Kalscheuer / Allolio-Näcke Kulturelle Differenzen begreifen
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-593-40172-0
Verlag: Campus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht
E-Book, Deutsch, 465 Seiten
ISBN: 978-3-593-40172-0
Verlag: Campus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einleitung
Transdifferenz im Spiegel anderer kulturwissenschaftlicher Konzepte
Generalisierte Hybridität und Diskursanalyse: Zur Dekonstruktion von ›Hybriditäten‹ in spätmodernen populären Subjektdiskursen
Andreas Reckwitz
Transdifferenz und postkoloniale Hybridität - Kritische Anmerkungen
Kien Nghi Ha
›Transdifferenz‹ und Dekonstruktion
Michael C. Frank
Von der Transdifferenz zur Transkulturalität - am Beispiel des gender-free-Konzepts in Japan
Michiko Mae
Transdifferenz als docta ignorantia - Alte und neue Sprachversuche an den Grenzen bipolaren Ordnens und Erkennens
Jürgen van Oorschot
Transdifferenz aus der Perspektive der interkulturellen Psychologie
Stefan Schmid & Alexander Thomas
Soziologie im Zwischenraum: Chancen und Grenzen einer transdifferenten Perspektive
Julia Reuter & Matthias Wiesner
Identität und Differenz
Identitätspolitik zwischen kosmopolitischer Euphorie und fremdenfeindlicher Ausgrenzung
Heiner Keupp
Kultur und Identität - Zum Problem der Thematisierung von Gleichheit und Differenz in modernen Gesellschaften
Thomas Geisen
Identitäten im Sinne der différance. Transdifferente Subjektpositionen im Ausgang einer poststrukturalistischen Sozialwissenschaft
Stephan Moebius
Wie Differenz begreifen? Das Konzept der ›Transdifferenz‹ und die Konzeption von Die Grenzen des Verstehens
Werner Kogge
Differenzierungstheorie und sozialer Wandel
Kurt Imhof
Die Ökonomie der Differenz - eine materialistische Perspektive auf das Phänomen der (Trans-)Differenz
Anil K. Jain
Transdifferenzen im Feld
"Das Noch-Nicht des niemals Gewesenen" - Einige Gedanken darüber, wie sich Transdifferenz ereignet
Leyla Ercan
Das Transdifferenzkonzept auf dem Prüfstand: ethnologische Theorie und Befunde
Christoph Antweiler
Transdifferente Leiblichkeit. Leibphänomenologische Überlegungen zu einer Soziologie der Transsubjektivität
Robert Gugutzer
Transdifferenz und Europa. Eine wissenssoziologische Anmerkung
Peter Gostmann
Feldforschung im interkulturellen Kontext: eine Auseinandersetzung mit dem Transdifferenzkonzept
Karin Bischof & Marietta Schneider
(De-)Binarisierung und Bildung. Empirisch-theoretische Vignetten eines Zusammenhangs Paul Mecheril, Daniela Probadnick & Karin Scherschel
Transdifferenzen im Bild - Eine Konkretisierung am Beispiel der Fotografie mit der Lochkamera
Stephan Krines
Resümee und Ausblick
Vom Dialog zum Polylog: Chancen und Grenzen des Transdifferenzkonzeptes aus interdisziplinärer Sicht
Lars Allolio-Näcke & Britta Kalscheuer
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Sachregister
Personenregister
Kulturwissenschaftliche Konzepte wie die des Hybriden, der Kreolisierung, der Interkulturalität, der Dialogizität, Heteroglossie, Heterotopie, des Synkretismus und schließlich auch der Transdifferenz, wie sie seit den 1980er Jahren im Rahmen kulturtheoretischer Diskussionen profiliert worden sind, weisen - bei allen begrifflichen Unterschieden - in die gleiche heuristische Richtung: in jene einer Sensibilisierung der kulturwissenschaftlichen Analytik für die Normalität der simultanen Wirkung unterschiedlicher, möglicherweise auch einander widersprechender kultureller Sinnmuster verschiedener ›Herkunft‹ in den gleichen sozialen Praktiken und Diskursen. Diese Interferenz verschiedener Codes in der Praxis und im Diskurs produziert systematisch polysemische Konstellationen, die auch und gerade die Formierung von Subjekten mit ihren Identitäten nicht eindeutig, sondern mehrdeutig macht, eine Uneindeutigkeit, welche in scheinbar fixe kulturelle Strukturen fundamentale Instabilitäten implantiert. Theoretisch vorbereitet ist diese Sensibilisierung für kulturelle Überlagerungskonstellationen und Friktionen, verstanden nicht als pathologischer Ausnahme-, sondern als Normalfall der Logik der Kultur, vor allem durch den Poststrukturalismus, allen voran durch die Arbeiten Jacques Derridas. Ihre stärkste Verbreitung hat das hybriditätsorientierte Denken, das Denken in jenen ›Transdifferenzen‹ im Sinne von polysemen, einander überlagernden Zugehörigkeitsmustern seit den 1980er Jahren in den postcolonial studies gefunden (vgl. Young 1995). Die hybriden Identitäten von Migranten, von ethnischen Minderheiten innerhalb von Mehrheitskulturen, von ›Fremden‹, die in einem komplexen Verhältnis zum ›Eigenen‹ stehen, liefern - in ihrer sozialen Praxis wie in ihren diskursiven Repräsentationen etwa in der postkolonialen Literatur von Autoren wie Naipaul, Rushdie, Gordimer oder Morrison - ein paradigmatisches Beispiel für kulturelle Transdifferenzen (vgl. Bronfen, Steffen & Marius 1997, Moore-Gilbert 1997).