Igel | wir ländern uns fort | Medienkombination | 978-3-948107-34-5 | sack.de

Medienkombination, Deutsch, Band 09, 122 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 186 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: reihe licht

Igel

wir ländern uns fort


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-948107-34-5
Verlag: gutleut verlag

Medienkombination, Deutsch, Band 09, 122 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 186 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: reihe licht

ISBN: 978-3-948107-34-5
Verlag: gutleut verlag


»Sprechen übertage // ich wollt dich nicht zeihen / wo die sprache herkommt, aus gründen, bleibts still / ich mag die gespenster nicht, der schnee hat arabesken gebildet, auf unbefestigten wegen, gleich orakeln, die wir kaum zu entschlüsseln vermögen / lass uns gehen, über den frisch aufgetragenen teer, und was zu sagen wäre, durch die kehle rinnen –«

Nach umtriebe (2013), vor dem licht/umtriebe (2014), die stadt hielt ihre flüsse im verborgenen (2018) und alles lichter winter (2019/2020)

erscheint nun mit wir ländern uns fort bereits der fünfte Band von Jayne-Ann Igel im gutleut verlag.

Oft ist im Band von etwas die Rede, das wir Landschaft nennen und das uns doch immer fremder wird, und sich selbst enteignet. In der Gegenwart, aber auch zu früheren Zeiten beobachtbar schon derselbe Prozess. Landschaften, die eher Behauptung von etwas sind. Was haben beispielsweise Bergbaufolgelandschaften noch mit dem Begriff von Landschaft gemein, wo Restlöcher mit Wasser oder Schutt verfüllt werden, die Straßen baumlose Alleen vorstellen. Wo Natur nur mehr in ihrer Verletzlichkeit wahrgenommen werden kann und das Festland nicht mehr den Halt zu bieten vermag, den das Wort suggeriert. Auf dem ersten Blick mögen solche Szenerien dystopisch wirken, das Schreiben darüber gar resigniert, doch der Konfrontation mit diesen Realitäten, der dichterischen ›Übersetzungsarbeit‹ eignet die Möglichkeit, anders damit umzugehen.

Was sich schreibt // »vorherrschend die simplizität von ereignissen« sagte sie, »du kommst aus der unübersichtlichkeit, und ich stehe einfach hier an der straße und erwarte dich« –

Dass Jayne-Ann Igel sich mit solchen Fragen beschäftigt, ist nicht neu, doch aus einer größeren räumlichen und zeitlichen Distanz heraus eröffnen sich ungewohnte Perspektiven auf eine Region, die sie bis in die späten achtziger Jahre oft durchstreift hat, zu Fuß, in Bahn oder Bus, per Rad. Dieses sich erneute Annähern an Themen spielt auch in anderen Textgruppen im vorliegenden Band eine Rolle, in Zyklen wie Langes Gedicht, Spot und Fallen. Zyklen, in denen die Autorin Zivilisationsverlusten nachspürt, Fixpunkten der eigenen Biografie, oder Straßenszenerien aufscheinen lässt, Beziehungsmuster, alternierenden ›Ichs‹ Sprache verleiht. Tagesaktuelle Wahrnehmungen werden von Schichten an Erinnerung bereichert, Schichten, die sich übereinander legen, durchdringen.

»Eingeloggt // schreib ich weiter oder lass ich es bleiben, diese überbordenden sendungen, die einen besinnungslos

zurücklassen, schiffsmeldungen, wasserstandsmeldungen, pegelstände, die besagen, ob wir noch über wasser mit dem kragen, und was zu tun ist, damit … – dynamit in unseren worten, auf den zungen, jedes licht bedenkt ein anderes, spricht, täglich in diesem fixraum von bekundungen und pamphleten, schon fragen sich die digitalen sachwalter, wo und wie das alles zu verwahren, wo der stillraum für abgelassene daten, abgeschworene worte und geschwüre, die infektiös –«

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Igel, Jayne-Ann
Jayne-Ann Igel, geboren 1954 in Leipzig, lebt seit 1995 in Dresden. Sie absolvierte eine Lehre im Bereich Wissenschaftliche Bibliotheken in Leipzig. Seit 1988 ist sie freiberufliche Schriftstellerin, ab den 1990er Jahren auch als Lektorin und Herausgeberin tätig.
Seit Mitte der 1980er Jahre publiziert sie in Zeitschriften und Anthologien (u. a. Jahrbuch der Lyrik, Sinn und Form, Temperamente etc.), zudem Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildenden Künstlern (u. a. Detlef Schweiger, Erika Enders, Claudia Reh, Tobias Stengel) sowie zahlreiche Lyrik-Graphik-Mappen.
Ab den 1990er Jahren erhielt sie verschiedene Stipendien (Aufenthalte im LCB 1993, Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf 1995, Künstlerhaus Edenkoben 2007; Arbeitsstipendien des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, des deutschen literaturfonds u. a.) und 2007 die Dr. Manfred Jahrmarkt- ehrengabe der deutschen Schillerstiftung 1859.
Zuletzt erschienen: schattenlicht in das fünfte schock, zus. u. a. mit Peter Engstler, Dirk Frölic, Lilly Jäckl und Urs Jaeggi, Distillery, Berlin 2016. Bereits im gutleut verlag erschienen sind die Bände: umtriebe, Frankfurt am Main 2013; vor dem licht | umtriebe, Frankfurt am Main 2014 sowie die stadt hielt ihre flüsse im verborgenen, Frankfurt am Main 2018 und alles lichter winter, Frankfurt am Main 2020.



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