Knaevelsrud / Wagner / Böttche | Online-Therapie und -Beratung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 90 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

Knaevelsrud / Wagner / Böttche Online-Therapie und -Beratung

Ein Praxisleitfaden zur onlinebasierten Behandlung psychischer Störungen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2562-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Praxisleitfaden zur onlinebasierten Behandlung psychischer Störungen

E-Book, Deutsch, 90 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

ISBN: 978-3-8409-2562-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Das Internet als Kommunikationsmedium hat sich in den letzten Jahren als wirksame Alternative zur Sprechzimmertherapie erwiesen. Das Manual liefert eine praxisorientierte Darstellung kognitiv-verhaltenstherapeutischer Methoden sowie störungsübergreifender Ansätze im internetbasierten Setting. Ziel des Buches ist es, die Anwendbarkeit von Online-Therapie und -Beratung aufzuzeigen. Damit soll ein praktischer Umgang mit dem Medium Internet als therapeutisches Einsatzfeld ermöglicht werden.

Das Buch gibt zunächst einen aktuellen Überblick über das Spektrum der Anwendungsbereiche neuer Kommunikationsmedien in der psychologischen Versorgung sowie über die Wirksamkeit von internetbasierten Therapie- und Beratungsansätzen. Es beschreibt, wie eine internetbasierte Diagnostik und Exploration durchgeführt werden kann. Anschließend wird detailliert und praxisorientiert dargestellt, wie kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden, z.B. kognitive Umstrukturierung, Exposition, sowie störungsübergreifende Ansätze zur Behandlung unterschiedlicher Störungsbilder (u.a. PTBS, Depression, Essstörungen) im internetbasierten Setting zum Einsatz kommen können. Ebenso wird die Umsetzung einer internetbasierten psychologischen Beratung beschrieben. Die dabei verwendeten spezifischen Therapie- und Beratungstechniken werden anhand von Fallbeispielen erklärt. Schließlich wird auf den Umgang mit schwierigen Therapiesituationen eingegangen.

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Weitere Infos & Material


1;Online-Therapie und -Beratung;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Kapitel 1: Theoretischer Hintergrund;11
2.1;1.1Einleitung;11
2.2;1.2Internetbasierte Therapien;12
2.3;1.3Unterschiede zwischen Online-Therapien und Face-to-Face-Therapien;15
3;Kapitel 2: Wirksamkeit onlinetherapeutischer psychologischer Interventionen;18
3.1;2.1Wirksamkeit bei Depressionen;18
3.2;2.2Wirksamkeit bei Angststörungen;19
3.3;2.3Wirksamkeit der Online-Therapie im direkten Vergleich zur konventionellen Therapie;19
3.4;2.4Prädiktoren;20
4;Kapitel 3: Die therapeutische Beziehung in der onlinevermittelten Psychotherapie;22
4.1;3.1Die therapeutische Beziehung als Outcomeprädiktor;23
4.2;3.2Der Therapeut in der Online-Therapie;23
4.3;3.3Der Patient in der Online-Therapie;23
4.4;3.4Besonderheiten des thera­­peu­ti­schen Kontaktes in der Online-Therapie;24
4.5;3.5Umgang mit typischen onlinetherapeutischen Herausforderungen;26
5;Kapitel 4: Diagnostik und Exploration;29
5.1;4.1Einleitung;29
5.2;4.2Vor- und Nachteile der internetbasierten Diagnostik und Exploration;29
5.3;4.3Arten der Diagnostik und Exploration;30
5.4;4.4Praktische Hinweise zur Art und Weise der Kommunikation;32
6;Kapitel 5: Kognitiv-verhaltenstherapeutische transdiagnostische Methoden – Exposition;34
6.1;5.1Schreiben als Exposition;34
6.2;5.2Internetbasierte Exposition für die posttraumatische Belastungsstörung;35
6.3;5.3Spiegelexposition bei Essstörungen;40
7;Kapitel 6: Transdiagnostische Methoden – Kognitive Restrukturierung;43
7.1;6.1Schriftliche Formen der kognitiven Restrukturierung;43
7.2;6.2Internetbasierte kognitive Restrukturierung am Beispiel der posttraumatischen Belastungsstörung;43
7.3;6.3Multimediale Formen der kognitiven Restrukturierung am Beispiel des internetbasierten Negativity Bias-Trainings (NBT);49
8;Kapitel 7: Störungsspezifische Therapiemodule;54
8.1;7.1Depression;54
8.2;7.2Bulimia nervosa und Binge Eating-Störung;64
9;Kapitel 8: Biografisches Schreiben im internetbasierten Therapiesetting;71
9.1;8.1Das autobiografische Gedächtnis;71
9.2;8.2Ansätze der Arbeit mit biografischen Inhalten;71
10;Kapitel 9: Online-Beratung;78
10.1;9.1Einleitung;78
10.2;9.2Qualitätsstandards in der Online-Beratung;78
10.3;9.3Entwicklung und Umsetzung einer internetbasierten psychologischen Beratung;80
10.4;9.4Praktisches Beispiel;81
11;Literatur;85


