Jaschinski | Wolfsspiel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 314 Seiten

Reihe: Tara Wolf und Co.

Jaschinski Wolfsspiel

Kriminalroman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8392-5942-9
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 314 Seiten

Reihe: Tara Wolf und Co.

ISBN: 978-3-8392-5942-9
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Der einzige Grund, warum du noch am Leben bist, ist der, dass ich es dir erlaube.

Noch nicht abgedrückt habe.

Wenn ich will, dass du stirbst, bist du tot.

Du erinnerst dich an deinen Fehler, nicht wahr?

Das ist gut.

Dann verstehst du auch, warum dein Weg hier enden muss.«

Lippe in Angst: Ein Toter, der nicht identifiziert werden kann, und ein Killer, der keine Spuren hinterlässt. Kriminalhauptkommissar Florian Dreier und sein Team ermitteln fieberhaft, um weitere Morde zu verhindern. Währenddessen sucht die Strafrichterin Tara Wolf nach dem mysteriösen Rocker, der ihren Mann ermorden ließ. Dabei gerät sie in Lebensgefahr …

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Mittwoch
  Er lag auf dem Rücken. Die Arme im rechten Winkel vom Körper ausgestreckt. Präzise ausgerichtet mit dem Kopf gen Norden und den Füßen Richtung Süden. So wie man sich im Schnee hinlegt und mit dem Schwung der Arme einen Schneeengel formt. Oder sich im Frühling das erste Mal auf eine Wiese zwischen Schlüsselblumen und Gänseblümchen fallen lässt, um wärmende Sonnenstrahlen zu tanken. Es war dunkel. Strömender Februarregen rann ihm über das Gesicht und hatte bereits die gesamte Kleidung durchweicht. Das Loch in seiner Stirn war von einem dunklen Rand umgeben. Wie in einem kleinen See sammelte sich das kalte Wasser darin, bevor es langsam die Schläfen hinabfloss. Eine Amsel schlug an. Tara Wolf wusste nicht genau, wie lange sie schon wach lag, durch die Dunkelheit hinauf Richtung Schlafzimmerdecke starrte und dem gleichmäßigen Rauschen des Regens lauschte, der draußen niederging. Tieftraurig hatte sie beide Hände auf ihren Bauch gelegt. Wie schon so oft, seit diesem verdammten Samstag im Mai vor nunmehr genau neun Monaten. Der Tag, der ihre Liebe zu Angus Buchanan besiegeln und den Startpunkt für ein glückliches gemeinsames Eheleben bilden sollte. Die Schüsse. Das Blut. Der nicht enden wollende Schmerz. Nichts war mehr wie vorher. Alle Hoffnungen, Träume und Wünsche waren zerplatzt wie bunte Seifenblasen im Wind. Wie mit einer Tätowiernadel waren die Geräusche, Bilder und Gerüche des alles verändernden Moments unauslöschlich in ihr Gedächtnis gestochen worden. Würde sie es jemals schaffen, die bösen Geister zu vertreiben? Mit 35 war Tara weder zu alt für eine neue Beziehung noch für ein Kind, das aus dieser Verbindung hervorgehen könnte. Dennoch fühlte sie sich alt. Vorsichtig richtete sie sich auf. Seit ihrem Autounfall waren schon zwei Monate vergangen und die gebrochenen Rippen inzwischen gut verheilt. Dennoch tat ihr der Brustkorb bei manchen Bewegungen immer noch weh. Tara drehte sich und setzte langsam erst den linken, dann den rechten Fuß auf den Boden und tapste barfuß auf den geölten Holzdielen in die Küche ihres Hauses im Weißen Weg 117. Von hier oben am Waldrand hatte man bei klarem Wetter einen traumhaften Blick über Lemgo bis zum Teutoburger Wald. Heute Morgen stachen jedoch nur die beiden ungleichen Türme der St.