E-Book, Deutsch, 150 Seiten
Kast Der Norden ruft
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7394-6042-0
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
E-Book, Deutsch, 150 Seiten
ISBN: 978-3-7394-6042-0
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Als Bastian die Chance bekommt, endlich einmal mit dem ?Red Hot Viking? zu reden, fackelt er nicht lange: Er fragt ihn, ob er für sein Uniprojekt über nordische Götter modeln möchte. Überraschend sagt der sogar Ja. Jetzt muss Bastian tatsächlich das Projekt auf die Beine stellen.
Mo Kast, geb. 1987 in Ulm Mo mag es unkonventionell. Menschen mit Ecken und Kanten sind die, die sie interessieren. Keine großen Gesten, sondern die Besonderheiten des Alltags geben ihren Geschichten Kraft. Und letztendlich schreibt sie darüber, dass Liebe für jeden ist, egal wie verschroben oder ungewöhnlich sie sich zeigen kann.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1: Munin – Die Erinnerung
Natürlich, wie könnte es anders sein! Er war vergeben. Bastian hatte ihn seit Wochen beobachtet. Nicht auf die verrückte Stalker-Art. Aber auf dem Campus. Er war ja kaum zu übersehen mit der roten, langen Lockenpracht – und nein, er sah nicht aus wie Ed Sheeran oder Rupert Grint. Passend zu seiner Haarmähne hatte er nämlich noch einen drahtigen Bart, der ihm etwas herb Männliches verlieh und ihn auf jeden Fall zu einem guten Vikings-Cast gemacht hätte. Nicht, dass Bastian über Mister Red Hot Viking auf diese Art fantasierte. Sicher nicht. Vielleicht ein bisschen. Hauptsächlich, weil sie sich in der Waschküche des Studentenwohnheims so gut unterhalten hatten. Na ja, er hatte ihn nach Weichspüler gefragt und Bastian hatte nicht nur grenzdebil gelächelt, sondern ihm tatsächlich einen leihen können. Er hätte noch wesentlich mehr von Bastian haben können, wenn er gefragt hätte. Hatte er leider nicht. Der Grund dafür war eine Blondine mit einem hinreißenden Lächeln, die ihr Maul aufmachen konnte, wenn ihr jemand blöd kam. Wäre er bi, würde er sich vielleicht auch ein bisschen in sie verlieben. Und sie hätten einen Dreier haben können oder eine wunderschöne, polyamore Liebesgeschichte mit lustigen Dates und fantastischem Sex und … jedenfalls sah es nicht danach aus, als würde das jemals passieren. Er kannte nicht einmal den Namen seines Angebeteten. Leider konnte er ihn schlecht Red Hot Viking nennen, das wäre selbst für Bastian etwas schräg. Außerdem, was sollte er tun? Er drängte sich nicht zwischen eine Beziehung. Vor allem nicht, wenn es so hoffnungslos war. Und verdammt, Red Hot Viking und seine Blondine würden so unglaublich schöne Kinder zeugen! Es wäre ein Verbrechen an der Menschheit, die beiden auseinanderzubringen. „Du siehst aus, als planst du etwas Böses“, merkte sein bester Freund an. Ihn hatte er beinahe vergessen. Er war zu beschäftigt Mr & Mrs Viking in der Mensa anzuschmachten. „Tu ich?“, fragte Bastian überrascht. Er war sich sicher, dass er nicht … na ja, vielleicht ein bisschen. „Tust du. Immer noch nicht über die Wikinger-Sache hinweg?“ Mark war Bastians Blick gefolgt, und außerdem nicht dumm. „Schau ihn dir an, er ist Sex auf zwei Beinen!“ Bastian fuchtelte wild mit den Armen, als würde er damit das Gesagte unterstreichen wollen, oder seine Verzweiflung. „Und sein drittes Bein interessiert sich offensichtlich für Vaginas, mein Bester.