Hellwig | Die gefallenen Herrscher | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

Hellwig Die gefallenen Herrscher

Als die Menschen die Erde verkauften
2. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7528-4486-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Als die Menschen die Erde verkauften

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

ISBN: 978-3-7528-4486-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In den Augen eines geheimen Bündnisses führender Politiker und Unternehmer sowie einflussreicher Privatpersonen hat die Demokratie, wie wir sie kennen, ausgedient. An ihre Stelle soll vielmehr die Herrschaft des totalen, auf grenzenlose Profitmaximierung ausgerichteten Kapitalismus treten. Mittendrin: Die Kervielia Group, der größte und mächtigste Rohstoffkonzern der Welt. Dessen unstillbare Gier nach uneingeschränktem Wachstum droht der Natur auch die letzten Rückzugsnischen zu rauben. Unterstützt wird das weltumspannende Unternehmen von einer skrupellosen Beratungsfirma, die sich auf das Krisenmanagement für Mandanten mit besonders zwielichtigen Geschäftspraktiken spezialisiert hat. Die Ermordung eines hochrangigen Vertreters der Kervielia Group führt schließlich unerwartet die Schicksale unterschiedlichster Protagonisten zusammen, die in einem beispiellosen Wettlauf gegen die Zeit gemeinsam den Kampf gegen die dunklen Machenschaften des Konzerns aufnehmen. Doch der schier übermächtige Gegner scheint der Gruppe um den Interpolagenten Hudson und die Umweltwissenschaftlerin Dr. Bleriott stets einen Schritt voraus zu sein.

Christian Hellwig, geboren 1986 in München, ist als erfahrener Kommunikator und (geo)politischer Risiko- & Policy-Analyst eng vertraut mit komplexen Themen an den Schnittstellen zu Politik, Umwelt, Gesellschaft, Medien und Wirtschaft. Zu seinen Arbeits- und Themenschwerpunkten gehören unter anderem das Entwerfen & die Umsetzung von Konzepten zur Meinungsführerschaft, die Entwicklung von Unternehmens- & Kommunikationsstrategien, strategischen Positions- & Grundsatzpapieren sowie die Durchführung interdisziplinärer Risiko- & Trendanalysen. Christian Hellwig ist Absolvent der britischen Universität London School of Economics & Political Science (LSE) und erlangte seinen Masterabschluss (Master of Science) in International Relations. Seine Schwerpunkte lagen hierbei auf Außenpolitikanalyse und Wirtschaftsdiplomatie. Zuvor absolvierte er seinen Bachelor of Arts in Governance & Public Policy an der Universität Passau und Malmö University in Schweden. Nach ersten praxisrelevanten Stationen im Deutschen Bundestag, Bayerischen Wirtschaftsministerium und bei der Deutschen Handelskammer in Österreich folgten Tätigkeiten bei einer internationalen Anwaltskanzlei, einem Münchner Start-up sowie verschiedenen führenden Unternehmensberatungen aus den Bereichen Strategische Kommunikation, Public Affairs, Risikoanalyse und Strategische Voraussicht. Aktuell arbeitet Christian Hellwig bei Deloitte als Senior-Berater für die Bereiche Strategic Risk, Geopolitik, Resilience und Krisenmanagement.

