Kaufhold | "Mich erfüllte ein Gefühl von Stolz. Ich hatte es geschafft." | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Kaufhold "Mich erfüllte ein Gefühl von Stolz. Ich hatte es geschafft."

Peter Finkelgruen: Ein halbes Jahrhundert Leben als Jude in Deutschland.
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-4688-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Peter Finkelgruen: Ein halbes Jahrhundert Leben als Jude in Deutschland.

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

ISBN: 978-3-7568-4688-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Am 9. März 2022 wurde der jüdische Schriftsteller und Journalist Peter Finkelgruen 80 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums gehe ich mit einzelnen Lebens-Studien auf die Familiengeschichte Finkelgruens ein, die aufs Engste mit der jüngeren deutschen Geschichte verwoben ist. Finkelgruen hat sich sein Leben lang eingesetzt: Er hat recherchiert und publiziert, damit Nazi-Unrecht benannt, aufgeklärt und in Prozessen geklärt werden konnte: Er trat für die Rehabilitierung der Edelweißpiraten ebenso ein, wie für die Strafverfolgung von Nazi-Verbrechern, wie dem SS-Mörder Anton Malloth. Dieses Buch beleuchtet in sechs Studien, mit zahlreichen Materialien und Briefen, die Familiengeschichte und die Lebensstationen von Peter Finkelgruen während und nach dem zweiten Weltkrieg.

Dr. Roland Kaufhold ist ein deutscher Sachbuchautor und Journalist. der nach abgeschlossenem Hochschulstudien in Köln von 1989-2016 als Sonderschullehrer sowie als Diplom-Pädagoge arbeitete, seit 2016 ist er Publizist. Promovierte im Jahr 2000 an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Hamburg zum Dr. phil. mit einer Studie über die emigrierten jüdischen Psychoanalytischen Pädagogen Bruno Bettelheim, Rudolf Ekstein und Ernst Federn. Dr. Roland Kaufhold lebt und arbeitet in Köln und veröffentlicht regelmäßige journalistische und wissenschaftliche Publikationen u.a. in Jüdische Allgemeine, jüdisches Internetmagazin haGalil (www.hagalil.com), Belltower.news (Amadeu Antonio Stiftung), psychosozial, Kinderanalyse, Psychoanalyse im Widerspruch, Psychoanalyse - Texte zur Sozialforschung, Tribüne, Einsicht (Fritz Bauer Institut), Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik, ZEIT-Störungsmelder, Neues Deutschland. Judith Kessler und Roland Kaufhold haben gemeinsam die »Gefängnisaufzeichnungen« von Edith Jacobson herausgegeben, die im Juni 2015 im Psychosozial-Verlag erschienen sind.