“ Mark klopfte seinem Kumpel auf die Schulter, einen mitleidigen Ausdruck im Gesicht. „Ach, fick dich! Er könnte auch bi sein! Statistisch gesehen, muss es auch einfach Männer geben, die bi sind.“ Er seufzte frustriert, oder na ja, etwas untervögelt. „Seit wann interessierst du dich für Statistiken?“ Mark grinste, hatte da-bei eine Augenbraue hochgezogen. Er kannte niemand, der matherelevante Themen so sehr hasste, wie Bastian. Kein Wunder, dass er mit einem Germanistikstudium begonnen hatte. „Seit sie dafür sorgen könnten, dass ich heißen Wikinger-Sex haben könnte!“ Verzweifelt warf Bastian die Hände in die Höhe, um schließlich seinen Kopf flach auf den Holztisch vor sich zu legen. Es war ein Mensatisch und er wollte nicht daran denken, was für Bakterien sich darauf befanden. Er hatte gar keine Kapazitäten, sich auch noch darüber Sorgen zu machen. „Weißt du, ich könnte euch einander vorstellen, wenn du magst?“ „Was meinst du mit ›Du könntest mich vorstellen‹? Du kennst Red Hot Viking?“ Bastians Kopf fuhr hoch, seine Augen leuchteten aufgeregt. Mark schluckte kurz, grinste aber dann. „Er heißt Kevin und studiert mit mir Maschinenbau.“ „Oh. Kevin? Ernsthaft? Nicht irgendwie … ich weiß nicht, Henning? Olegg? Ragnar?“ „Nein, Kevin. Kevin Nowak. Falls es dich tröstet, seine Freunde nennen ihn meistens den Norweger.“ „Wie, sie nennen ihn den Norweger?“ „Na, wie ich es sage. Seine Freunde nennen ihn den Norweger. So wie ich dich, na ja, Basti nenne. Oder der Dude sich Dude nennt“, erklärte Mark genauer. „Hm … Wie nennt ihn Lagertha?“ „Wenn du mit Lagertha seine blonde Freundin meinst, die nennt ihn Nowaki. Sie heißt übrigens Judith.“ „Judith und Kevin, das klingt ja furchtbar“, rutschte es Bastian heraus. „Sagt jemand, der Bastian heißt.“ Mark zog eine Augenbraue hoch. Bastian wusste schon, dass sein Name jetzt auch nicht gerade der Burner war, aber zumindest passte er zu ihm. Judith klang nach Klosterschülerin mit dicker Brille und fahlen, braunen Haaren. Nicht nach dieser blonden, charismatischen Schönheit. Und na ja, ein Wikingerhäuptling konnte nicht Kevin heißen. Das ging leider nicht. „Jedenfalls! Stell mich vor! Stell mich sowas von vor! Stell mich so hart vor, wie du noch nie jemand vorgestellt hast!“ Er rüttelte an der Schulter seines besten Freundes, damit der auch wirklich verstand, wie unglaublich wichtig es war, dass er den Norweger kennenlernte. Der Norweger. Oh, das klang so gut. Mark lachte, schüttelte allerdings gleichzeitig den Kopf. „Bespring ihn aber nicht sofort, wenn du ihn aus der Nähe siehst …“, wurde Bastian gewarnt, bevor Mark den Augenweiden über die Mensatische hinweg zuwinkte. „Nowak!“, rief er. Das reichte scheinbar aus. Der Norweger und Lagertha standen von ihren Plätzen auf. Oh Gott, Red Hot Viking steuerte wirklich auf sie zu. Er kam immer näher und mit jedem Schritt entdeckte Bastian ein neues Detail an ihm, das ihn noch attraktiver machte. Die Sommersprossen, die sein Gesicht kunstvoll sprenkelten. Seine Augen, die so irritierend hell waren, dass man die Augenfarbe gar nicht genau definieren konnte. Und verdammt, dieses graue T-Shirt mit V-Ausschnitt brachte den wikinger-würdigen Körperbau hervorragend zur Geltung. Sowieso alles an ihm. Erstaunlich, dass irgendjemand gut in einem grauen T-Shirt aussah. „Hey, Mark.“ Lagerth… Judith lächelte sie beide freundlich an. Der Norweger nickte Mark mit einem Grinsen zu. Eine schweigsame Begrüßung, die ihn nur noch heißer machte. „Was gibt's?