Khoury | Malum | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Reihe: Sean Reilly

Khoury Malum

Thriller
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-492-97332-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Reihe: Sean Reilly

ISBN: 978-3-492-97332-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als FBI-Agent Sean Reilly einen anonymen Anruf erhält, scheint er dem Rätsel um den angeblichen Selbstmord seines Vaters endlich einen Schritt näher: Ein Wissenschaftler, der seit vielen Jahren mit dem CIA zusammenarbeitet und auch Reillys Vater kannte, verspricht ihm Informationen, für die viele zu töten bereit seien. Und tatsächlich: Der Informant stirbt, noch bevor es zum verabredeten Treffen kommt, und damit ist auch Reillys Leben in Gefahr. Doch er ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen – koste es, was es wolle. Aber noch weiß er nicht, mit wem er sich angelegt hat …
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Allentown, New Jersey Ich wollte wirklich nicht hier sein. Aber wer wollte das schon? Es war drei Uhr morgens. Mein Partner Nick Aparo und ich saßen in unserem zivilen SUV am Rand einer dunklen Straße mitten im Nirgendwo, froren uns die Eier ab, schauten, warteten auf das Signal zum Zugriff und stellten sicher, dass unsere Zielperson sich nicht in Luft auflöste, bevor wir sie hopsnahmen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Das ist mein Job. Ich habe mir das so ausgesucht. Ich mache ihn, weil ich an ihn glaube, weil ich das, was wir als Special Agents des FBI tun, für wichtig halte. Und der Typ, den wir in dieser speziellen Nacht im Fadenkreuz hatten, verdiente unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, keine Frage. Nur dass ich eigentlich hinter größeren Fischen her war. Hinter Weißen Walen, um genau zu sein, von denen das Bureau nichts wissen durfte. Über die ich nicht mal mit Nick offen geredet hatte. Ich war mir sicher, er merkte, dass irgendetwas immer noch an mir nagte. Das garantieren dir für gewöhnlich zehn Jahre gemeinsamer Dienst an vorderster Front. Wenn nicht, dann ist man wahrscheinlich im falschen Job. Aber er wusste, dass es besser war, nicht nachzufragen. Er wusste, dass, wenn ich ihm nicht alles sagte, dies wahrscheinlich zu seinem eigenen Besten geschah. Dass ich ihm die Möglichkeit gab, alles abzustreiten, seinen Job zu behalten und der Strafverfolgung zu entgehen. Denn wenn ich in dem Haibecken, in dem ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal versunken war, bis auf den Grund tauchen wollte, dann würde ich wahrscheinlich das eine oder andere Gesetz brechen müssen. Nick verstand das – aber er war nicht glücklich darüber. Also verbrachten wir Stunde um Stunde in angespanntem Schweigen, während wir versuchten, die Wale im Raum – oder besser gesagt, in unserem Ford Expedition – nicht anzusprechen und durch die beschlagene Windschutzscheibe auf die Schneeflocken starrten, die vor dem einstöckigen Gebäude auf der anderen Straßenseite herabfielen, dem Haus mit der hypnotisch blinkenden, nervtötenden Weihnachtsbeleuchtung an der Dachkante. Was immer unsere Zielperson in dem Haus machte, er machte es in einer deutlich wärmeren Umgebung als die armen Kerle, die geschworen hatten, ihn der Justiz auszuliefern. Wir saßen in einem Hunderttausend-Dollar-Spezial-Fahrzeug des FBI, und trotzdem schaffte es die Sitzheizung, immer wieder auszufallen und uns zittern zu lassen, als würden wir mit Stromschlägen traktiert. Den Motor anzumachen, während die ganze Straße in tiefem Schlaf lag, war keine Option. Jedenfalls nicht, wenn wir unsere Zielperson nicht laut und deutlich vorwarnen wollten. Das Positive