Buch, Deutsch, Band 47, 412 Seiten, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 511 g
Reihe: Geschichte und Geschlechter
Ein Leben für jüdische Tradition und weibliche Emanzipation
Buch, Deutsch, Band 47, 412 Seiten, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 511 g
Reihe: Geschichte und Geschlechter
ISBN: 978-3-593-37864-0
Verlag: Campus
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Einleitung
Erster Teil:
Zur Biographie Bertha Pappenheims
1. Das Wiener Judentum und der Einfluss der väterlichen Linie
1.1 Die Pappenheims im Preßburger Ghetto
1.2 Die Auswanderung nach Wien
1.3 Die Leopoldstadt
1.4 Die jüdische Gemeinschaft in Wien
- Gründung der Schiffschul
1.5 Akkulturation
2. Der Fall Anna O. - Jugend und Krankengeschichte
Bertha Pappenheims
2.1 Die religiöse Erziehung -
Bertha Pappenheims jüdisch-orthodoxe Sozialisation
2.2 Die bürgerliche Sozialisation
2.3 Die Zeit der Erkrankung
3. Das Frankfurter Judentum und der Einfluss der mütterlichen Linie
3.1 Die Goldschmidts im Spiegel der
Frankfurter jüdischen Gemeinde
3.2 Die Anfänge des sozialen und frauenemanzipatorischen
Wirkens von Bertha Pappenheim in Frankfurt
4. Die Entwicklung zur Pionierin der jüdischen Frauenbewegung und jüdisch-sozialen Arbeit
4.1 Die Gründung der "Weiblichen Fürsorge"
4.2 Der "Jüdische Frauenbund"
4.3 Bertha Pappenheims Tätigkeiten während und nach
dem Ersten
4.4 Die Zusammenarbeit mit dem "Frankfurter Jüdischen Lehrhaus"
4.5 Bertha Pappenheims Lebensende
Zweiter Teil:
Tradition und Emanzipation: Bertha Pappenheims weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne"
1. Voraussetzungen: Jüdische Emanzipation
1.1 Die "Erfindung" einer Tradition14
1.2 Ein weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne"?
2. Bertha Pappenheims Frauenbild und Emanzipationskonzept
im Spiegel der Frauenbewegung und des Judentums
2.1 Vorgeschichte und Gründung des
"Bundes Deutscher Frauenvereine"
2.2 Frauenbild und emanzipatorische Leitgedanken
der "gemäßigten" bürgerlichen Frauenbewegung
2.3 Religiös-emanzipatorische Weiblichkeitsentwürfe
2.4 Das Bild der deutschen Jüdin
2.5 Bertha Pappenheims Emanzipationskonzept und
Idealvorstellung der jüdischen Frau
2.6 "Soziale Mütterlichkeit" bei Bertha
2.7 Der Kampf um religiöse Gleichstellung
2.8 Identifikationsmodelle für eine moderne
weiblich-jüdische Identität
2.9 Fazit
3. Die Umgestaltung der jüdischen Wohltätigkeitsarbeit
3.1 Die "soziale Frage"
3.2 Wohltätigkeitsarbeit im Kontext der Frauenbewegung
und bürgerlichen Sozialreform
3.3 Das Konzept der "Weiblichen Fürsorge"
3.4 Die "Mission" des Jüdischen Frauenbundes
3.5 Bertha Pappenheims Religiosität als Grundlage
des sozialen Wirkens
3.6 "Sittlichkeit" und der Kampf gegen den Mädchenhandel
3.7 Fazit
4. Pädagogische Zielsetzungen
4.1 Grundlagen
4.2 Neu-Isenburg als Familie und Heimat
4.3 Fazit
5. Entwicklungen, Kontinuitäten und Brüche
5.1 Bertha Pappenheims Konzept der sozialen Arbeit
nach dem Ende des Ersten Weltkrieges
5.2 Bertha Pappenheims Fürsorgearbeit in der Weimarer Republik
- Eine veränderte Schwerpunktsetzung
5.3 Der Konflikt um die Frage nach bezahlter Sozialarbeit
5.4 Der Generationenkonflikt in der Frauenbewegung
5.5 Konfliktlinien in der Pädagogik
5.6 Antisemitismus
5.7 Zionismus
Ein weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne"
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Personenregister
Danksagung
Als Bertha Pappenheim 1934 vom Maler Joseph Oppenheim porträtiert wurde, fing er in einzigartiger Weise ihre vielschichtige
Persönlichkeit ein. Das Bild spiegelt ihre Entschlossenheit, ihre Traurigkeit, ihr Selbstbewusstsein, ihren offenen Geist, ihre Verschlossenheit, ihren Sinn für Ästhetik, ihr kämpferisches Wesen und ihren Humor wider. Es entzieht sich - wie Bertha Pappenheim selbst - einer eindeutigen Interpretation.
Bertha Pappenheim wurde oft vorrangig über ihre spektakuläre Biographie, ihre Erkrankung an "Hysterie" und ihre Mitbeteiligung an der Genese der Psychoanalyse (als Fallbeispiel "Anna O." von Sigmund Freud) wahrgenommen. Sie ist aber auch eine der bekanntesten
jüdischen Frauenrechtlerinnen und war Pionierin der sozialen Arbeit. Ihr ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich eine jüdische Frauenbewegung etablierte, sie prägte mit ihren frauenemanzipatorischen Gedanken und ihrer Vorstellung von weiblicher Sozialarbeit eine ganze Generation jüdischer Frauen. Vor allem suchte Bertha Pappenheim nach Wegen, der unverheirateten Jüdin Anerkennung und Rechte in der jüdischen Gemeinschaft zu verschaffen und ein Betätigungsfeld außerhalb der Familie zu erschließen. Mit anderen gleichgesinnten jüdischen Frauenrechtlerinnen baute sie in Deutschland ein beispielgebendes Netz freiwilliger Sozialarbeit auf, das auf die Stärkung des Judentums und die Emanzipation der Frau zielte. Der 1904 gegründete Jüdische Frauenbund bot ein Forum für die Verhandlung jüdischer Fraueninteressen. Bertha Pappenheim ging es dabei insbesondere um eine Verbindung ihres orthodox-jüdischen Erbes mit frauenemanzipatorischen Zielen.
Obwohl alle Untersuchungen Bertha Pappenheims prägende Bedeutung für den 1904 gegründeten Jüdischen Frauenbund herausstellen, waren ihr theoretisches Konzept, ihre Schriften und programmatischen Artikel bisher nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung. Ebensowenig wurde ihr theologischer Ansatz bisher ausreichend gewürdigt. Hierdurch entstand der Eindruck eines scheinbar voraussetzungslosen Wirkens und das Spezifische ihres Werkes wurde nicht erfasst. Diese Forschungslücke möchte ich mit meiner Untersuchung schließen.
Bertha Pappenheim hielt zeitlebens an der jüdischen Tradition fest und aus ihren Texten spricht eine tiefe Religiosität und eigenständige Interpretation des jüdischen Glaubens. In religiösen Traditionen entdeckte sie Ressourcen für die Emanzipation von Frauen. Mit dem
Jüdischen Frauenbund und ihrer sozialen und pädagogischen Arbeit initiierte sie eine Bewegung, in der Jüdinnen ihre eigene Version des Judentums gestalteten. Eine Untersuchung der theoretischen und religiösen Grundlagen Bertha Pappenheims ergänzt von daher auch die bisherige Forschung über den Jüdischen Frauenbund.