Hölzle / Tiberius / Surrey | Perspektiven des Entrepreneurships | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 569 Seiten, E-Book

Hölzle / Tiberius / Surrey Perspektiven des Entrepreneurships

Unternehmerische Konzepte zwischen Theorie und Praxis
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7910-4472-9
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Unternehmerische Konzepte zwischen Theorie und Praxis

E-Book, Deutsch, 569 Seiten, E-Book

ISBN: 978-3-7910-4472-9
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wo steht die Entrepreneurship-Forschung aktuell und welchen Nutzen stiftet sie für die Gründungspraxis? Das Buch gibt einen repräsentativen Querschnitt durch das breite Spektrum des Entrepreneuerships und zeigt den aktuellen State-of-the-Art auf.

Schwerpunktthemen sind:

- Entrepreneur-Persönlichkeit

- Unternehmerische Organisation

- Spezifische Erscheinungsformen des Entrepreneurships

- Systemische Betrachtung des Entrepreneurships

- Entrepreneurial Ecosystem

- Entrepreneurial Education

Das Buchprojekt versteht sich als Beitrag zum Theorie-Praxis-Transfer und richtet sich neben Wissenschaftlern auch an Entrepreneure in der Praxis.

Hölzle / Tiberius / Surrey Perspektiven des Entrepreneurships jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