an der Situation war, dass uns wenigstens niemand sehen konnte. Unauffälliger als aus einem schneebedeckten Auto heraus, das in einer Reihe mit vielen anderen schneebedeckten Autos parkt, kann man kaum jemanden beschatten. Der Schneesturm hatte vor einer Stunde aufgehört, er hatte eine viel beträchtlichere Schicht zu dem Wenigen hinzugefügt, das sich vorher geweigert hatte, wegzutauen. Jetzt fing es wieder an zu schneien. Diese Kaltfront würde definitiv meteorologische Rekorde brechen. Ich muss zugeben: Es war anstrengend. Der Körper verbrennt Energie, um sich warm zu halten, und um drei Uhr morgens, nach einigen solchen Nächten, ging mir allmählich der Saft aus. Ich beobachtete, wie mein Atem vor meinen Augen Wolken bildete, und zog meinen FBI-Parka noch höher, bis der kalte Reißverschluss seinen Endpunkt unter meiner Nase erreichte. Noch ein Tropfen Kaffee, und ich würde auf keinen Fall mehr Schlaf finden, wenn ich es endlich nach Hause geschafft hätte – gerade noch rechtzeitig, um die Sonne aufgehen zu sehen, während ich mich an die tief schlafende Tess schmiegen und eindämmern würde. Nick hingegen machte sich solche Sorgen nicht und goss sich noch einen Becher Kaffee aus der Fünf-Liter-Thermoskanne ein, dann schlürfte er die dampfende, bittere Flüssigkeit, als sei sie von seinem Lieblings-Barista gebraut worden. Unter seiner riesigen Pelzmütze im Russenstil, deren Ohrenklappen ihm fast bis unters Kinn reichten, sah er lächerlich aus, aber nichts, was ich hätte sagen können, hätte ihn je dazu gebracht, sie abzusetzen. Wenigstens beobachtete er mit mir zusammen das Gebäude und sah nicht auf seinem Smartphone einen endlosen Strom an weiblichen Tinder-Angeboten durch, den er auch noch unaufhörlich kommentierte, während er die Bilder nach links oder rechts wischte – was bei vorangegangenen Beschattungen sein Modus Operandi gewesen war. Besser als nichts, schätzte ich. Das Subjekt unseres spontanen Iglu-Abenteuers hieß Jake Daland. Daland war der Gründer und Oberboss von Maxiplenty, das die Geschäfte von Silk Road übernommen hatte, kurz nachdem wir diesen Online-Marktplatz dichtgemacht hatten. Daland war schon ein paar Jahre auf unserem Radar, seit er verschiedene Torrent-Portale ins Netz gestellt hatte. Als Washington und Hollywood begonnen hatten, schärfer gegen jene vorzugehen, die ihre Filme und Serien ohne Werbung und frei von epileptisch anmutenden Ladevorgängen sehen wollten – welche die meisten legalen Bezahlangebote noch plagten, sofern man keine direkte Glasfaserverbindung zu einem der Haupt-POP-Server hatte –, hatte er die Seiten einigen seiner Untergebenen übertragen, war untergetaucht und hatte etwas wesentlich Tückischeres auf die Beine gestellt: eine anonyme Tauschplattform, die jeden Kommunen-Bewohner zum Erröten gebracht hätte. So ähnlich hatte es uns jedenfalls der Ober-Geek des New Yorker Field-Office, der kaum zwei Sätze herausbrachte, ohne Community zu zitieren, erklärt. Als Namen dafür hatte Daland eine ironische Abwandlung eines Neusprech-Ausdrucks aus Orwells 1984 gewählt. Und um zu verhindern, dass sie dasselbe Schicksal ereilte wie Silk Road, hatte er jegliche finanziellen Transaktionen auf der Plattform verboten – kein Bargeld, keine Schecks, keine Kreditkarten, keine Bitcoins. Maxiplenty war eine Tauschseite im Darknet, ein Online-Marktplatz, auf dem man alles tun konnte, was man wollte – Drogen, Waffen und Sprengstoff bekommen, Geld waschen oder jemanden ermorden lassen –, vorausgesetzt, man verfügte über etwas, das man dafür eintauschen konnte. Daland verdiente kein Geld an diesen Transaktionen. Es ging ihm nur darum, der Regierung einen kranken, kompromisslosen, quasi-libertären