E-Book, Deutsch, Band 365, 128 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
Krandick Erfolgreiche Selbstführung im Job
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-648-17351-0
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Persönliche Entwicklung nachhaltig umsetzen
E-Book, Deutsch, Band 365, 128 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
ISBN: 978-3-648-17351-0
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Arnulf Krandick ist seit 1998 selbstständiger Trainer, Berater und Personalentwickler mit den Themenschwerpunkten Führung, Projekt- und Selbstmanagement. Seine Kund:innen wie auch Seminarteilnehmende profitieren von seiner langjährigen Praxiserfahrung in der Organisations- und Personalentwicklung sowie von seinen Tätigkeiten als Projektleiter, u. a. für ein e-Learning Internetportal und verschiedene Transfergesellschaften. Krandick verfügt über diverse Zusatzqualifikationen, so zum Beispiel als NLP-Master, Prince2-Professionell und systemischer Coach. Er ist Professional Coach im DBVC und zertifizierter Trainer für das Zürcher Ressourcenmodell ZRM®.
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Die Schlüsselkompetenz der Zukunft: Selbstführung
Flache Hierarchien, Matrixorganisationen, virtuelle Teams und Homeoffice führen dazu, dass sich gewohnte Strukturen, die uns bislang Halt gaben, immer mehr auflösen. Mitarbeitende sind zunehmend auf sich selbst gestellt. Selbstführung wird somit zu einer Schlüsselkompetenz, um in modernen Arbeitskontexten zu bestehen.
In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem, warum Selbstführung
?viel mehr ist als Selbstmanagement,
?vor allem eine Frage des Gefühls ist,
?nicht funktioniert ohne Gespür für die Zukunft.
Was Selbstführung auszeichnet
Die Dynamisierung der Arbeitskontexte ist ungebremst: Hierarchien werden flacher, Managementmethoden agiler, Kundenwünsche wechselhafter, Arbeiten projektbezogener. Auch die Komplexität nimmt zu. Das verlangt große Flexibilität von allen Mitarbeitenden. Der letzte große Schub, die flächendeckende Verbreitung des Homeoffice, lässt die Kommunikation digitaler werden: Das spontane Gespräch „zwischen Tür und Angel“ wird seltener. Das Gefühl, in einem Team zu arbeiten, wird abstrakter.
Durch das Aufweichen äußerer Strukturen und die zunehmende Digitalisierung der Arbeitsplätze werden Mitarbeitende stärker auf sich selbst zurückgeworfen. Angesichts dieser Entwicklungen gewinnt Selbstführung mehr und mehr damit an Bedeutung.
Selbstführung: Was ist das eigentlich?
Häufig gilt Selbstführung als Synonym für Selbstmanagement oder den in der Psychologie verwendeten Fachterminus der Selbstregulation. Lassen Sie uns diese beiden Begriffe näher betrachten, um uns der Bedeutung von Selbstführung zu nähern. Selbstmanagement befasst sich schwerpunktmäßig mit der Setzung von Zielen, der Priorisierung, Organisation und Planung und der Umsetzung im Sinne eines guten Zeitmanagements. Die dazu vorhandenen Konzepte sind gut strukturiert und logisch aufgebaut. Ihr Schwachpunkt besteht jedoch darin,
dass sie die Motivation nicht einbeziehen. Motivation entsteht nicht automatisch mit der Formulierung der Ziele. Wohl jeder hat schon mal die Erfahrung gemacht, wie wenig von außen gesetzte Ziele motivieren. Auch für selbstgesetzte Ziele reicht die Motivation oft nicht aus. Gute Vorsätze für ein gesünderes Leben zum Beispiel haben häufig keine besonders lange Halbwertszeit.
Die Psychologie bevorzugt den Terminus der Selbstregulation, weil sie auf die innerpsychischen Prozesse fokussiert, zum Beispiel auf die Regulation eigener Emotionen. Auch wenn uns vielfach noch nicht klar ist, wie wir nun am besten mit Emotionen, den eigenen und den von anderen, zum Beispiel Mitarbeitenden, umgehen sollen, so ist mittlerweile doch ein zunehmendes Bewusstsein für ihre Bedeutung entstanden. Die Regulation von Lust und Unlust ist zum Beispiel ein entscheidender Faktor für die Umsetzungskompetenz, für die Fähigkeit, gute Vorsätze in die Tat umzusetzen.
Zur Selbstführung gehören beide Aspekte: sowohl Selbstregulation als auch Selbstmanagement. Es beginnt damit, die eigenen Bedürfnisse aufmerksam wahrzunehmen, und setzt sich damit fort, die eigenen Ziele zu reflektieren, um eine motivationale Kraft zu entwickeln, aus der ein echter Wille entsteht. Die Gefühle spielen dabei eine tragende Rolle, nicht nur als Indikator eigener Bedürfnisse, sondern auch für die Willensbildung.
Vom Wissen ins Wollen
„Der Unterschied zwischen Wissen und Wollen liegt im Gefühl“, fasst es Dr. Maja Storch, eine der Begründer des Zürcher Ressourcenmodells, zusammen. Den Unterschied können Sie gut nachvollziehen, wenn Sie sich zum Beispiel einmal beruflich verändert haben, sei es im Unternehmen oder durch einen Wechsel des Arbeitgebers: Solche Entscheidungen fallen nicht über Nacht. Vorab wollen Sie möglichst viel über die neue Herausforderung wissen. Ob Sie wechseln wollen, ist Ihnen noch nicht klar. Sobald Sie jedoch die Entscheidung getroffen haben und wirklich wechseln wollen, ändert sich Ihr Gefühl. Sie haben eine andere Klarheit, es fühlt sich anders an.