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Weitere Infos & Material


Peter Finkelgruen wird 80:
Ein Vorwort von Dr. Roland Kauf hold
»Der Gedanke, es nicht zu tun, überfällt mich immer wieder. Mich nicht darauf einzulassen. Mir zu sagen, damit hast du nichts zu tun. Mich zu verkriechen. Mein Wissen zu verbannen. Das Stück herauszuschneiden, in dem der Film – wie ein Mensch in auf einem alten Mann herumtrampelt – immer wieder abläuft. (. . . ) Dachte er an seine Kinder? An Dora, die mit der zionistischen Jugend nach Palästina gegangen war?« 1 Peter Finkelgruen über seinen ermordeten Großvater Martin. Peter Finkelgruen in Shanghai 2015, Foto: David Seehaus-Finkelgruen. Am 9. März 2022 wurde der jüdische Schriftsteller und Journalist Peter Finkelgruen 80 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums gehe ich mit einzelnen Lebens-Studien auf die Familiengeschichte Finkelgruens ein, die aufs Engste mit der jüngeren deutschen Geschichte verwoben ist. Peter Finkelgruen, geboren in Shanghai, überlebte die Nazi-Verfolgung, wuchs in Prag und Haifa auf. Dann wurde er zum »Rückkehrer«: 1959, mit 17 Jahren, kam er mit seiner Großmutter Anna nach Deutschland. Damit war Finkelgruen eine absolute Ausnahme. Deutschland war für ihn ein absolut fremdes, angsteinflößendes Naziland. Ein Land, das seine aus Bamberg stammende Familie ausgestoßen, beraubt und zum größten Teil ermordet hatte. Weil sie Juden waren. Finkelgruens Vater Hans Leo Finkelgrün, ein Jurist und hoch gebildeter Sprachkünstler, hatte auf höchst abenteuerlichen Wegen in dem einzigen Ort der Welt Zuflucht gefunden, der Juden Ende der 1930er Jahre noch offenstand: Shanghai. Die Fluchtstationen der Familie Finkelgrün »Jeder floh in eine andere Richtung. Jeder floh zu dem Zeitpunkt, den er für richtig hielt. Die Flucht meines Vaters hatte sehr früh begonnen.« Peter Finkelgruen in: Haus Deutschland (1992) Peter Finkelgruens am 5. Mai 1876 in Berlin geborener Großvater Martin Finkelgrün betrieb bis 1935 in Bamberg das Textilwarengeschäft »S. Levy & Co.« Nach der Zwangsversteigerung seines Geschäfts zog der Kaufmann von Bamberg nach Berlin. Sein am 25. Mai 1908 in Bamberg geborener Sohn Hans Leo lebte im September 1937 in Bamberg, am 3. Oktober 1937 in Berlin, am 14. August 1938 in Pieštany (Slowakei) und ab dem 22. September 1938 in Prag. Im Juni 1938 hatte sich Hans »illegal« in Paris aufgehalten, in seinem Pass finden sich keine Einreisestempel. Er suchte verzweifelt nach Fluchtmöglichkeiten. Dabei wurde er von einem Nazi-Spitzel denunziert: Am 11. Juni 1938 wurde in der Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Paris ein Bericht über den jüdischen Flüchtling Hans Finkelgrün verfasst: Dieser habe in Paris »Emigranten- und deutschfeindliche Zeitungen« gelesen und Deutschland bereits verlassen. Er wolle eine Arierin aus Bamberg heiraten. Im September 1938 war Hans jüngere, am 20. August 1913 geborene Schwester Dora Fanny Finkelgrün nach Abschluss ihrer Hachschara auf der Löhnberger Hütte (Hessen) mit ihrem späteren Ehemann Gerhard Schaal nach Palästina emigriert.2 Doras Vater Martin sah diesen Entschluss anfangs mit Skepsis. Ab September 1938 leben Hans und Esti in Prag. Ihr gemeinsamer jüdischer Jugendfreund Herbert Ashe flüchtet im selben Jahr von Bamberg nach New York. Über ein Jahrzehnt lang war Ashe der nahezu einzige Brief kontakt von Hans und Esti in die Welt, insbesondere während ihres Überlebenskampfes in Shanghai. Ashe unterstützte Hans und Esti regelmäßig moralisch durch Briefe, aber auch mit Medikamenten, Geld und Lebensmitteln. Sein Versuch, mit ihrem winzigen Laden in Shanghai von den USA aus in eine Geschäftsbeziehung zu treten, misslang. Am 3. Oktober 1938 verkündete Hitler, dass die Tschechoslowakei nicht mehr als eigenständiger Staat existiere. Ende 1938 oder Anfang 1939 flohen Martin Finkelgrün und Anna Bartl von Karlsbad nach Prag. Am 27. Februar 1939 heiratete der Jurist Hans Esti in Prag. Die Chancen einer gemeinsamen Ausreise wurden hierdurch erhöht. Auf der vom Berliner Standesamt beglaubigten Heiratsurkunde prangte ein mit Hakenkreuz verzierter Stempel. Nach dem »Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre« war der »Arierin« Esti – Ernestine Marie Bartl (geb. 1. Juli 1913 in Karwin) –, die eine tschechoslowakische Staatsangehörigkeit besaß, eigentlich die Heirat mit einem Juden untersagt. Der Jurist Hans Finkelgrün erkannte die Gesetzeslücke: Wegen