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Kui | Was hast du nur getan? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Kui Was hast du nur getan?

Ein packender Schulthriller
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-30969-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein packender Schulthriller

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-641-30969-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein toter Musterschüler, eine Clique mit krimineller Vergangenheit und eine Schulleiterin mit eigener Agenda

+++Jetzt zum Einführungspreis sichern! (Befristete Preisaktion des Verlages)+++

Arthur Otto Falkenberg ist tot. Tot liegt er auf dem Schulhof unter einer Decke, damit man das Blut nicht sieht.

Während die Polizei von einem Selbstmord ausgeht, werden Cassidy und ihre Clique von der Schulleiterin gebeten, sich um die anderen Schüler zu kümmern und die Ohren offen zu halten, um einen Skandal an ihrer Schule zu vermeiden. Doch bald häufen sich die Hinweise, dass mehr hinter Arthurs Tod steckt. Wie passen Drogenkäufe in das Image des Musterschülers? Wie viele Tränen der Schüler sind eigentlich Freudentränen? Während Cassidy selbst die Ermittlungen aufnimmt, geraten sie und ihre Clique ins Visier der Polizei. Denn eine von ihnen kannte den Toten besser, als sie zugibt.

Alexandra Kui wurde 1973 in Buxtehude geboren. Sie studierte Soziologie in Hamburg und arbeitete für verschiedene Tageszeitungen, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. Nach den Krimis »Blaufeuer«, verfilmt fürs ZDF unter dem Titel »Der Tote im Watt«, und »Wiedergänger« veröffentlichte die Autorin, die auf der Geest bei Hamburg lebt, mehrere Jugendthriller sowie literarische Jugendromane bei cbj.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Tag 2
Frühmorgens
Wir sind früh dran, weil das Timing entscheidend ist. Die große Parade braucht Zeit. In der Ruhe liegt die Kraft. Wir haben uns aufgebrezelt, Mona, Kaja, Imani und ich tragen knallenge Tops und kurze Röcke, bauchfrei steht bei uns hoch im Kurs, aber Vorsicht: Wer einen falschen Blick riskiert, kriegt Kontra, wir sind bossy bitches. Logisch gilt das auch für Franka und Emilia, die allerdings mit ihrem Ninja-Look fest verwachsen sind und für unsere radikalfeministische Freizügigkeit nichts als Verachtung übrighaben, da kann die Sonne noch so vom Himmel knallen. Was sie übrigens auch tut. Mo hat auf ihre Beanie verzichtet – und es mit der Wimperntusche fast ein bisschen übertrieben. Und ach ja, Paddy ist natürlich auch noch da. Sein Style aktuell: Zwanzigerjahre-Mafia-Gangster, also Anzug, aber so ganz hat er’s noch nicht drauf, er hängt zu sehr an seinen Edelsneakers. Verständlich, wie ich finde. »Bereit?«, frage ich. Franka gähnt, Mona schnieft. Die anderen nicken. Wir stellen uns im Kreis auf. Dann lassen wir mit einem zischenden Geräusch unsere Hände vorschnellen (die Rechtshänderinnen die rechte, ich die linke) und legen sie zum Schluss in der Mitte übereinander – das war der Kobrabiss. Soll heißen: Wir sind vereint und am Start. Wenig später paradieren wir über den Schulhof, vorbei an der Stelle, wo gestern Arthur Otto Falkenbergs Leben viel zu früh zu Ende ging. Ich muss gestehen, dass es mir kurz das Herz zerreißt, was ich da sehe – oder vielmehr nicht sehe. Ich hätte definitiv mit irgendwelchen Spuren gerechnet, einem Umriss aus Kreide, Resten von Blut auf dem Pflaster, so was in der Art, aber alles, was gestern noch da war, ist heute schon wieder verschwunden, ausgelöscht wie ein schlechter Traum. Der Hausmeister hat ganze Arbeit geleistet, das Pflaster geschrubbt, die karierte Decke verschwinden lassen. Die Spurensicherung, falls es so was in unserem Kaff überhaupt gibt, war offenbar von der superschnellen Truppe. Ein paar Meter weiter fällt mein Blick dann auf Grablichter, Blumen und Berge von Kuscheltieren. Unter der riesigen dunklen Schuleiche, wo ganz früher in Kriegszeiten angeblich Hinrichtungen