E-Book, Deutsch, 112 Seiten
Heidenreich Im Land der Trolle
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7345-5206-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Vorlesegeschichten zu Weihnachten
E-Book, Deutsch, 112 Seiten
ISBN: 978-3-7345-5206-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
'Im Land der Trolle' ist eine von insgesamt 10 weihnachtlichen Geschichten und gibt dem Buch den Titel. Die Storys sind sehr unterschiedlich und deshalb abwechslungsreich. Eher 'klassische' Weihnachtsgeschichten mischen sich mit ungewöhnlichen Blickwinkeln. Jede Geschichte ist mit zwei Bildern illustriert. Alle Geschichten sind 'kindergetestet' und von diesen hervorragend aufgenommen worden.
Jürgen Heidenreich hat bereits zahlreiche Fachbücher im Bereich HR veröffentlicht und schreibt als Fachjournalist für zahlreiche HR-Fachzeitschriften und Online-Portale (mehr unter www.juergenheidenreich.de). Er hat Pädagogik und Psychologie studiert. Hauptberuflich arbeitet Heidenreich bei einer großen Krankenversicherung im Vertriebsmanagement. Dies ist sein erstes Kinderbuch.
Weitere Infos & Material
Eine bärige Weihnacht
Sicher wisst Ihr, dass die Weihnachtsnacht, also die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember eine ganz besondere Nacht ist. Es können dann nämlich Wunder geschehen. Schon oft hat man davon gehört, dass in dieser Nacht Tiere sprechen können und Menschen sie verstehen. Das gilt aber nicht nur für unsere Haustiere. Denn in der Heiligen Nacht werden an einigen ganz bestimmten Orten auch Kuscheltiere lebendig. Sie können sich bewegen, sprechen und allerlei Unsinn machen. Die Geschichte die ich euch erzählen möchte spielt in einem Spielwarengeschäft. Allerdings nicht in einem dieser großen Kaufhäuser, wo die Spielwaren auf mehreren Etagen angeboten werden und ganz viele Dinge aus Kunststoff und billig hergestellt zu Weihnachten verkauft werden sollen. Nein, die Geschichte spielt in einem ganz kleinen Geschäft abseits der großen Einkaufsstraßen, in dem noch der Chef selbst, schon ein alter Mann, hinter dem alt modischen Tresen steht und Spielwaren aus Holz und handgearbeitete Kuscheltiere und Puppen verkauft. Der alte Abraham, so heißt der Mann, verkauft seine Kuscheltiere auch nicht an Jeden. Er sieht sich die Käufer nämlich sehr genau an. Wenn er der Meinung ist, dass seine Tiere es dort wo sie dann hingelangen würden, nicht gut haben, verkauft der sie einfach nicht. Er kann sich diese Marotte leisten, weil das Haus und das Geschäft ihm gehören, und er im Alter nicht mehr so viel Geld zum Ausgeben braucht. An diesem Tag, von dem ich euch erzählen will, sperrte der alte Abraham am Nachmittag sein Geschäft ab und ging in seine Wohnung, die in der oberen Etage des Hauses lag. Es fing gerade an dunkel zu werden. Kaum hatte er den Schlüssel aus dem Schloss gezogen und die Treppe nach oben betreten, wurde es im Laden lebendig. Wie schon in den Jahren zuvor kamen alle Teddybären aus ihren Regalen und Schränken gekrabbelt und trafen sich auf dem Boden hinter dem Tresen. So waren sie auch von draußen durch das Schaufenster nicht zu sehen. Viele von denen, die jetzt hier saßen, hatten auch schon im vergangenen Jahr die Weihnachtsnacht zusammen gefeiert. Das lag ganz einfach daran, dass der alte Abraham einige von ihnen besonders lieb gewonnen hatte und sie deshalb lieber in den Schränken versteckte, als sie an seine Kunden zu verkaufen. So saßen sie jetzt in einer großen Runde zusammen und fingen an zu erzählen. Als erster ergriff Beethoven das Wort. Beethoven war ein sehr großer Bär. Er hatte einen dicken, fast kugeligen Bauch, freundlich glänzende schwarze Augen und eine dicke Nase. Die Beine, die zu seinen großen Füßen führten, waren mit warmen Stulpen bedeckt. Auf dem Kopf trug er eine Pudelmütze mit einem lustigen Bommel daran. Um den Hals hatte er sich einen wärmenden Schal gewickelt und er hatte sogar ein paar Fausthandschuhe, die mit einem Band verbunden waren, dass ihm einmal um den Hals gewickelt war. So konnte er seine Handschuhe nicht verlieren. So begann Beethoven zu erzählen: „Es war einmal ein Bär,“ sagte er, „der hieß Jonathan“. Er hatte es gar nicht schlecht bei seinem Menschen, einem jungen Mädchen, die in einem wohlhabenden Haus lebte. Eines Tages machte die Familie bei der Jonathan wohnte, eine Schiffsreise. Das Mädchen nahm Jonathan hat mit auf das Schiff und spazierte mit ihm über das Deck. Es war eine Reise über Weihnachten. Am Heiligen Abend stand das Mädchen mit dem Bären an der Reling des Schiffes. Sie zeigte Jonathan den Sonnenuntergang. Plötzlich schlug eine hohe Welle gegen das Schiff, so dass dieses sich schräg auf die Seite legte. Vor Schreck ließ sie den Bären los und er fiel ins Wasser. „Bär über Bord!