Estis Passes galt das Nazi-Ariergesetz für sie nicht. Am 15. März 1939 marschierten die Deutschen in Prag ein. Nach der Besetzung Prags im März 1939 suchten auch Hans und Esti verzweifelt nach Fluchtwegen aus Prag. Hans entwickelte immer neue Fluchtpläne. Als alle Fluchtpläne in Richtung Westen scheiterten, hörte er von einem Zufluchtsort im Osten: Shanghai. Die letzte Chance, der Ermordung zu entgehen. Hans beschloss, sich von Prag aus über Moskau und Tokyo nach Shanghai durchzuschlagen. Den gefährlichen Fluchtweg wollte er allein unternehmen. Nach seiner Ankunft in Shanghai wollte er Esti nachholen. Am18. Februar 1940 verließ Hans Prag, am6. März war er in Moskau, am 24. April in Tokyo, am 21. Mai 1940 erreichte er Shanghai. Ein halbes Jahr später, am 27. November 1940, gelang auch Esti die Flucht nach Shanghai. Die Hoffnung auf eine Zukunft in Shanghai ist in den Briefen von Esti und Hans Finkelgrün anfangs noch deutlich zu spüren: Sie wollten, wie bereits im Prager Exil, erneut einen kleinen Laden mit Textilwaren auf bauen. Eine Hoffnung, die sich gründlich zerschlug: Der Sohn Peter wurde am 9. März 1942 geboren – im Shanghaier Ghetto. Entsprechend düster klingen Hans Finkelgrüns Briefe in seinen letzten Lebensmonaten. Es war ihm nicht mehr möglich, sich angesichts der neuen Situation nochmals zu behaupten: Hans wurde krank. Am 29. Juli 1943, verstarb Hans Leo Finkelgrün nach einer Magen-Operation in Shanghai. Prag: Drei Jahre lang hatte die am 5. September 1891 in Rosenau bei Kronstadt geborene Nicht-Jüdin Anna Bartl ihren jüdischen Lebensgefährten Martin nach der Besetzung Prags vor den Deutschen versteckt, bis beide denunziert und im Dezember 1942 festgenommen wurden. Martin Finkelgrün wurde am 10. Dezember 1942 in der Kleinen Festung Theresienstadt von Anton Malloth totgetreten. Anna überlebte drei Konzentrationslager und einen Todesmarsch. Sie kehrte 1945 nach Prag zurück. Mit einem Brief vom 25. Mai 1946 gelang es ihr, Kontakt zu ihrer Tochter Esti in Shanghai herzustellen. Hätte dieser Brief Esti nicht erreicht, wäre die Familie nicht wieder zusammen gekommen. Esti wäre mit ihrem vierjährigen Sohn Peter zu Herbert Brahm – den sie am 21. September 1946 in Shanghai geheiratet hatte – nach Peru gereist. 1946: Prag, Israel und Deutschland Ende 1946 kehrte die schwer kranke Esti mit dem vierjährigen Peter in das nun kommunistische Prag zurück, um wieder mit der durch die KZ-Haft schwer geschädigten Anna zusammenzuleben. Peter sprach chinesisch und deutsch, wohl auch schon etwas englisch. Bei seiner Ankunft in Prag lernte der Vierjährige sehr rasch die wichtigste Überlebensregel: »Du darfst hier nicht deutsch sprechen. Nur zu Hause, bei Großmutter in der Wohnung, wenn wir alleine sind. Dann ja. Draußen, vor anderen Leuten, darfst du nie zeigen, daß du Deutsch kannst. Denk daran.« (Haus Deutschland, S. 106) Am 1. Juni 1950 verstarb Esti nach langer Krankheit in Prag. Peter Finkelgruen hatte seine Mutter zuletzt nur noch in Spitälern besuchen können. 1959, nach einigen schwierigen Jahren in Israel und dem Abitur in Haifa, hatte Peter Finkelgruen nur einen Wunsch: Er wollte studieren. In Israel war ihm dies finanziell nicht möglich, doch er wusste, dass er von Deutschland Anspruch auf »Wiedergutmachung« hatte. Amliebsten hätte er in England studiert, doch seine betagte Großmutter Anna war seine einzige Bezugsperson, konnte in Israel kaum Fuß fassen und sprach kein Englisch. So landete Peter Finkelgruen, vor allem aus Rücksichtnahme auf die KZ-Überlebenden Anna, wieder an einem fremden Ort: in dem ihm völlig unbekannten Deutschland. Im Herbst 1959 stiegen die beiden am Freiburger Bahnhof aus und suchten sich ein Zimmer. Zu den Studien dieses Finkelgruen-Schwerpunktes
Neuanfang in Freiburg (1959) Dieses Kapitel handelt von Finkelgruens ersten zwei Jahren in Deutschland: Eine ältere Frau bot ihm und seiner Großmutter Anna in Freiburg ein Zimmer zur Untermiete an. Louise Diel stellte sich als die engste deutsche Vertraute des italienischen Faschisten Mussolini heraus. Sie hatte auf deutsch zahlreiche hymnische Schriften auf den italienischen Diktator verfasst und wurde von diesem privat empfangen. Der Beitrag wirft auch ein Licht auf die fragwürdige »Liebe« vieler Deutscher zu Juden, auf die tödliche Ambivalenz, auf Philosemitismus und Antisemitismus bei den Deutschen. Der Fall Irmtrud Finkelgruen...



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