E-Book, Deutsch, Band 9, 240 Seiten
Reihe: Seifferheld-Krimis
Kruse Strippen statt sticken!
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7099-8404-8
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kommissar Seifferheld ermittelt
E-Book, Deutsch, Band 9, 240 Seiten
Reihe: Seifferheld-Krimis
ISBN: 978-3-7099-8404-8
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Swinging in Schwäbisch Hall: Siggi Seifferhelds schlüpfrigster Fall.
Eine Tote im Swingerclub und ein Schriftsteller in Nöten
Seifferhelds Freund und Ex-Polizeikollege Dombrowski (der von der Sitte!) hat Sorgen. Sein Neffe ist nämlich in einen alles andere als sittlichen Fall verwickelt: Der Schriftsteller weilt gerade dank des Comburg-Stipendium im schönen Schwäbisch Hall. Weil man aber nicht immer nur arbeiten kann, sondern auch etwas Abwechslung und Inspiration braucht, hat Dominik Dombrowski einen privaten Swingerclub aufgesucht - rein aus Recherchegründen, versteht sich. Hüstel. Dort verbringt er einen sehr vergnüglichen Abend mit einer jungen Frau. Doch als er mitten in der Nacht in einem der Nebenzimmer aufwacht, liegt die Frau erdrosselt neben ihm.
Der Dombrowski-Neffe gerät unter Verdacht - und Siggi, nach kompromittierenden Vor-dem-Swingerclub-Fotos, erst ins Visier der Lokalpresse und dann in jenes seiner geliebten Marianne.
Gestatten: Siggi Seifferheld, Kommissar im Unruhestand
Kennst du ihn schon, den Schwäbisch Haller Schnüffler? Nein? Dann dürfen wir vorstellen: Eigentlich ist der charmante Ex-Polizist Frührentner, aber wie soll man im Ruhestand Ruhe geben, wenn dauernd, ja wirklich ständig, etwas passiert, bei dem es seine Schnüffelfähigkeiten braucht? Unter uns: So ganz unrecht ist dem Siggi und seinem treuen Gefährten Onis (Hovawart-Rüde und somit ebenfalls Schnüffler) etwas gepflegt-spektakuläre Ermittler-Action gar nicht, auch wenn beide nicht mehr die Jüngsten sind.
Siggi liebt zwar seine Herzdame Marianne, seine Männersticker-Radio-Kolumne und die Kolleginnen und Kollegen von Stammtisch "Mord zwo" sehr, aber er hat eben auch einen Hang zum Nervenkitzel. Da trifft es sich gut, dass ihm das Verbrechen quasi an den Fersen klebt …
Zu Risiken und Nebenwirkungen … fragen Sie die lustigste Autorin, seit es Kriminalromane gibt!
Tatjana Kruse, ungekrönte Königin der Krimödie, schafft pro Seite mehr Anschläge auf das Zwerchfell als manch zweistündiger Kabarettauftritt – Lachmuskelkater vorprogrammiert! Ihr Krimis enthalten eine derart hohe Pointen-Konzentration, dass sie eigentlich rezeptpflichtig sein müssten. Vorsicht: Kann bei täglicher Lektüre zu Lachfalten, anhaltender Heiterkeit und allgemeinem Seriositätsverlust führen. Außer Reichweite von Langweilern aufbewahren!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
So geht Liebe heute …
„Eure Ehe ist nicht mehr zu retten“, erklärte der Paartherapeut und klappte sein Notizbuch zu. Er sah erst Marianne, dann Siegfried an. „Aus. Vorbei. Finito. Ich empfehle die Scheidung.“ „Wie bitte?“ Die Seifferhelds riefen es unisono. Und beide gleichermaßen fassungslos. Onis, der neben der ledernen Klientencouch ein Nickerchen machte, schnaufte und hob den schweren Hundeschädel. Seifferheld tätschelte ihn automatisch hinter den Hovawart-Ohren. Es war ein Keine-Sorge-Frauchen-und-Herrchen-trennen-sich-auf-gar-keinen-Fall-Tätscheln. „Das ist doch absurd!“, rief Marianne mitärgerlich gerunzelter Stirn. Und dabei runzelte sie sonst nie die Stirn, weil sie einem rigiden Anti-Falten-Konzept folgte. Mit Erfolg – ihre Stirn war so glatt wie ein Babypopo, obwohl sie sich mit Riesenschritten dem Rentenalter näherte. „Für diesen Unsinn zahlen wir auch noch!“, brummte Seifferheld. Kein Schwabe, sondern Hohenloher, aber trotzdem sparsam. Solange man sein Geld nicht selber drucken konnte, würde er es ganz sicher nicht mit beiden Händen wie Konfetti in die Menge werfen. „Aha!