Kempf / Corinth | Barrierefreier Tourismus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 278 Seiten

Kempf / Corinth Barrierefreier Tourismus

Destinationen, Verkehrsträger, Hotels, Zertifizierungen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7398-0617-4
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Destinationen, Verkehrsträger, Hotels, Zertifizierungen

E-Book, Deutsch, 278 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0617-4
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
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Reisen ohne Hindernisse - für alle! Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Dieser Artikel des Grundgesetzes gilt auch im Tourismus. Felix M. Kempf und Thomas Corinth zeigen deswegen die Besonderheiten des barrierefreien Tourismus auf - mithilfe zahlreicher Expert:innen. Sie beleuchten die ökonomische Bedeutung und zeigen, worauf das Destinationsmanagement, die Verkehrsträger und die Hotels achten müssen. Das Handbuch richtet sich an Studierende der Tourismuswissenschaften und an Praktiker:innen im Tourismus.

Prof. Dr. Felix M. Kempf ist Studiengangsleiter Tourismusmanagement an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf. Er ist zudem Dekan des Fachbereichs Tourismus & Hospitality. Thomas Corinth ist Studiengangsleiter Hotelmanagement. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in der internationalen Hotellerie.

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4 Ökonomische Bedeutung des barrierefreien Tourismus
Die ökonomische Bedeutung des barrierefreien Tourismus wird in den Veröffentlichungen zum Thema als bedeutsam, aber bislang unterschätzt dargestellt. Die Zahl der Behinderten wächst aufgrund der höheren Lebenserwartung an. Das liegt auch daran, dass durch die höhere Lebenserwartung – dank eines verbesserten Gesundheitswesens bzw. besserer medizinischer Versorgung – andere, eigentlich die Zahl der Behinderungen minimierenden Faktoren überstrahlt werden (Yau, McKercher und Packer 2004, 947). Das Reiseverhalten von Menschen mit Einschränkungen wird für Leistungsträger positiv dargestellt. Dazu wird es beschrieben (Göttel und Koch 2017, 60) als: häufiger im Inland, auch in der Nebensaison (àSaisonverlängerung), Multiplikatoreffekt, da Begleitperson(en), häufig mehr Geld pro Reisetag, höhere Zielgebietstreue bzw. Stammkundschaft, da erschwerte Reisebedingungen. Die Argumentation beginnt zumeist durch das Aufzeigen des prozentualen Anteils der Schwerbehinderten an der Bevölkerung (z. B. Wilken 2002, 17). In Deutschland lag er in der letzten Dekade (2007–2017) bei ca. 9–9,5 %, (Statista Dossier Schwerbehinderung 2019, F. 19). Im „World Report on Disability“ der WHO wird ein weltweiter Anstieg der Menschen mit Behinderungen von 10 % seit den 1970er-Jahren bis auf heute 15 % beschrieben. Begründet wird er durch die alternde Bevölkerung und den Anstieg von chronischen Erkrankungen wie z. B. Diabetes oder Herzerkrankungen (Word Report on Disability 2011, 7 f.). Natürlich sind die Zahlen aus Deutschland und der Welt nicht direkt miteinander vergleichbar. Aber es zeigt sich, dass das Segment für den touristischen Blickwinkel nicht nur als nationales Phänomen zu betrachten ist, sondern, dass es auch für den Zielmarkt Deutschland als Thema des Incoming-Tourismus gedacht werden kann. Eine Berechnung des ökonomischen Werts des barrierefreien Tourismus in Deutschland stellen Neumann und Reuber (2004, 52 ff.) auf. Nach eigenen Angaben war es die erste Berechnung, die aufzeigt, welche Umsätze durch schwerbehinderte Reisende im Deutschlandtourismus erzeugt werden. Das Betrachtungsjahr war 2001. Ausgeklammert sind dabei Tages-, Geschäfts- und Kongressreisen (? Tabelle 2).   2001 2006 2017 schwerbehinderte Personen 6,71 Millionen 6,84 Millionen2 7,7 Millionen5 Reiseintensität 54,3 % 60,9 %1 60,9 %6 Reisehäufigkeit 1,3 Reisen p.a. 1,41 1,46 Deutschlandanteil 41,2 % 42,9 %1 42,9 %6 Reisedauer 13,9 Tage 13,51 13,56 Tagesausgaben 65,23 Euro 70 Euro3 80 Euro7 MwSt.
