Horster | Untergang des Abendlandes? | Buch | 978-3-942393-40-9 | sack.de

Buch, Deutsch, 100 Seiten, PB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm, Gewicht: 165 g

Horster

Untergang des Abendlandes?

Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt. Hannah-Arendt-Lectures und Hannah-Arendt-Tage 2011
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-942393-40-9
Verlag: Velbrück

Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt. Hannah-Arendt-Lectures und Hannah-Arendt-Tage 2011

Buch, Deutsch, 100 Seiten, PB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm, Gewicht: 165 g

ISBN: 978-3-942393-40-9
Verlag: Velbrück


Alle an der Diskussion der Hannah-Arendt-Tage 2011 Beteiligten waren sich darin einig: Von der Hegemonie der europäischen Kultur in der Welt kann und darf man nicht mehr ausgehen. Die Welt emanzipiert sich von Europa. Das ist wohl eine angemessene Antwort auf die Frage nach der Zukunft der europäischen Kultur in der Welt.

Es wurde auch darüber gestritten, was das eigentlich sei: die europäische Kultur. Die europäischen Werte, das Christentum oder vielleicht der Kapitalismus? Dabei machte Neville Alexander darauf aufmerksam, dass Europa keineswegs zu Recht ein Urheberrecht auf Werte wie Freiheit und Demokratie beanspruchen kann.

Horster Untergang des Abendlandes? jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Detlef Horster, Vorwort

Rolf Elberfeld, Kultur – Kulturen – Interkulturalität – Zur Zukunft europäischer Kultur(en) in der Welt

Kathinka Dittrich van Weringh, Was kann europäische kulturelle Verständigungsarbeit erreichen?

Ralf Schnell, 'Im Namen der Aufklärung'? Anmerkungen zum Bildungsgefälle zwischen Europa und Ostasien

Neville Alexander, Europa zwischen Tradition, Modernität und Globalisierung

Rebecca Harms, Europa: Einheit in Vielfalt – Was heißt das in Zeiten der Krise?

Diskussion mit Neville Alexander, Kathinka Dittrich van Weringh, Rebecca Harms und Bassam Tibi, unter der Leitung von Hendrik Brandt


