Hoffmann | Nadeshda Konstantinowna Krupskaja - Ich war Zeugin der größten Revolution in der Welt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 420 Seiten

Hoffmann Nadeshda Konstantinowna Krupskaja - Ich war Zeugin der größten Revolution in der Welt

Leben, Kampf und Werk der Frau und Weggefährtin Lenins
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-88021-429-3
Verlag: Verlag Neuer Weg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Leben, Kampf und Werk der Frau und Weggefährtin Lenins

E-Book, Deutsch, 420 Seiten

ISBN: 978-3-88021-429-3
Verlag: Verlag Neuer Weg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fast 30 Jahre nach der bisher einzigen deutschsprachigen Publikation zu Krupskaja liegt nun endlich eine neue Biografie dieser vielfach unterschätzten Persönlichkeit der Zeitgeschichte vor. Sie zeigt Lenins Frau und Kampfgefährtin als Vorbild für Menschen, die nach einer besseren Welt suchen.

"Das Buch ist deshalb so lehrreich, weil es die unendliche Kleinarbeit aufzeigt, in der dieser russische Umsturz vorbereitet worden ist." So Kurt Tucholsky 1930 über Krupskajas "Erinnerungen an Lenin", Teil I. Sein Satz könnte auch über dem vorliegenden Buch stehen. Thema ist hier ebenfalls die revolutionäre Kleinarbeit, aber nicht nur die vor der Oktoberrevolution, sondern auch die während des gesamten sozialistischen Aufbaus geleistete, vor allem in der Volksbildung und bei Frauen, Kindern und Jugendlichen. Das Buch stellt die Frau vor, die einen Großteil davon - an der Seite - Lenins bewältigt hat: Nadeshda Konstantinowna Krupskaja (1869-1939).

Gestützt auf zahlreiche, teilweise bisher kaum bekannte Lebenszeugnisse von Krupskaja und die neuere deutsch- und englischsprachige Fachliteratur sowie einige neue russischsprachige Publikationen verfolgt das Buch den Weg eines gut behüteten Mädchens aus dem verarmten Adel Russlands bis zur Entscheidung der 26jährigen, Revolutionärin zu werden.

Vor dem auch dem nicht vorinformierten Leser gut verständlich geschilderten historisch-politischen Hintergrund der Entwicklung Sowjetrusslands erhält der Leser Einblick in den von Krupskaja geführten Kampf gegen das Analphabetentum, in die turbulenten Auseinandersetzungen über die Volksbildung, die neue Schule und die neuen Bibliotheken, in Erfolge und Probleme der antireligiösen Aufklärung.

Ein Buch, das eine Frau vorstellt, der es versagt war, Kinder zu bekommen, und die darum umso mehr für sie gelebt und gekämpft hat und ein Vorbild für junge Menschen sein kann, die nach einer besseren Welt suchen, wie sie es getan hat.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Teil I

Krupskajas Weg bis zur Oktoberrevolution (1869–1917)

