E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Hemmerich 100 Jahre Salzburger Festspiele
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7110-5222-3
Verlag: ecoWing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine unglaubliche Geschichte in fünf Akten
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7110-5222-3
Verlag: ecoWing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Salzburger Festspiele: 100 Jahre Kunst, Kultur und großes Drama
Salzburg hat eine fünfte Jahreszeit: die Festspiele. Das größte Klassik-Festival der Welt zieht jedes Jahr tausende Menschen in die Mozartstadt. Prominente, Politiker, aufstrebende Stars und illustre Persönlichkeiten geben einander die Klinke in die Hand. Malte Hemmerich erzählt die unglaubliche Geschichte des Festivals in fünf Akten – ein unterhaltsamer Streifzug durch die Geschichte:
- Herbert von Karajan, Teodor Currentzis, Nikolaus Harnoncourt und viele mehr: Diese Künstler prägten die Festspiele
- Kunst als Friedensprojekt: vom Wiederaufbau nach dem Krieg zum kulturellen Großereignis
- Stars, Sternchen und Skandale: ein Blick hinter die Kulissen des Welttheaters
- Standing Ovations und Buhrufe: die Salzburger Festspiele als Achterbahn der Gefühle
- Mit einem Vorwort von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Festspiele
Von den Anfängen bis heute: Eine Chronik des Jedermann-Mythos
Seit Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal die Salzburger Festspiele 1920 ins Leben riefen, haben sie sich als weltweit bedeutendstes Festival der darstellenden Künste etabliert. Wer hier den Jedermann gibt, hat den Olymp seiner Zunft erklommen. Wer hier den Taktstock schwingt, hat sich den Titel Maestro wahrlich verdient. Die Festspiel-Intendanten schaffen jedes Jahr aufs Neue den Balanceakt zwischen Kunstanspruch und Wirtschaftlichkeit, zwischen Innovation und Tradition.
In fünf Episoden zeigt Malte Hemmerich Highlights aus 100 Jahren Festspiel-Geschichte: ihre kulturelle Relevanz, die schillernde Atmosphäre, atemberaubende Opern-Abende, außerirdisch schöne klassische Musik, aber auch Streitigkeiten und allzu menschliche Eifersüchteleien.
Dieses Buch macht deutlich, warum die Salzburger Festspiele ihren besonderen Glanz über all die Jahre nicht eingebüßt haben!
Weitere Infos & Material
Vorwort von Helga Rabl-Stadler
Festspiele in Salzburg als erstes Friedensprojekt – das war die erklärte Absicht der Gründerväter, des Theatermagiers Max Reinhardt, des Poeten Hugo von Hofmannsthal, des damals schon weltberühmten Komponisten Richard Strauss, des anerkannten Direktors der Wiener Staatsoper Franz Schalk und des erfolgreichen Bühnenbildners Alfred Roller. Weil Salzburg wegen »seiner wundervollen zentralen Lage und seiner landschaftlichen und architektonischen Pracht« das Zeug dazu hätte »Wallfahrtsort zu werden für die zahllosen Menschen, die sich aus dem blutigen Gräuel dieser Zeit nach den Erlösungen der Kunst sehnen«. (Max Reinhardt) Weil Salzburg das »Herz vom Herzen Europas« (Hugo von Hofmannsthal) sei mit einer besonderen Aufgabe, einer geradezu historischen Sendung. Und weil nur die Kunst, ausgedrückt durch ein Festspiel, die vom Krieg gegeneinander gehetzten Völker wieder friedlich zueinander bringen könnte. Mir als geborene und immer noch begeisterte Salzburgerin gefällt diese Verehrung für die schöne Stadt natürlich sehr! Und ich schäme mich angesichts der Tatkraft dieser Gründerväter manchmal für den Kleinmut, das Selbstmitleid von uns Heutigen. Ihrem Glauben an die Kraft der Kunst und den Kraftort Salzburg verdanken die Festspiele ihre Existenz. Sie ließen sich nicht beirren von