Wenn das Thema des Titels in der ein oder anderen Variation
zur Debatte steht, muss geklärt werden, was denn
eigentlich mit dem Begriff 'Kultur' gemeint ist, damit
nicht jeder sehr Disparates darunter versteht und man
aneinander vorbeiredet. Rolf Elberfeld hat sich in dem
ersten hier abgedruckten Beitrag der Mühe unterzogen,
dies zu tun. Er führt aus, dass das Wort 'Kultur' in seiner
weiten Verwendungsweise ein Produkt der europäischen
Aufklärung im 18. Jahrhundert ist. Es wurde zunächst
nur im Singular verwendet und erst ab Mitte des 19.
Jahrhunderts im Plural. Der Begriff ist also ein europäisches
Produkt. Kultur ist laut Elberfeld eine Idee, die die
Endlichkeit menschlicher Lebensformen anerkennt und
sich mit dem Gedanken der geschichtlichen Veränderung
verbunden hat.
Auch wenn von 'Europäischer Kultur' die Rede ist, muss
sichergestellt werden, was darunter zu verstehen ist. Kathinka
Dittrich van Weringh unternimmt in ihrem Beitrag
einen Versuch. Aber da fangen die Probleme an, denn auch
das, was man unter Europa versteht, bedarf der Klärung.
Als Gandhi gefragt wurde, was er von Europa halte, sagte
er, es sei eine schöne Idee. Auch Neville Alexander stellt
in seinem Vortrag die Frage, ob man von 'Europa' überhaupt
sprechen kann. Also kann man dann auch nicht
von einer 'europäischen' Kultur sprechen? Kathinka Dittrich
van Weringh erläutert, dass der mühselige Prozess
des Eingehens auf andere inner- wie außereuropäische
Kulturen, auf deren oft sehr unterschiedliche Strukturen,
historische Erfahrungen, Sitten, Traditionen und Kunstäußerungen
eine ständige Herausforderung darstellt und
doch unabdingbar für eine langfristige Vertrauensbildung
ist. Die Bereitschaft zum Dialog sei die Stärke Europas,
meint die Autorin, trotz aller Rückschläge durch lokale,
regionale, nationale Egoismen in diesem einzigartigen
unvollendeten, prozesshaften Europaprojekt. Die Leserinnen
und Leser werden aber höchst unterschiedliche
Auffassungen von dem, was europäischen Kultur ist oder
sein kann, im vorliegenden Band finden.
Die im Thema des Bandes anklingende Auffassung, dass
Europas Kultur immer noch einflussreich auf andere
Kontinente ist, wird von Ralf Schnell, was Asien betrifft,
und von Neville Alexander, was Afrika betrifft, mit völlig
anderen Sichtweisen und Entwicklungen konfrontiert.
Schnell weist auf das Gefälle hin, das zwischen Europa
und Ostasien besteht. Es handelt sich – so die Ausgangsthese
– um ein Bildungsgefälle, das seinen Grund auf
europäischer Seite in der Unkenntnis der ostasiatischen
Kulturen und ihrer Geschichte hat, das von unzutreffenden
Voraussetzungen – Befürchtungen wie Vorurteilen
– ausgeht und zu Wahrnehmungsverzerrungen führt, zu
Idealisierungen und Idyllisierungen ebenso wie zu einer
Art Hybris im Bewusstsein der Überlegenheit europäischer
Wirtschaft und Technik. Demgegenüber bietet die
Wahrnehmung Europas und insbesondere Deutschlands
aus der Perspektive ostasiatischer Länder ein vergleichsweise
realistisches Bild, ein Vorzug, der seinen Grund in
der Bereitschaft der nachwachsenden Generationen in Ostasien
– etwa in Japan, China und Korea – zur Aneignung
der europäischen Geschichte, ihrer Wissenschaften und
ihrer Kunst besitzt. Eine Zukunft – so das Fazit des Vortrags
– besitzt die europäische Kultur in der ostasiatischen
Welt dann, wenn sie an der Aufhebung dieses Bildungsgefälles
mitwirkt und sich die ostasiatische Geschichte,
Wissenschaften und Kunst aneignet.
Eine ganz andere Perspektive nimmt Neville Alexander
ein. Er stellt zu Beginn seines Vortrags die Frage, was es für
einen Afrikaner am Beginn des 21. Jahrhunderts bedeutet,
dass der Einfluss Europas auf die Weltpolitik und auf das
globale Leben abnimmt. In einem historischen Rückblick
zeigt er, dass die europäische Kultur nicht immer schon
hegemonial in der Welt war, sondern dass sich vor 500
Jahren die heutigen Kontinente, Asien, Europa und Afrika,
auf einer vergleichbaren Stufe der gesellschaftlichen
und technologischen Entwicklung befanden. Allmählich
gewann Europa die Vorherrschaft. Doch heute befreien
sich afrikanische Staaten wieder 'von dem hegemonialen
Griff Europas'. Demgegenüber gewinnen China, Indien
Japan und Russland Einfluss auf Afrika. Begleitend zu
dem wirtschaftlichen Austausch findet selbstverständlich
auch ein kultureller Austausch statt. Aber es ist nicht
mehr der hegemoniale Anspruch, den die aufstrebenden
asiatischen Staaten in Bezug auf Afrika haben. Das lasse
für die Zukunft auf 'die Wiederkehr Afrikas als Wiege
einer neuen Menschlichkeit' im weltweiten Maßstab
hoffen, ist das Fazit von Alexander. Das wäre dann zwar
nicht der Untergang des Abendlandes, wohl aber ein Bedeutungsverlust
seiner Kultur.
(Aus der Einleitung)

