Heitkamp / Zwengel / Kummer | GERMAN KAIJU - verDAMNt! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

Heitkamp / Zwengel / Kummer GERMAN KAIJU - verDAMNt!


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-945230-69-5
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

ISBN: 978-3-945230-69-5
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Warten hat ein Ende und der Ausbau des German Kaijuversums bei uns, dem Leseratten Verlag, geht weiter. Nach der ersten Anthologie "GERMAN KAIJU" und der Novelle "Operation M.E.L.B.A." nun die zweite Anthologie. Ein bunter Reigen aus alten und neuen Autor:innen hat sich gefunden, ihre Heimatgegend zu zerlegen. Dabei geht es wieder hoch her. Freut euch auf ein Wiedersehen mit all den liebevollen Gestalten der DAMN - Abteilung aus Hamburg. Aber auch viele neue Abteilungen werden hier offenbart. Herausgeber ist wieder seine Grummeligkeit Markus Heitkamp.

Das Buch beinhaltet folgende Geschichten:

"Killing.exe" von Andreas Zwengel

"Falsch gemischt ist halb gestorben" von Claudia Rapp

"Free Meggie – Gefräßiger Schrecken aus dem See" von Sarah König

"Der Meggie-Heist" von Ralf Kor

"Bruderliebe - Blut ist dicker als Meerwasser" von Carolin Gmyrek

"Krebirah - Terror aus der Tiefe" von Markus Heitkamp

"Saat des Verderbens" von Rafaela Creydt

"Die freundlichen Tentakel aus der Nachbarschaft" von Isa Theobald

"Love Hurts" von Marina Heidrich

"Falter Royale" von Tanja Kummer

"Sie werden alle sterben ..." von Thorsten Küper

"Wahre Monster" von Thomas Williams

Heitkamp / Zwengel / Kummer GERMAN KAIJU - verDAMNt! jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Falsch gemischt ist halb gestorben
    In Marvins Kopf hämmert es. Er denkt an Konterbier und hört den Vortrag der gut aussehenden Professorin nur als melodisches Plätschern im Hintergrund seiner heftigen Katerkopfschmerzen. Neben ihm sitzt Robbi ebenso abwesend und schlaff auf seinem Stuhl, wie auch Marvin sich fühlt. Der erste Abend der Convention im Luxemburg war eben doch ein wenig zu feuchtfröhlich verlaufen. Als die Bar im Veranstaltungsgebäude die letzte Runde ausrief, hatten die beiden sich schon mit gleichgesinnten Nerds aus Frankreich, Belgien und Bulgarien zum Weiterziehen durch die lokalen Kneipen verabredet. Die hier übliche Mischung aus Bier und einem französischen Kräuterschnaps war süffig und berauschend gewesen. Er hatte die Gläser irgendwann nicht mehr mitgezählt. Und natürlich wurden am Ende, gegen vier Uhr morgens, auch noch die Schnäpse aus der Minibar im Hotel vernichtet. Nachts scheint jeder zusätzliche Schluck eine weitere großartige Idee. Am Folgetag hämmert dann eben der Kopf. Und die Aufnahmefähigkeit geht gegen null. Sie sitzen auch jetzt, zur Mittagszeit, nur in diesem Vortragsraum, weil es draußen arschkalt ist und beide wie ferngesteuert dem Anblick der attraktiven Dame gefolgt sind, die vorn gerade ausführlich über Meerjungfrauen in Märchen, Sagen und Popkultur referiert. Arielle, Undine, Melusine, Apfelsine – nein, das ist nur Marvins Kopf, der dem Rhythmus seiner Kopfschmerzen einen Singsang zur Seite stellt. Er hätte liegen bleiben sollen. Er hätte die Finger von dem Zeug mit dem Kräuterschnaps lassen sollen. Erste Regel beim Saufen: Nicht mischen. »Also heiratete Siegfried sie und sie schuf die Burg mit Hilfe ihrer Magie. Ihre Bedingung für die Ehe lautete, dass ihr ein Tag in der Woche gehören sollte, an dem niemand sie in ihrem Privatgemach stören dürfe …« Er starrt auf den hübschen Mund der Professorin, während sie über die lokale Variante der Sage berichtet. »Melusine blieb im Felsen gefangen, aber taucht alle sieben Jahre in Gestalt einer Schlange auf, einen goldenen Schlüssel im Maul. Wer mutig genug ist, den Schlüssel zu ergreifen, befreit sie und gewinnt sie als seine Braut …« Soweit er ihr folgen kann, hat die Geschichte weder Hand noch Fuß. Er muss plötzlich kichern. Klar, Meerjungfrauen haben ja auch keine Füße. Mühsam unterdrückt er das Geräusch, während die Professorin von einem Leinenhemd erzählt. Wenn Melusine es fertig genäht hat, bevor sie befreit wird, verschlingt der Felsen die gesamte Luxemburg. Vielleicht hat Marvin sich aber auch verhört.   