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Karstens | Werkzeuge der Historiker:innen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 303 Seiten

Karstens Werkzeuge der Historiker:innen

Neuzeit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-17-043422-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Neuzeit

E-Book, Deutsch, 303 Seiten

ISBN: 978-3-17-043422-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der sichere Umgang mit Quellen ist das Fundament für die eigenständige Erforschung und ein tieferes Verständnis jeder historischen Epoche. Der dritten Band der "Werkzeuge der Historiker:innen" stellt das Handwerkszeug für die Arbeit mit Quellen der Frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts bereit und bietet eine systematische Einführung in die zugehörigen historischen "Grundwissenschaften".

Beispielorientiert stellen Jan Simon Karstens und sein Team ausgewiesener Expert:innen Disziplinen wie Paläographie, Aktenkunde, Genealogie, Phaleristik, Historische Kartographie oder Numismatik vor und darüber hinaus eine Auswahl von wichtigen Quellentypen der Neuzeit wie Akten, Periodika, Flugschriften oder Briefe. Verständlich präsentieren sie Forschungsstand, Methoden und weiterführende Literatur sowie digitale Hilfsmittel. Ein Muss für alle Studierenden und historisch Interessierten.

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Weitere Infos & Material


I.  Methoden und Hilfswissenschaften
1  Die Werkzeuge der Neueren Geschichte
Jan Simon Karstens Wie unsere Gesellschaft insgesamt, steht auch die Geschichtswissenschaft vor weitreichenden Veränderungen. Neue digitale Methoden zur Wissensgenerierung, Archivierung und Vermittlung treffen auf eine zunehmende Polarisierung und in vielen Ländern sogar (Re-)politisierung der Diskurse über Vergangenheiten. Gerade angesichts solcher Entwicklungen, ist es wichtig festzuhalten, dass die Worte des Historikers Gustav Droysen aus seinem Grundriss der Historik von 1882 nach wie vor Gültigkeit beanspruchen können: »Man wird den historischen Studien die Anerkennung nicht versagen, dass auch sie in der lebhaften wissenschaftlichen Bewegung unseres Zeitalters ihre Stelle haben, dass sie thätig sind Neues zu entdecken, das Alte neu zu durchforschen, das Gefundene in angemessener Weise darzustellen.« (Droysen 1882, 3) Das vorliegende Handbuch ist eine Einladung, sich auf den Spuren der Begründerinnen und Begründer der Geschichtswissenschaft von aktuellen Veränderungen und Herausforderungen nicht abschrecken, sondern inspirieren zu lassen. Es unterstützt fortgeschrittene Studierende und junge Forscherinnen und Forscher dabei, sich für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten oder schon für ihre Seminararbeiten dem Spannendsten zu widmen, was das Geschichtsstudium zu bieten hat: die unmittelbare Auseinandersetzung mit Zeugnissen der Vergangenheit. Hunderttausende bisher nicht oder nur kaum untersuchter Druckschriften, Flugblätter, Briefe und persönliche Aufzeichnungen von bekannten Persönlichkeiten aber auch sogenannten einfachen Leute aus der Neuzeit warten auf ihre Erforschung. Hinzu kommen Regalkilometer von Gerichtsakten, Verwaltungsschriftgut sowie Aufzeichnungen von lokalen Unternehmen und globalen Konzernen, aber auch von politischen und sozialen Institutionen, seien es regionale Ständeversammlungen oder Geheimgesellschaften. Mit diesen Quellen lassen sich unzählige neue Fragen an die Vergangenheit richten. Fragen, die vor dem Hintergrund aktueller sozialer, technologischer, wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen gestellt werden können und deren Untersuchung unser Verständnis von vergangenen