(durchschnittlich) 11,5 % 11,5 %4 11,5 %6 Nettoumsatz ca. 1,57 Milliarden Euro 2,09 Milliarden Euro 2,69 Milliarden Euro Nettoumsatz für Urlaub durch deutsche Schwerbehinderte 2001 in Deutschland (Zahlen 2001: Neumann und Reuber 2004, 53 / Zahlen 2006: 1Neumann und Reuber 2008, 57–60, 2gemittelte Zahl aus Statista Dossier 2019, F. 3, 3angenommen aus den Zahlen 2001 und den Tagesausgaben 2014, Neumann 2014, 3, 4übernommen / Zahlen 2017: 5Statista Dossier 2019, F. 3, 6übernommen, 7Zahl 2014 aus Neumann 2014, 3) Die Tabelle wurde um die Jahre 2006 und 2017 ergänzt. Dazu gab es teilweise Material aus Quellen, teilweise mussten Annahmen gemacht werden. Die Zahlen zeigen, dass insgesamt mit steigenden Ausgaben im Deutschlandtourismus zu rechnen ist. Dafür gibt es zwei Treiber: Die Zahl der Schwerbehinderten steigt an und die Tagesausgaben gehen nach oben. Welche Auswirkungen die Coronakrise auf dieses Segment hat, war bei Drucklegung (2023) nicht seriös zu prognostizieren. Für das Jahr 2001 haben Neumann und Reuber (2004) zusätzlich entlang des obigen Schemas noch die Umsätze für Kurzurlaube berechnet. Durch sie lässt sich sehen, dass nochmals ca. 1 Milliarde Nettoumsätze, also in etwa 2/3, zusätzlich generiert werden. Insgesamt ist also von ca. 2,5 Milliarden auszugehen (? Tabelle 3).   2001 schwerbehinderte Personen 6,71 Millionen Reiseintensität 32,3 % Reisehäufigkeit 2,18 Reisen p.a. Deutschlandanteil 86,4 % Reisedauer 3,39 Tage Tagesausgaben 67,41 Euro MwSt. (durchschnittlich) 11,5 % Nettoumsatz ca. 930 Millionen Euro Nettoumsatz für Kurzurlaub durch Schwerbehinderte 2001 (Quelle: Neumann und Reuber 2004, 53) Sollte das Verhältnis von Urlauben und Tagestourismus konstant sein, dann lassen sich die Nettoumsätze für Kurzurlaub 2006 auf ca. 1,39 Milliarden und für 2017 auf ca. 1,79 Milliarden berechnen. Die Gesamtumsätze sind in der nachfolgenden Tabelle nochmals zusammengestellt (? Tabelle 4): Jahr 2001 2006 2017 Urlaub 1,57 2,09 2,69 Kurzurlaub (geschätzt) 0,93 1,39 1,79 Gesamt (ungefähr) 2,5 3,48 4,48 Nettoumsatz für Reisen gesamt 2001–2017 (Quelle: eigene Darstellung) Diese Zahlen, die teilweise nur extrapoliert wurden, finden ihre Bestätigung auch an anderer Stelle. Vonseiten des Bundeswirtschaftsministeriums wird geschätzt, dass bei Schaffung von passenden Angeboten ein Nettoumsatz von 4,8 Milliarden Euro erzielt werden kann (Liem 2019, 7). Wissen | Umsätze durch barrierefreien Tourismus Vor der Coronapandemie war ein jährlicher Umsatz durch barrierefreien Tourismus in Deutschland von etwa 5 Milliarden Euro eine realistische Annahme. Im Rahmen von ökonomischen Betrachtungen ist auch die Reisedauer ein wichtiger Multiplikator. Je länger Reisende in der Destination verweilen, desto höher sollten ihre Ausgaben sein. Diesbezüglich wurde ein interessantes Phänomen unter den Bewohner:innen Krakóws in Polen beobachtet. In einer Befragung wurden Menschen zur Veränderung ihres Reiseverhaltens vor und nach dem Auftreten ihrer Behinderung befragt. Es wurde festgestellt, dass sich das Verhältnis der Reisedauer bei In- und Auslandsreisen umkehrte. Vor der Behinderung betrugen die Reisedauern im Inland 1–2 Wochen und im Ausland nur eine Woche. Mit dem Eintreten der Behinderung kehrte sich das Reisedauerverhalten um. Inlandsreisen dauern dann nur noch bis vier Tage, wohingegen Auslandsreisen 1–2 Wochen dauern. Eine Erklärung könnte dabei bei der Reisehäufigkeit zu finden sein, die vor der Behinderung höher war (Furmanek 2014, 10 f.) (? Tabelle 5). Aber natürlich kann auch in viele andere Richtungen für Begründungen überlegt werden. Es sollte jedoch auf jeden Fall vom Leistungsträger für die eigene Situation in der Angebotsgestaltung mitbedacht werden. Es wäre auch Aufgabe weiterer Forschung festzustellen, inwieweit dieses Ergebnis auf Deutschland übertragbar ist.   Inland Ausland vor Behinderung 8–14 Tage 5–7 Tage seit Behinderung bis 4 Tage 8–14 Tage Reisedauer vor und nach Auftreten der Behinderung nach Furmane 2014, 10 f. Ein weiterer Faktor ist, dass es bei der Betrachtung der ökonomischen Größe an zwei grundsätzliche Gruppen gedacht werden muss. Zum einen an Gruppenreisen von behinderten Menschen, z. B. eine Gruppe von zehn Blinden. Einer Studie zufolge kommen in Deutschland auf eine Gruppe von zehn Behinderten immer zusätzlich noch 13 Begleitpersonen (Wilken 2002, 23). Zum anderen ist es aber wohl häufiger so, dass in einer Reisegruppe...



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