E-Book, Deutsch, Band 6, 492 Seiten
Reihe: Die Traumarbeiter
Kranz Die Traumarbeiter
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-6910-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 6: Der Kampf ums Humanistica
E-Book, Deutsch, Band 6, 492 Seiten
Reihe: Die Traumarbeiter
ISBN: 978-3-7562-6910-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ihre Grossmutter rettet ihr das Leben, doch dafür zahlt Jo einen hohen Preis: Magnus Sartorius verliert zunehmend an Ansehen bei seinen Kollegen. Um sein Gesicht zu wahren, greift der Direktor zu drastischen Maßnahmen, die nicht nur Jo schwer treffen. Doch das wird alles nebensächlich, als Jos Mutter eine schreckliche Diagnose erhält. Obwohl den TA verboten ist, in den eigenen Familien bei Krankheiten einzugreifen, versucht Jo alles, um sie zu retten. Dass sie damit eine Lawine auslöst, die nicht mehr zu stoppen ist, ahnt sie in diesem Moment noch nicht. Ihre besten Freunde Til und Felix halten weiterhin zu ihr, aber Philip wendet sich von Jo ab - und einer anderen zu! Zerbricht Jo an dem Misstrauen, den Lügen und dem Hass? Wie wird sie sich entscheiden, als ihre Großmutter sich mit ihr gemeinsam an allen TALM rächen will? Das packende Finale der sechsbändigen Reihe!
Sabine Kranz, geboren 1962 in Mannheim, aufgewachsen in der Pfalz, lebt mit ihrer Familie seit über 20 Jahren in Hessen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete sie im Marketing großer deutscher Firmen, machte schnell Karriere und stieg in die obersten Führungsetagen auf. Anfang 50 krempelte sie ihr Leben komplett um, machte sich selbständig und erfüllte sich einen Traum: In der winterlichen Einsamkeit Mallorcas schrieb sie innerhalb von zwei Monaten den ersten Band ihres Fantasy Romans "Die Traumarbeiter: Das Geheimnis des Humanistica". Dieser schaffte es im Kindle Storyteller Award 2016 auf Anhieb auf Platz 15 der "Besonders gut bewerteten". Seitdem lässt sie das Schreiben nicht mehr los. Neben ihrer Fantasy-Reihe Die Traumarbeiter (ab 11 Jahren) schreibt sie inzwischen auch Kinderbücher, wie zum Beispiel "Marie hat Glück" (für Kinder ab 5), "Pelle braucht Glück" ( ab 6) oder "Mira findet Glück" (ab 8). Mehr Informationen und Leserbewertungen unter: www.Die-Traumarbeiter.de
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2. Tot und unwiederbringlich
Lange bevor er sie sah, spürte er ihre Anwesenheit. Er widerstand dem Impuls, sich umzudrehen. Wenn sie mich jetzt am Hals oder Nacken verletzt, bin ich erledigt. Ein Schauer lief über seinen Rücken, seine Halsmuskulatur war auf das Äußerste angespannt. Dann ist es aus und vorbei. Zu seinem großen Erstaunen machten ihm diese Gedanken keine Angst. Denn tief in seinem Innern wusste er, dass sie ihn zwar ohne mit der Wimper zu zucken töten würde, aber niemals von hinten. Das war der MATA unwürdig. „Sieh an, sieh an“ - als er ihre Stimme nach so langer Zeit vernahm, zuckte er zusammen, was ihn sogleich ärgerte - „diesmal ohne Gefolgschaft hier?“ Er wusste sofort, dass sie auf ihr letztes Treffen an diesem Ort anspielte - ihre geheime Traumwelt, in der sie sich früher immer getroffen und Zukunftspläne geschmiedet hatten. Immer noch den Blick nach vorne auf die Wiese und die Berge gerichtet, legte er lässig den Arm auf die Rückenlehne der Holzbank und erwiderte: „Ich bin wegen Josefine hier. Sie braucht deine Hilfe.