Endlich ist der Vortrag vorbei. Robbi ist eingenickt. Marvin muss ihn geradezu hochhieven, damit er nicht auf dem Stuhl kleben bleibt. Gähnend stolpern sie aus dem Raum, aus dem Gebäude und an die frische Luft. »Lass uns mal ins Zelt rüber.« Robbi reibt sich die Augen. »Ich brauch noch Band 34 und 35.« Marvin winkt ab. »Scheiß Manga-Zeug. Wird dir das nie langweilig? Ich will lieber was essen.« Das scheint Robbi keine Antwort wert zu sein. Er stapft einfach los, durch die eisige Aprilkälte Richtung Händlerzelt. Genervt folgt Marvin ihm im Rhythmus des Hämmerns. Konterbier wäre gut, sonst hört das sicher den ganzen Tag nicht auf. Kurz vor dem Zelteingang macht Marvin die Biege, denn der Bierstand klappt gerade die Läden auf. »Eins bitte.« Er legt die Münzen auf den Tresen, nimmt die Flasche mit spitzen Fingern entgegen. Affenkalt, aber so muss das eben. Schnell trappelt er zum Zelt, um Robbi einzuholen. Drinnen umfängt ihn die Wärme des wummernden Heizgenerators. Bei den quietschbunten Mangas, die dieser seit einer Weile verschlingt, findet Marvin seinen Kumpel nicht. Er nimmt einen Schluck aus der frostigen Flasche und hält Ausschau, schlurft langsam an den Ständen mit Comics, Büchern, Raumschiff-Modellen und Merchandise vorbei. Dann erspäht er den hellblau gefärbten, stets zerzausten Schopf am hinteren Ende der ersten Tischreihe. Schluck, Hämmern, Schritte jetzt wieder im Takt. »Bist’n du gewesen?«, murmelt Robbi abwesend. Er blättert bereits in den Kisten gebrauchter Bücher. Teilweise sieht das aus wie von Uromas Dachboden. Marvin niest in den aufsteigenden Staub hinein und hebt zur Antwort nur die Bierflasche. Der Kerl hinter dem Büchertisch kommt ihm seltsam vor, fast schon unheimlich. Aber die Gänsehaut, die er zunächst im Rücken spürt, dann auf den Armen prickeln sieht, kommt sicher nur vom immer noch viel zu kalten Bier. »Dachte, du suchst Mangas«, bringt er hervor, um sich von dem unangenehmen Gefühl abzulenken, das der Blick des Alten in ihm auslöst. Wasserblaue Augen, eine leichte Häme um die Mundwinkel, tiefe Falten im blassen Gesicht. Es ist nur ein wirklich alt aussehender Mann. Und das Hämmern nervt. »Nee, aber guck mal hier. Geiler Scheiß, lauter okkultes Zeug.« Robbi hebt begeistert ein zerfleddertes Buch vor Marvins Nase. Vergilbt-blauer Einband, der Buchschnitt tintenblau gefärbt, der Titel in Prägeschrift: RITUALE UND BANNSPRÜCHE WELSCHER TRADITION. Es gibt noch einen verschnörkelten Untertitel. Gesammelt und um Sprüche aus weiteren Regionen ergänzt durch H.G. Argensteyn. Marvin seufzt und zuckt die Achseln. »Kauf halt«, brummt er resigniert, denn er kennt das schon. Wenn Robbi so hellwach und enthusiastisch dreinblickt, wurde eine seiner Leidenschaften geweckt – und Robbi hat viele Leidenschaften, denn ständig kommen neue dazu, ständig werden alte wieder angefacht. Dazu braucht es nur wenig. Ein sexy gezeichnetes Manga-Mädchen, eine Folge der neusten Marvel-Serie, einen Trailer für ein obskures Weltraumschlachten-Game. Er selbst ist da anders, ein auf ewig treuer Fan seiner Lieblingsthemen. Wohlfühlfaktor wohlbekannt. Und