Stinkefinger zu zeigen. Teilnehmen konnte man bei Maxiplenty nur auf Einladung. Wenn man seinen ersten Tausch erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde man eingeladen, sich kostenpflichtig auf dem Online-Marktplatz anzumelden, und das war der Punkt, wo die menschliche Gier gegen den idealistischen Nonkonformismus siegte. Das Netzwerk war zu einem Drehkreuz der Verderbtheit geworden – es ging weit über das hinaus, was Daland ursprünglich im Sinn gehabt hatte –, und die Dollars aus den Abonnements begannen zu fließen. Die Seite verursachte kaum nennenswerte Betriebskosten. Während Maxiplenty wuchs, blieb Daland in seinem gemieteten Haus wohnen, gab so gut wie nichts aus, und sein einziges sündiges Vergnügen bestand in spätnächtlichen Pizzabestellungen. Offensichtlich hatte er bei all den Filmen gut aufgepasst, in denen das Erfolgsrezept der Kriminellen, die nicht ins Gefängnis wanderten, darin bestand, einen möglichst unauffälligen Lebensstil zu pflegen und auf außergewöhnliche Anschaffungen zu verzichten. Als zwei User erfolgreich Morde tauschten – ein Wirklichkeit gewordener Filmplot, nur ohne die schönen Bilder, die Hollywood so hervorragend in Szene zu setzen versteht –, beschloss das US Attorney’s Office, dass Daland zumindest Beihilfe geleistet und schlimmstenfalls sogar beide Verbrechen vermittelt hatte. Einige Abteilungen des FBI arbeiteten jetzt gemeinsam daran, Maxiplenty zu schließen und Daland einzubuchten. Dank der beiden Jungs, die sich hier gerade den Arsch abfroren, hatten wir bereits unterzeichnete Geständnisse der beiden Mörder. Daland selbst zu erwischen, war jedoch nicht einmal annähernd so einfach. Maxiplenty lief auf einem ausgeklügelten Netzwerk aus Servern, die überall auf der Welt standen, und nutzte dazu eine anscheinend unendliche Kette von IP-Verschlüsselungen, um sowohl die Seite selbst als auch diejenigen zu tarnen, die sich darauf tummelten. Es hatte die Techniker der Cyber-Abteilung in Quantico Wochen gekostet, genug Beweise für einen Haftbefehl zusammenzutragen. Beweise, die wir jetzt endlich hatten, seit vier Stunden. Weshalb wir nun hier saßen und auf die Information warteten, dass Dalands Haus vom Stromnetz genommen worden war, damit wir stürmen konnten. Wir waren nicht allein. Ein ganzes Team, ein paar Spezialisten von der Cyber Division eingeschlossen, wartete in der Nähe, ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten und mit etwas Glück auch weniger durchgefroren als wir. Das Ziel bestand darin, das gesamte Computer-Equipment – inklusive etwaiger Sicherheitssysteme – von der Stromversorgung abzuschneiden, bevor wir den Strom wieder einschalten und mit dem Eintüten und Beschriften anfangen würden. Daland sollte nicht das kleinste Zeitfenster bekommen, um irgendeinen roten Knopf zu drücken und all seine Festplatten zu löschen. Also saßen wir hier in den Startlöchern und warteten darauf, dass die Ingenieure von Jersey Central Power & Light uns mitteilten, dass sie bereit waren, den Schalter umzulegen. Sie waren durchaus daran gewöhnt, um diese Jahreszeit zu solch unchristlichen Zeiten herausgerufen zu werden. Wegen des schlechten Wetters und der Überlastung des Stromnetzes durch die Weihnachtsdekorationen...


Khoury, Raymond
Raymond Khoury, geboren 1960 in Beirut, studierte Architektur und arbeitete in der Finanzbranche, bevor er sich als Drehbuchautor international einen Namen machte. 2005 erschien sein erster Roman »Scriptum«, der in 35 Sprachen übersetzt und mehr als 5 Millionen Mal verkauft wurde. Mit seiner Frau und zwei Töchtern lebt Raymond Khoury in London.



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