Mitglied im Beratungsnetzwerk Gäste von Morgen. Prof. Dr. Kerstin Heuwinkel lehrt verantwortungsvolles Tourismusmanagement, Tourismussoziologie, sowie Gender und Diversität im Tourismus an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes.
Autoren/Hrsg.
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1.1 Basiswissen Familie
Der Begriff Familie ist mit vielen Assoziationen verbunden und in den folgenden Abschnitten finden sich Beispiele für veränderte Familienformen. Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf offiziellen Definitionen, welche die Grundlage für statistische Erhebungen liefern. Auf deren Grundlage kann ein Verständnis für die gesellschaftliche Bedeutung von Familien sowie für die ökonomischen Potenziale geschaffen werden. Im Mittelpunkt steht das in Deutschland verwendete Verständnis von Familie, da sich dieses in Abhängigkeit von kulturellen Normen und Praktiken deutlich vom Alltagsverständnis oder von anderen Ländern unterscheiden kann (Steinbach & Hank, 2020, S. 442). Kulturelle Vorstellungen wirken beispielsweise auf die Rollengefüge (z. B. Beziehung zwischen Eltern und Kindern) und Hierarchien (z. B. Stellung des erstgeborenen Kindes) innerhalb der Familie. Neben kulturell bedingten Unterschieden zeigen sich Veränderungen im zeitlichen Verlauf. Vorstellungen von der Familie in den 1960er-Jahren sind z. B. weniger vielfältig als das heutige Verständnis. Das gilt insbesondere für die Frage, wer und wie viele Menschen Eltern sein können und worauf die Elternschaft gründet. Die Familienwissenschaft betont, dass das Familienmodell der 1950er- und 1960er-Jahren mit Vater (Vollzeit), Mutter (Hausfrau) und zwei Kindern eine historische Ausnahme war (Steinbach & Hank, 2020, S. 441). Da es jedoch für zwei Jahrzehnte das dominante Modell in Westeuropa und Nordamerika war und von dort aus medial verbreitet wurde, entsteht der Eindruck, dass dieses bürgerliche Ideal für eine viel längere Zeit vorherrschte und als Standard dienen könnte. „Als Familie definiert der Mikrozensus alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, die in einem Haushalt leben. Im Einzelnen sind das Ehepaare, Lebensgemeinschaften sowie alleinerziehende Mütter und Väter mit ledigen Kindern.“ (Statistisches Bundesamt, 2021, S. 58) Als entscheidendes Kriterium für die statistische Definition von Familie dient, dass mindestens ein lediges Kind, unabhängig vom Alter, mit einem Elternteil gemeinsam in einem Haushalt lebt. Eingeschlossen sind leibliche Kinder, Stief-, Pflege- oder Adoptivkinder. Ausgehend von dieser Definition leben 12,0 Mio. Familien in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2024a, o. S.). Die Anzahl der Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind lag 2019 bei 8,2 Mio. und damit ähnlich hoch wie 2009 (Statistisches Bundesamt, 2021 S. 58). Die gesellschaftliche Bedeutung von Familien wird deutlicher, wenn die Lebensform Familie in Relation zur Bevölkerung gesetzt wird. Zwar ist der Anteil gesunken, aber die Lebensform Familie ist mit 49 Prozent noch immer für fast die Hälfte aller Menschen in Deutschland die aktuelle Lebensform (Statistisches Bundesamt, 2024b). Dabei existieren deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern mit einer Tendenz, dass Bundesländer in Ostdeutschland einen geringeren Prozentsatz aufweisen (Sachsen-Anhalt 42,8 Prozent) als Bundesländer im Westen (Baden-Württemberg 52 Prozent). Mit Ausnahme der Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin sind die Zahlen überall im Vergleich zum Jahr 2005 gesunken (Statistisches Bundesamt, 2024b o. S.). Der wichtigste Grund dafür ist der Anstieg des Alters. „49 Prozent der Bevölkerung leben in Familien – Anteil gesunken.“ (Statistisches Bundesamt, 2024b o. S.) Eine Veränderung lässt sich bei der Familienform feststellen, da die Zahl der verheirateten Paare gesunken (von 6 Mio. auf 5,7 Mio.) und die der nicht verheirateten Paare gestiegen (von 702.000 auf 942.000) ist (Statistisches Bundesamt, 2021, S. 58). Im Jahr 2019 waren sieben von zehn Elternpaaren in Familien (70 Prozent) verheiratet (2009: 73 Prozent). Alleinerziehende Mütter oder Väter machten 19 Prozent aller Familien aus (2009 ebenfalls 19 Prozent). Lebenspartnerschaften mit Kind(ern) stellten weitere 12 Prozent aller Familien. 2009 waren es neun Prozent. Wissen | Regenbogenfamilie „Regenbogenfamilien sind Familien, in denen mindestens ein Elternteil gleichgeschlechtlich liebt oder transgeschlechtlich lebt.“ (LSVD, 2024, o. S.) Diese vom Lesben- und Schwulenverband verwendete Definition ist bewusst weit gefasst, damit so viele Lebensmodelle wie möglich erfasst werden können. Beispiele sind gleichgeschlechtliche Paare mit leiblichen Kindern aus vorhergehenden heterosexuellen Beziehungen, Adoptiv- oder Pflegekinder, die bei transgeschlechtlichen Menschen aufwachsen oder auch Mehrelternfamilien, bei denen mehrere Menschen die Verantwortung für die Kinder übernehmen. Eine gesellschaftliche und politische Anerkennung, die im Familienrecht verankert ist, ist erforderlich, um das Wohl aller Beteiligten abzusichern. Offizielle Zahlen liegen bislang nur für gleichgeschlechtliche Familien mit minderjährigen Kindern vor. 2021 betrug die Zahl circa 10.000 Familien. Lesben- und Schwulenverband Deutschland LSVD