Hellwig Die gefallenen Herrscher jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Erstes Kapitel: Das Anthropozän Boa Vista, Kap Verde,
13.05.2014 Die nackten Hände gruben sich immer tiefer in die nassfeuchte Schatzkammer, die nur widerwillig ihr wertvollstes Gut, den Sand, preisgab. Wie Messer schnitten sie kleine Wunden in ihre Opfer, indem sie kleine Partikel aus dem großen Ganzen einfach herausrissen. Das Opfer blutete entlang der gesamten Strandlinie. Nur die Hände derer, die der Versuchung, den Schatz zu heben, nicht widerstehen konnten, spürten, dass der Strand- und Meeresboden unter ihnen mit jeder zusätzlich vergehenden Minute ein winziges Stückchen weiter absackte. Sie alle standen kurz vor der totalen physischen Erschöpfung. Egal ob Mann, Frau oder Kind – alle kämpften sich hastig Meter um Meter voran. Denn es musste in dieser Nacht alles sehr schnell gehen. Extrem schnell. Jede Minute, gar jede Sekunde war von entscheidender Bedeutung. War der eine Eimer voll, so reichte einem eine fremde Hand bereits den nächsten und der bis oben hin gefüllte Eimer wanderte entlang einer meterlangen Menschenkette zur Ladefläche eines Lkw. Für Außenstehende hätten die Vorkommnisse dieser noch so jungen, warmen Mainacht mitten im atlantischen Ozean etwas Befremdliches gehabt. Wohl gar etwas Schockierendes. Doch diese Geschehnisse hatten ohne Zeugen auszukommen. Denn was die Menschen genau in diesem Moment in Form des Sandraubs 2 taten, stand mittlerweile unter Strafe. Hier auf Boa Vista, der drittgrößten kapverdischen Insel, erschien die Welt tagsüber in einem anderen Licht als bei Nacht. Während sich am Mittag Touristenscharen an den längsten und schönsten Stränden von Kap Verde vergnügten, machten sich wenige Stunden später zerstörerische Kräfte daran, eben dieses bestehende Naturparadies Stück für Stück auseinanderzunehmen. Die meisten, die sich dieses Verbrechens schuldig machten, wollten das eigentlich nicht. Nichtsdestotrotz hatten sie keine andere Wahl, als sich jede Nacht beinahe zu Tode zu schuften. Denn zu groß war ihre Armut, zu erschöpfend ihre Perspektivlosigkeit und dementsprechend zu reizvoll der Ausblick auf rasch verdientes Geld. In zwei Stunden würden die Händler kommen, um das wertvolle Gut abzuholen, welches sie dann später mit hohen Gewinnmargen in alle Winkel der Erde verkaufen sollten. Nach mehreren Stunden des Schuftens ohne Pause musterte Césaria ihre Hände das erste Mal. Sie schmerzten enorm. Die scharfen Kanten einiger Muscheln und Steine hatten zahlreiche oberflächliche Kratzer, aber auch tiefergehende Wunden in ihre zarte Haut gerissen, die nicht wirklich für diese schwere Arbeit gemacht war. Doch sie musste gegen die pochenden Schmerzen ankämpfen. Sie musste einfach durchhalten. Wie jeder andere in der heutigen Nacht. Denn jeder Einzelne wurde nur an der Zahl der am Ende gefüllten Eimer gemessen. Einen Stundelohn gab es nicht. Eine Schaufel und andere Utensilien hätten ihre Strapazen mit Sicherheit lindern können, sie hatte dafür jedoch kein Geld. Mit dem heutigen Verdienst, so schwor sie sich im gnadenlosen Krieg gegen die Zeit, würde sie sich für den kommenden nächtlichen Raubzug im Norden ihrer Heimatinsel, die zu der berühmten Inselgruppe Ilhas de Barlavento gehörte, eine Schaufel und weiteres Equipment leisten. Und irgendwann, so hoffte Césaria, könnte sie ihrer Heimat, die den Touristen aus Europa und Nordamerika nur als ein Paradies auf Erden in Erinnerung bleiben würde, in naher Zukunft den Rücken kehren. Sofern bis dahin noch etwas von den unberührten Sandbeständen des Meeresgrundes und der Küstenlinien, die es abzutragen galt, übrig bleiben sollte. *** Kalifornien,
31.07.2014 »Ich weiß beim besten Willen nicht, wie es weitergehen könnte. Meine gesamte Existenz steht nicht nur auf dem Spiel, sie schwebt schon mit einem Bein über dem Abgrund, wie man ja sehen kann. Und am zweiten Bein nagen ebenfalls die Ratten unserer Zeit.« Glenn Kremer blickte verzweifelt auf das vollkommen ausgedorrte Land, das sich vor seinen mit Tränen befeuchteten Augen zu endlosen Weiten auszudehnen schien. Der Kampf der letzten 15 Jahre hinterließ nicht nur unübersehbare Spuren in der kargen, beinahe toten Landschaft Kaliforniens, sondern auch in den Gesichtern derer Menschen, die ohne Aussicht auf Erfolg versuchten, der apokalyptischen Dürre der letzten Jahre Herr zu werden. Die Jahre 2012 und 2014 waren in der Geschichte des sonnigen US-Bundesstaates die trockensten seit mehr als 1200 Jahren. Hier, im nördlich gelegenen Richvale, waren nur die Ausläufer einer Katastrophe zu vernehmen, die bereits auf kurzfristige Sicht das Leben aller Menschen, nicht nur in ganz Kalifornien, sondern im gesamten Westen und Süden der USA zu Fall zu bringen drohte. 