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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 376 Seiten

Reihe: Die Flüchtlings-Chroniken

Knabe Ishabel

Die Flüchtlings-Chroniken II
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96741-069-3
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Die Flüchtlings-Chroniken II

E-Book, Deutsch, Band 2, 376 Seiten

Reihe: Die Flüchtlings-Chroniken

ISBN: 978-3-96741-069-3
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Herzog Mirash richtete sich auf. 'Es gibt schreckliche Krankheiten, Königliche Hoheit. Manche lassen sich nur durch den Tod kurieren. Andere - wie der weibliche Hochmut - mit einer Heirat.' Das Königreich Sabinon ist nach einer Epidemie entvölkert, sein Herrscher todkrank. Er will seine Tochter Ishabel gegen ihren Willen verheiraten, um die Thronfolge des Königreichs zu sichern. Ishabel dagegen sieht ihre Aufgabe vor allem darin, ihre Heimat gegen die machtgierigen Intriganten am Königshof zu schützen. Doch dazu muss sie mit der Hilfe des Flüchtlings Shevon al Yontar nicht nur eine feindliche Invasion aufhalten, sondern auch einen Verräter in den eigenen Reihen enttarnen.

Michael Knabe, 1971 in Lübeck geboren, studierte Psychologie in Regensburg und arbeitet als Psychotherapeut. Er wohnte u.a. in der Schweiz, dem Allgäu, Oberbayern und Schottland. 1991 war er Sprecher der Schülerjury, die den Weilheimer Literaturpreis an Wolfgang Hildesheimer verlieh. Seit dem dreizehnten Lebensjahr treibt er sich in seinen phantastischen Welten herum. Seit 2001 lebt, arbeitet und schreibt Michael Knabe in und um Freiburg.

