E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Hauke Holjansen ermittelt
Klier Lazarusmorde. Ostfrieslandkrimi
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95573-115-1
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Hauke Holjansen ermittelt
ISBN: 978-3-95573-115-1
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Zeiten für Kommissar Holjansen sind hart: Nachdem er einen psychisch kranken Serienmörder gefasst hat, wird seine neue Abteilung mit einem mysteriösen und bizarrem Rätselspiel herausgefordert. Holjansen und Hauptkommissar Löwer müssen ihre Fähigkeiten beweisen, denn, versagen sie, müssen Unschuldige sterben. Bald schon werden die gestellten Aufgaben immer schwieriger, und die Rettung der entführten Opfer entpuppt sich als Wettlauf gegen die Zeit. Zu allem Überfluss kann der gefasste Serienmörder wieder entkommen. Die Situation scheint zunächst aussichtlos, doch plötzlich beginnt eine spannende Jagd durch Ostfriesland...
Fesselnder Krimi mit Lokalkolorit für Ostfrieslandfans!
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Polizeiinspektion Aumund Roger Löwer, Hauptkommissar in Abteilung Drei, betrat sein Büro. Seine Sekretärin saß mit angestrengtem Blick da, den Hörer am Ohr und zog die Stirn in Falten. „Er ist eben zur Tür herein“, sagte sie. „Ich gebe ihm Bescheid.“ Löwer blickte grimmig auf sie herab. „Großsteingrab Tannenhausen“, informierte sie ihn knapp. „Fund einer männlichen Leiche. Kommissar Segal ist bereits vor Ort, ebenso die neue Polizeipathologin.“ „Eine Frau?“ Löwer schien wenig begeistert. „Warum nicht?“, wunderte sich Frau Baler. „Sie soll jung und recht hübsch sein.“ Das düstere Gesicht des Hauptkommissars verdunkelte sich noch mehr. „Hübsch, das fehlt gerade noch. Mir bleibt auch gar nichts erspart.“ „Wie meinen Sie das?“ Löwer schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. „Frauen haben in verantwortungsvollen Posten nichts verloren. Ist die Spurensicherung vor Ort?“ „Natürlich.“ Frau Baler betrachtete sein hochmütiges Gesicht und ließ ihren Blick über seine wuchtige Gestalt schweifen. Löwer besaß nicht nur ein lautes Organ, das bestens dazu geeignet war, andere einzuschüchtern, sondern auch ein Selbstbewusstsein, das sie nur als Selbstüberheblichkeit bezeichnen konnte. Seine Augen blickten kalt, und sein gesamtes Wesen wirkte unangenehm. Dieses Empfinden teilte Frau Baler mit allen Kollegen, doch sie war schon zu lange in dieser Abteilung Sekretärin, als dass sie sich von seinem Machtgehabe abschrecken ließ. „Steht sonst noch was an?“, riss der Chef sie aus ihren Gedanken. „Hat Kriminalrat Wolmer sich wegen meiner Bewerbung gemeldet?“ „Bisher noch nicht.“ Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Löwer stellte die halbvolle Tasse neben die Kaffeemaschine und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. „Aufgeblasener Blödmann“, murmelte Frau Baler, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Tannenhausen In dieser frühen Morgenstunde wirkte der Ort noch wie verschlafen, alles schien friedlich, nur wenige Menschen befanden sich auf den Straßen. Die Sonne zeigte sich zwar immer öfter zwischen den Wolken, doch der Boden hinter dem Hügel des Großsteingrabs war noch immer feucht. Ein nebelartiger Dunst schwebte zwischen den Bäumen, es versprach trotz des Windes ein angenehmer Tag zu werden. Als Löwer am Tatort erschien, kniete eine Blondine mit langem Flechtenzopf neben der Leiche. Kommissar Johannes Segal beugte sich zu ihr, da sie ihm etwas zuflüsterte. „Was geht hier vor?“, polterte der Hauptkommissar los. Nicht nur Johannes, auch die junge Ärztin, wandte sich ihm abrupt zu. Eine blonde Haarsträhne fiel ihr dabei ins Gesicht, die sie mit einer geschickten Bewegung des Kopfes wieder nach hinten beförderte. Mit großen blauen Augen blickte sie auf, eher verwundert, als eingeschüchtert. „Hauptkommissar Löwer“, flüsterte Johannes ihr zu und richtete sich auf. „Moin Chef.“ Er deutete auf die Ärztin. „Das ist Doktor Sonja Wille, die Nachfolgerin von Doktor Stu…“ „Ich will nicht wissen, wer diesen Mädchen ist, sondern erfahren, was Sie bisher herausgefunden haben.“ Löwer schnippte mit den Fingern während er weitersprach. „Wer ist die Leiche? Wie wurde er ermordet? Haben Sie eine Tatwaffe sichergestellt? Und so weiter und so fort.“ Wie üblich sprach er mit dem typisch herrischen Tonfall, der seinen Mitarbeitern ganz besonders auf die Nerven ging. „Wer die Leiche ist, können wir Ihnen noch nicht sagen“, antwortete Johannes ruhig. „Und was die Mordwaffe betrifft, so gibt es keine äußeren Anzeichen von Gewalt.“ Dr. Wille richtete sich auf. „Mit dieser Leiche stimmt etwas nicht.