Gesellschaften aber auch von der Genese unserer Gegenwart erweitert. Jedes Jahr werden mehr dieser Quellen erfasst und digitalisiert, was es möglich macht, auch ohne Archivreisen eigenständige Forschungen durchzuführen. Es ist einfacher denn je, historisches Material für Analysen zu finden. Doch diese noch vor einigen Jahrzehnten unvorstellbare Zugänglichkeit ändert nichts daran, dass klassische Herausforderungen weiter bestehen: Die Auswahl des Materials im Hinblick auf die Untersuchungsziele, die Prüfung auf Echtheit und Aussagekraft, die sprachliche und inhaltliche Erschließung, die Einordnung in den ereignis- und überlieferungsgeschichtlichen Kontext sowie schließlich die Analyse. Um diese Herausforderungen zu meistern, kann die Geschichtswissenschaft auf ein Set von »Werkzeugen« zurückgreifen, wie Ahasver von Brandt es nannte. Mit dieser Metapher umschrieb Brandt eine Auswahl der sogenannten Hilfs- oder Grundwissenschaften. Dadurch umging er geschickt eine damals geführte Debatte über den Stellenwert von Disziplinen wie der Handschriften-, Siegel- oder Wappenkunde, die entweder als unumgängliches Fundament oder als eher dem eigentlichen Fach Geschichte nachgeordnet gesehen werden konnten. Der vorliegende Band ist nicht nur durch seinen Titel dem Vorbild Brandts verpflichtet. Er bietet eine Einführung in klassische und neue Werkzeuge der Historikerinnen und Historiker, die von einer fundamentalen Bedeutung der Grundwissenschaften für die Analyse der Vergangenheit ausgeht. Den ersten Teil dieser Einführung bilden zehn Kapitel, die jeweils ein Werkzeug näher vorstellen. Dies umfasst Methoden für die detailgenaue Erschließung einzelner Quellen aber auch zur Handhabung von heterogenen Informationen aus einer breiten Materialbasis. Die Kapitel sind strukturell ähnlich aufgebaut und bieten eine Vorstellung ihres Gegenstandes, einen Einblick in die Forschungsgeschichte sowie beispielorientierte Handreichungen für eigene Projekte. Die engen Grenzen, welche das Konzept dieses Bandes vorgibt, bringen es mit sich, dass hier nur eine Auswahl vorgestellt werden kann. Daher wurden klassische und neue Werkzeuge kombiniert und vor allem Themen fokussiert, die für die Neuere Geschichte zwischen 1500 und 1900 besonders relevant sind. Selbstverständlich kann jede Auswahl leicht kritisiert werden, insbesondere da Quellen aus dem Europa des Jahres 1500 eher mittelalterlichen Traditionen verhaftet sind, während Quellen der Zeit um 1900 tendenziell der Zeitgeschichte näher stehen. Dieser Tatsache trägt der vorliegende Band dadurch Rechnung, dass er zwar eigenständig konzipiert, aber zugleich mit den benachbarten Bänden der Reihe abgestimmt ist. Zentrale Werkzeuge der Mediävistik wie die Urkundenlehre (Diplomatik), Siegel- oder Wappenkunde (Sphragistik und Heraldik) werden daher im vorliegenden Band nicht erneut in eigenen Kapiteln behandelt. Entsprechendes gilt für die Analyse von Tondokumenten oder Fotographien in Bezug auf den Band zur Zeitgeschichte. Dies soll nicht unterstellen, dass diese Werkzeuge für die Neuzeit irrelevant wären, sondern unterstreicht den Charakter dieser Epoche als Transformationsphase, deren Erforschung je nach Thema und Material auch Einblicke in die benachbarten Teilfächer der Geschichtswissenschaft erfordert. Im zweiten Teil dieses Buches folgen sechs Kapitel, die einzelne Quellentypen ins Zentrum rücken. Sie sind Quellen wie Briefen, Gerichtsakten, Periodika oder Flugschriften gewidmet, die es entweder vorher in dieser Form nicht gab oder die aus der Neuzeit in großer Zahl überliefert sind und als typisch für diese Epoche gelten können. Bei der Auswahl lag außerdem besonderes Augenmerk auf Quellen, die