“ Und da war sie - direkt vor ihm. Sie war genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte - Moment! Er verkniff sich ein Schmunzeln, als er erkannte, dass sie genauso jung zu ihrem Treffen erschienen war wie er. Es schien kein Tag vergangen, seit sie sich hier das letzte Mal in den Armen gelegen hatten … und er sie in eine Falle gelockt hatte … „Die hat Jo schon längst bekommen! Die Hilfe brauchst eher du, stimmt’s?“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüften, ihre Augen blitzten gefährlich. „Du hast schon längst …?“ In seinem Kopf schwirrten tausend Gedanken. „Wann? Was ist zwischen Ignatz und ihr passiert? Hast du ihn …?“ „So viele Fragen!“ Belustigt schüttelte sie ihren Kopf. „Warum sollte ich sie gerade dir beantworten? Du glaubst mir doch sowieso nicht!“ Angriffslustig beugte sie sich zu ihm vor. „Du hast mir doch noch nie geglaubt!“ Und da war er wieder: ihr großer Vorwurf, dass er ihr nie geglaubt hatte. Sie hat recht, musste er sich eingestehen. Er konnte es nicht nur auf Ignatz schieben, der immer versicherte hatte, Augenzeuge gewesen zu sein, dass Eleonore damals das Zimmer des Direktors von Mossau in Brand gesetzt und ihn damit umgebracht hatte. Ich habe Ele auch nie glauben können, dass meine kleine Schwester Liz sie - ihre beste Freundin - hatte umbringen wollen … so sehr ich es auch versucht habe. Als er ihren spöttischen Blick bemerkte, riss er sich zusammen. „Kannst du mir wenigstens sagen, wie es um Josefine steht?“ Er nahm seinen Arm von der Lehne und legte seine Hände auf die Knie. „Hat sie … Schäden im Gehirn davongetragen?“ „Davongetragen - DAVONGETRAGEN nennst du es?“, blaffte sie ihn wütend an. „Selbst jetzt, wo dein sogenannter“, sie malte Gänsefüßchen in die Luft, „Freund ins Gras gebissen hat, kommt kein böses Wort über diesen elenden Lügner über deine Lippen!“ „Okay“, er schluckte den aufkeimenden Zorn herunter und tat ihr den Gefallen, „war Ignatz in Josefines Kopf und hat ihr Schäden zugefügt?“ „Pah, dazu wäre er nie in der Lage gewesen, dieser erbärmliche …“, doch sie sprach nicht weiter, denn Sartorius stand abrupt auf. Sofort wich die MATA einen Schritt zurück. Im gleichen Moment erschien Krux auf ihrer Schulter und taxierte den Professor - bereit, ihn oder sein Schutztier sofort anzugreifen. Doch er hatte gar nicht vor, sein Schutztier zu rufen, denn er wusste immer noch nichts über Jos Zustand und wollte die Situation nicht vorzeitig eskalieren lassen. Wehmut übermannte ihn beim Anblick der Krähe auf ihrer Schulter. Er dachte an die Zeit, in der sie beide ein Eichhörnchen als Schutztier besaßen. Sie hatten sie sich gegenseitig als Zeichen ihrer Liebe geschenkt. Aber du hast ihr Schutztier bei eurer letzten Begegnung hier getötet, meldete sich sein schlechtes Gewissen. Und sein Herz schrie: Damals gab es für dich nur eins: Du wolltest um alles in der Welt TALM werden - koste es, was es wolle! „Wollen wir uns nicht beide setzen“, er machte eine einladende Geste zur Bank, „und in Ruhe klären, was Josefine nun braucht?“ Doch nichts passierte. Nur vier Augen schienen ihn regelrecht zu durchleuchten. Klar, sie vertraut mir nicht - wie die Enkeltochter, so die Großmutter! Sie haben so vieles gemeinsam! Bei diesem Gedanken musste er unwillkürlich lächeln, doch das verging ihm im gleichen Moment. Denn die Bank, auf der er eben noch saß, brannte plötzlich lichterloh! „Sie wird nicht mehr gebraucht - wie die Hasen auch.“ Noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, flog die Krähe zu der Lichtung und stürzte sich auf die beiden grasenden Feldhasen. Als die Vogelkrallen sich durch ihr Fell bohrten, hallte ihr herzerweichendes Fiepen zu ihnen herüber, bis es erstarb. Nun war seine Geduld am Ende. „Fühlst du dich jetzt besser? Oder möchtest du noch ein Feuerwerk entzünden, das die Berge in Schutt und Asche legt?