Kindheit und Jugend in Russland und Polen

(1869–1887)
KRUPSKAJAS ELTERN
FORTSCHRITTLICHE ERZIEHUNG IM ELTERNHAUS
DIE KAMERADEN DER TOCHTER
UND DIE FREUNDE DES VATERS
DER FRÜHE TOD DES GELIEBTEN VATERS
UNAUSLÖSCHLICHE SCHULERFAHRUNGEN
BEGEISTERT VON TOLSTOI
TIMOFEIKA UND ANDERE VORBILDER
DIE „MIKROBE DER GESELLSCHAFTLICHEN UNRUHE“
Krupskajas Eltern
NADESHDA KONSTANTINOWNA KRUPSKAJA kam am 26.2.1869 in St. Petersburg zur Welt. Ihre Eltern waren verarmte Adlige, die früh zu Waisen geworden waren. Ihre Mutter, Jelisaweta Tistrowa, war eine für die damaligen russischen Verhältnisse ungewöhnlich gebildete und aufgeschlossene Frau. Nadeshdas Vater, Konstantin Krupski, hatte eine Militärakademie absolviert und dann eine Tätigkeit als Artillerieoffizier und Militärjurist begonnen. Er gehörte zu den fortschrittlich denkenden Köpfen im zaristischen Offizierskorps und stand der „Narodja wolja“ („Des Volkes Wille“) nahe, einer kleinbürgerlich-revolutionären Organisation, die das zaristische Regime auf dem Wege des individuellen Terrors zu stürzen versuchte.
Einige Jahre lebte die Familie in dem Städtchen Grojec bei Warschau. Dort wurde der Vater öfter Zeuge antisemitischer Ausschreitungen. Als er dagegen Einspruch erhob, gegen die wild wuchernde Korruption vorging und dann auch noch ein Krankenhaus für die Armen gründen wollte, wurde er 1872 wegen Überschreitung seiner Amtsbefugnisse verurteilt und als „politisch unzuverlässig“ vom Dienst suspendiert.
Damit begann für die Familie Krupski ein entbehrungsreiches Wanderleben. Der Vater nahm jede beliebige Arbeit an, war unter anderem als Versicherungsagent und Revisor in der Papierfabrik eines Freundes tätig. Doch wenn seine Vorgeschichte bekannt wurde, verlor er die gerade erworbene Stellung meist sehr schnell wieder.
Fast zehn Jahre lang wehrte er sich beharrlich gegen sein Berufsverbot, bis er schließlich im April 1880 Recht bekam. Ein großer Sieg, über den sich auch die kleine Nadeshda riesig freute.
Nadeshdas Mutter hatte eine Zeit lang als Gouvernante bei einem Gutsbesitzer in der Nähe von Krupskis Regiment gearbeitet und war dort immer wieder Zeugin der schändlichen Ausbeutung und Erniedrigung der leibeigenen Bauern geworden. Das hatte in ihr starke Sympathien für das Freiheitsstreben der Polen geweckt. Für die Bildung ihrer Tochter nahm sie sich viel Zeit, lehrte sie früh lesen und schreiben und machte sie mit fortschrittlicher Literatur bekannt. Mehrere Jahre ging das Kind nicht zur Schule, sondern wurde von ihr oder einem vierzehnjährigen Mädchen daheim unterrichtet.
Beide Elternteile besaßen literarisches Talent. Mit viel Liebe gestaltete die Mutter ein Bilderbuch in Versen über einen Tag im Leben der kleinen Nadeshda, während sich der Vater an einem Kinderbuch zum Thema „Wie sich die Menschen fortbewegen“1 versuchte.
Fortschrittliche Erziehung im Elternhaus
Es war vor allem der Vater, der sich um die politische Aufklärung seines Kindes kümmerte. Schon früh erklärte er ihr, welche unerhörten Zustände in den Fabriken herrschten und warum er auf der Seite der Armen und Entrechteten stand. Wie er das tat, zeigt ein Vorfall aus dem Jahre 1875, als Nadeshda, sechsjährig, mit ihren Eltern in einer ausgeliehenen teuren Kutsche zu Freunden unterwegs war. An einer engen Stelle der Straße kam ihnen ein Bauer entgegen, der auf seinem Schlitten einen leeren Sarg beförderte; er glaubte Gutsbesitzer vor sich zu haben und zettelte prompt einen Streit an. „Wir fuhren mit drei Pferden“, hielt Krupskaja den Vorfall in ihren Erinnerungen fest. „Das Dreigespann konnte nicht wenden, so dass die Kutsche den Sarg seitlich streifte. Ich erinnere mich, wie der Bauer den Kutscher blutig schlug und sagte: ‚Du Herrschaftskutscher, du Herrenknecht. Dich mitsamt den Herrschaften, die du da fährst, müsste man in einem Eisloch ersäufen.‘“ Krupskaja fuhr fort: „Worum es sich handelte, begriff ich nicht. Aber die Worte des Vaters, der sagte ‚Da haben wir den Jahrhunderte alten Hass der Bauern gegen die Gutsbesitzer‘, habe ich mir gut eingeprägt. Diese Worte zusammen mit dem Bild, wie der Kutscher verprügelt wurde, sind mir für das ganze Leben im Gedächtnis geblieben.“2