I Person und Persönlichkeit des Entrepreneurs

II Die unternehmerische Organisation

II.a Unternehmerisches Denken

II.b Entrepreneurial Finance

III Erscheinungsformen des Entrepreneurships

III.a Corporate Entrepreneurship

III.b Digital Entrepreneurship

III.c Academic Entrepreneurship

III.d Andere Formen des Entrepreneurships

IV Systemische Betrachtung des Entrepreneurships

IV.a Entrepreneurial Ecosystems

IV.b Entrepreneurship Education


2 Traits, Kognition, Kompetenzen, Verhalten? Erfolgsdeterminanten im Entrepreneurship
Victor Tiberius Abstract Der vorliegende Beitrag untersucht die Determinanten der Gründungsintention, des Gründungserfolgs und des kontinuierlichen Unternehmenserfolgs. Nach wie vor finden sich oftmals zur Erklärung von Erfolg die Persönlichkeitsmerkmale (Traits) der Gründer. Hier wird auf den Big-3-Ansatz fokussiert. Im Vordergrund steht eine kritische Reflexion von Trait-Ansätzen, um Wissen und Fähigkeiten, kognitive Muster, Verhaltensmuster, Handeln und situative Faktoren als zusätzliche Erfolgsdeterminanten zu identifizieren, die in der künftigen Forschung stärker berücksichtigt werden sollten. 2.1 Einleitung
Was unterscheidet erfolgreiche von erfolglosen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren? Diese Frage ist nicht nur für jeden relevant, der mit dem Gedanken spielt, selbst ein Unternehmen zu gründen, sondern ebenso für Investoren, die Venture Capital zur Verfügung stellen. Bei der Suche nach den Determinanten, die für die Gründungsintention, den Gründungserfolg und den kontinuierlichen Unternehmenserfolg verantwortlich sind, dominieren in der Entrepreneurship-Forschung nach wie vor die Persönlichkeitsmerkmale (Traits) der Gründer. In Sinne der differenziellen Psychologie wird davon ausgegangen, dass sich Gründer von Nicht-Gründern im Hinblick auf solche Charakterzüge unterscheiden. Die Liste dabei betrachteter Charaktereigenschaften ist lang. Im vorliegenden Beitrag werden aus der Menge denkbarer und untersuchter Traits die von Ahmed (1985) fokussierten Merkmale Leistungsmotiv, internale Kontrollüberzeugung und Risikobereitschaft herausgegriffen, die Chell (2008) später – in Anlehnung an die bekannten Big 5 – als Big 3 bezeichnet. Nachdem diese charakterisiert werden und auf teilweise nicht eindeutige empirische Erkenntnisse eingegangen wird, erfolgt eine kritische Reflexion des Trait-Ansatzes innerhalb der Entrepreneurship-Forschung, um alternative Erfolgsdeterminanten zu identifizieren, die in der künftigen Forschung stärker berücksichtigt werden sollten. 2.2 Entrepreneur und Traits
Der Begriff Entrepreneur wird uneinheitlich verwendet. Zudem bestehen auch Abgrenzungsprobleme zu anderen verwandten Begrifflichkeiten wie Gründer, Existenzgründer, Selbstständiger, Small Business Owner oder Unternehmer, die teilweise unscharf auch als Synonyme betrachtet werden. Um den hiesigen Rahmen nicht zu sprengen, wird auf eine dezidierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten hier verzichtet. Im Vordergrund steht hier die Person des Entrepreneurs i. S. einer Person, die neuartige, innovative, möglicherweise sogar visionäre (vgl. Fueglistaller et al. 2012, S. 23)1 Geschäftsideen mit hohem Risiko und großem Wachstumspotential am Markt eigenverantwortlich umsetzt (vgl. Klandt 2005, S. 101 f.; für eine Literaturauswertung zum Entrepreneur-Begriff vgl. Hébert & Link 1989). Anders als der etablierte Unternehmer, der möglicherweise das Unternehmen geerbt hat, befindet sich der Entrepreneur mit seinem Unternehmen in der Gründungs- und Expansionsphase (vgl. Pott & Pott 2012, S. 3). Der Persönlichkeitsbegriff findet sich in mehreren Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere in der Philosophie und in der hier interessierenden Psychologie, wo er nicht weniger schillernd ist als der Entrepreneurbegriff. Eine differenzierte Begriffsbestimmung würde ebenfalls bei Weitem diesen Rahmen sprengen, denn verschiedene Persönlichkeitstheorien definieren Persönlichkeit mitunter sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Persönlichkeit als Summe von zahlreichen Persönlichkeitseigenschaften konzeptualisieren, die ein konstantes Verhaltensmuster auf externe Stimuli hervorrufen. Kontrovers wird dabei diskutiert, ob es sich dabei um starre, flexibel veränderliche oder – die Sichtweise, die heute dominiert – relativ zeitstabile, aber grundsätzlich veränderliche Charaktermerkmale handelt (vgl. Markgraf 2008, S. 23 f.)2. Die Beurteilung hängt auch davon ab, welche Ebene der Persönlichkeit adressiert wird (vgl. Markgraf 2008, S. 5, m. w. V.). 2.3 Traits in der Entrepreneurship-Forschung