in großer Zahl online zugänglich sind. Gerade letzteres ermöglicht einen zielgerichteten Einstieg in die eigene Arbeit mit historischem Material. Die Quellenkapitel korrespondieren mit unterschiedlichen, im ersten Teil präsentierten Werkzeugen und veranschaulichen so die zuvor beschriebenen Zusammenhänge. Jedes der 16 Kapitel dieses Bandes ist wie der Band als Ganzes nicht nur als eine Einführung, sondern auch als Einladung konzipiert. Sie alle präsentieren die Potentiale historischer Quellenarbeit, führen als Wegweiser zu interessanten Beständen und stellen die Mittel zu deren Bearbeitung bereit. 1.1  Die Grenzen der Neuzeit (und dieses Bandes)
In der Geschichtswissenschaft ist es selbstverständlich, von fließenden Grenzen zwischen historischen Epochen und damit den Teilfächern der Disziplin auszugehen. Forscherinnen und Forscher können durch die Wahl ihres Untersuchungsraumes und Gegenstandes Brüche oder Kontinuitäten hervorheben und so die Neuzeit aus ihrer spezifischen Perspektive heraus als Epoche verkürzen, verlängern oder sogar als Kategorie in Frage stellen. Dennoch müssen sich alle Interpretationen von Epochengrenzen mit einem grundlegenden Ordnungsmodell auseinandersetzen, das in breiter Perspektive Gültigkeit beansprucht und allgemeine Orientierung bietet. Der Beginn der Frühen Neuzeit in Europa wird um 1500 veranschlagt, markiert durch technische Innovationen, globale Verflechtungen, politische Umwälzungen und eine zeitgenössische Wahrnehmung der eigenen Gegenwart als Umbruchszeit. Eine ähnliche Verdichtung von Ereignissen und Prozessen ist um 1800 zu beobachten, sodass hier häufig ein Ende der Frühen Neuzeit verortet wird. Es sind aber auch alternative oder ergänzende Konzepte zu dieser Einteilung im Fach verbreitet, sei es eine Alteuropa umfassenden Kontinuitätslinie vom späten Mittelalter bis zur Industriellen Revolution oder die prominent von Reinhart Koselleck benannte »Sattelzeit« zwischen 1750 und 1850 als eigene Umbruchsperiode. Dieser Band orientiert sich am klassischen Beginn der Neuzeit und setzt um 1500 ein. In einigen Fällen wird aber auch weiter zurückgegriffen, um Kontinuitäten und langfristige Entwicklungen herauszustellen. Dies geschieht komplementär zum Vorgängerband, der die Mittelalterliche Geschichte zwar generell um 1500 enden lässt, aber auch darüber hinausweist. Das zeitliche Ende dieses Bandes ist hingegen relativ spät um 1900 angesiedelt. Dies bedeutet, dass erhebliche Umbrüche und Veränderungen bezüglich der Überlieferung berücksichtigt werden müssen. Zum einen wurde Kommunikation immer regelmäßiger und schneller, sei es durch die Professionalisierung des Postwesens, die Nutzung der Eisenbahn und gestiegene Sicherheit im Schiffsverkehr. Außerdem wurde es im 19. Jahrhundert durch die Einführung von Telegraphie erstmals möglich, dass Nachrichten schneller reisten als die Menschen, die sie überbrachten. Die Alphabetisierung der Bevölkerung nahm zu und ermöglichte eine massive Ausbreitung von Periodika. Tages- und Wochenzeitungen sowie Zeitschriften gab es zwar schon seit dem 17. Jahrhundert, aber jetzt erschienen sie in immer größerer Zahl für immer mehr Teile der Bevölkerung und bedienten ein breites Spektrum von Interessen. Auch Romane und Lexika erreichten im 19. Jahrhundert ein neues Massenpublikum. Bedenkt man, dass außerdem Beschreibstoffe wie Papier und Tinte sowie Federn aus Metall immer günstiger zur Verfügung standen, so erklärt sich die immense Ausweitung von Schriftlichkeit in Form von Briefen oder Tagebüchern. Auch Verwaltungen...


PD Dr. Jan Simon Karstens lehrt und forscht an der Universität Trier.



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