Buch, Deutsch, Band 7, 264 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 234 mm, Gewicht: 500 g
Reihe: Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
Studien zur Geschichte der Sprach- und Literaturwissenschaften im 20. Jahrhundert
Buch, Deutsch, Band 7, 264 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 234 mm, Gewicht: 500 g
Reihe: Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
ISBN: 978-3-935025-70-6
Verlag: SYNCHRON - Wissenschaftsverlag der Autoren
Die prinzipielle Frage nach der Abhängigkeit der Geisteswissenschaften von außerwissenschaftlichen Bedingungen hat weder an wissenschaftsgeschichtlicher Brisanz noch an medialer Präsenz verloren. Die kontroversen wissenschaftlichen und feuilletonistischen Debatten der jüngeren Vergangenheit über die Rolle der geisteswissenschaftlichen Fächer in den beiden deutschen Diktaturen legen indes den Verdacht nahe, dass voreilige Generalisierungen den vielfältigen Verknüpfungen von wissenschaftlicher Eigenlogik mit außer- und überfachlichen Logiken nicht gerecht werden können. Sowohl die in diversen Abwandlungen immer wiederkehrende Betonung der Eigenlogik einer sich selbst steuernden Wissenschaft, als auch die pauschale Degradierung der Wissenschaft zur allzeit willfährigen "Magd der Politik" verfehlen die historisch komplexe Gemengelage aus feldspezifischem (möglicherweise auch individuellem) Eigensinn, (Selbst-)Anpassung und Zwang. Die im vorliegenden Band versammelten Studien, die auf eine von den Herausgebern im Herbst 2002 im Rahmen des wissenschaftsgeschichtlichen Forschungsprojektes "Semantischer Umbau der Sprach- und Literaturwissenschaften in Deutschland nach 1933 und nach 1945" an der Universität Siegen veranstaltete Tagung zurückgehen, sollen zu einer präziseren Rekonstruktion dieses für die Geisteswissenschaften existenziell bedeutsamen Verhältnisses von innerdisziplinären Entwicklungsbedingungen und außerfachlichen bzw. wissenschaftsexternen Einflußfaktoren beitragen. Sie gehen insbesondere am Beispiel der Sprach- und Literaturwissenschaften in Deutschland der Frage nach, wie diese zentralen geisteswissenschaftlichen Fächer auf die politisch-gesellschaftlichen Umbrüche und Systemwechsel im Laufe des 20. Jahrhunderts reagieren, welche Anstrengungen sie unternehmen, um sich - im vollen Bewußtsein ihrer eigenen "Resonanzabhängigkeit" - auf den Wandel der sozialen und politischen Systeme einzustellen, und vor allem wie sie ihre semantischen Bestände, ihre Redeweisen umbauen. Damit sind zugleich zentrale weiterführende Fragestellungen angesprochen, die die neuere Wissenschaftsforschung bewegen.
INHALT
Gerhard Kaiser / Matthias Krell
Einleitung
Gerhard Kaiser
Zwischen Eigensinn und Resonanz. Anmerkungen zum literaturwissenschaftlichen Feld am Beispiel der "Rasse"-Semantik zwischen 1933 und 1945
Literaturwissenschaft in Westdeutschland nach 1945
Stefan Scherer
Prägnanz und Evidenz. Philologische Erkenntnis und Verwissenschaftlichung der germanistischen Literaturwissenschaften im disziplinen- und gesellschaftsgeschichtlichen Umbruch der 1950er Jahre
Oliver Sill
"Neuer Wein in alten Schläuchen"? Anmerkungen zur Literaturwissenschaft zwischen 1965 und 1980
Geisteswissenschaft im Nationalsozialismus
Ralf Klausnitzer
Geheimgesellschaften im Visier. Geisteswissenschaftliche "Gegnerforschung" 1933-1945 zwischen Verschwörungsparanoia und Versachlichung
Ruth Freifrau von Ledebur
Shakespeare und die "Wiedergeburt des germanischen Geistes".Zur Geschichte der deutschen Shakespeare-Gesellschaft im "Dritten Reich"
Sprachwissenschaft in disziplinübergreifenden Resonanzkonstellationen
Alice Tomus
Besinnung auf das "Wesen der Sprache": Sprachphilosophie in Deutschland 1900-1930
Jacqueline Holzer
Fremde Angelegenheiten: Franz Boas und die Geschichte der amerikanischen Anthropologie
Julia Kuhlmann
"Sie ist die Sprachwissenschaft, die nicht nur den Sprachforscher selbst interessiert". - Semantische Umbauten und doppelte Lesarten in Texten der frühen angewandten Sprachwissenschaft in der BRD
Sprachwissenschaft in der DDR
Peter Nötzoldt
Akademien als Zentren von Forschung. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1946 -1972
Udo Hagedorn
"Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft" - Schlüsseldiskurs und Resonanzfeld
Matthias Krell
Resonanzsemantische Wandlungen des "Grammatik"-Begriffs.Zum Grammatik-Verständnis der funktionalen Schule in der DDR in den fünfziger und sechziger