E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Kranz Die Traumarbeiter Band 5
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-9328-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aufstand im Humanistica
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-7526-9328-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie drang in seinen Kopf ein, um sich selbst zu retten. Und auch, um den Hass zwischen Magnus Sartorius und ihrer Großmutter besser zu verstehen. Doch was Jo im Gedächtnis ihres Direktors entdeckt, gibt ihr weitere Rätsel auf. Und dann wird sie auf frischer Tat ertappt! Ein schier unlösbarer Auftrag, in dem es um Hunderte von Leben geht, stellt die Klasse 12a vor eine schwierige Entscheidung. Jo findet zwar eine Lösung, doch diese könnten sie und ihre Mitschüler nur durch einen Regelbruch umsetzen. Kann Jo ihre Klassenkameraden überzeugen und werden sie sich gemeinsam gegen die TA-Regeln auflehnen? Sie wissen, welche harten Konsequenzen das haben kann. Wird Jo die beiden letzten Schuljahre auf dem Humanistica Gymnasium überstehen? Oder wird sie das gleiche Schicksal wie ihre Großmutter erleiden?
Sabine Kranz, geboren 1962 in Mannheim, aufgewachsen in der Pfalz, lebt mit ihrer Familie seit über 20 Jahren in Hessen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete sie im Marketing großer deutscher Firmen, machte schnell Karriere und stieg in die obersten Führungsetagen auf. Anfang 50 krempelte sie ihr Leben komplett um, machte sich selbständig und erfüllte sich einen Traum: In der winterlichen Einsamkeit Mallorcas schrieb sie innerhalb von zwei Monaten den ersten Band ihres Fantasy Romans "Die Traumarbeiter: Das Geheimnis des Humanistica". Dieser schaffte es im Kindle Storyteller Award 2016 auf Anhieb auf Platz 15 der "Besonders gut bewerteten". Seitdem lässt sie das Schreiben nicht mehr los. Neben ihrer Fantasy-Reihe "Die Traumarbeiter" (für Kinder ab 11 Jahren) schreibt sie inzwischen auch Kinderbücher, wie zum Beispiel "Marie hat Glück" (für Kinder ab 5 Jahren) oder "Pelle braucht Glück" (für Kinder ab 6 Jahren). Der sechste und letzte Band der Traumarbeiter erscheint im Sommer 2021.
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3. Das Tor zur Vergangenheit
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte noch nie das Schutztier eines anderen TAs - geschweige denn das eines TALMs! - gerufen. Wird es mir gehorchen oder mich gleich angreifen? Soll ich besser erst Sam rufen? Aber dann könnte Berni sich erschrecken und ihn vielleicht angreifen. Sie seufzte. Ich muss es probieren! Da fiel ihr plötzlich ein, dass sie in dem kleinen, ledernen Büchlein ihrer Großmutter darüber gelesen hatte, wie man einem fremden Schutztier Befehle geben kann. Natürlich, dachte sie erfreut, ich trage es bei mir und ich selbst habe es von Proffi bekommen ... ähh ... genommen ... egal, es muss klappen! „Berni“, rief sie mit fester Stimme. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie eine Last auf ihrer rechten Schulter spürte. Sie widerstand dem Impuls, ihren Kopf zu drehen und dem Tier in die Augen zu schauen, denn sie fürchtete, es würde ihre Unsicherheit bemerken. Wenn er mich jetzt in den Hals beißt, bin ich ... Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob das Tier sie nicht gleich angreifen würde, statt ihr zu helfen. Los, befahl sie kraft ihrer Gedanken, damit ihre wackelige Stimme sie nicht verriet, zeig mir den Weg zum Langzeitgedächtnis, ohne in die Fallen zu geraten! Das Eichhörnchen sprang von ihrer Schulter und lief nach rechts, eng an der Wand entlang, wobei es zweimal über einen blauen Faden sprang. An einer nach unten führenden Treppe angelangt, drehte es sich um und wartete. Kann ich ihm vertrauen? Jo war sich nicht sicher. Oder gehorcht er mir nur zum Schein? Das Eichhörnchen fiepte leise, als wollte es sie auffordern, ihm endlich zu folgen. Sie atmete einmal tief ein und aus. Dann prägte sie sich genau die beiden Stellen ein, bei denen sie über die blauen Fäden steigen musste, und lief los. Dem Mutigen gehört die Welt! Ihre Bedenken waren unbegründet. Jedes Mal, wenn sie einem blauen Faden zu nahekam, fiepte Berni, um sie zu warnen. Obwohl es oft knapp war, erreichte sie schließlich die Treppe, ohne Alarm auszulösen. Weiter, befahl sie, doch das Eichhörnchen lief bereits die cremeweißen marmornen Stufen hinunter. So, wie’s aussieht, bemerkte Jo zu ihrer Erleichterung, sind hier keine weiteren Fallen mehr. Fasziniert ließ sie immer öfter ihren Blick über die hell leuchtenden Wände und die großen Türen schweifen. Sie hatte sich zu früh gefreut. Als sie die Großhirnrinde erreichten, sah sie es sofort. Ein riesiges Tor, überzogen mit hunderten blauen Fäden, versperrte den Zugang zum Langzeitgedächtnis. Berni, bring mich da rein, befahl sie, doch Jo ahnte bereits, dass er ihr diesmal nicht weiterhelfen konnte. Das Eichhörnchen kletterte auf ihre Schulter und streckte eines seiner kurzen Ärmchen aus. Doch Jo sah es bereits selbst. Hinter den Fäden erkannte sie Buchstaben, die über die untere Hälfte des Tores verstreut waren. Sie verstand sofort. Ich muss sie in einer bestimmten Reihenfolge drücken - wie bei der Geheimtür neben der Somnium-Pforte im Humanistica! Aber welche? Somnium? Aufgeregt suchte sie die passenden Buchstaben, fand aber kein zweites ‚M‘. Humanistica vielleicht? Wieder fehlten Buchstaben. Adrenalin schoss durch ihren Körper, als sie fieberhaft nach dem Passwort suchte. Was sind Proffis Lieblingssprüche? Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Mens sana in ... Ihr Lächeln verschwand. Nein, soviele Ns gibt es nicht! Und das ist auch zu lang! Doch was könnte es sein? Plötzlich kam ihr ein abwegiger Gedanke. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie alle drei Buchstaben hinter dem blauen Netz fand. Ele? Echt jetzt? Auf einmal fand sie die Idee gar nicht mehr so abwegig. Wie viele kennen ihren Spitznamen? Und wer von denen, die ihn kennen, würden vermuten, dass er Ele als Passwort genommen hat? Ich wette, nicht einmal Großmutter käme auf diesen Gedanken ... hmm ... vielleicht weil er falsch ist? Sie zögerte. Wer würde den Namen eines verhassten Menschen als Passwort nehmen? Unsicher stand sie vor dem mächtigen Tor - dem Tor, hinter dem 500 Jahre Wissen gespeichert waren und hinter dem sie die Wurzel des Hasses finden wollte! Sie musste eine Entscheidung treffen. Aber früher hat er sie doch geliebt! Los, Jo, die Zeit rennt dir davon - probier‘s! Vorsichtig steckte sie ihre Hand durch eine Lücke in den blauen Fäden und drückte auf den ersten Buchstaben. Als das ‚E‘ rot aufleuchtete, hätte sie vor Schreck fast einen blauen Faden berührt. Berni fiepte leise, was ihre strapazierten Nerven nicht gerade beruhigte. Sie zitterte vor Nervosität. Du hast schon in viel schlimmeren Situationen gesteckt, Jo, sprach sie sich Mut zu, du hast schon einige Angriffe auf dein Leben überlebt - und du hast Amanda Flade und Sack-Anna überlebt! Sie musste grinsen, ihre Nerven beruhigten sich. Langsam zog sie ihre Hand wieder heraus. Dann fand sie den Zugang zum zweiten Buchstaben, der sich ebenfalls rot färbte, nachdem sie ihn berührt hatte. Gleich hast du es geschafft, dachte sie euphorisch, dann wirst du endlich alles erfahren und ... oh nein, vor dem letzten Buchstaben sind zu viele blaue Fäden, da komme ich nicht durch! Als Jo es dennoch versuchen wollte, fiepte das Eichhörnchen warnend. „Hey“, blaffte sie Berni gestresst an, „wer zu kurze Arme hat, sollte besser still sein.