Hopkins | Die Blumenschwestern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Hopkins Die Blumenschwestern

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-21120-2
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

ISBN: 978-3-641-21120-2
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der letzte Wunsch ihrer Mutter ist für drei Schwestern das große Glück ...

Iris Parker hat drei sehr unterschiedliche Töchter: die sensible Künstlerin Daisy, die pedantische Rose und zu guter Letzt Fleur, Freigeist und Femme fatale. Seit Jahren haben die Schwestern nicht mehr miteinander gesprochen und sind schockiert, als sie bei der Verlesung von Iris' Testament von einer Bedingung erfahren: Wollen sie das Vermögen erben, müssen sie ein Jahr lang eine Reihe von Wochenenden miteinander verbringen, die Iris vor ihrem Tod organisiert hat. Aber sind Spa-Aufenthalte, Tanzstunden und Töpferkurse genug, um die Blumenschwestern wieder zusammenzubringen, selbst wenn es der letzte Wunsch ihrer geliebten Mutter war?

Cathy Hopkins hat in verschiedenen Berufen gearbeitet, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Mittlerweile sind mehr als 20 Bücher von ihr erschienen. Cathy Hopkins lebt mit ihrem Mann Steve und ihren drei Katzen Barny, Maisie und Molly in London.

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1 Dienstag, 1. September Wilson Richardson hatte seine Kanzlei im Londoner Stadtteil Chiswick im ersten Stock eines Bürogebäudes, das an der Hauptstraße lag. Im Treppenhaus roch es modrig, und dem Empfangsbereich hätte ein neuer Anstrich gutgetan. Meine Schwester Rose, eine adrette, zierliche Person, war schon da. Sie trug ihr dunkles Haar in einem Bob, jedes Härchen am Platz, und war noch immer schwarz gekleidet, dabei war unsere Mutter seit zwei Monaten tot. Ich hatte mich gegen Trauerkleidung entschieden. Es war ein warmer Sommertag, deshalb hatte ich eine leichte graue Hose und eine hellgrüne Kaftan-Bluse angezogen. Glücklicherweise mussten Rose und ich einander nicht lang ertragen, denn gleich nach der Begrüßung führte uns die Empfangsdame in das Büro von Mr Richardson. Die Empfangsdame hatte die blonden Haare zu einem extrem straffen Pferdeschwanz gebunden. Meine jüngste Schwester Fleur hatte diese Frisur früher als Facelifting für arme Leute bezeichnet, aber das war, als wir noch miteinander sprachen. An einem schweren Schreibtisch aus Eiche saß ein kahlköpfiger Mann. »Wilson Richardson«, stellte er sich vor. »Ich bin Rose, und das ist Dee«, erklärte Rose. »In Ihren Unterlagen steht sie wahrscheinlich als Daisy.« »Ich bin hier und kann selbst für mich sprechen«, sagte ich. Rose seufzte. »Dann tu’s doch. Ich wollte nur etwas klären. Zwei Namen können verwirrend sein.« Ich richtete meinen Blick auf Mr Richardson. »Mein Name ist Daisy oder Dee. Die meisten Leute nennen mich Dee. Meiner Mutter war Daisy lieber.« »Genau das habe ich gemeint«, sagte Rose. Toller Auftakt, oder? Der Anwalt winkte uns zu den drei Stühlen vor seinem Schreibtisch, die schon zur Verlesung des Testaments meiner Mutter aufgestellt worden waren. »Nehmen Sie bitte Platz.« »Meine Schwester Fleur müsste auch jeden Moment erscheinen.« Rose setzte sich. »Sie ist nie pünktlich«, erklärte ich. »Wahrscheinlich kommt sie zu ihrer eigenen Beerdigung noch zu spät.« Ich hüstelte peinlich berührt und verfluchte mich. Wir warteten. Mir war, als wäre ich wieder ein Schulkind und der Direktor hätte mich in sein Büro zitiert. Ich wollte die Verlesung hinter mich bringen und nach Hause fahren. Rose schien es ähnlich zu gehen, ihr linker Fuß wippte. Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der so beherrscht war wie sie, aber der Fuß hatte sie von jeher verraten. Es war, als wollte sie aufspringen und davonrennen, diesmal vermutlich fort von ihren Schwestern. Ich weiß nichts mehr über sie, ging es mir durch den Kopf. Rose warf einen Blick auf ihre Uhr. Ist sie glücklich? Kommen sie und Hugh gut miteinander aus? Was wird sie mit ihrem Anteil machen? Braucht sie das Geld ebenso dringend wie ich? Wahrscheinlich nicht. Wir wussten, dass Mum uns ihr Vermögen zu gleichen Teilen vermacht hatte, das hatte sie schon vor Jahren gesagt. Das Haus in Hampstead, in dem wir aufgewachsen waren, hatten Mum und Dad von den Eltern meines Vaters geerbt. Es war ein großes Haus aus der Zeit Königin Victorias, nicht weit vom Park Hampstead Heath entfernt. Noch bevor der Stil modern wurde, stand meine Mutter auf Shabby Chic und hatte deshalb nur selten etwas verändert, sodass es den Charme einer vergangenen Epoche besaß, mit Holzfußböden, Kaminen und Original-Armaturen. Angesichts der lebensgefährlichen Elektrik und der uralten Rohrleitungen hätte das Haus dringend »modernisiert« werden müssen, wie Immobilienmakler dies bei renovierungsbedürftigen Objekten nannten. Doch bevor meine Mutter in die Seniorensiedlung zog, verkaufte sie es für etwas über zwei Millionen Pfund. Mein Anteil würde also gut und gern ausreichen, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen, Geld für mein Alter zurückzulegen und, falls nötig, meiner Tochter Lucy unter die Arme zu greifen. Trotzdem war die Summe kein Ersatz für meine Mutter. Der Verlust war noch so frisch, dass mich erneut eine Woge der Trauer erfasste. Wir mussten nicht lang warten. Nach fünf Minuten wurde Fleur von der Empfangsdame hereingeführt. Sie war gebräunt, das blonde Haar von der Sonne noch einen Ton heller gebleicht. Offenbar war sie verreist gewesen. Auch Fleur hatte sich gegen Trauerkleidung entschieden. Sie trug ein Sommerkleid aus Krepp mit einem Muster aus winzigen korallenroten und cremeweißen Blumen, dazu rote Slingpumps, die aussahen, als hätten sie ein Vermögen gekostet. Ich dachte an meine billigen, ausgetretenen Slipper und schob die Füße unter meinen Stuhl. Mr Richardson bedeutete Fleur, auf dem freien Stuhl Platz zu nehmen. »Der Verkehr war eine Katastrophe«, sagte Fleur, führte es jedoch nicht weiter aus, denn um ihren Unwillen zum Ausdruck zu bringen, seufzte Rose bereits laut und vernehmlich. Rose war eine Pünktlichkeitsfanatikerin und missbilligte Menschen, die zu spät kamen; beides gehörte zu ihrem Zwangscharakter. Fleur schien einzusehen, dass wir die Entschuldigung schon mehrfach von ihr gehört hatten, wenn auch vor vielen Jahren. Sie nickte mir kurz zu und setzte sich. Mr Richardson räusperte sich und griff nach den Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Dann können wir ja. Ihre verstorbene Mutter, Frau Iris Parker, hat mich beauftragt, Sie heute hier zu versammeln. Sie hat ein Testament hinterlassen, zu dem ich noch kommen werde. Zuvor werde ich jedoch der Bitte Ihrer Mutter entsprechen und Ihnen einen Brief von ihr vorlesen. Sind Sie damit einverstanden?« Rose sah Fleur und mich an. »Einen Brief? Wann soll sie den denn geschrieben haben?« Sie war sichtlich verärgert. Offenbar hatte sie von dem Brief nichts gewusst. Geschieht ihr recht, dachte ich, obwohl ich selbst auch nichts davon gewusst hatte. »Im April dieses Jahres«, antwortete Mr Richardson. »Also drei Monate vor ihrem Tod«, sagte Rose. Mr Richardson nickte. »Das dürfte hinkommen. Soll ich anfangen?