Wenn das Thema des Titels in der ein oder anderen Variation
zur Debatte steht, muss geklärt werden, was denn
eigentlich mit dem Begriff 'Kultur' gemeint ist, damit
nicht jeder sehr Disparates darunter versteht und man
aneinander vorbeiredet. Rolf Elberfeld hat sich in dem
ersten hier abgedruckten Beitrag der Mühe unterzogen,
dies zu tun. Er führt aus, dass das Wort 'Kultur' in seiner
weiten Verwendungsweise ein Produkt der europäischen
Aufklärung im 18. Jahrhundert ist. Es wurde zunächst
nur im Singular verwendet und erst ab Mitte des 19.
Jahrhunderts im Plural. Der Begriff ist also ein europäisches
Produkt. Kultur ist laut Elberfeld eine Idee, die die
Endlichkeit menschlicher Lebensformen anerkennt und
sich mit dem Gedanken der geschichtlichen Veränderung
verbunden hat.
Auch wenn von 'Europäischer Kultur' die Rede ist, muss
sichergestellt werden, was darunter zu verstehen ist. Kathinka
Dittrich van Weringh unternimmt in ihrem Beitrag
einen Versuch. Aber da fangen die Probleme an, denn auch
das, was man unter Europa versteht, bedarf der Klärung.
Als Gandhi gefragt wurde, was er von Europa halte, sagte
er, es sei eine schöne Idee. Auch Neville Alexander stellt
in seinem Vortrag die Frage, ob man von 'Europa' überhaupt
sprechen kann. Also kann man dann auch nicht
von einer 'europäischen' Kultur sprechen? Kathinka Dittrich
van Weringh erläutert, dass der mühselige Prozess
des Eingehens auf andere inner- wie außereuropäische
Kulturen, auf deren oft sehr unterschiedliche Strukturen,
historische Erfahrungen, Sitten, Traditionen und Kunstäußerungen
eine ständige Herausforderung darstellt und
doch unabdingbar für eine langfristige Vertrauensbildung
ist. Die Bereitschaft zum Dialog sei die Stärke Europas,
meint die Autorin, trotz aller Rückschläge durch lokale,
regionale, nationale Egoismen in diesem einzigartigen
unvollendeten, prozesshaften Europaprojekt. Die Leserinnen
und Leser werden aber höchst unterschiedliche
Auffassungen von dem, was europäischen Kultur ist oder
sein kann, im vorliegenden Band finden.
Die im Thema des Bandes anklingende Auffassung, dass
Europas Kultur immer noch einflussreich auf andere
Kontinente ist, wird von Ralf Schnell, was Asien betrifft,
und von Neville Alexander, was Afrika betrifft, mit völlig
anderen Sichtweisen und Entwicklungen konfrontiert.
Schnell weist auf das Gefälle hin, das zwischen Europa
und Ostasien besteht. Es handelt sich – so die Ausgangsthese
– um ein Bildungsgefälle, das seinen Grund auf
europäischer Seite in der Unkenntnis der ostasiatischen
Kulturen und ihrer Geschichte hat, das von unzutreffenden
Voraussetzungen – Befürchtungen wie Vorurteilen
– ausgeht und zu Wahrnehmungsverzerrungen führt, zu
Idealisierungen und Idyllisierungen ebenso wie zu einer
Art Hybris im Bewusstsein der Überlegenheit europäischer
Wirtschaft und Technik. Demgegenüber bietet die
Wahrnehmung Europas und insbesondere Deutschlands
aus der Perspektive ostasiatischer Länder ein vergleichsweise
realistisches Bild, ein Vorzug, der seinen Grund in
der Bereitschaft der nachwachsenden Generationen in Ostasien
– etwa in Japan, China und Korea – zur Aneignung
der europäischen Geschichte, ihrer Wissenschaften und
ihrer Kunst besitzt. Eine Zukunft – so das Fazit des Vortrags
– besitzt die europäische Kultur in der ostasiatischen
Welt dann, wenn sie an der Aufhebung dieses Bildungsgefälles
mitwirkt und sich die ostasiatische Geschichte,
Wissenschaften und Kunst aneignet.
Eine ganz andere Perspektive nimmt Neville Alexander
ein. Er stellt zu Beginn seines Vortrags die Frage, was es für
einen Afrikaner am Beginn des 21. Jahrhunderts bedeutet,
dass der Einfluss Europas auf die Weltpolitik und auf das
globale Leben abnimmt. In einem historischen Rückblick
zeigt er, dass die europäische Kultur nicht immer schon
hegemonial in der Welt war, sondern dass sich vor 500
Jahren die heutigen Kontinente, Asien, Europa und Afrika,
auf einer vergleichbaren Stufe der gesellschaftlichen
und technologischen Entwicklung befanden. Allmählich
gewann Europa die Vorherrschaft. Doch heute befreien
sich afrikanische Staaten wieder 'von dem hegemonialen
Griff Europas'. Demgegenüber gewinnen China, Indien
Japan und Russland Einfluss auf Afrika. Begleitend zu
dem wirtschaftlichen Austausch findet selbstverständlich
auch ein kultureller Austausch statt. Aber es ist nicht
mehr der hegemoniale Anspruch, den die aufstrebenden
asiatischen Staaten in Bezug auf Afrika haben. Das lasse
für die Zukunft auf 'die Wiederkehr Afrikas als Wiege
einer neuen Menschlichkeit' im weltweiten Maßstab
hoffen, ist das Fazit von Alexander. Das wäre dann zwar
nicht der Untergang des Abendlandes, wohl aber ein Bedeutungsverlust
seiner Kultur.
(Aus der Einleitung)


Detlef Horster, Prof. em., lehrte in verschiedenen Funktionen an den Universitäten Utrecht (Niederlande), Kassel, Berlin (Humboldt-Universität), Port Elizabeth (Südafrika) und Zürich. Er war bis 2007 Professor für Sozialphilosophie an der Leibniz Universität Hannover.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.