E-Book, Deutsch, 91 Seiten
Koch / Hillert / Lehr Burnout und chronischer beruflicher Stress
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8444-2833-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige
E-Book, Deutsch, 91 Seiten
Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie
ISBN: 978-3-8444-2833-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Angesichts der aktuellen, von zunehmendem Druck dominierten Arbeitswelt, erleben viele berufstätige Menschen andauernden Stress, nicht wenige fühlen sich überlastet und „ausgebrannt“. Chronischer beruflicher Stress und Erschöpfungszustände beeinträchtigen die Lebensqualität und sind u.a. ein Risikofaktor dafür, psychisch zu erkranken. Der Ratgeber informiert über die Zusammenhänge von beruflicher Belastung sowie von Stress- und Burnouterleben. Er stellt wissenschaftlich fundierte und praktisch bewährte Strategien vor, wie chronischem Stress begegnet werden kann.
Chronischer beruflicher Stress weist darauf hin, dass etwas aus der Balance gekommen ist. Nach dem Modell der beruflichen Gratifikationskrise ist die Balance zwischen beruflichem Engagement und den dafür erhaltenen Gratifikationen, z. B. von Gehalt und Wertschätzung, für die körperliche und psychische Gesundheit von zentraler Bedeutung. Im Ratgeber werden die Leser anhand von Fallbeispielen und konkreten Anleitungen darin unterstützt, die eigene Gratifikationsbalance zu überprüfen und zu verändern. Es werden Strategien vorgestellt, wie mit Arbeitsbedingungen umgegangen werden kann, die zu hohe Verausgabung erfordern oder wie das eigene Engagement so angepasst werden kann, dass die Gesundheit einen höheren Stellenwert bekommt. Zur Balance tragen ebenso Anleitungen bei, wie mit ausbleibender Wertschätzung umgegangen werden kann, die Fähigkeit zur gedanklichen Distanzierung nach der Arbeit gestärkt und die Erholungskompetenz verbessert werden kann. Der Ratgeber eignet sich sowohl als persönlicher Einstieg in die Thematik als auch als Ergänzung zu Coaching oder ambulanter Psychotherapie.
Zielgruppe
Betroffene, Angehörige, Psychotherapeuten, Psychiater, Berater, Hausärzte, Betriebsärzte, Therapeuten in Rehabilitationseinrichtungen, Coaches, Trainer, Personalverantwortliche, Führungskräfte, und Gesundheitsbeauftragte in Unternehmen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
|23|2 Beruflicher Stress
2.1 Was Sie über Stress wissen sollten …
Alle reden vom Stress, fast alle sind im Stress. Wer nicht im Stress ist, setzt sich leicht dem Verdacht aus, man sei nicht richtig engagiert und nur mit halben Herzen bei der Arbeit. Insofern gehört Stress zum guten Ton in der Leistungsgesellschaft. Gleichzeitig ist der Wunsch nach weniger Stress regelmäßig auf dem Spitzenplatz der Wünsche der Deutschen, wenn ein neues Jahr anfängt. Zwar hat fast jeder eine intuitive Vorstellung davon, was Stress ist, aber bei genauerem Nachfragen wird es schnell schwierig, das Phänomen zu fassen. In der direkten Übersetzung bedeutet Stress zunächst Anspannung und die macht sich oft zuerst im Körper bemerkbar (zu Methoden zur körperlichen Entspannung: siehe Kapitel 3.1). 2.1.1 Woran merken Sie, dass Sie „im Stress“ sind? Welche körperlichen Symptome, welches Verhalten, welche Gedanken und Gefühle lösen berufliche Belastungssituationen („Stressoren“) bei Ihnen aus? Welche Überlastungssymptome treten bei leichter, welche bei mittlerer und welche bei starker Belastung auf? Die Frage ist nicht trivial! Es ist nicht selbstverständlich, dass der Mensch biologische, also u.?a. durch Stresshormone verursachte Reaktionen, von erhöhter Muskelanspannung bis zum Blutdruckanstieg, im Alltag als Warnsignal für Überlastung wahrnimmt. Es mag Menschen geben, die diesbezüglich besonders sensibel sind. Vielen, die unter chronischem Stress leiden, fällt es hingegen oft schwer, ihre Signale von Überlastung rechtzeitig wahrzunehmen, d.?h. zu einem Zeitpunkt, zu dem sich der Stress noch vergleichsweise gut entschärften ließe. Maximale Stressreaktionen merkt irgendwann jeder. Dann braucht es jedoch zumeist mehr als eine Verschnaufpause. Tabelle 1 fasst Stresssymptome von Teilnehmern eines Stressbewältigungsseminars zusammen. |24|Tabelle 1: Stressreaktionen als Signale von Überlastung Im Bereich des Körpers häufige Kopfschmerzen Nervosität, innere Unruhe übermäßiges Schwitzen trockener Mund, Schluckbeschwerden gehäufte Verkühlungen, Infektionen, Fieberblasen unerklärliche Ausschläge, Juckreiz, Gänsehaut unerklärliche Allergieanfälle häufige Blähungen Schlaflosigkeit Schwindel schneller Puls und heftiges Herzklopfen häufiger Harndrang Atmennot, häufiges Seufzen Rücken- und Genickschmerzen unbeabsichtigte Gewichtsab- oder -zunahme ständiges Schwächegefühl, schnelle Ermüdbarkeit Sodbrennen, Brechreiz, Magenschmerzen Durchfall oder Verstopfung kalte und nasse Hände und Füße Zucken der Lippe, des Augenlides oder der Hände Im Bereich des Verhaltens Kommunikationsschwierigkeiten Stottern und Stammeln nervöses Verhalten Zähneklappern, Zähneknirschen Zunahme von „kleinen Unfällen“ verringerte Arbeitsleistung hastiges Sprechen oder Nuscheln impulsive Einkäufe Selbstmedikation steigender Alkohol- und Nikotinkonsum zunehmende Unpünktlichkeit soziale Abkehr und Isolation sich in die Arbeit stürzen, Mangel an Planung, Übersicht oder Ordnung vermindertes sexuelles Verlangen schlechte Leistungen werden mit Ausreden entschuldigt schnelles aus der Haut fahren, auch bei nichtigen Anlässen übermäßiger Genuss (von Süßigkeiten, fetten Speisen, Alkohol, Zigaretten) oder Appetitlosigkeit |25|Im Bereich der Gedanken abwertende Selbstgespräche, z.?B. „Ich schaffe das nicht“, „Ich bin an allem schuld“ Konzentrationsschwierigkeiten Vergesslichkeit, Konzeptlosigkeit Unentschlossenheit Alpträume Weinkrämpfe, Suizidgedanken Schwierigkeit, sich von negativ kreisenden Gedanken zu lösen Im Bereich der Gefühle häufige Wutanfälle Launenhaftigkeit und depressive Verstimmungen Schuldgefühle, Schamgefühle plötzlich ansteigende und sich wieder legende Angstgefühle Gefühle der Überforderung Gefühl der Einsamkeit und Wertlosigkeit ...