Hennerkes Die Familie und ihr Unternehmen
2. Auflage 2005
ISBN: 978-3-593-40119-5
Verlag: Campus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Strategie, Liquidität, Kontrolle
E-Book, Deutsch, 450 Seiten, Mit Lesebändchen
ISBN: 978-3-593-40119-5
Verlag: Campus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Inhalt
Vorwort9
1.Das Familienunternehmen im Wandel der Zeit11
Max Müller - ein Beispiel, das für viele steht12
Ein kurzer Blick in die Geschichte14
Familienunternehmen - Bedeutung und Probleme16
Die volkswirtschaftliche Dimension19
Vier existenzielle Herausforderungen für die Zukunft23
Eine neue Initiatve26
2.Das Fundament ist die Familie28
Die Persönlichkeit des Unternehmers28
Der Einfluss der Familie32
-Die Familie in der Entwicklung43
Generationenkonflikt und Wertewandel45
-Ganzheitliche Familienstrategie49
Streit als der größte Wertvernichter58
3.Die Verankerung von Familie und Unternehmen im Recht67
Die Bedeutung der Rechtsform67
-Der Gesellschaftsvertrag als Magna Charta des Familienunternehmens96
Die Ehe als Grundlage für unternehmerischen Erfolg108
-Zusammenleben ohne Eheschließung117
Eingetragene Lebenspartnerschaft119
4.-Die interne Nachfolge - der wichtigste Garant für Kontinuität123
Die heutige Situation123
Das Erbrecht - ein Grundpfeiler unserer Eigentumsordnung131
Die Erbschaftsbesteuerung - eine schwierige Hürde147
Die vorweggenommene Erbfolge als Ausweg aus der Steuerfalle150
-Minderjährige und kranke Kinder153
Ohne Versorgung der Senioren geht es nicht161
-Lang dauernde Handlungsunfähigkeit vor dem Tode164
Punkte, die man leicht vergisst173
5.-Unternehmensfortführung durch Dritte175
Die Geschäftsführung durch fremde Dritte175
Risiken der Testamentsvollstreckung192
Die Stiftung - eine realistische Gestaltungsalternative202
Der Verkauf des Familienunternehmens215
6.Die Sicherung des Privatvermögens236
Die Ausgangssituation236
Anforderungen an die Vermögensverwaltung239
Das Family Office - ein neuer Weg250
7.-Führung und Beratung255
Corporate Governance - was ist das eigentlich?255
Der Beirat als Beratungs- und Kontrollinstanz266
Die wichtigsten Berater des Unternehmers281
8.Unternehmerische Risiken erkennen und bewältigen307
-Rechnungswesen und Bilanzierung als Grundlage der Risikoerkennung307
Controlling als Steuerungsinstrument318
Die Versicherung betrieblicher und privater Risiken324
Chancen und Risiken der Globalisierung328
-Datensicherheit als Kernvoraussetzung der Zukunftsfähigkeit332
Erneuerung der Ertragskraft durch Restrukturierung335
Die Insolvenz als Haftungsfalle für die Geschäftsführung350
9.Die Finanzierung des Familienunternehmens - eine Achillesferse355
Liquidität und Kapital - bedrohliche Engpässe355
Der klassische Bankkredit als Auslaufmodell?357
Die Finanzierung über den Kapitalmarkt - Lösung oder Irrweg?368
Börsengang und Abschied von der Börse372
Mitarbeiterbeteiligung377
10.Das Familienunternehmen im Steuerrecht380
Grundlagen zum Verständnis380
Der Betriebsprüfer als staatlicher Kontrolleur388
Die verbindliche Zusage - ein Weg zu mehr Sicherheit395
Selbstanzeige und Steueramnestie396
Was tun, wenn die Steuerfahndung kommt?399
Die Verständigung im Strafprozess - wenig bekannt, aber zweckmäßig402
Die Verlegung von Vermögen und Betrieb in steuergünstige Länder406
11.Der Auftritt in der Öffentlichkeit415
Lobby tut Not415
Öffentlichkeitsarbeit ist kein Luxus420
12.Zum Ausklag433
Max Müller kann geholfen werden433
Handlungsempfehlung für den mutigen Familienunternehmer435
Literaturempfehlungen439
Danksagung440
Sachregister442
Register der Personen- und Firmennamen447
Kapitel 1
Das Familienunternehmen
im Wandel der Zeit
Dieses Buch ist eine Art Rechenschaftsbericht über mehr als drei Jahrzehnte Tätigkeit für Familienunternehmen. Erbe und Auftrag bilden die Klammer zwischen Familie und Unternehmen. Erbe ist das, was Pioniergeist und Wagemut in Jahrzehnten, manchmal sogar in Jahrhunderten geschaffen haben. Erbe ist aber auch Verpflichtung, ein Auftrag an die jetzige Generation, es zu wahren und, wenn möglich, zu mehren. Mag sein, dass Tradition nicht mehr großgeschrieben wird und dass die Familie längst nicht mehr "Schwer- und Angelpunkt unseres nationalen Lebens" ist, wie es der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl vor mehr als 150 Jahren noch mit Fug und Recht sagen konnte. Und doch haben sich gerade in unseren Familienunternehmen vielfältige Spuren dieser Tradition erhalten.