« »Bitte«, sagte Rose. Sie antwortete einfach für uns alle, es war immer dasselbe. Mr Richard begann, den Brief vorzulesen. »Meine geliebten Mädchen (ja, für mich werdet ihr immer Mädchen bleiben). Folgendes möchte ich euch für nach meinem Tod mit auf den Weg geben: Erstens wünsche ich mir, dass ihr euch an mich erinnert, aber nicht traurig seid. In der letzten Zeit hat das Leben angefangen, mich zu ermüden. Ich bin so weit. Ich möchte wieder bei eurem Vater sein. Er wartet auf mich, da bin ich mir ganz sicher. Vergesst mich nicht, aber erinnert euch an mich, so wie ich war, als es mir noch besser ging, und lasst euch von diesen Erinnerungen trösten. Zweitens möchte ich nicht, dass ihr euch wegen der letzten Phase meines Lebens schuldig fühlt. Das wäre Zeitverschwendung. Das habe ich euch zwar schon zu meinen Lebzeiten mehrfach versucht klarzumachen, aber ihr wart alle so verbohrt, dass ihr wahrscheinlich kein Wort mitgekriegt habt. Schuldgefühle zeugen von Schwäche und nagen an einem wie Wut. Lasst sie los. Deshalb sage ich es noch einmal und möchte, dass ihr diesmal zuhört: Ich bin gern in die Seniorensiedlung gezogen. Dort habe ich Freundschaften geschlossen und bin betreut worden. Trotzdem war ich unabhängig, was mir wichtig war. Ich liebe euch sehr, aber wenn ich zu einer von euch gezogen wäre, hätten wir uns gegenseitig in den Wahnsinn getrieben. Wir sind erwachsene Frauen, und jede von uns führt ihr eigenes Leben. Es war meine Entscheidung, das Haus zu verkaufen und umzuziehen. Meine! Unser schönes altes Haus in Hampstead war nicht mehr das Richtige für mich. Ich konnte die Arbeit nicht mehr bewältigen. Schon seit Jahren hatte ich das Bedürfnis, mein Leben zu vereinfachen und meine Pflichten zu reduzieren. Ihr habt ständig überlegt, was für mich das Beste wäre und wo ich wohnen sollte. Denkt nicht mehr darüber nach. Ich war da, wo ich sein wollte. Damit meine ich ganz besonders dich, liebe Daisy. Was hätte ich denn bei dir in Cornwall tun sollen? Außer dir hätte ich dort niemanden gekannt. Ebenso gut hätte ich im Ausland leben können. Ich hätte meine liebe Jean vermisst und Martha, die mir in den letzten Jahren eine so gute Freundin geworden ist, nie kennengelernt. Was ich getan habe, war das Beste für uns alle. Ich schreibe das, ohne zu wissen, wann ich sterben werde oder welche von euch dann bei mir sein wird. Deshalb möchte ich, dass ihr Folgendes begreift und verinnerlicht: Die meisten von uns können über die Zeit und die Umstände ihres Todes nicht entscheiden. Fühlt euch deshalb nicht schlecht, falls ihr es nicht geschafft habt, in meinen letzten Stunden bei mir zu sein. Ich habe ein Leben voller Erinnerungen an euch, so wie es umgekehrt auch der Fall ist. Haltet diese Erinnerungen in Ehren, klammert euch nicht an die letzten Wochen oder Monate meines Lebens. Sie sind nur ein Teil meiner Reise. Erinnert euch an das Gesamtbild. Ich hatte ein gutes, erfülltes Leben. Lasst mich ziehen. Keiner von uns kann vorhersagen, wann wir geboren werden und wie unser Ende aussehen wird. Liebe Daisy, weißt du noch, dass du vorhattest, Lucy zu Hause zur Welt zu bringen? Du hattest ein Gebärbecken, die CD mit dieser scheußlichen Musik, bei der im Hintergrund Delfine schnatterten (der Himmel weiß, wie man sich dabei entspannen soll) und deine ätherischen Öle. Außerdem sollte Andy bei dir sein und dir den Rücken massieren. Ha! Erinnerst du dich noch daran? Und dann musstest du zum Kaiserschnitt ins Krankenhaus, wo weit und breit kein Delfin zu sehen war. Du, liebe Rose, hattest auch alles geplant, praktisch und patent, wie Du bist. Du hattest Dir in einer wunderschönen Privatklinik ein Zimmer reservieren lassen. Und...


Hopkins, Cathy
Cathy Hopkins hat in verschiedenen Berufen gearbeitet, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Mittlerweile sind mehr als 20 Bücher von ihr erschienen. Cathy Hopkins lebt mit ihrem Mann Steve und ihren drei Katzen Barny, Maisie und Molly in London.



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