E-Book, Deutsch, 152 Seiten
Hoffmann papas koch philsophie buch
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-5143-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 152 Seiten
ISBN: 978-3-7526-5143-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das ist ein Kochbuch und ein Philosophiebuch. Eigentlich sollte der philosophische Teil nur ein recht kurzer Abschnitt über den Hedonismus des Kochens und Essens werden. Dann kam Corona und ich hatte viel Zeit. So ist es doch ein bisschen mehr geworden. Das hier ist keine neue Philosophie, sondern schlicht und einfach meine Philosophie, ziemlich eklektizistisch, wie man unschwer an dem folgenden Text erkennen kann, aber besser gut geklaut als schlecht erfunden. Und dann ist doch etwas neu: der soziale Hedonismus. Gekocht wird keine Haute Cuisine. Die Zutaten sind problemlos in den Supermärkten dieses Landes erhältlich. Die Rezepte sind gut machbar und hoffentlich sehr lecker. Grundlage ist der Hedonismus: Das Essen soll schmecken, die Lust am Essen soll befriedigt werden. Nun will auch der Hedonist lange leben, zwar nicht um jeden Preis, aber doch solange es ihm selbst als lebenswert erscheint. Daher spielen an zweiter Stelle Gesundheitsaspekte eine Rolle. So sind meistens kohlehydrathaltige Lebensmittel in geringerem Mengen aufgeführt als in herkömmlichen Rezepten, Gemüse und Salat aber in größeren Mengen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Man denke nur an Reibekuchen. Da siegt der Hedonismus über die Gesundheit.
Ich habe Philosophie, Deutsch und Sonderpädagogik studiert und war viele Jahre Berufsschullehrer auch in der Abteilung Hotel und Gaststätten. Dort habe ich u.a. Menschen mit geistiger Behinderung auf das Berufsleben in diesem Bereich vorbereitet. Das Inklusionsprojekt Haus am Müllestumpe mit betreutem Wohnen, Kunstateliers, Hotel und Restaurant habe ich über 15 Jahre ehrenamtlich geleitet. Das Buch habe ich zuallererst für meine Tochter geschrieben. Volker Hoffmann
Autoren/Hrsg.
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Philosophie
Vorbemerkung
Eigentlich sollte der philosophische Teil nur ein recht kurzer Abschnitt über den Hedonismus des Kochens und Essens werden. Dann kam Corona und ich hatte viel Zeit. So ist es doch ein bisschen mehr geworden. Das hier ist keine neue Philosophie, sondern schlicht und einfach meine Philosophie, ziemlich eklektizistisch, wie man unschwer an dem folgenden Text erkennen kann, aber besser gut geklaut als schlecht erfunden. Und dann ist doch etwas neu: der soziale Hedonismus. Gekocht wird keine Haute Cuisine. Die Zutaten sind problemlos in den Supermärkten dieses Landes erhältlich. Die Rezepte sind gut machbar und hoffentlich sehr lecker. Hedonismus und Gesundheit
Grundlage ist der Hedonismus: Das Essen soll schmecken, die Lust am Essen soll befriedigt werden. Nun will auch der Hedonist lange leben, zwar nicht um jeden Preis, aber doch solange es ihm selbst als lebenswert erscheint. Daher spielen an zweiter Stelle Gesundheitsaspekte eine Rolle. So sind meistens kohlehydrathaltige Lebensmittel in geringerem Mengen aufgeführt als in herkömmlichen Rezepten, Gemüse und Salat aber in größeren Mengen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Man denke nur an Reibekuchen. Da siegt der Hedonismus über die Gesundheit. Auch beim Fett siegt der Hedonismus über die Gesundheit: Bspw. verstärkt Butter den Eigengeschmack von vielen Gemüsen, die Möhren schmecken mit Butter einfach möhriger und so ist Butter ein wichtiger Bestandteil dieses Kochbuchs. Vielfalt Der Fortschritt der Menschheit, sollte es tatsächlich einen