Denn viele Familienunternehmer wissen sich immer noch in der Pflicht - ein heute freilich gänzlich verpönter Begriff, weil er, völlig zu Unrecht, mit Obrigkeit, Reglementierung oder Unterdrückung jeglicher Spontaneität gleichgesetzt wird. Die Herkunftsgeschichte dieses Begriffs sagt etwas ganz anderes. Ob Pflicht nun in römisch-stoischer Tradition als officium verstanden wurde, in christlicher
Überlieferung als Gehorsam gegenüber den Ge- und Verboten Gottes oder im Zuge der Aufklärung als Bindung an das Vernunftgesetz - stets wurde sie als Ordnung und Gesetz begriffen, die es dem Menschen erst ermöglichen, Freiheit zu verwirklichen. So besteht die Verantwortung des Familienunternehmers gerade darin, aus Pflichtgefühl heraus für die Folgen seines Tuns einzustehen. Dafür braucht er Autorität und natürlich auch die Macht, um seine Anordnungen durchzusetzen. Gewiss, manchmal wird Macht missbraucht. In der Regel wird sie aber nur dann wirksam, wenn sie auf Anerkennung, auf Zustimmung stößt. Ein Familienunternehmer mit Verantwortungsgefühl wird daher stets diese Zustimmung suchen.
Familienunternehmen sind wie Organismen - sie entstehen, sie wachsen und gedeihen, durchlaufen schwierige Zeiten, und manchmal vergehen sie auch wieder. Sie sind ein Kaleidoskop vergleichbar dem des menschlichen Lebens. Idealerweise bilden Familie und Betrieb eine Einheit, meist mit einer dominierenden Persönlichkeit an der Spitze. Doch schon während einer Generation können sich innerhalb von Betrieb und Familie höchst unterschiedliche Verhaltensweisen herausbilden, die sich oftmals gegenseitig befruchten und
ergänzen, hin und wieder aber auch gegenläufige und damit kontraproduktive Kräfte entfalten. Nirgends sonst in unserer Gesellschaft lassen sich ähnlich intensive Wechselwirkungen beobachten wie zwischen der vielfach von Emotionen gesteuerten Familie und dem Zweckverband Unternehmen. So gesehen gibt die Geschichte der Familienunternehmen auch Aufschluss über den jeweiligen Zustand, in dem sich die Gesellschaft und ihre Volkswirtschaft insgesamt befinden.
(.)
Familienunternehmen - Bedeutung und Probleme
Was ist ein Familienunternehmen?
Der Begriff wird häufig unklar verwendet. Oft ist vom "Mittelstand" die Rede. Dies ist jedoch eine Bezeichnung aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, die zudem ideologisch befrachtet ist. Politiker sprechen gern von "Mittelstandspolitik", wenn sie signalisieren wollen, sich nicht nur für Arbeitnehmer, Angestellte, Beamte, Gewerkschaften oder Großbetriebe einsetzen zu wollen. Meistens bleibt es allerdings bei vollmundigen Bekundungen. Überwiegend ist "Mittelstand" eine durch Größenmerkmale definierte Klassifizierung.
Der Begriff des Familienunternehmens, so wie ich ihn definiere - und diese Definition hat sich weitgehend durchgesetzt -, umfasst eine objektive und eine subjektive Komponente. Die objektive besteht darin, dass am Unternehmen mehrheitlich eine oder mehrere Familien beteiligt sind oder dass die Unternehmensanteile Stiftungen gehören, die von einer oder mehreren Familien beherrscht werden. Die subjektive Komponente besagt, dass die Familienmitglieder die von ihnen und ihren Vorfahren geprägte Familientradition als Leitlinie ihrer unternehmerischen Betätigung betrachten. Dagegen sind objektive Größenmerkmale wie Umsatz, Beschäftigtenzahl oder Bilanzsumme ebenso ohne Bedeutung wie die spezifische Rechtsform, in der das Unternehmen auftritt. Auch Großunternehmen mit Milliardenumsätzen wie beispielsweise Brenninkmeyer, Henkel, Oetker, Miele oder die Dürr AG sind daher Familienunternehmen. Dasselbe gilt für börsennotierte Aktiengesellschaften, solange die Stimmenmehrheit, mindestens jedoch die übliche Hauptversammlungsmehrheit in den Händen einer oder mehrerer Familien liegt.
Familienunternehmen versus Publikumsgesellschaft
Die Größenmerkmale spielen lediglich für die Frage eine Rolle, ob ein gesetzlicher Aufsichtsrat gebildet werden muss, ob und wie dieser mit Arbeitnehmern zu besetzen ist, welche Rechte der Aufsichtsrat hat und welche Regeln für Bilanzierung und Publizität anzuwenden sind.[.]