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Drohung   Bei Sonnenaufgang nahm Prinzessin Ishabel ihren Platz in der Fensternische des königlichen Kabinettssaals ein. Die ersten Strahlen ließen die Fresken auf der gegenüberliegenden Wand aufleuchten. Sie nickte den Dienern zu, die Weinbecher und Leckereien auf dem Besprechungstisch anrichteten. Ishabel hasste die Nische. Fünf Schritte vom Tisch entfernt musste sie den Beratungen lauschen, ohne sich je zu Wort melden zu dürfen. Wie hatte Mutter es all die Jahre hier ausgehalten? »Jeder trägt eben seinen Teil der Krone. Dieser ist meiner«, hätte sie wohl geantwortet und sich wieder den Beratern des Königs zugewandt. Wer gehört werden wollte, erwies der Königin seine Reverenz, noch bevor der Herrscher selbst erschien. Ihre Mutter bedachte jeden mit einem herzlichen Lächeln, erkundigte sich nach dem Befinden der Gattin und platzierte ganz nebenbei Bemerkungen, die bei Hof so intensiv diskutiert wurden wie die Dekrete des Königs selbst. Früher. Ishabels Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Früher hatten die Gänge widergehallt von den Stimmen der Herzöge, Freigrafen, Barone und ihres Gefolges. König Badoran hatte einen großen Hof geführt, bevor alle, die es noch konnten, vor dem Bluthusten geflohen waren. Es schien eine Ewigkeit her. Neben dem Platz ihres Vaters wartete noch immer Brashs Stuhl, als würde er gleich den Saal betreten. Für alle außer Ishabel war er immer der lächelnde, aufmerksame Thronfolger gewesen und sein Bruder Biran der stumme Schatten hinter ihm. Nun stand der Stuhl verwaist und Ishabel saß noch immer in ihrer Ecke. Eines Tages würde sie dort sitzen, egal was ihr Vater sagte. Von draußen drangen die Stimmen der Herzöge Mirash und Styeban herein. Zu schade, dass sich nach dem Bluthusten ausgerechnet diese beiden nach Golàbine zurückgewagt hatten. Was wollte der König mit zwei Beratern, die sich mehr mit ihrer Rivalität beschäftigten als mit dem Wohl des Reichs? Gerade heute, wo der König den Boten aus Levanon anhören würde, benötigte er guten Rat besonders dringend. Ein Bote aus Levanon. Wann hatte Sabinon das letzte Mal mit seinem Erzfeind gesprochen? Es musste Generationen her sein. Der Auftritt der beiden Herzöge unterbrach Ishabels Überlegungen. »Verhandeln, verhandeln«, polterte Mirash. »Fällt Euch niemals etwas anderes ein?« »Das Gleiche könnte ich Euch fragen. Wann habt Ihr jemals etwas anderes vorgeschlagen als Krieg, Krieg, Krieg?« Die Schärfe in Herzog Styebans Stimme überraschte Ishabel. Am Hof galt als fraglich, ob der ewig lächelnde Styeban Gefühle überhaupt kannte. Oft erinnerte er Ishabel an einen listenreichen Fuchs, der offenen Konfrontationen stets aus dem Weg ging. Sein rötliches Haar zog sich an den Schläfen schon zurück. Dagegen verweigerten sich Mirashs Stirnlocken jeder Behandlung. Manchmal standen sie nach außen weg wie die Hörner eines Zuchtstiers. Ja, das waren die beiden: Fuchs und Stier. Wie passend, dass Styeban den Fuchs sogar im Wappen führte. Jetzt entdeckte er sie in ihrer Nische und verneigte sich. Unter seinem Mantel blitzte weiße Spitze auf. Vermutlich verwünschte er noch immer seinen Schneider, der die Unverschämtheit besessen hatte, an der Seuche zu sterben. »Königliche Hoheit, welche Freude, Euch zu sehen.« »Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Herzog Styeban. Euer Kommen lässt den Saal heller leuchten.« Ihre übliche Spieleröffnung. Styeban flossen Komplimente von den Lippen wie Wasser aus einer Quelle, besonders wenn sein Konkurrent zuhörte. Ishabel würde niemals so mühelos Antworten finden wie ihre Mutter, doch mit Styeban fiel ihr das Üben leicht. So plauderte sie mit ihm über den Boten aus Levanon und genoss seine Spitzen über Sabinons Erzfeind. Styebans Worte waren schon immer seine schärfste Waffe gewesen. Mirashs Miene verdunkelte sich. Auch er folgte dem Zeremoniell, aber er wählte die knappste Verneigung, die ihm das Protokoll noch gestattete. Nicht einmal die Königin hatte ihm früher ein Lächeln entlocken können. Vermutlich fühlte er sich nur in seinen Feldlagern zu Hause, wo Offiziere Befehle brüllten und kein Frauenlächeln die Lage verkomplizierte. Ishabel verkniff sich eine bissige Bemerkung. Dass sich Mirash über ihren Austausch mit Styeban ärgerte, bedeutete Rache genug. Dann betrat ihr Königsvater das Kabinett und sie stellte ihre Überlegungen zurück. König Badoran nickte ihr knapp zu, schickte alle Diener bis auf einen hinaus und eröffnete ohne Umschweife die Sitzung. »Meine Herren, auf uns wartet die schwierigste Aufgabe seit langem. Der levanische Bote, der draußen wartet, ist nicht nur der Mund, sondern auch das Ohr seiner Meister. Wenn wir ihn im Saal haben, will ich meine Herzöge ohne jedes Murren hinter mir wissen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?