In der frühen Entrepreneurship-Forschung war die Persönlichkeit des Entrepreneurs lange Zeit das dominierende Erkenntnisobjekt (vgl. Aldrich 1992, S. 202). Auch wenn inzwischen andere Fragestellungen hinzugekommen sind – etwa die Rolle der Unternehmensumwelt, Gründerverhalten, Gründungsprozessphasen etc. (vgl. Ripsas 1997, S. 84 f.; Dowling 2003, S. 9 ff.; Fueglistaller et al. 2012, S. 258 f.) – erfreut sich die Trait-Forschung im Entrepreneurship unverändert großer Beliebtheit. Besonders populär in der differenziellen Psychologie ist das Big-5-Modell (vgl. Costa & McCrae 1992), das auch in der Entrepreneurship-Forschung zum Einsatz kommt (vgl. z. B. Schmitt-Rodermund & Schröder 2004, S. 27; Koetz 2006, S. 42, m. w. V.; Zhao & Seibert 2006, S. 259; Markgraf 2008, S. 11 ff., 93). Die fünf Faktoren, für die auch die Akronyme OCEAN oder CANOE verwendet werden, stellen die fünf grundlegenden Wesenszüge eines Individuums dar und lauten: Offenheit (openness to experience, +), Gewissenhaftigkeit (conscientiousness, +), Extraversion (+/-), Verträglichkeit (agreeableness, -) und Neurotizismus (neuroticism, -).3 Diese Charakterzüge gelten als überdauernd, wenngleich nicht als grundsätzlich unveränderbar. Das Heranziehen genereller im Vergleich zu spezifisch unternehmerischen Persönlichkeitseigenschaften wird teilweise als Schwäche betrachtet (vgl. Utsch 2004, S. 65; Rauch & Frese 2007, S. 47). Vergleichbare etablierte Persönlichkeitsmodelle sind etwa der 16PF-Questionaire von Cattell & Schuerger (2003), der Myers-Briggs-Type-Indicator (Briggs Myers 1995) oder der Eysenck Personality Questionaire (Eysenck & Eysenck 1975). Weitere nennt Markgraf (2008, S. 20 ff.). Diesen ist es bislang nicht gelungen, die Dominanz des Big-5-Ansatzes zu brechen, und zwar weder in der allgemeinen Persönlichkeitsbestimmung noch in der von Entrepreneuren. Neben diesen etablierten Persönlichkeitsmodellen existiert eine größere Zahl einzelner Persönlichkeitseigenschaften, denen unterstellt wird, dass sie bei Entrepreneuren stärker als in der Durchschnittsbevölkerung ausgeprägt sind. Hierzu zählen insbesondere, aber nicht abschließend: Ambiguitätstoleranz, Autorität, Autonomiestreben, Innovationsneigung, interne Kontrollüberzeugung, Kreativität, Leistungsmotivation, Persistenz, Risikoneigung, Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeitserwartung, Zielorientierung (vgl. Fueglistaller et al. 2012, S. 103; Hartmann 2010, S. 14; Maurer & Schade 2006, S. 71). Ein weiterer Ansatz besteht in Entrepreneur-Typologien (vgl. etwa van Ness & Seifert 2016). Aus dieser Liste werden nachfolgend selektiv drei häufig diskutierte Charakterzüge herausgegriffen, die mitunter – in Anlehnung an das Big-5-Konzept – als die Big 3 der Entrepreneurship-Forschung bezeichnet werden: Leistungsmotivation (need for achievement), interne Kontrollüberzeugung (locus of control) und Risikobereitschaft (risk taking propensity) (vgl. Chell 2008, S. 23). In der Studie von Ahmed (1985) wurden ebenfalls genau diese drei Persönlichkeitsmerkmale – allerdings ohne die Bezeichnung Big 3 – herausgegriffen. Borland (1974) fokussierte immerhin bereits auf die beiden erstgenannten Merkmale. 2.4 Die Big 3 der Entrepreneurship-Forschung
2.4.1 Leistungsmotiv (need for achievement)
Chell (2008, S. 23) sieht den Entrepreneur als »strongly motivated to overcome obstacles and to achive« und verweist in diesem Zusammenhang auf McClelland (1961), der wiederum auf die Forschung von Murray (1938) Bezug nimmt und Menschen grundsätzlich durch drei verschiedene Beweggründe motiviert sieht. Neben dem hier relevanten Leistungsmotiv sind dies die Bedürfnisse nach Macht (need for power) und nach sozialer Zugehörigkeit (need for affiliation). Die soziale Anerkennung durch Dritte steht beim Leistungsmotiv entsprechend nicht im Vordergrund – eher der intrinsische Erfolgshunger, »an inner feeling of personal accomplishment« (McClelland 1968, S. 76). Ein leistungsmotiviertes Individuum setzt sich i. d. R. mittelschwere, realistische Ziele, arbeitet an deren Erreichung und übernimmt dafür die Verantwortung; die Zielerreichung soll messbar sein – idealerweise mittelbar oder unmittelbar in Form von finanziellem Erfolg (vgl. Markgraf 2008, S. 25). Bei Entrepreneuren liegt – empirischen Studien zufolge – ein höheres Maß an Leistungsmotivation als in der Durchschnittsbevölkerung vor,...


