Herzer / Käfer / Frey | Die Rede von Jesus Christus als Glaubensaussage | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 580 Seiten

Herzer / Käfer / Frey Die Rede von Jesus Christus als Glaubensaussage

Der zweite Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses im Gespräch zwischen Bibelwissenschaft und Dogmatik
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8463-4903-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der zweite Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses im Gespräch zwischen Bibelwissenschaft und Dogmatik

E-Book, Deutsch, 580 Seiten

ISBN: 978-3-8463-4903-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Biblisch-theologische Grundlagen und systematisch-theologische Dimensionen

Die Rede von Jesus Christus steht im Zentrum christlichen Glaubens und christlicher Theologie. Das Apostolische Glaubensbekenntnis fasst in seinem zentralen zweiten Artikel wesentliche Aspekte des Bekenntnisses zu Jesus Christus zusammen.

Der vorliegende Band bietet historisch-bibelwissenschaftliche Grundlagen und systematisch-theologische Perspektiven zu den einzelnen christologischen Aspekten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.

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Weitere Infos & Material


Zur Einführung
Jens Herzer
Das Bekennen des Glaubens als Herausforderung an die Theologie
Eine Einführung 3
Andreas Lindemann
»Wir glauben an Jesus Christus …«
Glaube und Bekenntnis im frühen Christentum zwischen Integration und Abgrenzung 19
Rochus Leonhardt
Die Bedeutung von Bekenntnissen in Theologie und Kirche zwischen Anspruch der Tradition und aktuellen Herausforderungen 55
I. »… und an Jesum Christum seinen einigen Sohn unsern Herrn«.
Jesus Christus als Person der Trinität und als Mensch unter Menschen
Karl-Wilhelm Niebuhr
Jesus, der Israelit
Die Menschlichkeit Jesu im Zusammenhang der paulinischen Christologie 85
Martin Leiner
Der Glaube an einen persönlichen und universalen Christus Jesus 103
Georg Neugebauer
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 111
II. »… der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrauen Maria«. Gottes Schöpferwort in seiner Schöpfung
Gudrun Holtz
»Kein Wort wird unwirksam sein, das von Gott kommt«
(Lk 1,37)
Die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria als Erweis der schöpferischen Macht des Wortes Gottes 123
Gregor Etzelmüller
Dogmatische Perspektiven auf Geist- und Jungfrauengeburt 149
Lina Hildebrandt-Wackwitz
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 167
III. »… gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben«. Der Tod des ewigen Gottes und das ewige Leben der Menschen
Roland Deines
Der Tod des Gottessohnes und das ewige Leben der Menschen 183
Dirk Evers
Das Kreuz Jesu Christi als Wende
Hermeneutische Überlegungen zu Jesu Leiden und Sterben 211
Alexander Dölecke
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 237
IV. »… niedergefahren zur Höllen« / »… hinabgestiegen in das Reich des Todes«. Gott und Teufel, Satan und der Inkarnierte
Marco Frenschkowski
Hinabgestiegen in das Reich der Toten
Jenseitsmythen, Christologie und der Weg der Seele 255
Matthias D. Wüthrich
Eine systematisch-theologische Sinnsuche im Blick auf das Bekenntnis zum Descensus Jesu Christi 287
Friederike Kunath
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 309
V. »… am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel«. Das Auferstehen dessen, der Fleisch geworden ist
Jörg Frey
Biblisch-theologische Reflexionen zum Bekenntnis zur Auferstehung Jesu Christi 325
Anne Käfer
Erlebte Auferstehung
Systematisch-theologische Reflexionen zum Bekenntnis der Auferstehung Christi 351
Nicole Oesterreich
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 369
VI. »… sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters«.
Göttliche Allmacht und menschliche Freiheit
Reinhard Feldmeier
Gottes Allmacht und die Ermächtigung des Menschen 389
Martin Wendte
Allmächtige Herrschaft und die Freiheit der Christgläubigen
14 Thesen 403
Jakob Spaeth
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 441
VII. »… von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten«. Rechtfertigung und Heiligung durch den Geist Jesu Christi
Hermut Löhr
Der Messias als Richter
Zur Entstehung und Bedeutung einer Aussage im zweiten Artikel des Credos in den Anfängen des christlichen Glaubens 457
Markus Mühling
Gericht, Rechtfertigung und Heiligung in systematisch-theologischer Perspektive 479
Benjamin Schliesser
Reflexionen und Impulse zur Diskussion 501
Schlussreflexion
Jörg Frey / Anne Käfer
Chancen und Schwierigkeiten des Dialogs zwischen Exegese und Systematischer Theologie 517
Biogramme der Autorinnen und Autoren 531
Register
Stellenregister 535
Autorenregister 554
Sach- und Personenregister 563