“ Doktor Madsen, ein durchtrainierter Mittvierziger mit Designer-Brille, lächelte und klappte sein Notizbuch wieder auf. „Ihr glaubt also doch noch beide an eure Beziehung!“ „Natürlich! Deswegen kommen wir doch zur Paarberatung. Weil wir uns eine gemeinsame Zukunft wünschen. Sie soll nur besser werden.“ Marianne trug ihre Haare an diesem Tag offen. Bei ihren wilden, mittlerweile grauen Locken war es ein schmaler Grat zwischen der süßen Wuschelfrisur eines Kuschelhäschens und dem Medusa-Kopf einer bösen Waldhexe. Im Moment musste man nicht lange rätseln, wen sie verkörperte. Seifferheld, der in der Tiefe seines Herzens glaubte, dass alles gut war, so wie es war, hatte nach unzähligen teuren Therapiestunden immerhin gelernt, das „es soll besser werden“ seiner Frau nicht zu kommentieren – weder mit Worten noch mit einem Brummen. Er presste nur die Lippen zusammen. Sie hatten diesen Termin nicht abgesagt, obwohl Marianne am späten Vormittag zusammen mit Irmgard zum jährlichen Frauen-Cup des baden-württembergischen Boule, Boccia und Pétanque Verbands in den Schwarzwald reiste. So wichtig war ihnen beiden ihre Partnerschaft. Die frisch erblühte Liebe Mariannes zum Boule Spielen war übrigens einer der Punkte, warum sie – wenn überhaupt – professionelle Hilfe für ihre Ehe brauchten, fand Seifferheld. Seit Marianne Mitglied bei den Bouletten geworden war, der rein weiblichen Boule-Truppe von Siegfriedsälterer Schwester Irmgard, hatte er das Gefühl, zu Hause, in seinem Allerheiligsten, gegen eine geballte Frauenfront antreten zu müssen. Es hatte ihm deutlich besser gefallen, als Irmi und Marianne sich noch bekriegt hatten. Außerdem vermisste er seine Tochter Susanne, die ihren Arbeitsaufenthalt in Peking verlängert hatte. Sogar ihren Ehemann Olaf, den Physiotherapeuten, der seinerzeit eigentlich in Seifferhelds Haus gekommen war, um dessen berufsunfallte Hüfte zu massieren, aber stattdessen seine Tochter geschwängert hatte. Und ja, er vermisste auch seine wilde Nichte Karina und ihre Familie. Karina, die sich früher schon mal nackt an das Geländer der großen Freitreppe von St. Michael in Schwäbisch Hall gekettet hatte, um gegen Pelztierzüchtung zu protestieren, und mittlerweile für das Klima an die Rathaustüren klebte. Immerhin angezogen und in Frankfurt, wo sie mit Mann und Kindern hingezogen war. In dem bunten Wimmelbild aus mehreren Generationen an Seifferhelds war seine Existenz eine friedlichere gewesen. Siggi seufzte. Mariannes Beweggründe waren logischerweise andere. Was sie jetzt auch formulierte: „Nur, weil mein Mann sich regelmäßig Appetit bei anderen Frauen holt“ – sie malte bei „Appetit“ Gänsefüßchen in die Luft –, „muss ich meine Beziehung nicht gleich in den Wind schreiben. Ich bin wertebewusst – mir bedeutet die Ehe noch etwas! Verliebtheit und eine rosarote Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität ist etwas für Teenager, Erwachsene haben echte Partnerschaften, an denen man mitunter auch arbeiten muss.“ Seifferheld schob die Unterlippe vor. Er würde sich hüten, etwas zu sagen, aber diesen letzten Satz hatte sie eins zu eins aus dem Buch Unsere Liebe ist erwachsen, einem unsäglichen 50-Seiten-Pamphlet aus der Feder von Michael Madsen, ihrem Therapeuten. Man bekam es zu Beginn der Paartherapie in die Hand gedrückt. Immerhin kostenlos. Nachdem Marianne es ausgelesen hatte, benützte Seifferheld es dazu, es unter den wackeligen Ohrensessel im Schlafzimmer zu legen, auf dem er beim Sticken am liebsten saß. Madsen schenkte Marianne ein Lächeln, das Siggi aus seiner Zeit mit Onis in der Hundeschule kannte: Mit einem solchen Lächeln bedachte man die Kleinen, wenn sie etwas richtig gemacht hatten. Und hier wie dort gab es hinterher ein Leckerli. „Eine Praline?