Meine Empfehlung: Achten Sie in Zukunft etwas bewusster auf die Gefühle, die Sie bei geplanten Veränderungen entwickeln. Sie geben Aufschluss darüber, was Sie wirklich wollen und ob es sich um etwas handelt, von dem Sie nur glauben, es tun zu sollen.
Warum Selbstführung immer auch Gefühlssache ist
Gefühle gelten häufig als Inbegriff des Echten und Authentischen. Dabei fallen Gefühle nicht einfach vom Himmel, sondern an ihrer Entstehung sind viele Faktoren beteiligt.
Denken Sie doch mal an einen schönen Urlaub, den Sie gemacht haben: Die Natur, die Sie erlebt haben, und die Menschen, mit denen Sie zusammen gewesen sind. Ob Sie einen Berg bestiegen haben oder den Sonnenuntergang über dem Meer genossen haben – merken Sie, dass mit der Erinnerung langsam ähnliche Gefühle aufsteigen, wie Sie sie damals hatten?
Dieses kleine Beispiel zeigt, wie Sie einen bewussten Einfluss auf Ihre Gefühle nehmen können. Nun hat diese kleine Reise in die Vergangenheit vielleicht einen entspannenden, aber nicht sehr nachhaltigen Effekt. Sobald das Telefon klingelt, sind Sie wieder in der Gegenwart, mit all dem, was Sie beschäftigt. Sehen Sie auf dem Display dann auch noch die Rufnummer eines schwierigen Kollegen, dann ist die Stimmung endgültig dahin, mehr noch, es steigt Ärger auf über die Dinge, die zuletzt passiert sind.
Solche äußeren Faktoren haben vielleicht den stärksten Einfluss auf unsere Gefühle. Lösen sie negative Gefühle aus, sprechen wir umgangssprachlich auch gerne von Triggern: Ein äußerer Reiz führt zwingend zu einer bestimmten Reaktion, meist nicht gewollten Verhaltensweisen und schmerzhaften Gefühlen. An dieser Stelle müssen wir jedoch die Erstreaktion von einer Zweitreaktion unterscheiden.
Die spontane Erstreaktion können wir nicht wirklich beeinflussen. Die Zweitreaktion – die Art und Weise, wie wir mit der Erstreaktion umgehen –, können wir jedoch sehr wohl steuern. Indem wir passende Zweitreaktionen etablieren, beginnen wir, die eigenen Gefühle zu regulieren.
Haben Sie als Kind Mensch ärgere Dich nicht gespielt? Waren Sie dabei einmal so wütend, dass Sie aus dem Zimmer gelaufen sind? Oder haben Sie in einem Wutanfall gar alle Figuren vom Brett gefegt? Und wie gehen Sie jetzt als Erwachsener mit Ihrer Frustration um, wenn Sie aus einer Laune heraus mit anderen noch einmal Mensch ärgere Dich nicht spielen: Würden Sie genauso reagieren? Oder, wenn Sie Kinder haben, hören Sie sich nicht vielleicht auch sagen: „Jetzt sei doch nicht so wütend, es ist doch nur ein Spiel?“
Hier hat im Laufe der Jahre eine Regulierung der Gefühle stattgefunden. Wenn die letzte Figur kurz vor dem Häuschen aus dem Spiel gekickt wird, ist das natürlich nach wie vor ärgerlich. Der negative Affekt, als spontane Erstreaktion, bleibt erhalten, aber die Zweitreaktion, der Umgang mit der Frustration ist ein anderer geworden. Es ist eben tatsächlich nur ein Spiel.
Eine zweckmäßige Gefühlsregulierung ist, wie in dem Beispiel gezeigt, ein Erziehungsziel, das vielleicht zu wenig thematisiert wird. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass und welchen Einfluss sie auf ihre Gefühle haben. Der Wunsch, sich über bestimmte Dinge nicht mehr ärgern zu müssen, wird meist von einer großen Hilflosigkeit begleitet – und gleichzeitig herbeigesehnt.
Zur Selbstführung gehört es also auch, eigene Gefühle regulieren zu können. Hilfreich ist zum einen eine Immunisierung gegen äußere Trigger, die Gefühle und Verhaltensweisen abrufen, die eigentlich nicht gewollt sind. Zum anderen gilt es, die motivationalen Emotionen von Lust und Unlust besser zu steuern. Auch wirklich gewollte Ziele können daran scheitern, dass sie mit unangenehmen Aufgaben und Pflichten verbunden sind, die dann nicht erledigt werden wollen, obwohl kognitiv die Einsicht besteht, dass sie notwendig sind.
Für die Umsetzungskompetenz, d. h. die Fähigkeit, gesetzte Ziele in die Tat umzusetzen, ist es eine große, wenn nicht gar die entscheidende Hilfe, solche unangenehmen Aufgaben mit Freude erledigen zu können.
Visionen: Energiebooster für den Weg zum Ziel
Eine Vision zu haben, also ein Ziel für die Zukunft, welches schon jetzt sinnlich erlebbar ist, das heißt, welches schon jetzt gefühlt werden kann, hilft uns, in Richtung Zukunft aufzubrechen und den Weg beizubehalten, auch wenn es schwierig wird. Besonders, wenn wir andere führen, sind solche Ziele wichtig, um andere dazu zu bewegen, uns auf dem Weg zu begleiten. Peter Drucker, einer der prominentesten Management-Vordenker, formulierte einmal sehr prägnant: „Verabschieden Sie sich von dem Gedanken andere Menschen führen zu können. Der einzige Mensch, den Sie wirklich führen...