geben, wird am ehesten erzielt, wenn sich viele unterschiedliche Menschen mischen und so viel Neues entsteht. So ist es auch beim Essen. Eine abwechslungsreiche, vielfältige Ernährung ist gesund und macht Lust aufs Essen. Im Umkehrschluss: Nichts ist schlimmer, als das Lieblingsgericht sieben Tage die Woche essen zu müssen. Denn dann entsteht die Gefahr einer Mangelernährung und man wird dem Lieblingsgericht auf Jahre mit Ekel begegnen. Delikatessen „Im heutigen Sprachgebrauch sind Delikatessen Speisen und Getränke, die durch einen besonderen Wohlgeschmack erfreuen“.1 Vor allzu leichtfertigem Glauben an Delikatessen möchte ich jedoch warnen. Denn allzu häufig bekommen Nahrungsmittel die Krone der Delikatesse nicht, weil sie besonders lecker sind, sondern nur, weil sie rar und in der Beschaffung teuer sind und sie sich deshalb viele Menschen nicht leisten können. Es ist halt so, dass die Reichen und Mächtigen stets besondere Zeichen ihrer besonderen Stellung brauchen wie der Fisch das Wasser zum Leben. Allerdings ist im Herr-Knecht-Verhältnis nicht nur der Knecht ein Gefangener dieses Verhältnisses, sondern auch der Herr. Und so muss er für viel Geld z.B. Austern kaufen, dieses salzige, mit Zitrone aufgehübschte, glibbrige Etwas verzehren und es schließlich für delikat erklären. Er muss, um sein Herr-Sein zu bekunden, sich den Magen verrenken. Ich bin überzeugt, wären Frikadellen so rar und teuer in der Beschaffung wie Austern, so würden sofort die Frikadellen von den Austern die Krone der Delikatesse bekommen. Delikatessen sind also nur manchmal besonders lecker und oft nur ein Statussymbol von Macht und Reichtum. Veganismus Fleisch ist ein Genussmittel und wesentlicher Bestandteil der Rezepturen. Gegen den Genuss von Fleisch wendet sich besonders radikal der Veganismus. Im Wesentlichen führt der Veganismus vier Argumente gegen die Verwendung tierischer Produkte durch den Menschen an: Leiden der Tiere Gesundheit für den Menschen Umweltaspekte Hunger in der Welt Zu 1.: Leiden der Tiere Selbstverständlich sind Tiere, da sie leiden können, schützenswert. Und die Verminderung oder sogar komplette Vermeidung von Leid ist moralisch geboten. Soweit stimme ich den Veganern zu. Der richtige Weg dafür ist aber die artgerechte Tierhaltung und nicht der Veganismus. Das möchte ich am Beispiel der Eierproduktion veranschaulichen: Ein Argument, das Vegetarier überzeugen soll, Veganer zu werden, ist diese Eierproduktion: „Auch rund 50 Millionen männliche Küken müssen sich in Deutschland ihrem Schicksal fügen: Weil sie für die Eierproduktion nutzlos – wirtschaftlich unprofitabel – sind, werden sie unmittelbar nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert.“2 Das kann nun ein Ende finden. „Das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin hatte es sich zum Ziel gesetzt, ab 2020 das routinemäßige Töten männlicher Küken zu beenden. Dafür sollten praxistaugliche technische Verfahren entwickelt werden. Nun gibt es ein erstes marktreifes Verfahren, das das Geschlecht eines Tieres noch im Brutei bestimmt. Jedem Ei wird durch ein Loch in der Schale etwas Flüssigkeit entnommen, ohne dass das Ei-Innere berührt wird.“3 Vergasen und Schreddern können damit der Vergangenheit angehören, also artgerechte Tierhaltung. „Tierschützer (aber) kritisieren das Seleggt-Verfahren: Der Deutsche Tierschutzbund bemängelt, dass das Geschlecht der Küken erst zwischen dem achten und zehnten Bruttag bestimmt wird. Wissenschaftlich ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Embryos dann schon ein Schmerzempfinden haben. Ausgeschlossen wird dies derzeit nur vor dem siebten Bruttag. Deshalb lehnt der Deutsche Tierschutzbund die Seleggt-Methode ab.