Kapitel 2 Wirksamkeit onlinetherapeutischer psychologischer Interventionen

Erste Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit onlinetherapeutischer Interventionen wurden bereits in den späten Neunzigerjahren publiziert. Seit diesem Zeitpunkt ist ein exponentieller Anstieg von Veröffentlichungen insbesondere von Wirksamkeitsstudien zu beobachten (Hedman et al., 2012). Zur Wirksamkeit onlinetherapeutischer Interventionen wurden mittlerweile zu fast allen großen Störungsbildern Metaanalysen veröffentlicht, die umfangreichste Befundlage bezieht sich allerdings auf Angststörungen und Depression (Andersson & Cuijpers, 2009; Cowpertwait & Clarke, 2013; Cuijpers et al., 2009; Reger & Gahm, 2009; Richards & Richardson, 2012; So et al., 2013; Tulbure, 2011). Der Großteil der untersuchten onlinebasierten Behandlungsansätze sind Kurzzeitinterventionen, die sich über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen erstrecken und die schriftliche Auseinandersetzung mit dem Problembereich als bedeutenden Bestandteil des Programms beinhalten. Die dabei übermittelten Therapieinhalte entsprechen weitestgehend den konventionell eingesetzten Behandlungsstrategien (z.?B. Psychoedukation, Exposition, kognitive Restrukturierung). Um den Rahmen dieses Übersichtskapitels zu wahren, sollen hier insbesondere Befunde zu den häufigsten Störungsbildern (Angststörungen und Depression) dargestellt werden. Erweitert werden diese Darstellungen um Ergebnisse einer Metaanalyse von Andersson und Kollegen (2014), die Online-Interventionen mit Face-to-Face-Interventionen über ein breites Störungsspektrum hinweg vergleichen.

2.1 Wirksamkeit bei Depressionen

Metaanalysen zur Wirksamkeit onlinetherapeutischer Verfahren haben divergierende Ergebnisse gezeigt. Über alle Metaanalysen hinweg zeigt sich die Online-Therapie zur Reduktion depressiver Symptomatiken jedoch als wirksam, mit Effektstärken im mittleren Bereich (Cowpertwait & Clarke, 2013; Richards & Richardson, 2012). Eine mögliche Erklärung für die breite Streuung der Effektstärken ist die mangelnde Differenzierung zwischen geleiteten und ungeleiteten Interventionen. Metaanalysen, die anhand des therapeutischen Kontaktes differenzieren, zeigen mittlere bis hohe Effektstärken für angeleitete, therapeutengestützte Interventionen und niedrige bis mittlere Effektstärken bei unbegleiteten Interventionen (z.?B. Richards & Richardson, 2012). Die Effekte variieren wie auch in Therapiestudien zur konventionellen Psychotherapie in Abhängigkeit von den Kontrollbedingungen. So sind die Effekte im Vergleich zur Wartebedingung größer als im Vergleich zur regulären Versorgung (treatment as usual, TAU) bzw. anderen aktiven Kontrollen.

Im unmittelbaren Vergleich zur konventionellen Psychotherapie zeigen sich die Interventionseffekte einer kontaktintensiven Online-Therapie für depressive Erkrankungen nach Interventionsende als vergleichbar und äquivalent (Wagner, Horn & Maercker, 2014). Zum Zeitpunkt der 6-Monatskatamnese zeigt sich die onlinebasierte Behandlung sogar als signifikant überlegen. Auch bei komorbider Angstsymptomatik kann eine onlinebasierte Intervention zur Steigerung des Wohlbefindens (Cowpertwait & Clarke, 2013) und des allgemeinen Funktionsniveaus beitragen (So et al., 2013).

