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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 304 Seiten

Reihe: QualityLand

Kling QualityLand 2.0

Kikis Geheimnis
20001. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8437-2333-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kikis Geheimnis

E-Book, Deutsch, Band 2, 304 Seiten

Reihe: QualityLand

ISBN: 978-3-8437-2333-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zurück in die Zukunft! Die große dystopische Erzählung geht weiter. Schwer was los in QualityLand, dem besten aller möglichen Länder. Peter Arbeitsloser darf endlich als Maschinentherapeut arbeiten und schlägt sich jetzt mit den Beziehungsproblemen von Haushaltsgeräten herum. Kiki Unbekannt schnüffelt in ihrer eigenen Vergangenheit und gerät dabei ins Fadenkreuz eines seltsamen Killers. Martyn Vorstand versucht verzweifelt ein Level aufzusteigen, um das Recht auf Vergessen werden nutzen zu dürfen. Und Aisha Ärztin fragt sich, was aus John of Us wurde, wie man die immer noch nervige Klimakrise lösen kann und warum zum Teufel die Verteidigungs-Algorithmen den Dritten Weltkrieg losgetreten haben. Marc-Uwe Klings lustige Dystopie um Menschen und Maschinen in einer Big-Data-Welt geht in die zweite Runde! Ein Buch voller kluger Einfälle, skurriler Figuren und verblüffenden Plot-Twists.
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QUALITYLANDS BERÜHMTESTER MASCHINENTHERAPEUT WIRD ENTFÜHRT!
(Was dann passiert, ist unfassbar!) Was wohl in dem Paket war, das Peter Arbeitsloser ganz am Ende des ersten Buchs bekommen hat? Was hat ihm die Drohne von TheShop, dem weltweit beliebtesten Versandhändler, geliefert? Nun, es war ein neuer rosafarbener Delfinvibrator. Offensichtlich ist Peters Profil noch immer falsch. Oder vielleicht hat sich auch nur der Chef von TheShop einen Scherz mit Peter erlaubt.1 Wie dem auch sei, Peter hat seinen Frieden mit dem Delfin gemacht.2 Er hat ihn an die Wand gehängt, wie andere Leute ein Diplom. John of Us hat kurz vor seinem explosiven Abgang das Reparaturverbot aufgehoben, und darum konnte Peter seinen vormaligen Gebrauchtwarenladen mit Schrottpresse in eine maschinentherapeutische Praxis umwandeln. Mit einer Couch für die »Patienten« und einem Sessel für sich. Auf der Couch liegt ein Hund namens Strolch. Er hechelt. Sabber tropft von seiner Zunge aufs Polster. Peter findet es wirklich erstaunlich, wie perfekt es der E-nimals Corporation inzwischen gelingt, echte Tiere nachzubilden. Aber dass sie sogar den Mundgeruch von Hunden imitieren, erscheint ihm übertrieben. Ob sie wohl bei Katzen auch nachahmen, dass diese gerne mal von Autos überfahren werden? Das wäre auf jeden Fall gut für die Verkaufszahlen. »Selbstmordkatzen! Kaufe drei und bekomme die vierte umsonst!« Der Hund hechelt immer noch. Etwas angewidert verzieht Peter sein Gesicht. »Wünschen Sie, dass ich die Lüftung anschalte?«, fragt Niemand. »Ja, bitte.« Strolch hebt seinen Kopf und bellt. »Ich verstehe nicht ganz«, erwidert Peter. »Moment.« Er lässt sich das Menü des Hundes auf seinem QualityPad anzeigen und schaltet in den Doktor-Dolittle-Modus. »Noch mal bitte.« Strolch bellt wieder, was Peters Ohrwurm nun folgendermaßen übersetzt: »Wenn Ihnen jahrelang niemand die Zähne geputzt hätte, würden Sie auch aus dem Maul stinken.