er liebt es, sich auszukennen. Immer wieder neue Dinge zu entdecken, stellt er sich anstrengend vor. Und dieser Kerl, der die modrigen, miefigen Folianten verkauft – der Alte presst die spröden Lippen zusammen und sieht Robbi geradezu lauernd an. Das Hämmern wird unerträglich. Auch ein weiterer Schluck aus der Flasche kann daran nichts ändern. Während Robbi immer noch ehrfürchtig in dem blauen Buch blättert, wird es Marvin zu stickig in der Ecke, denn das Warmluftgebläse drückt hier ganz in der Nähe seinen hitzigen Schwall herein. Er winkt ab und verlässt mit wackligen Schritten das Händlerzelt.   »Und jetzt?« Marvin kratzt sich das spärlich bewachsene Kinn. Robbis Begeisterung ist ansteckend, das muss er zugeben, aber so ganz hat er noch nicht verstanden, wohin die Reise geht. Nachdem er sich zweimal übergeben und zwei weitere Konterbier getrunken hatte, ließ das Hämmern in seinem Kopf nach und die Gedanken wurden langsam wieder klarer. Zumindest erschien es ihm so. Robbi war kurz danach aus dem Zelt gekommen und hatte stolz das vergilbt-blaue Buch präsentiert. »Passt zu deiner Haarfarbe«, hatte Marvin zunächst nur gemurmelt, weil ihm sonst nichts dazu einfiel. Aber inzwischen hat Robbi ihm hastig, ausführlich und reichlich verworren erklärt, dass sie auf Schatzsuche gehen werden. Oder besser: das alte Buch mit den Stockflecken auf den Seiten wird ihnen den Weg zu einem Schatz weisen. Vielleicht auch zu mehreren. Marvin kratzt weiter. Die braunen Bartstoppeln scheinen heute besonders störend. Robbi lässt sich von der Begriffsstutzigkeit seines Freundes nicht irritieren. »Das ist eindeutig ein Ritual für Schätze, hör doch zu.« Er räuspert sich, setzt einen wichtigtuerischen Gesichtsausdruck auf und rezitiert aus dem Buch: »Willst du aufsteigen lassen, heben und halten, was verborgen, willst den Glanz aus der Tiefe dein Eigen nennen, dann versprich ihr nur eins: Nie darfst du nach ihr blicken, wenn sie bar der Gewänder dem Wasser entsteigt. Verhülle dein Antlitz, dann sei alles dein.« Marvin blickt in die erwartungsvoll aufgerissenen Augen seines Kumpels. »Äh«, macht er. Nickt dann bedächtig, weil er das für eine angemessene Reaktion hält. Scheint nicht auszureichen, denn Robbis Brauen ziehen sich nun langsam zusammen. »Wieso bist du so sicher, dass es um Schätze geht?«, fragt er daher schnell. »Verborgener Glanz aus der Tiefe, ist doch klar«, kommt es augenblicklich zurück. Bevor Marvin etwas einwenden kann, bevor er überhaupt den Gedanken zu Ende denken kann, dass es doch auch um etwas ganz anderes gehen könnte, dass er doch irgendwo irgendwas gehört hat, worauf dieser Spruch passen könnte … das ist doch noch gar nicht lange her … Da quasselt Robbi schon aufgeregt weiter. »Und dann nehmen wir gleich im Anschluss das mit dem Riesen, den Spruch von vorhin, der alles vergrößert, worum du bittest, wonach dein Sehnen trachtet«, zitiert er. »Wir sagen beides nacheinander auf und dann finden wir den größten Schatz, der hier in der Gegend vergraben ist!« Seine Augen leuchten, die zauseligen Haare scheinen wie elektrisiert. Marvin muss unwillkürlich an Rick und Morty denken – Robbi ist ein jüngerer Rick, er ein älterer Morty. Dann fällt ihm etwas anderes ein. »Aber ganz am Anfang, in dieser Einleitung von dem Altenstein …« »Argensteyn!«, unterbricht Robbi ihn. Marvin stockt, will den Faden nicht schon wieder verlieren. »Genau, ja. Da am Anfang stand doch, dass man die Rituale nicht mischen soll. Irgendwas von Gefahr und Konsequenzen.« Robbis Lachen ist unbekümmert. »Seit wann kümmerst du dich um Konsequenzen, Alter?« Kotzen und...



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