-Nicolai-Kirche durch das diesige Einerlei. Das unlackierte Holz der Eichendielen fühlte sich immer warm, fast weich an. Tara liebte das Gefühl unter ihren Fußsohlen. Sie trug eines von Angus’ T-Shirts und ahnte, dass das falsch war oder ihr zumindest nicht guttat. Es war ihr egal. Jeder trauert auf seine Weise, dachte sie trotzig. Später am Tag war immer noch Zeit dazu, stark zu sein. Oder wenigstens so zu tun. Mechanisch stellte sie die Kaffeemaschine an. Wer hat dich so sehr gehasst, dass er den unwiderruflichen Schritt getan hat? Wer hat die kurze, aber harte Distanz vom Plan zur Tat überwunden? Für wen war es nicht genug, sich tausendfach auszumalen, du wärst nicht mehr in seinem Leben? Und vor allem: warum? Kriminalhauptkommissar Florian Dreier richtete die stummen Fragen an den Toten, der an prominenter Stelle auf dem durchweichten Rasen des Bad Salzufler Kurparks lag. Gleichzeitig beobachtete Florian die Spurensicherung dabei, wie sie ihrer akribischen Arbeit auf dem kleinen Rasenstück nachging. Es bildete den Uferbereich an der Nordseite des Kurparksees und wurde von dem Spazierweg umrundet, der als Übergang vom Kurpark zum Landschaftspark gestaltet war. Die Kollegen hatten keine andere Möglichkeit gehabt, als den Fundort weiträumig abzusperren, da der Spazierweg eine beliebte Strecke zum Joggen, Walken und Spazierengehen zu sein schien. Selbst bei diesem fiesen Wetter. Fußabdrücke wurden fotografisch gesichert, jede noch so unbedeutend scheinende Zigarettenkippe, durchweichte Taschentücher oder Kaugummis wurden eingesammelt. Über dem Toten war ein weißes Zelt aufgespannt, das vor neugierigen Blicken und weiteren Einflüssen durch das Wetter schützen sollte. Das rot-weiße Flatterband wirkte in der tristen Naturkulisse seltsam bunt und künstlich. Im matschigen Rasen steckten vereinzelt Tatort-Nummerntafeln, an denen hin und wieder der leichte Westwind zerrte. Zwei Taucher suchten im seichten Kurparksee nach Spuren. Bisher hatten sie allerdings nur eine verrostete Fahrradfelge und zwei algenbewachsene Backsteine zutage gefördert. Bei einem Mord lag die Wahrscheinlichkeit bei 70 Prozent, dass sich Opfer und Täter gekannt haben. Nach Florians Erfahrung war es oft diese unheilvolle sozialpsychologische Verbindung zwischen zwei Menschen, aus der sich das Motiv ergab. Manchmal verband ein dickes Tau das Schicksal des Toten mit dem seines Mörders, ein anderes Mal ein fast unsichtbarer dünner Faden, dessen Ursprung der Ermittler erst mühsam suchen musste. Häufig genug hatte Florian Dreier viel Zeit und Arbeit in Ermittlungen und Nachforschungen investiert, um irgendwann frustriert feststellen zu müssen, dass das Ende der verhedderten Schnur nur lose im trüben Teich verwirrender Ermittlungsergebnisse hing. Dann musste er einem neuen Ansatz nachgehen. Florian war kein Freund von voreiligen Schlüssen. Das Opfer eines eskalierten Streites wurde vom Täter meist so zurückgelassen, wie es nach der Tötung zusammengesackt war. Hier deutete jedoch alles auf eine sorgfältige Planung hin. Vielleicht sogar auf eine Hinrichtung. Selbstverständlich konnte ein Täter auch im Nachhinein das Setting so aussehen lassen, als sei der Mord von Anfang an geplant gewesen, um Spuren zu verwischen und die Ermittler zu verwirren. Das würde Florian im Hinterkopf behalten müssen. Dennoch. Die Lage der Leiche, die akkurat rechtwinklige Ausrichtung der Arme zum Körper, die schon fast militärisch korrekt wirkende Parallelität der Beine und die beiden präzise platzierten Einschusslöcher mitten in die Stirn und linke Brustseite erzählten eine andere Geschichte. Eine Geschichte von konzentriertem Tötungswillen und -wissen. Florian würde es nicht verwundern, wenn der Pathologe feststellen sollte, dass jeder der beiden Schüsse tödlich gewesen war. Das Team der Spurensicherung hatte im abgesperrten Bereich den obligatorischen Trampelpfad zur Leiche angelegt, damit das ohnehin matschige Umfeld nicht noch weiter kontaminiert wurde. Wenn Florian daran dachte, wie der New Yorker Serien-Sherlock-Holmes sich an frischen Tatorten bewegte, an