Im Gegensatz zum Vater, der Atheist war, glaubte die Mutter an Gott und legte großen Wert auf eine religiöse Erziehung ihrer Tochter. Gemeinsam gingen Mutter und Tochter regelmäßig in die Kirche. Wie überall in der Wohnung hing auch in Nadeshdas Zimmer eine Ikone, vor der das Mädchen betete. Als einmal ein Schulfreund zu Besuch kam und die Ikone sah, rief er aus: „Ich speie auf die Ikone. Mama sagt, dass es keinen Gott gibt.“3 Nadeshda war schockiert und suchte Zuflucht bei ihrer Mutter.
Während Nadeshdas Eltern in der Frage der religiösen Erziehung unterschiedlicher Meinung waren, war es völlig unstrittig, dass sie ihrem Kind Freiheiten gewährten, die damals kaum ein anderes Kind hatte. „Ich durfte lesen, was ich wollte, Freundschaft schließen, mit wem ich wollte, brauchte nicht ins Gymnasium zu gehen, wenn ich keine Lust hatte, usw.“, erinnerte sich die erwachsene Krupskaja, ohne den hier praktizierten Antiautoritarismus zu kritisieren.4 Von dem Recht, die Schule ausfallen zu lassen, wenn sie wollte, machte das wissbegierige Mädchen keinen Gebrauch, von den anderen Rechten schon, und zwar besonders von einem – sich ihre Lektüre selber aussuchen zu können. „Wenn man mir in der Zeit, als ich von Lermontow begeistert war und nur daran dachte, in welchen Winkel ich mich verkriechen könnte, um dort etwas von Lermontow zu deklamieren …, plötzlich gesagt hätte, dass ich nicht die Gedichte Lermontows, sondern die von Krylow lesen müsse, dann hätte ich Krylow bestimmt nicht angerührt.“5 Krupskajas Erinnerungen zufolge ist es dazu jedoch nicht gekommen, die Eltern standen zu ihrem Wort. Die beflügelnden Erfahrungen der Freiheit, die Krupskaja zu Hause genossen hat, trugen entscheidend dazu bei, dass sie später gegen die skandalöse Bevormundung lesender Kinder durch Lehrer und Bibliothekare energisch das Wort ergriff.
Behutsam halfen die Eltern ihrem Kind, typische Kinderängste zu überwinden, zum Beispiel die Angst vor schrecklichen Bären. Diese würden, hieß es in einem Märchen, ans Fenster klopfen und den Kindern einen Schrecken einjagen. Das aufgeweckte Mädchen sagte sich immer wieder: In den dritten Stock unseres Hauses können die Bären unmöglich kommen! Wenn Nadeshda aber in ein dunkles Zimmer trat, schaute sie immer noch unwillkürlich zum Fenster hin, ob dort nicht doch ein Bär zu sehen wäre. „Schließlich ärgerte ich mich über mich selbst“, so Krupskaja später, „und zwang mich bewusst, in das dunkle Zimmer zu gehen, bis ich diese alberne Angst überwunden hatte.“6 Auf den Verstand zu vertrauen, wenn sie „dunkle Zimmer“ vor sich hatte, Ängste und Aberglauben mit Rationalität zu überwinden – diese Fähigkeit nahm Nadeshda gut entwickelt aus ihrem Elternhaus mit ins Leben.
Die Kameraden der Tochter und die Freunde des Vaters
Die Eltern erzogen ihr Kind zur Vorurteilslosigkeit gegenüber Menschen jeglicher Nationalität, was besonders im Ausland zum Tragen kam. In Polen, wo Nadeshda mit ihren Eltern seit ihrem fünften Lebensjahr wohnte und die Sprache des Landes erlernte, erlebte sie eine offenherzige Aufnahme als „Fremde“, wofür sie den Menschen dort immer dankbar war. Gern erinnerte sie sich daran, wie ihr ein jüdischer Junge einmal ein Schmalzbrot und polnische Kinder kleine Kuchen geschenkt hatten, während sie bei tatarischen Kindern Pferdefleisch kosten durfte.7 Das adlige Mädchen aus St. Petersburg spielte mit den Kindern der Arbeiter auf der Straße und warf mit ihnen Schneebälle nach dem vorbeigehenden Fabrikverwalter.8
In den späten 1930er Jahren machte sich Krupskaja daran, das Leben ihres Vaters zu erforschen. Was sie herausfand, machte sie stolz:...


Dr. Volker Hoffmann, Jahrgang 1943, lebt und wirkt als Antifaschist und Sozialist in Berlin. Er war Lehrer und Dozent an der Universität der Künste in Berlin.

Neben künstlerischer Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen entfaltete er eine vielseitige Vortragstätigkeit zu Themen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung und zum Sozialismus. Seine bisher publizierten Biografien handeln von Menschen im antifaschistischen Widerstand. 2012: "Der unvollendete Widerstand. Elisabeth Pungs, Hanno Günther und die Rütli-Gruppe" Mit der Krupskaja-Biografie knüpft der Autor an seine frühe Begeisterung für die sozialistische Pädagogik an.



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