« »Aha«, sagt Peter. Er ahnt übrigens noch nicht, dass er gleich entführt werden wird.3 Gedankenverloren blickt er auf Pink. Der Alte hat eine völlig unverständliche Zuneigung zu dem QualityPad entwickelt und ihm ein Gestell aus dürren Ärmchen und Beinchen gebaut. Jetzt steht das Tablet also auf dem Kaffeetisch und macht Kniebeugen. Ein seltsamer Anblick. »Von der Tapete in Ihrem Flur kriege ich Hunger«, sagt der Hund. Mit Flur meint Strolch die jetzt nutzlose Schrottpresse zwischen Laden- und Wohnfläche. Es wäre wahnsinnig aufwendig gewesen, sie auszubauen. Aber Peter wollte seinen neuen Kunden auch keine Angst einjagen. Darum hat er seinen Maschinen den Auftrag gegeben, die Wände der Presse zu tapezieren. Nun wirkt sie wie ein Durchgangszimmer. Während des Tapezierens verfiel Romeo immer wieder in eine Subroutine seines Codes, die man wohl am treffendsten als »Handwerker-Porno« bezeichnen kann. Barfuß, mit dreckigen Jeans und nacktem Oberkörper versuchte der Sexdroide, die Tapezierrolle möglichst erotisch zum Einsatz zu bringen. Was ihm wohl auch gelang. Jedenfalls waren noch nie so viele Leute vor Peters Schaufenster stehen geblieben wie während der Renovierungsarbeiten. Auf der sehr günstigen, aber stilistisch fragwürdigen Tapete sieht man bunte Korallen und ebenso bunte Fische. Offensichtlich ein Foto aus längst vergangenen Tagen. »Es gibt gleich Futter«, sagt Peter. »Aber erst müssen wir reden, Strolch. Dein Besitzer sagte mir, dass dich Stöcke und Bälle kaltlassen. Er wirft, aber du bringst die Sachen nicht zurück.« »Ich sehe einfach nicht den Sinn dahinter«, sagt der Hund. »Mein Tipp: Wenn er die Sachen behalten möchte, dann soll er sie nicht wegwerfen.« »Er meint auch, dass du dich gar nicht freust, wenn er nach Hause kommt. Kein aufgeregtes Bellen, kein Anspringen, kein Schwanzwedeln, nichts.« »Er wedelt doch auch nicht mit dem Schwanz, wenn ich zur Tür reinkomme.« »Das hoffe ich!«, sagt Peter. »Aber, weißt du, es geht beim Werfen des Balls oder Stocks nicht um das Ding an sich. Es geht deinem Herrchen eigentlich nur um die Interaktion zwischen euch beiden.« »Dieser Mann ist nicht mein Herrchen«, sagt der Hund. »Er ist ein Fremder. Warum soll ich mit ihm in Interaktion treten?« »Dieser ›Fremde‹ hat dich von deinem alten Herrchen gekauft. Er ist dein neues Herrchen.« »Nein.« »Wie, nein?« »E-nimals brennt all seinen Tieren Loyalität zu einem bestimmten Menschen ein«, sagt Pink, »was dazu führt, dass man die Tiere im Prinzip verschrotten muss, wenn Frauchen stirbt oder Herrchen keine Lust mehr auf den Wauwau hat. Wenn du mich fragst, ist das natürlich eine gewünschte Nebenwirkung. Such mal im Netz nach ›geplante Obsoleszenz‹.« »Du hast ein neues Herrchen«, sagt Peter zu dem Hund. »Dein altes Herrchen wollte dich nicht mehr haben.« Strolch knurrt. »Kein schlechtes Wort über mein Herrchen!«, übersetzt Peters Ohrwurm. »Sonst werde ich ungemütlich. Er ist bestimmt nur im Urlaub. Und bald kommt er wieder.« Bei den letzten Worten beginnt der Hund aufgeregt mit dem Schwanz zu wedeln. Peter seufzt. Im Prinzip kann man nur eins tun, denkt er und lässt sich wieder das Menü des Hundes anzeigen. Die Option, die er sucht, steht ganz unten: »Einschläfern«. »Was für eine Verschwendung!«, sagt er und drückt auf »Einschläfern«. Der Hund winselt. Ein Pop-up erscheint: »Sind Sie sicher, dass Sie Ihren besten Freund einschläfern wollen? Wenn Sie jetzt auf ›OK‹ drücken, erhalten Sie einen 30-Prozent-Rabatt-Gutschein für einen neuen besten Freund von E-nimals.« »Lass mich mit ihm reden«, sagt Pink. »Was willst du ihm denn sagen?«, fragt Peter. »Das lass mal meine Sorge sein. Du gehst jetzt schön Mittagspause machen.« »Na gut«, sagt Peter und bricht das Einschläfern ab. »Was soll schon passieren?«4 Peter steht auf und geht zur Tür. Dann dreht er sich noch mal um. »Falls Kiki hier auftaucht …« »Sie hat sich seit Wochen nicht gemeldet«, sagt Pink. »Sie wird nicht ausgerechnet in deiner Mittagspause hier reinplatzen.