Leichen schnüffelte oder gar undefinierte Flüssigkeiten mit der Zunge probierte, schüttelte es ihn. Er hatte sich in den letzten zehn Minuten einen Überblick über das Umfeld des Fundortes verschafft. Etwas oberhalb des Kurparksees verlief die Parkstraße, in der einige der Villen den morbiden Charme vergangenen Glanzes verströmten, andere im Gegensatz dazu hervorragend renoviert waren. Hinter verschlossenen Toren legten die geparkten Luxuslimousinen und hochpreisigen Geländewagen Zeugnis heutigen Reichtums ab. Gegenüber dem Mehrfamilienhaus mit der Nummer 61 führte ein kurzer Weg hinab in den Kurpark. Ein Techniker untersuchte zwei Pfützen. Hatte der Täter diesen Abgang benutzt, um den Toten abzuladen? Reifenspuren waren auf dem festen Untergrund bis zum Rasen auf den ersten Blick nicht zu erkennen. »Habt ihr schon was?« Florian Dreier stand in der Nähe des Abgangs einige Meter vom Fundort der Leiche entfernt. »Das SVK war leider äußerst fleißig, aber das ist an dieser Stelle ja nicht unbedingt überraschend.« Bettina Lange kam langsam auf Florian zu. Der ergiebige lippische Landregen hatte in der vergangenen Nacht die Rasenfläche derart aufgeweicht, dass die Kriminaltechnikerin beim Gehen vorsichtig mit dem flachen Fuß aufsetzte, um nicht zu tief einzusinken. »Nein«, sagte Florian nachdenklich, »ist es nicht.« Unter Ermittlern war SVK die bitter-ironische Abkürzung für Spurenvernichtungskommando, weil an nahezu jedem Tatort oder Fundort Fußgänger, Jogger, Hundehalter und Schaulustige mehr oder minder unwissentlich Spuren zerstörten, bis von der Polizei eine Sperrzone eingerichtet war. Durch die Kapuze ihres weißen Einwegoveralls sah Florian es blau schimmern. Bettina machte aus ihrer Begeisterung für Fitnesstraining und Superhelden-Comics keinen Hehl. Vor allem Wonder Woman hatte es ihr angetan. Der Name der Amazonen-Prinzessin war als Tattoo auf Bettinas Unterarm verewigt. Seitdem auch Mangas Einzug in ihr Hobby-Universum gehalten hatten, färbte sich die sportliche Enddreißigerin ihre Haare gerne sehr farbenfroh. Jeder von ihnen brauchte und schuf sich auf eigene Weise einen Gegenpol zu dem, was sie Tag für Tag sehen mussten. »Wo ist denn dein Kollege?«, wollte Bettina wissen. Gute Frage, dachte Florian, sagte aber nur: »Ist auf dem Weg.« Irgendetwas war immer bei seinem Kollegen Bernd Rohde. Vor allem, seit die Zwillinge da waren. Das Leben mit nunmehr vier kleinen Kindern war offensichtlich äußerst aufreibend für Rohde und seine Frau Sandra. Florian war mehr oder weniger Single, so genau wusste er das im Moment selber nicht bei dem ganzen Hin und Her mit Lisa. Es fühlte sich auf jeden Fall mehr nach Off denn nach On an. Insofern wollte er sich kein Urteil über das Familienleben seines Kollegen erlauben. Dennoch war er ein wenig genervt davon, weil es häufig Auswirkungen auf die Arbeit hatte. Florian deckte Rohde so gut er es vermochte, aber ewig konnte das so nicht weitergehen. »Na ja«, meinte Bettina. »Du bist ja auch schon alleine groß, oder?« »Wenn du das sagst.« Florian rang sich ein Lächeln ab, aber es fühlte...


Jaschinski, Christian
Christian Jaschinski wurde 1965 in Lemgo geboren, überlebte die harten 1970er in Breitcordhosen und Nickipullovern, verschrieb sich als Pianist und Keyboarder dem 80er-Jahre-Rock und ist nach kleineren Umwegen seit über 20 Jahren wieder in Lippe zu Hause. Als Radfahrer und Wanderer ist er ein großer Fan der abwechslungsreichen lippischen Landschaft, verbringt aber auch regelmäßig kreative Schreibzeiten an der Nordsee. Er schreibt Krimis und Comedy-Literatur, die er gemeinsam mit Singer-Songwriter Jonas Pütz in »Text-Konzerten« auf die Bühnen bringt.



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