|19|»Wir glauben an Jesus Christus …«
Glaube und Bekenntnis im frühen Christentum zwischen Integration und Abgrenzung[1] Andreas Lindemann In welcher Weise wurde der Glaube an Jesus Christus und das Bekenntnis zu ihm in der Anfangszeit des Christentums[2] ausgesprochen? Die christliche Kirche bezieht sich auch nach fast zweitausend Jahren auf jene Anfangszeit und auf die damals formulierten Aussagen; der Glaube und das Bekenntnis der ersten Christen sind deshalb nicht nur Gegenstand historischer Forschung, sondern sie haben unmittelbare Bedeutung für die Gegenwart. »Christen«, also die an Jesus Christus glaubenden und sich zu ihm bekennenden Menschen, waren im 1. Jh. christlicher Zeitrechnung, also in der frühen römischen Kaiserzeit,[3] eine sehr kleine Minderheit. Das, von dem ihr Glaube sprach – Leben, Tod und Auferweckung des Jesus von Nazareth –, gab es erst seit ganz kurzer Zeit; dieser Glaube war also etwas geschichtlich Neues, und schon das machte ihn nach antiken Maßstäben verdächtig. Überdies waren die Christen – ob jüdischer, ob nichtjüdischer Herkunft – vor ihrer Taufe anderen religiösen Lehren und Vorstellungen gefolgt; sie waren also »Konvertiten«, und so ergab sich für sie die Spannung zwischen »Integration« und »Abgrenzung« ganz von selber. Die Fragen: Welche Aspekte meines bisherigen Denkens und Lebens kann ich mitnehmen in mein neues Leben? Welche Werte meiner Umgebung bleiben für mich unverändert gültig? Wo muss ich mich von meiner Vergangenheit und von meiner bisherigen Umgebung bewusst abgrenzen?, waren für jeden unausweichlich, jede und jeder Einzelne musste darauf eine Antwort finden. Bald kam auch die Frage hinzu, wo und in welcher Weise eine |20|bewusste Abgrenzung nicht nur nach »Außen« nötig werden könnte, sondern auch nach »Innen«, also die Abgrenzung von abweichenden Positionen innerhalb der eigenen Gruppe. Die folgenden Überlegungen sind in sechs Abschnitte gegliedert: Am Anfang (1.) stehen kurze Bemerkungen zum »Bekennen« und zum »Bekenntnis«. Es folgen (2.) Hinweise auf die Praxis religiösen Bekennens im Volk Israel und in der paganen antiken Welt. Sodann (3.) wird nach den Anfängen des Bekenntnisses zu Jesus gefragt und von da aus werden (4.) einige Bekenntnisaussagen vorgestellt, wie sie vor allem in den Briefen des Apostels Paulus als den ältesten uns erhaltenen christlichen Schriften zu finden sind. Es geht dann (5.) um die Frage, in welchen Situationen in der Zeit des frühen Christentums die Glaubenden Anlass hatten, ein Bekenntnis abzulegen. Am Schluss stehen (6.) einige Bemerkungen zum Verhältnis von Glaube und Leben. 1. »Bekennen« und »Bekenntnis«
Das deutsche Verb »bekennen« meint ursprünglich, dass man etwas »bekannt gibt«,[4] das Substantiv »Bekenntnis« hat fast den Sinn von »Bekanntmachung«. Menschen, die ein Glaubensbekenntnis aussprechen, machen also ihren Glauben anderen bekannt. Das im Neuen Testament verwendete, meist mit dem Begriff »bekennen« wiedergegebene Verb ?µ????e?? bedeutet eigentlich, dass Menschen »etwas gemeinsam aussprechen«.[5] Das Bekennen des Glaubens ist also die offen und gemeinsam gesprochene Auskunft über den Inhalt dessen, was die betreffenden Menschen glauben. Der Glaube geht dem Bekenntnis voraus; aber die explizite Formulierung eines Bekenntnisses |21|trägt dazu bei, dass der Inhalt dieses Glaubens genauer bestimmt und auch anderen mitgeteilt werden kann.[6] Einige Bekenntnisaussagen, insbesondere auch manche Sätze in dem traditionellen »Apostolischen Glaubensbekenntnis«, wirken allerdings so, als werde hier weniger vom Glauben als vielmehr von Tatsachen oder Sachverhalten gesprochen, die man als zutreffende Behauptungen anerkennt. Spätestens seit der Aufklärung im 18. Jh., vielfach aber schon sehr viel früher, geraten nicht wenige Menschen diesen Aussagen gegenüber in Zweifel oder lehnen solche Bekenntnisaussagen ganz ab. Glaube im christlichen Verständnis meint aber nicht die Zustimmung zu bestimmten Tatsachenbehauptungen; Glaube bedeutet vielmehr, dass ein Mensch die Botschaft von der ihm zugesprochenen Gnade Gottes hört und diese Botschaft als für sich selber gültig annimmt. In dem Wort »glauben« ist der Aspekt »vertrauen« mit enthalten; und für das im Neuen Testament sehr häufig belegte griechische Verb p?ste?e?? gilt dasselbe. Die Aussage »ich glaube« meint also nicht in erster Linie, dass ich die Mitteilung über einen Sachverhalt »für wahr halte«, sondern sie bedeutet, dass ich einer mir gemachten Zusage vertraue. 2. Die Praxis religiösen Bekennens im Volk Israel und in der paganen Welt