ständigen Geldnöten. Sie ließen sich nicht abhalten von der Idee »einer Weltkunstzentrale auf österreichischem Boden«, obwohl Österreich 1918 vom Europa umspannenden Habsburgerreich zum vergleichsweise winzigen Rest geschrumpft war. Sie ließen sich nicht entmutigen von der – verständlichen – Mutlosigkeit der Mehrheit. Diese drückte sich schon in der Namensgebung der Ersten Republik aus: Weil man nicht an die Überlebensfähigkeit des Mini-Österreichs glaubte, nannte man sie Deutschösterreich. Es ist daher kein Wunder, dass den meisten Festspiele als künstlerischer und wirtschaftlicher Motor einer Region, so wie sie Max Reinhardt schon 1917 prophezeite, eine Fata Morgana mitten in den Nachkriegsnöten zu sein schien. Sie sahen nicht die ferne Chance, dass der Tourismus dem Land einst Brot bringen würde. Sie sahen nur die nahe Gefahr, dass das Brot durch ausländische Gäste noch weniger würde. Und tatsächlich mussten für die ersten Festspiele 1920 außertourlich 54 000 Kilo Mehl in Salzburg ausgegeben werden, um die ärgste Not zu lindern. Die Aufrufe der Festspielgründer strotzten trotzdem vor Optimismus. »Möge das Festspielhaus ein Feiertagshaus künstlerischer Kultur Europas zu Gast in Österreich werden«, schwärmte der Festredner Rudolf Holzer bei der ersten ordentlichen Generalversammlung der Salzburger Festspielhausgemeinde am 15. August 1918, also noch im Krieg. Für Hugo von Hofmannsthal war das Salzburger Festspielhaus gar »ein Symbol. Keine Theatergründung, nicht das Projekt einiger träumerischen Phantasten und nicht die lokale Angelegenheit einer Provinzstadt. Es ist eine Angelegenheit der europäischen Kultur und von eminenter politischer, wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung«. Und Max Reinhardt erklärte 1917 in seiner Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses in Hellbrunn: »Neben vielen höchst bedeutungsvollen Erscheinungen, die unsere Zeit uns offenbart, ist auch die bemerkenswerte Tatsache zu verzeichnen, dass die Kunst, insbesondere die Kunst des Theaters sich in den Stürmen dieses Krieges nicht nur behauptet, sondern ihr Bestehen und ihre Pflege geradezu als unumgängliche Notwendigkeit erwiesen hat. Die Welt des Scheines, die man sich durch die furchtbare Wirklichkeit dieser Tage ursprünglich aus allen Angeln gehoben dachte, ist völlig unversehrt geblieben, sie ist eine Zuflucht geworden für die Daheimgebliebenen, aber ebenso für viele, die von draußen kommen und auch für ihre Seele Heilstätten suchten. Es hat sich gezeigt, dass sie nicht nur ein Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern ein Lebensmittel für die Bedürftigen ist.« Liest man all die glühenden Bekenntnisse zu Festspielen in Salzburg, dann versteht man sehr bald, dass sie nicht trotz der düsteren Zeiten, sondern gerade deshalb so vehement, so berührend ausfielen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen Ende sich 2020 zum 75. Mal jährt, erfüllten die Festspiele eine eminent politische Funktion. Eine der ersten Taten von US-General Mark Clark (1945 bis 1947 US-Hochkommissar für Österreich) war es, den von den Nazis abgesetzten Festspielpräsidenten Heinrich Puthon zurückzuholen und bereits für den August 1945 wieder Festspiele in Salzburg einzufordern – obwohl Salzburg damals noch in Schutt und Asche lag. Clark wählte für seinen ersten öffentlichen Auftritt in Österreich am 12. August 1945 absichtsvoll die Eröffnung der Festspiele: »Ich bin mir sicher bewusst, dass diese frühe Einführung ihrer Festspiele ein Beweis dafür ist, dass die gemeinsame Arbeit des österreichischen Volkes und der Vereinten Nationen, ein freies unabhängiges Österreich wiederherzustellen, bald glücken wird.