“ rief das Mädchen, aber niemand reagierte darauf. Sie weinte ganz heftig und lief zu ihren Eltern. Diese versuchten sie zu trösten und versprachen ihr nach der Ankunft einen neuen Bären kaufen. Inzwischen schwamm Jonathan im Meer. Nun können Bären zwar eigentlich schwimmen, aber Jonathan war schließlich ein Stoffbär. Deshalb saugte sich sein Fell und sein ganzer Körper voll mit Wasser, so dass er ziemlich schnell unterging. "Das war es denn wohl", dachte er, und weinte ein bisschen. Das fiel aber kaum auf, da er ja schon tief im salzigen Wasser schwamm. Immer tiefer sank der kleine Bär in Richtung Meeresgrund. Plötzlich sah er ein freundliches Gesicht. Ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren schwamm direkt neben ihm und sah ihn freundlich lächelnd an. „Wo kommst du denn her“, fragte sie ihn. Das heißt, eigentlich sprach sie nicht mit ihm, die Frage tauchte einfach in seinem Kopf auf. Und da es ja Weihnachten und die Sonne bereits untergegangen war, konnte Jonathan sich bewegen und sprechen. Er erzählte dem Mädchen, dass er von Bord des Schiffes gefallen war. Sie nahm ihn zärtlich in die Arme, drückte ihn an sich und fragte ihn, ob er bei ihr bleiben wolle. "Eigentlich ist mir das hier zu nass", sagte der Bär, "aber ich weiß ja nicht, wo ich sonst hingehen soll". "Du wirst es gut bei mir haben", antwortete das Mädchen, "ich werde dich zu Neptun bringen. Er kann uns bestimmt helfen, damit du bei mir bleiben kannst und dich nicht im Meerwasser auflöst." Sie drückte ihn fest an sich und schwamm schnell tiefer. Erst jetzt sah Jonathan, dass das Mädchen einen Fischschwanz hatte. Es war eine Meerjungfrau. Bestimmt hatte noch nie eine Meerjungfrau einen Kuschelären besessen. Schon nach kurzer Zeit erreichten die beiden ein Schloss auf dem Meeresgrund. „Das ist Neptuns Schloss“, erklärte das Mädchen. Sie schwammen durch ein großes Tor, das von zwei Wassermännern mit Dreizack bewacht wurde. Zügig durchschwamm das Mädchen die Gänge und Räume des Schlosses, bis sie direkt vor einen großen steinernen Thron anhielt. Darauf saß Neptun. „Hallo meine Tochter“, donnerte der Meeresgott mit einer Stimme, die Felsen zertrümmern konnte. „Was hast du da?“, fragte er das Mädchen. „Einen Teddybären“, antwortete sie, „Er ist bei einem Schiff über Bord gefallen und ich möchte gerne, dass er bei mir bleibt.“ „Hmh“, brummte Neptun, „Da hast du wohl Glück. Weil heute Weihnachten ist, hast du einen Wunsch frei. Wenn du willst, mache ich ihn zu einem Wasserbären.“ „Oh ja“, rief das Mädchen, „dann könnte er immer bei mir bleiben.“ „Hey Bär, willst du das auch?“ fragte die Donnerstimme. Jonathan hatte das Mädchen inzwischen schon lieb gewonnen. Er zögerte nur ganz kurz und nickte dann zustimmend. „Also gut“, rief der Gott, „dann sollst du jetzt ein Wasserbär sein. Und weil Weihnachten ist, sollst du auf Dauer beweglich sein und sprechen können. So sei es!“ Jonathan spürte, dass sich sein Fell veränderte. Es war zwar immer noch ein Fell, fühlte sich aber plötzlich anders an. Es war irgendwie wasserfest. Er fror auch nicht mehr in dem kalten Wasser und fühlte sich rundum wohl. „Ja“, schloss Beethoven seine Geschichte, „so war das damals mit dem ersten und einzigen Wasserbären, der noch heute als Kuscheltier bei seiner Meerjungfrau lebt.“ Die anderen Bären schwiegen ergriffen. Nach einiger Zeit räusperte sich ein anderer Bär mit Namen Mozart. Ja, es war kein Zufall, dass die meisten Bären den Namen eines berühmten Komponisten trugen. Der alte Abraham war nämlich ein leidenschaftlicher Liebhaber klassischer Musik. Mozart war bedeutend kleiner als der riesige Beethoven. Er trug eine Latz-Hose aus Jeansstoff, ein T-Shirt mit grünen, weißen und blauen Streifen und eine dunkelblauen Schirmmütze. "Ja, ja", begann Mozart, "immer wieder gehen Teddybären irgendwo verloren und die Menschen denken, sie wären auf dem Müll gelandet. Meistens stimmt das aber gar nicht. Ich will euch die Geschichte von Friedrich erzählen. Friedrich war auch ein Kuschelbär, der ging eines Tages mitten im Wald verloren. Er fiel nämlich aus der Kinderkarre, mit dem sein Mensch von seinen Eltern durch den Wald geschoben wurde. Auch das geschah am Weihnachtstag. Nicht nur für Kuscheltiere und Haustiere geschieht in der Weihnachtsnacht etwas Besonderes, sondern auch die Trolle in den nordischen Wäldern sind in dieser Nacht für alle anderen Lebewesen sichtbar. Und so kam es, dass eine Gruppe von Trollen Friedrich unter den Farnen am Rand des Waldweges fand. Sie nahmen ihn mit in ihre geräumige Höhle unterhalb eines hohlen Baumes. Friedrich gefiel es dort sehr gut. Es war warm und trocken und die Trolle waren sehr freundlich zu ihm. So entschloss er sich bei ihnen zu bleiben. Das war für alle eine gute Idee, denn Friedrich als Bär hatte eine untrügliche Nase für Honig. Auch als es wieder etwas wärmer war, konnte Friedrich, aufgrund der Zauberkräfte...