Buch, Deutsch, 1221 Seiten, Format (B × H): 187 mm x 247 mm, Gewicht: 2056 g
Interaktionen psychischer Systeme
Buch, Deutsch, 1221 Seiten, Format (B × H): 187 mm x 247 mm, Gewicht: 2056 g
ISBN: 978-3-8017-1307-2
Verlag: Hogrefe Verlag GmbH + Co.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Vorwort
Einführung
Teil I: Einführung in die Persönlichkeitspsychologie
Kapitel 1:
Positionen: Vom Aggregieren und Interpretieren zur Funktionsanalyse
Kapitel 2:
Kontroversen: Schulen und Menschenbilder
Kapitel 3:
Perspektiven: Persönlichkeitspsychologische Kernfragen
Teil II: Theorie der willentlichen Handlungssteuerung
Kapitel 4:
Grundbegriffe: Funktionsebenen der Persönlichkeit
Kapitel 5:
Willenspsychologie: Von der Funktionsanalyse zur
Aktivierungsdynamik psychischer Systeme
Kapitel 6:
Operationalisierung: Die experimentelle Analyse
affektmodulierter Willensfunktionen
Kapitel 7:
Topics: Funktionsanalyse der Befunde zu
aktuellen Themen der Persönlichkeitsforschung
Teil III: Persönlichkeits-System-Interaktionen
(PSI-Theorie)
Kapitel 8:
Automatische Steuerung: Intuitive Verhaltenssteuerung und Objekterkennung
Kapitel 9:
Temperament: Motorische Aktivierung und sensorische Erregung
Kapitel 10:
Belohnungs- und Bestrafungssysteme: Bedürfnisse, Basisaffekte und Anreizmotivation
Kapitel 11:
Konfigurationswissen: Regression versus Progression als Bewältigungsformen
Kapitel 12:
Motive und Emotionen: Beziehung, Leistung, Selbstbehauptung
Kapitel 13:
Kognition: Denken und Fühlen
Kapitel 14:
Volition: Selbstkontrolle, Selbstregulation und Volitionshemmung
Teil IV: Typologie
Kapitel 15:
Persönlichkeitsstile: Bevorzugte Systemkonfigurationen
Kapitel 16:
Persönlichkeitsstörungen: Chronifizierung von Systemkonfigurationen
Kapitel 17:
Persönlichkeitsentwicklung: Frühe Prägung und spätere Gestaltung
Teil V: Anwendung
Kapitel 18:
Intervention: Entwicklungsorientierte Systemdiagnostik (EOS)
Kapitel 19:
Formalisierung: Nichtlineare Modellierung der PSI-Theorie
Kapitel 20:
Ausblick: Ganzheitliche Betrachtung der Systemebenen
Literaturverzeichnis
Autorenregister
Stichwortregister
Übersicht der Abbildungen
Übersicht der Tabellen
"Wir brauchen mehr Urteilsfähigkeit"
Der Philosoph Hans-Georg Gadamer
auf die Frage eines jungen Fernsehreporters,
ob er sein Lebenswerk in einem Satz zusammenfassen könne.
In einem Vorwort möchten Leser erfahren, ob es sich lohnt, gerade dieses Buch zu lesen. Erwartet werden erste Antworten auf die Frage, worum es geht, wie der Stoff behandelt wird und was von dem Autor zu halten ist.
Ich konzentriere mich auf die erste Frage: Es geht um Persönlichkeitsunterschiede. Menschen unterscheiden sich in unendlich vielen Merkmalen - von der Haarfarbe bis zu der Art von Turnschuhen, die sie bevorzugen (falls sie überhaupt Turnschuhe bzw. Haare haben). Nicht jedes Merkmal, durch das Menschen sich unterscheiden, gehört zu dem, was die "Persönlichkeit" eines Menschen, wie ich sie verstehe, konstituiert. Was "Persönlichkeit" tatsächlich ausmacht, ist keineswegs leicht zu definieren. Die Persönlichkeitspsychologie hat keine allseits akzeptierte Bestimmung ihres Gegenstandes anzubieten. Deshalb wird eine Aufgabe dieses Buches sein, Schritt für Schritt genauer festzulegen, was überhaupt "Persönlichkeit" bedeutet. Dabei geht es um eine Bestimmung derjenigen Funktionen des Gesamtsystems, die persönlichkeitskonstituierende Prozesse von anderen psychischen Vorgängen abzugrenzen gestatten.
Dieser Fokus auf die Bestimmung der "funktionalen Architektur" der Persönlichkeit prägt auch das Selektionskriterium, nach dem die theoretischen und empirischen Arbeiten, die in diesem Buch dargestellt sind, ausgewählt wurden: Im Unterschied zu vielen Lehrbüchern der Persönlichkeitspsychologie, die ihre Auswahl nach den vorherrschenden Schulen, Perspektiven oder Themen treffen, die in der Persönlichkeitsforschung zu finden sind, habe ich in diesem Buch denjenigen empirischen Arbeiten und theoretischen Konzepten Priorität gegeben, die Hinweise zur Entwicklung eben dieser funktionalen Architektur der Persönlichkeit enthalten. Das ist heutzutage - auch für eine Monographie - ein ungewöhnliches Selektionskriterium. Es ist nicht ohne eine starke subjektive Komponente umzusetzen, da es einer klar umrissenen und keineswegs von Beginn an in jedem Punkt begründbaren Vorstellung bedarf zu entscheiden, ob ein konkretes Forschungsthema nicht nur aktuell ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Annäherung an mein eigentliches Ziel leisten kann: Das Funktionieren jener Mechanismen soll verdeutlicht werden, die dem zugrunde liegen, was wir auch in der Alltagssprache mit dem Begriff der Persönlichkeit verbinden.
Das bedeutet, daß ich mich als Autor nicht in der für unsere heutige Zeit typischen evaluativen Zurückhaltung üben kann und ganz unvoreingenommen einfach das beschreibe, was Persönlichkeitpsychologen und -psychologinnen erforschen. Es ist an jeder Stelle ein subjektives Urteil darüber erforderlich, ob ein Forschungsthema oder ein einzelner Befund eine besondere Relevanz für die Konstruktion der Architektur persönlichkeitskonstituierender Systeme hat oder nicht. Da es noch keinen Konsens darüber gibt, wie diese Architektur aussieht, geht es nicht ohne die Einführung einer subjektiven Position: Der Sichtung experimenteller Arbeiten wird die Darstellung einer Theorie der willentlichen Handlungssteuerung vorausgeschickt, die die Auswahl einzelner Forschungsthemen bestimmt und meine impliziten Urteilskriterien bei der Auswahl und Interpretation von Befunden deutlich macht. Ich hoffe, daß die Theoriezentrierung dazu anregt, daß sich die Leserinnen und Leser mit diesem spannenden Gebiet der Psychologie noch engagierter auseinandersetzen, als es durch eine themenzentrierte, scheinbar objektive Darstellung des Vorfindbaren möglich ist.
Rein äußerlich kommt dieser Ansatz darin zum Ausdruck, daß die Kapitel dieses Buches mit einer Ausnahme (Kapitel 7) nicht einzelnen Persönlichkeitstheorien oder einzelnen aktuellen Forschungsthemen gewidmet sind, sondern nach einer sachinhärenten Systematik konzipiert sind: Jedes Kapitel des Hauptteils konzentriert sich