« Und auch die europäische Gründungsmission der Festspiele wird in der jungen Zweiten Republik wieder in den Mittelpunkt gerückt: So gab Bundeskanzler Leopold Figl in seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1949 – wenige Tage vor der ersten Sitzung des im Mai 1949 gegründeten Europarates in Straßburg – den Festspielen erstmals offiziell eine europäische Dimension: »Die Festspiele, hier in der Mitte Europas, gleich nach dem romanischen Süden wie dem germanischen Norden und dem slawischen Osten, hier im Schnittpunkt der verschiedensten Geistesrichtungen und politischen Interessen sind sie Manifestation nicht nur des österreichischen, sondern auch des gesamteuropäischen Kulturwillens. […] Nicht mehr vereinzelt erklingt der Ruf nach einem engeren Zusammenschluss der europäischen Staaten und nach einer ernsten Rückbesinnung auf die gemeinsamen Kulturwerte, sondern er ist Wunsch und Hoffnung jedem, der für uns alle eine bessere Zukunft ersehnt.« Der Bau des Großen Festspielhauses und dessen Einweihung vor 60 Jahren waren daher so wie die Gründung der Festspiele einmal mehr nicht die bloße Gründung eines weiteren Theaters: Es war ein Leuchtturmprojekt des 1945 befreiten Österreichs. Wirtschaftlich ist Salzburg ohne Festspiele heute undenkbar. Es war Landeshauptmann Franz Rehrl, der bereits in den 1920er-Jahren das ökonomische Potential einer großen Kulturveranstaltung erkannte. Er rettete die Festspielhausgemeinde mehrfach vor dem Konkurs. Mit der Bildung eines Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs im Land Salzburg am 27. Dezember 1926, dessen Aufgabe laut Protokoll expressis verbis die dauerhafte Finanzierung der Festspiele sein sollte, setzte er eine echte Pioniertat. Dies wusste Max Reinhardt aufs Rührendste zu würdigen. 1930 ließ er dem landesherrlichen Schutzpatron der Festspiele eine Büste anfertigen und schrieb, »dass es zumindest ebenso viel bedeutet, künstlerische Dinge zu verwirklichen, wie sie zu ersinnen.« Die kühne Prophezeiung Max Reinhardts hat sich glücklicherweise bewahrheitet. Die Salzburger Festspiele sind künstlerischer und ökonomischer Motor einer ganzen Region. Die Salzburger Festspiele sind eine Weltmarke. Die Salzburger Festspiele sind ohne Übertreibung das wichtigste und größte Klassikfestival der Welt. Menschen aus über 85 Ländern, davon 45 außereuropäischen, kommen alljährlich zu Pfingsten und im Sommer, kaufen über 260 000 Karten und besuchen mehr als 200 Veranstaltungen. Mein erster Festspielbesuch fand am 17. August 1961 bei Schnee (!) in der Felsenreitschule statt: Der Bauer als Millionär von Ferdinand Raimund mit Christiane Hörbiger als Lottchen. »Ich kann meine Eindrücke und die Schönheit nicht mit Worten beschreiben«, vertraute ich als 13-Jährige meinem Tagebuch an. Die Eindrücke wunderbarer Festspielaufführungen, welche weit in den Alltag hineinreichen, sind heute oft das Thema von Briefen, die ich als Festspielpräsidentin erhalte. »Festspiele müssen ein Epizentrum des Besonderen sein«, postulierte unser jetziger Intendant Markus Hinterhäuser bei seinem Amtsantritt. Keine bloße Aneinanderreihung von Events, keine beliebige Starparade, aber eine große Erzählung über die Kraft der Kunst. Mit den besten Künstlerinnen und Künstlern, damit das eintritt, was der unvergessliche Dirigent Nikolaus Harnoncourt sich immer gewünscht hat und was ihm so oft auch gelungen ist: »Wenn wir, die Künstler, gut gewesen sind, dann kommen die Menschen verändert aus einer Aufführung heraus.« Die Geschichte der Salzburger Festspiele ist denn auch eine Geschichte der...