“4 Das ist in etwa so, als würde man die Impfung von Kindern bspw. gegen Diphterie oder Tetanus deshalb ablehenen, weil der Arzt beim Setzen der Spritze - „Vorsicht, jetzt kommt ein kleiner Pieks“ - dem Kind Schmerzen zufügt. Und dabei ist der Schmerz dem Kind sicher, dem Tier aber nicht. Hier wird ein mörderischer moralischer Absolutismus erkennbar, der die Tierschützer in eine Reihe mit anderen Fundamentalisten stellt, die Millionen von Menschen im Namen der wahren, reinen Lehre auf dem Gewissen haben – seien es bekehrende Christen, Islamisten oder auch Kommunisten. So wie Christen Tausende Indianer ermordeten, um deren Seele zu retten, so nehmen Tierschützer 50 Millionen geschredderte Küken in Kauf, nur weil eine absolute Schmerzfreiheit des Verfahrens vielleicht nicht sichergestellt ist. Tierschützer würden selbstverständlich die Mitverantwortung an den geschredderten Küken zurückweisen, aber ihr moralischer Absolutismus der Leidensfreiheit für die Tiere steht hier Pate. Ein menschlicher – die Tierschützer würden wahrscheinlich „tierisch“ sagen - moralischer Pragmatismus begrüßt hingegen das Seleggt-Verfahren, weil 50 Millionen Küken nicht mehr getötet werden und die realistische Chance besteht, dass durch diese Methode sehr viel tierisches Leid beendet wird. Zu Grunde liegt dieser Diskussion auf der einen Seite die Vorstellung, dass ich einen moralischen Wert absolut setze. Auf der anderen Seite steht die Idee, dass es eine Reihe von grundlegenden Werten gibt, die in jeder Situation neu gegen- und miteinander abgewogen werden müssen. Im Wesentlichen dürften das sein: Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, Wohlstand, Leidensfreiheit, Religion, Sicherheit, Privatsphäre, Erhalt des Lebens, Lebenslust und Lebensfreude. Was abwägen bedeutet, möchte ich am Beispiel der Werte Freiheit, Sicherheit und Erhalt des Lebens verdeutlichen: Wegen der lebensbedrohlichen Corona-Pandemie bin ich bereit, Freiheitsbeschneidungen wie Reiseverbot, Kinoverbot, Kontaktverbot hinzunehmen, die ich vor der Pandemie als Beginn einer Diktatur gewertet hätte. Sicherheit und Erhalt des Lebens sind in dieser Situation stärker zu gewichten als die Freiheit. Umgekehrt sind wir täglich bereit, in ein Auto zu steigen, Fahrrad zu fahren oder zu Fuß über die Straße zu gehen, obwohl wir wissen, dass jedes Jahr ca. 3000 Menschen im deutschen Straßenverkehr sterben. Hier geben wir der Freiheit Vorrang vor der Sicherheit und dem Erhalt des Lebens. Und so erfordert eine menschliche oder „tierische“ Moral immer wieder aufs Neue eine Abwägung verschiedener Werte. Das ist anstrengend, aber menschen- und tierfreundlich. Die Idee der Verabsolutierung eines moralischen Wertes dagegen hat den Vorteil, dass man immer weiß, was moralisch richtig ist, ohne lange nachdenken oder abwägen zu müssen. Ich weiß immer schon, quasi a priori, wo es lang geht, was moralisch richtig ist. Aber diese Verabsolutierung fügt den Menschen Leid und Tod ohne Ende zu. Dabei ist es gleichgültig, um welche Idee es geht, die Verabsolutierung jeder Idee pervertiert diese in ihr Gegenteil. Setze ich bspw. die Freiheit absolut, so lasse ich die Armen ohne Krankenversicherung. Denn eine Krankenversicherungspflicht ist ja eine Einschränkung unserer Freiheit. Dass ohne Krankenversicherung die Menschen krepieren, weil sie die Behandlung ihrer Krankheiten nicht bezahlen können, ist dann sekundär – liberty first. Aus der Befreiung von der Krankenversicherungspflicht wird die Freiheit zu krepieren. Setze ich...