1. Das Volk Israel bekennt sich zu JHWH als seinem Gott. Es gibt in der jüdischen Bibel kein ausformuliertes Bekenntnis; aber in Dtn 6,4f. wird ein Gebet überliefert, das zugleich die Funktion eines Bekenntnisses hat: »Höre, Israel, der HERR unser Gott, ist ein HERR.[7] Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deiner ganzen Kraft.« Mit diesem »Schema Jisrael« spricht das Volk Israel seinen Glauben aus; zugleich bringt es |22|damit seine Identität zum Ausdruck, indem es von seiner besonderen Gottesbeziehung spricht. Viele alttestamentliche Texte sprechen von Gottes geschichtlichem Handeln für sein Volk; auch solche Aussagen können die Funktion von Bekenntnissen haben. In Dtn 26,1–4 steht die Anweisung, man solle zu Beginn der Ernte dem Priester am Heiligtum die Erstlingsgaben überbringen, und dann, so heißt es weiter (V. 5–9), »sollst du bekennen und vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen: Ein verlorener Aramäer[8] war mein Vater, und er zog hinab nach Ägypten und blieb dort als Fremder mit wenigen Leuten, und dort wurde er zu einer großen, starken und zahlreichen Nation. Die Ägypter aber behandelten uns schlecht und unterdrückten uns und auferlegten uns harte Arbeit. Da schrien wir zum HERRN, dem Gott unserer Vorfahren, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Unterdrückung, unsere Mühsal und unsere Bedrängnis. Und der HERR führte uns heraus aus Ägypten mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, mit großen und furchterregenden Taten, mit Zeichen und Wundern, und er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen« (Übersetzung Zürcher Bibel). Diese bekenntnisartige Aussage schildert in Kurzfassung die Geschichte des Volkes Israel, wie sie sich in dessen religiöser Erinnerung darstellt; dass die Geschichte historisch anders verlaufen war und in anderen biblischen Texten z.T. auch anders dargestellt wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Wenn in der jüdischen Bibel von »Israel« gesprochen wird, ist die Einheit von Volk und Religion vorausgesetzt in der Bindung an den einen Gott. Damit verbunden ist ein bestimmtes Ethos, vor allem die Einhaltung von Verhaltensnormen, wie sie im Gesetz, der Tora, ausgesagt sind. Das »Schema Jisrael« und die Schilderung des geschichtlichen Weges Gottes mit seinem Volk dienen nicht der Abgrenzung nach außen; diese Texte bestätigen vielmehr die gegebene Identität, und so bezeugen sie den Menschen des Volkes Israel ihre von Geburt an bestehende Zugehörigkeit zu diesem Volk und das damit verbundene Selbstverständnis. Für das jüdische Selbstverständnis spielte und spielt das Land, in dem das Volk wohnt, eine besondere Rolle, zumal das Volk davon überzeugt ist, Gott selbst habe ihm dieses Land (»Land Israel«) |23|als Wohnsitz gegeben.[9] Darum war nach dem babylonischen Exil (586–539 v. Chr.) die Rückkehr des Volkes in »das Land« von größter Bedeutung,[10] auch wenn tatsächlich ein Teil in der Diaspora in Babylon geblieben war. Als im 2. Jh. v. Chr. dieses Gebiet unter der Herrschaft der seleukidischen Könige stand, bekämpften diese, anders als die Fremdherrscher in früherer Zeit, die jüdische Gottesverehrung; als Antiochus IV. im Jahre 168 v. Chr. die Entweihung des Jerusalemer Tempels verfügte, setzten sich die Makkabäer dagegen erfolgreich zur Wehr,[11] und es kam zur Errichtung des hasmonäischen Königtums. Nach der römischen Eroberung des Landes durch Pompeius im Jahre 63 v. Chr. verlor der jüdische Staat seine politische Selbständigkeit; Herodes der Große (König von 39–4 v. Chr.) und seine Söhne, unter ihnen Herodes Antipas als der Landesherr Jesu (4 v. Chr. bis 41 n. Chr.), waren Fürsten von Gnaden Roms. Nach dem Jüdischen Krieg (66–70/73 n. Chr.) ging auch diese Selbstverwaltung verloren; nach dem gescheiterten Bar-Kochba-Aufstand (132–135 n. Chr.) wurde das Gebiet von den Römern schließlich »Palaestina« genannt, Jerusalem erhielt den Namen Aelia...


Frey, Jörg
Prof. Jörg Frey ist Inhaber des Lehrstuhls Neutestamentliche Wissenschaft mit Schwerpunkt Antikes Judentum und Hermeneutik an der Universität Zürich.

Herzer, Jens
Prof. Dr. Jens Herzer lehrt am Institut für Neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Leipzig.

Käfer, Anne
Prof. Dr. Anne Käfer ist Professorin für Systematische Theologie und Direktorin des Seminars für Reformierte Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.



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