“, bot Madsen an und hielt ihr die Glasschale mit Pralinen aus der Conditorei Hammel entgegen. Auch ohne seine jahrzehntelang geschulte Ermittlernase hätte Siggi bemerkt, dass Madsen immer dann eine Praline anbot, wenn man aus seinem Buch zitierte. Mit dieser Masche hatte er Marianne – die Süßem niemals abgeneigt war, was man auch an ihren verführerischen Rundungen sah – schon voll konditioniert. Madsen wandte sich an Siegfried. „Siggi, was sagst du dazu?“ Nicht nur die Dauerflirtunterstellung, auch dieses aufgezwungene Duzen ging ihm auf den Sack. Seifferheld verbot seinem Unmut, sich zu verbalisieren. Nichts zu sagen funktionierte aber auch nicht, denn es kochte in ihm hoch. Das tat es zu Hause übrigens nie. Zu keinem Zeitpunkt war er gegenüber Marianne jemals laut geworden. Nur hier, in den durchgestylten Praxisräumen ihres Therapeuten Madsen, ging es gelegentlich mit ihm durch. Weil er nicht schon wieder wie ein Dampfkochtopf explodieren wollte, brummte er verhalten: „Ich hole mir nicht regelmäßig Appetit!“ Eine Aussage, die er zum gefühlt hunderttausendsten Mal tätigte. Seine Frau holte tief Luft und öffnete den Mund. „Marianne“, warf Michael rasch ein: „Du hast die Grundregel der guten Kommunikation vergessen.“ Er lächelte und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Seifferheld hielt Madsen – ein geborener Haller, trotz des dänischen Namens – für einen ausgemachten Laffen. Undercut, Man-Bun und immer hochmodisch gekleidet, wie der neuesten Ausgabe des GQ-Magazins entsprungen – und war der überhaupt schon volljährig? Seifferheld brummte. Seit er die 60 überschritten hatte, schien ihm alles unter 40 im Kindergartenalter. Was konnte so ein geschniegelter Bubi wie Madsen schon über das Leben und die Liebe wissen? Marianne trieben solche Bedenken offensichtlich nicht um. Sie erwiderte Madsens Lächeln mit hohem Strahlfaktor. „Du hast natürlich recht, Michael.“ Sie drehte sich zu ihrem Mann. „Siegfried, ich empfinde es so, als ob du dir regelmäßig bei anderen Frauen Appetit holst. Das tut mir weh und vermittelt mir das Gefühl, dass ich dir nicht genüge.“ Madsen nickte stolz. Seifferheld sah aus dem Fenster. Aus dem er im Übrigen am liebsten gesprungen wäre. Die Praxis lag in der Zollhüttengasse, und gegenüber sah man den Aushang seines Lieblingskinos, des Lichtspieltheaters. Es lief gerade eine tragikomische Hollywoodschmonzette. Nicht zum ersten Mal quälte Siegfried das Gefühl, selbst in einer solchen mitzuspielen. Die Frage lautete: War er der wettergegerbte Held, der seine Herzensfrau in der letzten Kameraeinstellung des Films in die Arme schließen würde und bis ans Ende seiner Tage glücklich mit ihr lebte? Oder war er das rostige Auslaufmodell, das ausgemustert werden würde, damit Marianne mit dem jugendlichen Recken auf einem weißen Schimmel in den Sonnenuntergang über Hohenlohe reiten konnte? In Schwäbisch Hall, das mittig in der idyllischen Landschaft zwischen Stuttgart und Nürnberg liegt, kam es zwar nicht oft vor, dassältere Frauen sich mit einem deutlich jüngeren Mann verpaarten, dessen Mutter sie sein hätten sein können, aber es wäre nicht das erste Mal gewesen. Zwei recht prominente Witwen hatten sich in letzter Zeit je einen jugendlich anmutenden Gespielen gesucht, was monatelang Stadtgespräch gewesen war, aber mittlerweile zum Alltag gehörte. Würde Marianne sich in diese Statistik einreihen, obwohl sie keine Witwe war? Rein optisch gab dieser virile Wikingerverschnitt Madsen deutlich mehr her als ihr zwar bestens erhaltener, aber nun doch in die Jahre gekommener Ehemann. Seifferheld drehte sich zu Marianne. „Zwischen Gunda und mir war absolut rein gar nichts! Sie hat nur meine Biografie schreiben wollen und mir im Zuge dessen geholfen, einen Mörder zu überführen. Das war schon...