Kailitz | Die Gegenwart der Vergangenheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 153 Seiten, eBook

Kailitz Die Gegenwart der Vergangenheit

Der „Historikerstreit“ und die deutsche Geschichtspolitik
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-91045-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Der „Historikerstreit“ und die deutsche Geschichtspolitik

E-Book, Deutsch, 153 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-91045-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Dieser Band zum 'Historikerstreit' ist als ein Beitrag zur Erforschung der Geschichtspolitik in Deutschland anzusehen. Dabei ist die Geschichtspolitik (oder Erinnerungspolitik) als ein für die Herausbildung gemeinsamer Vorstellungen in einem politischen System, sprich der 'nationalen Identität', sehr bedeutsames Politikfeld anzusehen, auf dem Deutungen der Vergangenheit und Gegenwart um Anerkennung im Gemeinwesen ringen. Der 'Historikerstreit' lässt sich dabei mit Fug und Recht als das bedeutendste Kapitel im Buch der Geschichtspolitik der Bundesrepublik Deutschland bezeichnen.

Dr. Steffen Kailitz lehrt Politikwissenschaft an der Universität Dresden.

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1;Inhalt;5
2;Einleitung;6
3;Die politische Deutungskultur der Bundesrepublik Deutschland im Spiegel des „Historikerstreits“;13
3.1;1 Einleitung;13
3.2;2 Der „Historikerstreit“ – ein Konflikt um die Deutungshegemonie?;14
3.3;3 Grundstrukturen der Deutungskultur der Bundesrepublik;20
3.4;4 Elemente der Deutungskultur;23
3.5;5 Schlussbetrachtung: Die politisch-kulturelle Bedeutung des „ Historikerstreits“;28
3.6;Literatur:;31
4;Geschichte als politische Wissenschaft – Der Historikerstreit;37
4.1;1 Einführung;37
4.2;2 Der politische Rahmen;38
4.3;3 Geschichtswissenschaft und Tagespolitik;40
4.4;4 Forscher-Ich und Neutralitätsgebot;42
4.5;5 Schlussbetrachtung;44
4.6;Literatur:;46
5;Historikerstreit – transnational;49
5.1;1 Einleitung;49
5.2;2 Der Historikerstreit: Das Scheitern einer Revision;50
5.3;3 Die These von der Singularität des Mordes an den europäischen Juden;54
5.4;Merkmale Konsequenzen Problematik Paradox Aktualisierung;57
5.5;3 Agenda 2005: Geschichtspolitik von Kohl zu Schröder;57
5.6;4 Gerechtigkeit für Deutsche;60
5.7;5 Israel-Kritik oder Neuer Antisemitismus?;63
5.8;6 Schlussbetrachtung;66
5.9;Literatur:;67
6;Wie die Historie öffentlich gebraucht wird: Jürgen Habermas und der Historikerstreit;71
6.1;1 Einführung;71
6.2;2 Die schleichende Entmachtung der Historiker;73
6.3;3 Ein Anflug von Erinnerungsstolz;75
6.4;4 Der ethnische Vorbehalt der postkonventionellen Identität;76
6.5;5 Entpolitisierung durch Politisierung der Vergangenheit;78
6.6;6 Schluss;79
6.7;Literatur:;80
7;Die wissenschaftliche Dimension des „ Historikerstreits“ auf dem Prüfstand. Eine Auseinandersetzung mit Ernst Nolte und Jürgen Habermas;83
7.1;1 Einleitung und Fragestellung;83
7.2;2 Auseinandersetzung mit Ernst Nolte;85
7.3;3 Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas;91
7.4;4 Schlusswort und Zusammenfassung;98
7.5;Literatur:;100
8;Das Ende des ideologischen Zeitalters? Ideologisches Denken vor und nach dem Historikerstreit;104
8.1;1 Eine ideologische Debatte?;104
8.2;2 Die Kennzeichen ideologischen Denkens;107
8.3;3 Marxsche Ideologie und Hitlersche Weltanschauung;109
8.4;4 Der Zusammenhang;113
8.5;5 Vergangenheit ohne Wiederkehr?;115
8.6;Literatur:;117
9;Der „Historikerstreit“ und die Frage der Historisierung des Nationalsozialismus;119
9.1;1 Das Historisierungspostulat von Martin Broszat;119
9.2;2 Historisierungspostulat und Historikerstreit;120
9.3;3 Das Historisierungspostulat: Nur ein selbstentlastendes Projekt der HJ und Flakhelfergeneration?;124
9.4;4 Die Historisierung als unvermeidlicher Prozess und die andauernde Suche nach dem historischen Ort des Nationalsozialismus;125
9.5;Literatur:;129
10;Hitlers Russland1. Eine alternative Sicht auf den „ kausalen Nexus“ zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus;132
10.1;1 Einleitung;132
10.2;2 Medium Hitler;133
10.3;3 Weltkrieg und totalitäre Massenbewegungen;135
10.4;4 „Die große Angst“;136
10.5;5 „Bolschewismus im Ballsaal“;138
10.6;6 Ostwendung des Reiches im Weltkrieg;139
10.7;7 Vom Bündnis zum Lebensraum;141
10.8;8 Der Weg zur Macht und die Phase der „Antikomintern“-Politik;144
10.9;9 Gegen das „internationale Finanzjudentum“. Ein „ antibolschewistischer Kreuzzug“?;144
10.10;10 „Lebensraum“ und „Endlösung“;147
10.11;11 Schlussbetrachtung: Der russische „Nexus“;148
10.12;Literatur:;150
10.13;Autorenangaben;153

Die politische Deutungskultur der Bundesrepublik Deutschland im Spiegel des „Historikerstreits“.- Geschichte als politische Wissenschaft — Der Historikerstreit.- Historikerstreit — transnational.- Wie die Historie öffentlich gebraucht wird: Jürgen Habermas und der Historikerstreit.- Die wissenschaftliche Dimension des „Historikerstreits“ auf dem Prüfstand. Eine Auseinandersetzung mit Ernst Nolte und Jürgen Habermas.- Das Ende des ideologischen Zeitalters? Ideologisches Denken vor und nach dem Historikerstreit.- Der „Historikerstreit“ und die Frage der Historisierung des Nationalsozialismus.- Hitlers Russland. Eine alternative Sicht auf den „kausalen Nexus“ zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus.