“ „Gar keine schlechte Idee“, vergnügt zwirbelte die Mächtigste aller Alptraumarbeiter eine Haarsträhne um ihren Finger, „mal sehen, ob ich wieder so ein schönes Herz hinbekomme wie beim letzten Mal!“ Er ging nicht auf ihre Anspielung auf den Brand der Scheune am Ende ihrer 250-Jahr-Feier ein, denn auf einmal war ihm klar, dass er selbst an ihrer Aggressivität schuld war. Er hatte sie an den Ort eingeladen, an dem sie immer glücklich gewesen waren - und an dem er sie verraten hatte. Obendrein sah er auch noch so aus wie damals. Das muss ich ändern. Er drehte ihr den Rücken zu und ließ den dichten Tannenwald, der sie umgab, von einer Sekunde auf die andere sterben. Als sie nur noch abgestorbene und umgeknickte Stämme umgaben, wandte er sich wieder um - in seiner jetzigen Gestalt. „Es tut mir so vieles leid, Ele.“ Aufrichtig schaute er in ihr verblüfftes Gesicht. „Es tut mir leid, dass ich dir nie geglaubt habe. Es tut mir leid, dass ich dich damals verraten habe, um endlich TALM werden zu können. Der Preis dafür war zu hoch.“ Er breitete seine Arme aus. „Dies alles hier ist tot, und es ist meine Schuld, ich weiß. Tot und unwiederbringlich.“ Traurig sah er in ihre schönen grün-braunen Augen. „Ich habe dich verloren, und ich habe meine Familie verloren …“ - schnell hob er die Hand, als sie den Mund öffnen wollte - „… und jetzt Ignatz, meinen ältesten Freund. Und vielleicht habe ich auch Agathe verloren.“ Wieder signalisierte er ihr, ihn nicht zu unterbrechen. „Aber auf gar keinen Fall möchte ich Josefine verlieren …“ - er schnappte sich die Hand der verdutzten MATA - „bitte sag mir, was ich tun muss, um sie nicht zu verlieren.“ Für einen Moment stand sie wie vom Donner gerührt da. Doch dann fand sie wieder zu sich und entriss ihm ihre Hand. Aber irgendwie schien er ihr Herz berührt zu haben, denn ihre Miene veränderte sich. „Nun“, das aggressive Funkeln in ihren Augen erlosch, „dann lass sie doch in der dreizehnten Klasse durchfallen, dann könntest du sie noch ein Jahr länger beha…“. „Ele“, mahnte er sie leise, doch eigentlich gefiel ihm ihr Humor - das tat in der angespannten Situation gut! Für einen Moment keimte in beiden ein Gefühl alter Vertrautheit auf, so als wären all die Jahre der Kämpfe und des Hasses vergessen. Plötzlich verwandelte auch sie ihre Gestalt. „Gefällt mir auch“, kommentierte er ihren Entschluss, ebenfalls ihr jetziges Aussehen zu zeigen. „Ist so bestimmt schwerer, eine Haarsträhne um den Finger zu wickeln.“ Für einen Augenblick runzelte die attraktive ältere Frau mit den kurzen, weißen Locken die Stirn, doch dann verstand sie seine Anspielung und nickte schmunzelnd. „Josefine macht das auch“, fiel ihm unvermittelt ein, „weißt du das?“ Schnell senkte sie den Kopf, damit er ihre Gefühle nicht sehen konnte, die sie zu übermannen schienen. „Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie tief er soeben ihr Herz berührt hatte, obwohl es mit tausend Schlössern zugesperrt war. Jo erinnert ihn an mich! Sie fühlte sich geschmeichelt. Ob er sie deshalb nicht verlieren möchte - weil sie ihn an mich erinnert? Auch wenn ihr Verstand es ihr strikt untersagte, so musste ihr Herz einfach diese Frage stellen: „Was hat sie noch von mir?“ Wenn er über diese Frage verwundert war, so ließ er sich nichts anmerken. „Sie hat sehr viel von dir. Sie hat deinen starken Willen, ist klug und kreativ. Und sie steckt an Gala-Abenden ihre Haare nach oben, wie du es früher getan hast!“ Den French Twist! Jos Großmutter wurde...