Die bestehenden Katamneseuntersuchungen bestätigen diese Befunde. Allerdings muss hier einschränkend angemerkt werden, dass die Datenlage noch als unbefriedigend einzustufen ist (Andersson et al., 2014). Dies spiegelt sich auch in den Befunden wider, die in den verschiedenen Metaanalysen berichtet werden. Während Cowpertwait und Clarke (2013) einen großen Effekt zum Follow- up-Zeitpunkt feststellen, berichten Richards und Richardson (2012) über einen kleinen Effekt und So und Kollegen (2013) über keinen signifikanten Interventionseffekt. Gründe für diese unterschiedlichen Befunde können u.?a. auf die unterschiedlichen Populationsgrößen (z.?B. Anzahl der eingeschlossenen Einzelstudien), die divergierenden Heterogenitäten innerhalb und zwischen den Metaanalysen, die die Interpretierbarkeit der Ergebnisse einschränkt, sowie auf die unterschiedlichen Beobachtungszeiträume, die den Befunden zugrunde liegen, zurückzuführen sein. Wenngleich die neueren randomisiert kontrollierten Studien (randomized controlled trials, RCT) an methodischer Qualität deutlich gewinnen, umfassen die bisherigen Metaanalysen RCTs von sehr unterschiedlicher Qualität. In der Regel wurden Patienten aus der Allgemeinbevölkerung rekrutiert und nur ein geringer Anteil der Studien wurde mit klinischen Populationen durchgeführt. Die Symptomatik wurde in der überwiegenden Anzahl der Studien per Selbstauskunft erhoben. In den Untersuchungen befinden sich demzufolge Teilnehmer mit unterschiedlicher Symptomschwere, Krankheitsdauer und klinischer Relevanz der depressiven Störung. Alle Schlussfolgerungen beziehen sich daher auf die Wirksamkeit der onlinebasierten Psychotherapie zur Behandlung von Formen der depressiven Störungen von unterschiedlichem Schweregrad und klinischer Bedeutsamkeit.

2.2 Wirksamkeit bei Angststörungen

Metaanalysen zur Wirksamkeit der Online-Therapie bei Angststörungen (u.?a. Panikstörungen, soziale Angststörung, generalisierte Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörung) zeigen durchgängig mittlere bis große Effektstärken im Vergleich zu Wartelistenkontrollgruppen und Placebokontrollgruppen (Reger & Gahm, 2009) sowie gleichwertige Effekte im Vergleich zur konventionellen Psychotherapie (Cuijpers et al., 2009). Hierbei scheint die Ansprechbarkeit der unterschiedlichen Angststörungen auf onlinetherapeutische Interventionen gleichermaßen hoch zu sein. Patienten mit Panikstörung, sozialer Phobie, PTBS und spezifischer Phobie zeigen Besserungen der Symptomatik, sowohl bei klinisch bedeutsamer als auch subklinischer Ausprägung der Belastung und bei komorbider Depressivität (Cuijpers et al., 2009; Reger & Gahm, 2009). Weiterhin konnte die katamnestische Wirksamkeit für einen Beobachtungszeitraum von bis zu einem Jahr belegt werden (Cuijpers et al., 2009).

Im Vergleich zur konventionellen Psychotherapie wurden Vergleichsstudien mit einem Beobachtungs- Follow-up von bis zu sechs Monaten durchgeführt. Auch hier zeigten sich vergleichbare Effekte, wie sie im Rahmen einer konventionellen Psychotherapie beobachtbar sind (Cuijpers et al., 2009). Ähnlich wie beim Stand der Wirksamkeitsforschung zur Depression sind auch für die Angststörungen die verhältnismäßig kurzen Katamnesezeiträume von sechs bis zwölf Monaten kritisch anzumerken.

Im Kontrast zu depressiven Erkrankungen scheinen bei einzelnen Angststörungen auch Interventionen ohne therapeutischen Kontakt wirksam und können neben der Angstreduktion auch zur Steigerung von Lebensqualität bzw. des Funktionsniveaus beitragen (Cuijpers et al., 2009; Reger & Gahm, 2009; Tulbure, 2011).

2.3 Wirksamkeit der Online-Therapie im direkten Vergleich zur konventionellen Therapie

Andersson und Kollegen (2014) vergleichen in einer Metaanalyse die Wirksamkeit von randomisiert kontrollierten Studien zu Störungsbildern wie soziale Angststörungen, depressive Störungen, Körperunzufriedenheit, sexuelle Funktionsstörungen und Spinnenphobie. Bei sieben der Face-to- Face-Interventionen handelte es sich um Einzeltherapien, die übrigen sechs Studien verglichen Face-to-Face-Gruppentherapien. Zum Therapieabschluss zeigte sich eine gepoolte Effektstärke von –0.01 (Hedges’ g). Das bedeutet, dass kein systematischer Wirksamkeitsunterschied zwischen der konventionellen psychotherapeutischen Intervention und einer entsprechenden Online-Intervention gefunden werden konnte und somit von einer Äquivalenz der beiden Ansätze ausgegangen werden kann. Die onlinetherapeutische Behandlung zeigte sich in dieser Analyse als über die Störungsbilder hinweg sowie in differenzieller Betrachtung des Störungsbilds als gleichrangig zur konventionellen Psychotherapie.

Wenngleich die Evidenz zur Wirksamkeit internetbasierter Interventionen für andere psychische Störungen bislang weniger umfassend ist, zeigen bestehende Metaanalysen u.?a. für somatoforme, Ess- oder Schlafstörungen sowie Suchterkrankungen vielversprechende Ergebnisse, die auch in diesen Bereichen für die Anwendungsmöglichkeiten therapeutengestützter Interventionen sprechen (z.?B. Copeland & Martin, 2004; Dölemeyer et al., 2013; Macea et al., 2010; Ritterband et al., 2009).



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