Die wissenschaftliche Dimension des „Historikerstreits" auf dem Prüfstand. Eine Auseinandersetzung mit Ernst Nolte und Jürgen Habermas (S. 84-85)

Armin Pfahl-Traughber

1 Einleitung und Fragestellung

Der „Historikerstreit" gehörte nicht zu den Sternstunden intellektueller und wissenschaftlicher Debatten in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. „Historikerstreit" 1987). Ihm waren differenzierte Analysen und nüchterner Tonfall, sachliche Darstellungen und abgewogene Erörterungen kaum eigen. Dafür prägten aggressive Wortwahl und notorische Diskussionsverweigerung, persönliche Verunglimpfungen und politische Unterstellungen die Kontroverse.

Häufig genug prallten Gesinnungen aufeinander, welche die Richtigkeit der eigenen Auffassung beschworen und die Verwerflichkeit der anderen Meinung postulierten. So kann es auch kaum verwundern, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Positionen der jeweils anderen Seiten kaum stattfand. Selbst zur Manipulation und Verfälschung von Aussagen und Zitaten der Gegner griffen manche Protagonisten. Angesichts dieser Gegebenheiten soll hier aus der persönlichen wie zeitlichen Distanz der kritische Blick auf die mangelnde wissenschaftliche Dimension des „Historikerstreits" geworfen werden.

Die damit gewählte Perspektive will keineswegs die bedeutsame politische Dimension (vgl. Kailitz 2001) der Auseinandersetzung ignorieren, betonten doch Vertreter beider Seiten sowohl während als auch nach der Kontroverse den hohen Stellenwert dieses Gesichtspunktes: Die Frage nach der Deutung des Nationalsozialismus bildete für die meisten Diskutanten den thematischen Bezugsfaktor, um über das politische Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland zu streiten.

Während in diesem Kontext die eine Seite gegen eine behauptete Abso lutsetzung des „Dritten Reiches" als alleinige Verkörperung des Bösen plädierte (vgl. Nolte 2006), sah die andere Seite darin eine konservative Kampagne zur Relativierung des Nationalsozialismus (vgl. Wehler 2006). So erklärt sich auch, dass die Auseinandersetzung stärker von politisch-polemischen, denn sachlichwissenschaftlichen Argumenten geprägt war.

Obwohl somit Aufwand und Intensität des „Historikerstreits" für die Forschung als unergiebig gelten können, soll die wissenschaftliche Dimension der Kontroverse im Zentrum dieses Beitrags stehen. Dabei unterzieht diese Erörterung, mit Ernst Nolte und Jürgen Habermas die Hauptprotagonisten der Auseinandersetzung einer kritischen Prüfung. In ihren Artikeln und Büchern formulierten sie eine Reihe von Positionen, die es bezüglich ihrer historischen Belegbarkeit und inhaltlichen Schlüssigkeit zu analysieren gilt.

Hierbei besteht allerdings ein Ungleichgewicht angesichts des zu beachtenden Materials: Während Habermas lediglich einige wenige Aufsätze vorlegte (vgl. neben den Texten in „Historikerstreit" 1991 auch Habermas 1987a: S. 115-158), ging Nolte auf die Thematik weitaus intensiver ein. Er veröffentlichte neben zahlreichen Stellungnahmen zur Debatte (vgl. Nolte 1988) auch ein umfangreiches Werk zu deren Thematik (vgl. Nolte 1987a). Insbesondere letzteres ermöglichte es Nolte, seine Auffassungen genauer zu begründen und zu belegen als dies in einem Feuilleton-Artikel möglich war.

Trotz dieses unterschiedlichen Anteils von Texten sollen beide Protagonisten Beachtung finden, könnte doch die Kritik an dem Einen den falschen Eindruck einer Positionierung zugunsten des Anderen vermitteln. In diesem Sinne geht die Erörterung wie folgt vor: Zunächst widmet sie sich Noltes Auffassungen und Vorgehensweise, wobei dessen Darstellungsform von Ansichten und Erklärungen, Deutung des Nationalsozialismus als Reaktion auf den Bolschewismus, Erklärung von Auschwitz aus dem Bestehen des GULag und Kommentierung des rechtsextremistischen Revisionismus im Zentrum stehen.

Dem folgt die Auseinandersetzung mit Habermas, die sich auf dessen Umgang mit Aussagen und Zitaten der kritisierten Historiker, die Auseinandersetzung mit der Singularität des Holocaust, die Deutung einer Historisierung als Relativierung und die Interpretation von Vergleichen als Verharmlosung bezieht. Entsprechend der oben formulierten Fragestellung und Perspektive geht es dabei nicht um die politischen Motive beider Seiten. Es soll hier selbst angesichts des potentiellen Vorwurfs einer gewissen „Weltfremdheit" ausschließlich die inhaltliche und wissenschaftliche Dimension der Auseinandersetzung thematisiert werden.


Dr. Steffen Kailitz lehrt Politikwissenschaft an der Universität Dresden.



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