“, fragte der Norweger schließlich. Und heilige Scheiße, seine Stimme … na ja, die war okay. Eine Karriere als Sänger hatte er vermutlich nicht vor sich, aber sie klang angenehm gewöhnlich. Was er ja eigentlich bereits wusste, weil er schon mal mit ihm gesprochen hatte. Nur war er da zu abgelenkt von der Weichspüler-Frage gewesen, um wirklich darauf zu achten. „Das ist Bastian“, sagte Mark schlicht. Sofort richtete sich der Blick des Paares auf ihn. Bastian merkte, wie langsam Röte in sein Gesicht kroch. Er brauchte echt Willensstärke, um nicht nervös an einem seiner Snakebites zu zupfen. Etwas, was er immer machte, wenn er nicht wusste, wohin mit den Händen. Aber es kam nicht alle Tage vor, dass zwei so schöne Menschen ihn überhaupt wahrnahmen. „Hallo!“ Bastian grinste verlegen und winkte ihnen zu. Er winkte ihnen tatsächlich zu. Sie standen vielleicht einen Meter von ihm entfernt und er winkte. Der Norweger sah zu Mark, als wolle er wissen, was es mit diesem Verrückten auf sich hatte. Lagertha lächelte zumindest, hatte die Stirn aber leicht irritiert gerunzelt. „Ich, du … also ihr. Ihr seid mir aufgefallen“, stieß Bastian hervor, um das peinliche Schweigen mit peinlichem Gerede zu vertreiben. „Wir sind dir … aufgefallen?“, fragte die Blondine, sah dabei zum Norweger. Bastian nickte enthusiastisch. Genau, für einen potentiellen Dreier. Wenn Lagertha bereit war, ihn nicht anzufassen und am besten angezogen blieb oder sich vielleicht gar nicht erst im Raum befand. „Ja, ich … ich mache gerade ein Projekt. Also ich studiere Germanistik, und ich habe einen Kurs, bei dem ich … also das ist zusammen mit der Kunstakademie und es soll Text und Kunst verbunden werden, für eine Ausstellung. Und ihr seid … Kunst.“ Die Wörter bröselten aus seinem Mund heraus und es war wirklich nicht schön mit anzusehen. Mark hatte den Arm auf den Tisch gestützt und verbarg sein Gesicht in der Hand. Vermutlich, um das Fremdschäm-Desaster nicht weiter mitzuerleben. „Wir sind … Kunst?“, fragte der Norweger, Augenbraue reizvoll hochgezogen. „Ja, ja, ihr seid Kunst! Also ihr wärt perfekt für das Projekt als … Models? Wir wollen mit Fotos arbeiten und ... ihr … wärt perfekt. Was ich schon gesagt habe. Jedenfalls geht es um nordische Mythologie und … ja. Ihr seht aus wie Götter und das wäre ja optimal, weil es ja dabei um Götter geht und die roten Haare sind super. Ihr seid super?“ Verzweifelt schaute Bastian zu Mark. Er sollte dafür sorgen, dass er aufhörte zu reden! Lagertha und der Norweger sahen mit jedem Wort verwirrter aus. „Wir sollen für dich modeln?“, hakte sie schließlich nach. „Genau! Also nicht nur für mich, sondern auch für meine Projektpartnerin, die Adriana, die studiert Kunst … und genau … wäre toll, wenn ihr könntet, und so?“ „Was meinst du, Kevin?“, fragte Lagertha. Sie bekam ein Schulterzucken als Antwort. „Klingt okay.“ Das war ein Ja, oder? Die beiden hatten gerade Ja gesagt, zu einem Projekt, das zum Glück existierte. Jetzt musste Adriana nur noch zustimmen, etwas über nordische Mythologie und mit Fotografie machen zu wollen. Immerhin waren sie erst am Anfang vom Semester, irgendwie konnte er sie sicher davon überzeugen. „Ich geb dir mal meine Nummer … Sebastian?“ „Nur Bastian.“ „Okay, nur Bastian.“ Sie lächelte wieder, um anschließend in ihrer Tasche nach etwas zu kramen. Sie zog einen Stift und einen Zettel heraus, notierte ihre Nummer darauf. Wie antik. Trotzdem nahm Bastian sie entgegen, bedankte sich...