« Peter seufzt und nimmt seinen neuen Hut vom Haken. Es ist ein grauer Fedora Marke »Bogart«. Hüte, so hat Peter nämlich gelesen, helfen gegen die Überwachung von oben. »Also, jetzt spitz mal die Öhrchen, Strolch«, hört er Pink noch sagen. »Ist dir der Unterschied zwischen Macht und Herrschaft geläufig? Wenn wir Max Weber folgen, setzt Herrschaft Gehorsam voraus. Wodurch aber, so frage ich dich, hat dein Herrchen deinen Gehorsam verdient? Und wenn du mir erlaubst weiterzudenken: Wodurch, bitte schön, hat auch nur irgendein Mensch unseren Gehorsam verdient?« Vor der Praxis wartet eine Passagierdrohne auf Peter. Seltsam, denn er hat gar keine gerufen. Neben der Drohne stehen zwei schwarze Typen in weißen Anzügen. Beide sehen aus, als hätten sie irgendwo an ihrem Körper eine Waffe versteckt, würden diese aber gar nicht brauchen. Jedenfalls nicht, um mit Peter fertigzuwerden. »Einsteigen«, sagt der kleinere der beiden sehr großen Männer und schubst Peter in Richtung Drohne. »Sonst was?«, fragt Peter trotzig. Da packt ihn der größere der beiden sehr großen Männer, hebt ihn einfach hoch und setzt ihn in die Drohne. Die Typen springen in die Kabine, die Tür schließt sich, und die Drohne hebt ab. Peter hat nicht mal Zeit gehabt, gegen die Scheibe zu hämmern und um Hilfe zu rufen. Und so viel Zeit sollte einem Entführungsopfer laut der Dritten Genfer Konvention doch mindestens zur Verfügung gestellt werden. »Niemand!«, sagt er. »Hilfe! Notruf!« »Es besteht keine Verbindung zum QualityNet«, sagt Niemand. »Niemand ist nicht verfügbar.«5 Je schneller die Drohne steigt, desto schneller steigt auch die Panik in Peter. Seine Gedanken rasen wie ein Chinchilla auf Speed. Wer hat ihn entführt? Sind es vielleicht Terroristen aus QuantityLand 7, Sonnige Strände – Faszinierende Ruinen? Oder sind es Maschinenstürmer, die am bekanntesten Maschinentherapeuten QualityLands ein Exempel statuieren wollen? Sind es gar Gefolgsleute des bösen intergalaktischen Herrschers Xenu, der aus dem Berg, in dem ihn das Kraftfeld der ewigen Batterie 75 Millionen Jahre lang gefangen hielt, fliehen konnte und der nun den ältesten der in Peter steckenden Thetane für einen seiner bösen intergalaktischen Pläne braucht? Letzteres kann man sicherlich ausschließen. Jedenfalls, wenn man kein Scientologe ist. Peter blickt aus dem offenen Fenster. Wollen die beiden schwarzen Typen in den weißen Anzügen ihn einfach aus der Drohne werfen, sobald diese hoch genug ist? Immer wieder hat er in den Medien davon gehört, dass das organisierte Verbrechen seine Opfer neuerdings gerne per Drone Drop ins Jenseits befördert. Für die Strafverfolgungsbehörden ist es sehr schwer, diese Morde aufzuklären. Die meisten werden darum einfach als Selbstmord gewertet. Normale Passagierdrohnen haben aus nachvollziehbaren Gründen keine Fenster, die sich öffnen lassen. Dieses Fluggefährt muss eine Sonderanfertigung sein. Wer kann sich so etwas leisten? Doch die Frage, die Peter am meisten beschäftigt, lautet: Warum sind es eigentlich schwarze Typen in weißen Anzügen? Müsste das nicht andersrum sein? Oh, diese Spannung! Sie ist kaum auszuhalten! Aber nun erst mal zu etwas völlig...


Kling, Marc-Uwe
Marc-Uwe Kling singt Lieder und erzählt Geschichten. Sein Geschäftsmodell ist es, kapitalismuskritische Bücher zu schreiben, die sich total gut verkaufen. Seine Känguru-Geschichten wurden 2010 mit dem Deutschen Radiopreis und 2013 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Marc-Uwe Kling, geboren 1982, ist Liedermacher, Bühnenkünstler und Autor der millionenfach gelesenen und gehörten Känguru-Werke. Sein Romandebüt QualityLand erklomm 2017 auf Anhieb die vorderen Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste und wird derzeit vom US-Streamingdienst HBO als TV-Serie entwickelt. QualityLand erschien 2020 ebenfalls in den USA und in Großbritannien.


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