“ Der Hauptkommissar schnappte nach Luft. „Der Mann ist tot, was soll da nicht stimmen?“ Er kniete nieder und tastete grob an mehreren Stellen nach Pulsadern. „Kein Herzschlag mehr, keine Atmung, dafür Muskelatonie. Die Haut ist kalt, blass, die …“ „Ich kenne die Todesanzeichen, das müssen Sie mir nicht erklären“, unterbrach die Ärztin ihn. „Was Sie aufgezählt haben, sind unsichere Zeichen. Darauf möchte ich mich nicht verlassen.“ „Was ist mit der Pupillenreaktion?“, fuhr er sie an. „Die fehlt, und das ist es auch nicht, was mich irritiert, es …“ „Sie haben eben keine Ahnung. Schaffen Sie den Kerl in die Obduktion und finden Sie heraus, woran er gestorben ist.“ Sonja blickte in sein arrogantes Gesicht. „Sie verstehen mich nicht. Es fehlen die Totenflecken. Die müssten sich inzwischen gebildet haben. Wir sind seit über einer halben Stunde hier.“ In diesem Moment hörten sie Stimmen. Johannes drehte sich um. „Mist, die Pressefritzen.“ Er zückte seinen Ausweis und wies sie zurück. Löwer blickte amüsiert zu den beiden Journalisten und erhob sich. „Wenn Sie eine Schlagzeile suchen, bitte sehr, die können Sie haben. Pathologin findet heraus, dass an der Leiche etwas nicht stimmt.“ Er lachte sein unangenehmes Lachen. „Die junge Frau hat keine Ahnung von ihrem Job.“ Sonja biss sich auf die Lippen. Hatte Löwer ihr nicht zugehört? „Was haben Sie herausgefunden?“, wandte sich einer der Reporter an Dr. Wille. „Für Aussagen ist es noch zu früh“, wehrte Johannes die Frage ab. „Sie erfahren Näheres über unsere Pressestelle.“ „Was soll mit der Leiche nicht stimmen?“, bohrte der andere weiter und griff nach seiner Kamera. Ein Blitzgewitter ergoss sich über Sonja, den Tatort und die ermittelnden Beamten. „Los, reden Sie“, forderte Löwer sie kalt lächelnd auf. Dr. Wille erhob sich. Hauptkommissar Löwer war nicht nur extrem unsympathisch, sondern anscheinend auch noch überdurchschnittlich dumm. Dass er es auf eine Konfrontation mit ihr anlegte, schien offensichtlich. Bitte, das konnte er haben. Er galt zwar als ein gefürchteter Mann, doch sie war nicht gewillt, sich von ihm einschüchtern zu lassen. Hier ging es schließlich um ein Menschenleben. „Wie ich es bereits sagte“, erwiderte sie gefasst. „Etwas stimmt nicht, doch das kläre ich in der Gerichtsmedizin und nicht hier.“ Löwer lachte lauthals auf. „Leute, vielleicht sollten Sie sich den Namen dieser Dame notieren. Das ist Doktor Sonja Wille. Wo sie ihren Doktor gemacht hat, ist fraglich, aber ihre erste Diagnose lautet: An der gefundenen Leiche stimmt etwas nicht.“ Er lächelte böse auf die Ärztin herab. „Der Tag fängt gut an. Eine Frau und Anfängerin. Was kann man da schon erwarten?“ „Werden Sie nicht unverschämt.“ Sonja fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „Ich bin nicht unverschämt, Sie sind unfähig. Besser wäre, Sie holen sich beim Sezieren der Leiche einen männlichen Kollegen zur Unterstützung, sonst sehe ich für die Untersuchungsergebnisse schwarz.“ Er blickte ihr angriffslustig in die Augen und deutete auf den Boden. „Von Frauen in anspruchsvollen, logisch-denken-müssenden Berufen habe ich noch nie viel gehalten. Dieser Mann da ist ohne den geringsten Zweifel tot! Toter geht es nicht. Und Frauen sind unfähig, unfähiger geht es nicht.“ Er wandte sich an die Journalisten. „Da habt ihr eure Schlagzeile, alles weiter über die Pressestelle.“ Er winkte mit der Hand. Johannes sorgte dafür, dass die Reporter verschwanden. Löwer blickte ihm nach und drehte sich dann zu Dr. Wille um. „Und Sie schaffen die Leiche in die Pathologie. Haben wir uns verstanden?“ „Ich denke nicht. Sie halten mich für unfähig, doch das stimmt nicht, ich bin nur vorsichtig. Der Mann kommt ins Krankenhaus.“ Sie nickte ihren Begleitern zu. Löwer wollte auffahren, wurde jedoch durch das Klingeln ihres Handys daran gehindert. „Ich muss zu einem anderen Fall“, informierte Sonja ihre Mitarbeiter und wies auf den am Boden liegenden Mann. „Bringt ihn sofort ins Krankenhaus.“ Löwer deutete ihr den Weg und verbeugte sich grinsend. „Lassen Sie sich nicht aufhalten.“ Dr. Wille erwiderte nichts darauf und ließ ihn stehen. Löwer wandte sich an die umstehenden Männer. „In die Pathologie und nirgends sonst hin. Und das ist ein Befehl. Haben Sie mich verstanden.“ Sie nickten nur. Bereits am nächsten Morgen stand der Vorfall groß aufgebauscht in der Zeitung. In der Polizeiinspektion wurde hinter vorgehaltener Hand darüber getuschelt. „Tut mir leid, dass die neue Pathologin gleich an Löwer geraten musste“, meinte einer der Kommissare. „Der kann einen schon bis zum Äußersten reizen. Leider ein ganz schlechter Start. Sie hätte sich vorsehen müssen.“ „Vielleicht kann sie wirklich nichts.“ „Sie...