« Die beiden nickten. »Also gut, meine Herren: An die Arbeit.«   ***   »Ich kann es nicht glauben«, erklärte der König eine Stunde später, kaum dass sich die Tür des Kabinetts hinter dem levanischen Boten geschlossen hatte. Er kniff die Augen zusammen wie immer, wenn ihn seine Kopfschmerzen plagten. Sollte Ishabel den Hofmedicus rufen lassen? Nein, entschied sie. Die Debatte über den Boten ging vor und das Wohlergehen des Königs musste warten. »Das ist kein Angebot, sondern eine Falle«, knurrte Mirash. »Es ist zumindest originell.« Styeban klang hellwach. Man konnte förmlich zusehen, wie er die Information von allen Seiten auf ihren Nutzen hin abklopfte. Levanon, Erzfeind seit Generationen, machte ein Friedensangebot! Auch Ishabels Herz schlug schneller. Die Levanyi hatten für ihren Vorschlag einen Zeitpunkt gewählt, der einfach misstrauisch machen musste. Warum nahmen sie das Risiko nicht in Kauf und griffen an? Einen Krieg würde Sabinon so kurz nach der Seuche nur schwer überstehen. Stattdessen hatte der levanische Diktator, ohne Sabinons Antwort überhaupt zu erfragen, ein Schiff mit Gesandten losgeschickt, das in ein paar Tagen hier in Golàbine eintreffen würde. Wozu diese Eile? Styeban lehnte sich zurück. »Majestät, ich würde das Angebot annehmen.« »Seid Ihr wahnsinnig?«, fuhr Mirash auf. Ein Wink des Königs brachte ihn zum Schweigen und Styeban konnte fortfahren. »Levanon kennt unsere prekäre Lage genau, davon können wir ausgehen. Wollen die Levanyi den Rücken frei haben, um ihre inneren Streitigkeiten zu lösen? Oder beschäftigt man uns mit Verhandlungen, während man selbst Truppen zusammenzieht? Bei dem Zustand, in dem unsere Armeen sich befinden, wäre das aus Levanons Sicht die interessanteste Möglichkeit. Aber wir wissen es nicht. Wir sollten zuallererst die Absichten unseres Gegners ergründen.« »Herzog Styeban verrammelt doch schon sein Burgtor, wenn in Levanon jemand einen Furz lässt«, blaffte Mirash übel gelaunt. »Dabei liegt unser Gegner am Boden, nicht wir. Euer Majestät, schickt den Boten weg. Oder besser noch: Lasst ihn aufhängen und erlaubt mir, den Levanyi den Rest zu geben.« Styeban ignorierte die Beleidigung. »Ob es Euch gefällt oder nicht, wir gewinnen mehr, wenn wir verhandeln. Zum Beispiel Zeit, um unsere Armeen wieder aufzubauen …« »Mein Heer steht. Ich brauche keine Zeit.« » … und herauszufinden, was die Levanyi vorhaben. Also sollten wir verhandeln. Es besteht zumindest die vage Möglichkeit, dass sie es ernst meinen.« Ishabel in ihrer Nische schüttelte den Kopf. Styeban irrte sich. Verhandlungen, die Erfolg haben sollten, brach man nicht übers Knie, sondern bereitete sie durch Diplomaten beider Seiten vor. Das Ganze roch nach einer Falle. »Verhandeln«, schnauzte Mirash zurück und Ishabel musste ihm widerstrebend recht geben. »Habe ich es nicht gesagt? Einen dümmeren Rat habt Ihr selten gegeben. Wir sollten zuschlagen, so schnell wie möglich. Diese Chance bekommen wir nie wieder. Wenn sich erst der Rest der Herzöge in den Palast zurücktraut, wird nur noch geredet. Anstatt die Levanyi ein für alle Mal auszulöschen, verhandeln wir.« Natürlich. Mirash wollte wieder einmal draufschlagen – etwas anderes beherrschte er nicht. Ishabel verdrehte entnervt die Augen. Styeban dagegen lächelte sein spitzes Lächeln. »Ihr wollt also wieder einmal ganz allein entscheiden?« »Unsinn. Ihr verdreht …« »Nennt Ihr Eure persönliche Fehde etwa eine Beratung?« Der König brauchte seine Stimme nicht zu erheben, die beiden Streithähne schwiegen augenblicklich. Mirashs Haltung verriet, wie viel Mühe ihm das bereitete. Ishabels Mutter hatte ihr beigebracht, auf Details zu achten: die Hand, die den Rand des Tischs umklammerte, das Schwellen der Kiefermuskeln, wenn er die Zähne zusammenbiss. Mirash würde keineswegs Ruhe geben. Er wartete nur auf die Gelegenheit zur Rache. Ishabel ertappte sich dabei, in Gedanken hinaus auf die Terrasse zu wandern und zur Stadt hinabzublicken. Sie senkte den Blick auf ihr Tischchen, in dessen Marmorplatte der Steinmetz ein Cal-shòn-Spiel eingelassen hatte. Akribisch überprüfte sie die Aufstellung der marmornen Figuren, mit denen sie das dichte Geflecht der Intrigen am Hof für sich nachvollzog. Zwischen den Schwertkämpfern behaupteten sich nur noch König, Sturmhaupt und Zweigesicht auf den verschlungenen Feldern der Spielfläche. Zwei Fürsten, wo früher ein Dutzend gestanden hatte. Ein König, wo drei das Feld beherrscht hatten. Das Spiel war klein geworden. Höchste Zeit, dass die Herzöge zurück an den Hof kamen. »Diktator Nuridor ist...



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