“ Da bemerkte sie, dass er mit einem seiner kurzen muskulösen Arme zu einer anderen Stelle des Tores zeigte, wo vor einem weiteren ‚E‘ mehr Platz zwischen den Fäden war. „Kluges Kerlchen“, lobte Jo, ging zu der Stelle und drückte den letzten Buchstaben. Sie hielt den Atem an und wartete. Zuerst verschwanden die blauen Fäden. Ist das ein gutes Zeichen? Sie war sich nicht sicher. Doch dann - wie von Geisterhand - glitt das Tor lautlos auf. „Yeah - ich hab’s ge ...!“ Der Rest ihres freudigen Ausrufes blieb ihr beim Anblick der schier endlosen Gänge und Türen, die sich vor ihr auftaten, im Halse stecken. Das gibt’s doch nicht! Dass es so ein bombastisch großes Langzeitgedächtnis geben könnte, hätte sie nie für möglich gehalten. Wahnsinn! Sie wollte schon eintreten, überlegte es sich dann aber anders. „Du bleibst hier, Berni“, befahl sie, „und bewachst das Tor, verstanden?“ Berni sprang sofort von ihrer Schulter und setzte sich brav vor den Eingang. Mit klopfendem Herzen betrat Jo das hell erleuchtete Langzeitgedächtnis des TALMs. Sie widerstand dem Impuls, gleich die erste Tür zu öffnen. Jo, reiß dich zusammen! Du musst weiter nach hinten, wo die älteren Erlebnisse abgespeichert sind. Mit großen Schritten lief sie los. Wenn sie bis eben befürchtet hatte, dass sie in diesem großen Informationsspeicher ewig suchen müsste, so wurde sie jetzt eines Besseren belehrt: An jeder Tür waren auf Hologrammen kurze Ausschnitte von Erinnerungen zu sehen, die in dem dahinterliegenden Raum abgespeichert waren. Faszinierend! Aber Jo durfte sich ihrer Begeisterung nicht hingeben, sie musste so schnell wie möglich zu Sartorius‘ Schulzeit. Schweren Herzens passierte sie Hologramme, worin Sartorius - mit vollem schwarzen Haar und kurzem Bart - Auszeichnungen für Forschungsergebnisse entgegennahm oder stolz lächelnd die Hände zufriedener Auftraggeber schüttelte. Je tiefer sie in sein Langzeitgedächtnis eindrang, umso jünger wurde er. Jo sah ihn zum ersten Mal ohne Bart, wie er sich im weißen Chirurgenkittel über einem Operationstisch beugte. Du siehst gut aus, Proffi! Und da - endlich - tauchte ein Hologramm vor ihr auf, in dem Sartorius im Speisesaal des Humanistica zu sehen war. Er sitzt in der letzten Reihe, also ist er in der dreizehnten Klasse, schlussfolgerte Jo, da waren sie noch zusammen! Beherzt und ohne weiter zu überlegen drückte sie die Türklinke herunter und stieß sie auf. Volltreffer! Der große Raum war an den Wänden übersäht mit Hologrammen, die Magnus Sartorius und Eleonore Bernauer in jungen Jahren zeigten. Jo musste kichern, als sie ein Bild entdeckte, das die beiden in der sechsten Klasse zeigte. Das jugendliche Gesicht ihrer Großmutter, welches dem ihrer Mutter so ähnelte, kannte sie bereits. Aber den zwölfjährigen Magnus hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Er war schmal und wirkte schüchtern. Neugierig inspizierte Jo die anderen Gesichter in der Klasse. Nein, ist das etwa Fisti? Jo kniff die Augen zusammen, um das kleine pummelige Mädchen mit den krausen Locken und der dicken Brille genauer unter die Lupe zu nehmen. Ja, das muss sie sein ... sieht heute viel besser aus! Sie drehte das Hologramm ein wenig, um weitere Schüler sehen zu können. Das muss seine...