3 Kremer verkörperte den Idealtyp eines bis dato erfolgreichen Landwirts, der sein Glück in Kalifornien gesucht und gefunden und seinen Betrieb erfolgreich zu einem industriellen Großkonzern ausgebaut hatte. Diese Reise hatte vor mehr als 20 Jahren begonnen. Jetzt, so mutete es an, war der glänzende Lebensfunke in seinen Augen erloschen. Seine Körpersprache war träge geworden von den Entbehrungen und Durchhalteparolen, die ihn täglich unaufhaltsam plagten. Die letzten extremen Dürreperioden seit 2012 drohten seinem Geschäftstrieb nun endgültig das Ende zu bereiten. Für viele Landwirte in der Region, aber auch in anderen Bundesstaaten des Mittleren Westens und Südens, stand die gesamte Existenz auf dem Spiel. Denn ihre Ernteerträge gingen von Jahr zu Jahr überproportional stark zurück, ohne jegliche Entspannungstendenz. Gleichzeitig stiegen die Preise für Wasser, das für die Bewässerung unerlässlich war, ins Unermessliche. An allen Ecken und Enden wurde gespart. Auf Dekret des Gouverneurs wurde sogar an mehreren Tagen der Woche das für private Haushalte verfügbare Wasser fast vollständig rationiert. Wer illegal seinen Rasen wässerte, hatte mit hohen Geldstrafen rechnen. Diese Gesamtsituation führte zu teils sonderbaren Auswüchsen menschlicher Innovation. Wasserraub entwickelte sich in diesem Dunstkreis zu einem profitablen, neuen Geschäftszweig, dem mehr und mehr Menschen erlagen. Die einen zapften über Bewässerungsleitungen illegal Wasserfälle an, die anderen plünderten Feuerwehrhydranten oder raubten ganze Tanks, die überhaupt erst die Arbeit der örtlichen Feuerwehren ermöglichten. Wasserraub war allerdings nur das Symptom eines tiefergehenden Problems: Der Grundwasserentnahme. Alleine im US-Bundesstaat Kalifornien verfügten schätzungsweise 30000 Personen und Unternehmen über Lizenzen zur legalen Grundwasserentnahme. Wer, wann und wie viel entnahm, konnte keine staatliche Regulierungsbehörde sagen, da es in den meisten Fällen nicht einmal Wasserzähler gab oder diese oftmals einfach geknackt und manipuliert wurden. 4 Kremer drehte sich kurz zur Seite, um sich von der blendenden Sonne am blauen kalifornischen Himmel abwenden zu können. Mit zögerlicher Stimme fragte er eine der zwei neben ihm stehenden Personen: »Was meinen Sie, gibt es noch eine realistische Chance, mein Farmland zu retten? Herr im Himmel, diese Morgenhitze macht mich fertig.« Kremer holte einen Stofffetzen aus einer seiner hinteren Jeanstaschen und wischte sich mit einem lauten Stöhnen über seine runzlige Stirn. Seine Haut war braunverbrannt, man sah ihm an, dass er viel Zeit im Freien verbrachte. Dr. Maven Bleriott kniete sich rechts von ihm auf den staubtrockenen Boden. Nach einer prägnanten Pause und einem prüfenden Blick auf das Bodenmaterial, ließ sie den Sand quälend langsam durch ihre Finger gleiten. Kleine Staubwolken hoben sich ab und es schien so, als würde sich die trockene Erd- und Gesteinsmasse in Luft auflösen. »Mr. Kremer, glauben Sie an das natürliche Recht des Menschen, die Welt gemäß seinen Vorstellungen neu zu gestalten?« Sie schaute ihn dabei nicht direkt an. »Wie meinen Sie das?«, entgegnete dieser leicht irritiert und runzelte unbewusst seine Stirn, so dass sich die zunächst angedeuteten, furchenartigen Falten zu tiefen Gräben verzogen. »Die Dürreperioden, von denen Sie betroffen sind, entspringen in der Regel naturbedingten Schwankungen. Doch wir konnten in unseren Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit der NASA, dem NOAA und der Columbia Universität nachweisen, dass der anthropogen verstärkte oder gar verursachte Klimawandel diese Dürrephasen in ihrer Dauer und Intensität entscheidend verlängert. In der Konsequenz bedeutet dies, dass selbst schon der natürliche Zyklus extreme Klimaveränderungen bedingen kann. Jedoch ist die aktuell desaströse Lage in zunehmendem Maße dem menschlichen Handeln zuzuschreiben. Hinsichtlich der Ursachen des kontinuierlich hohen Verlusts landwirtschaftlicher Nutzflächen ist hierbei noch gar nicht berücksichtigt, dass Sie selbst mittels Ihrer agrarwirtschaftlichen Nutzung die Oberflächenstruktur des um uns befindlichen Landes irreversibel zum Schlechten verändert haben. Hätten...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.