Hölzle, Katharina
Prof. Dr. Katharina Hölzle ist Inhaberin des Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der Universität Potsdam. Sie lehrt Entrepreneurship, Innovations- und Technologiemanagement im Bachelor, Master und Executive-Master an nationalen und internationalen Universitäten. Katharina Hölzle ist seit 2009 Coach an der HPI School of Design Thinking in Potsdam sowie Mitglied des Design Thinking Research Programmes. Seit 2015 ist sie Herausgeberin der Zeitschrift Creativity and Innovation Management (CIM). Ihre Forschungsgebiete sind die Umsetzung von Kreativität und Innovation in Unternehmen, Design Thinking, Digitalisierung, Geschäftsmodellinnovation und Strategic Foresight. Sie berät Unternehmen in Fragen des strategischen Technologie- und Innovationsmanagements und ist als Mentorin für Start-up-Unternehmen tätig.

Tiberius, Victor
Dr. rer. pol. Dr. phil. Victor Tiberius, MBA blickt auf mehr als ein Dutzend Gründungen und Gründungsbeteiligungen in verschiedenen Branchen, insbesondere mit digitalem Bezug, zurück. Er ist seit 2008 Vorstand der Berliner Beteiligungsgesellschaft Foucault-Hemmersteen AG. Neben dieser Tätigkeit lehrt und forscht er seit 2010 an der Universität Potsdam. Er ist zudem Handelsrichter am Landgericht Berlin und ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Berlin-Brandenburg.

Surrey, Heike
Dr. rer. pol. Heike Surrey lehrt derzeit an der Universität Potsdam. Ihre Forschungsschwerpunkte bilden Entrepreneurship, strategisches Management sowie Leadership. Sie war langjähriges Mitglied der Studienleitung bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, gründete den Career Service an der Universität, initiierte das EU-geförderte Gender-Programm Mentoring für Frauen in Führungspositionen an den Universitäten des Landes Brandenburg und ist systemische Organisationsberaterin.

Katharina Hölzle

Prof. Dr. Katharina Hölzle ist Inhaberin des Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der Universität Potsdam. Sie lehrt Entrepreneurship, Innovations- und Technologiemanagement im Bachelor, Master und Executive-Master an nationalen und internationalen Universitäten. Katharina Hölzle ist seit 2009 Coach an der HPI School of Design Thinking in Potsdam sowie Mitglied des Design Thinking Research Programmes. Seit 2015 ist sie Herausgeberin der Zeitschrift Creativity and Innovation Management (CIM). Ihre Forschungsgebiete sind die Umsetzung von Kreativität und Innovation in Unternehmen, Design Thinking, Digitalisierung, Geschäftsmodellinnovation und Strategic Foresight. Sie berät Unternehmen in Fragen des strategischen Technologie- und Innovationsmanagements und ist als Mentorin für Start-up-Unternehmen tätig.





Victor Tiberius

Dr. rer. pol. Dr. phil. Victor Tiberius, MBA blickt auf mehr als ein Dutzend Gründungen und Gründungsbeteiligungen in verschiedenen Branchen, insbesondere mit digitalem Bezug, zurück. Er ist seit 2008 Vorstand der Berliner Beteiligungsgesellschaft Foucault-Hemmersteen AG. Neben dieser Tätigkeit lehrt und forscht er seit 2010 an der Universität Potsdam. Er ist zudem Handelsrichter am Landgericht Berlin und ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Berlin-Brandenburg.





Heike Surrey

Dr. rer. pol. Heike Surrey lehrt derzeit an der Universität Potsdam. Ihre Forschungsschwerpunkte bilden Entrepreneurship, strategisches Management sowie Leadership. Sie war langjähriges Mitglied der Studienleitung bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, gründete den Career Service an der Universität, initiierte das EU-geförderte Gender-Programm Mentoring für Frauen in Führungspositionen an den Universitäten des Landes Brandenburg und ist systemische Organisationsberaterin.



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