stattgefunden haben, befindet sich jetzt eine Art Sammelstelle für Beileidsbekundungen aller Art. Natürlich gibt es haufenweise Fotos. Keine Frage, Arthur war echt ein hübscher Kerl mit seinem Million-Dollar-Smile und seiner Undercut-Elitefrisur. Auf circa tausend Zetteln stellt die trauernde Nachwelt eine ebenso banale wie spannende Frage: Warum? Tja, Arthur, warum bloß? Mona stöhnt auf, als sie das Sammelsurium erblickt. Ich berühre ihren Arm, aber die beste aller besten Freundinnen dieser Welt will keinen Trost, sondern geht auf Distanz. Zeigt mir ihr allerschönstes Pokerface. Ich mustere sie auf der Suche nach Verletzungen, der gewagte Sprung vom Bahndamm könnte Spuren hinterlassen haben, aber nichts ist zu sehen. Nur Schminke und Trotz. Mo ist glimpflich davongekommen. »Lass uns gechillt bleiben, Queen«, raunt sie mir zu. Sie ist mir ein Rätsel, aber recht hat sie trotzdem. Denn bei der großen Parade geht es schließlich um Lässigkeit. Wir demonstrieren sie mit federnden Schritten, wir machen uns groß, unser Blick geht nach vorn. Obwohl sie uns schon längst gehört, nehmen wir Mädels die Schule, einst erbaut nur für »höhere Knaben« wie Arthur, immer wieder aufs Neue in Besitz. Ansprüche wollen gelebt werden, sonst verfallen sie. Irgendwann war uns aufgefallen, dass es immer noch die coolen Jungs sind, die in den breiten Gängen des altehrwürdigen Schulgebäudes den meisten Raum einnehmen, einfach, weil sie es gewohnt sind und weil sie es können. Die gute Nachricht: Was die Knaben können, können wir Töchter auch, sogar besser. Wir gehen nebeneinander, da sind wir stur, niemals würden wir irgendjemandem ausweichen, höchstens Gott, aber nur, wenn sie tatsächlich eine Frau ist. Ist sie bestimmt. Und nein, damit meine ich jetzt nicht Frau Sturm. Als Malte, ein Zehntklässler mit einer Haut wie Milchpudding – das gilt für Farbe und Konsistenz –, leise, aber hörbar eine Beleidigung in Richtung Imani absondert (es kommt allen Ernstes das Wörtchen Ruß darin vor), pflanze ich mich dicht vor ihm auf. »Hast du mal einen Stift für mich?«, frage ich. »Am besten einen schwarzen.« Er wird noch blasser, als er ohnehin schon ist. »Wieso?« »Ich will mir einen Minuspunkt für dich notieren. Wegen rassistischem Mobbing.« Er starrt mich verständnislos an. »Und wo notierst du das?« »Frag nicht so viel, gib mir einfach den Stift. Oder willst du noch ein Minus kassieren?« Tatsächlich nimmt er daraufhin seinen Rucksack von der Schulter und kramt einen Bleistift hervor. Das Interesse der Umstehenden ist uns sicher. »Falsche Wahl. Ich will einen Edding«, sage ich. »Hab ich nicht.« »Doch hast du. Und ich weiß auch, was du normalerweise damit anstellst, also her damit.« Es ist kein Geheimnis, dass Malte zu einer Gruppe von Spätzündern gehört, die aus unerfindlichen Gründen immer wieder Penisse an Wände kritzeln, am liebsten auf den Mädchenklos. Er gibt nach. Als ich den Edding erhalten habe, überreiche ich ihn Imani, damit sie entscheiden kann, wo das Minus hinsoll, aber sie will sich »an so einem nicht die Hände schmutzig machen« und gibt den Stift an Paddy weiter, der blitzschnell einen kleinen kurzen Strich auf Maltes verschwitzter Pudding-Stirn hinterlässt. Er zuckt zusammen. Riesengelächter brandet auf. Wir haben jede Menge Publikum – und bleiben ernst. »Könnte glatt als Mitesser durchgehen«, sage ich. »Also pass lieber auf, dass es nicht noch mehr werden, sonst fällt’s auf. Danke für den Stift und deine Einsicht.« »Meine was?« »Deine guten Vorsätze, ein besserer Mensch zu werden. Die hast du doch sicher, oder?« Ich fixiere ihn. Kein Blinzeln, kein Lächeln. Er windet sich unter meinem Blick. Zu guter Letzt nickt er schwach. Er ist hochrot angelaufen, das steht ihm eigentlich ganz prima. Macht ihn lebendiger, als er ist. »Hast du was gesagt?«, frage ich. »Ich hab dich nicht gehört. Hast du mir eben gerade zugestimmt?« »Ja.« »Wie bitte?« Wie im Kasperletheater halte ich die Hand an mein Ohr. »Ja, ich will ein besserer Mensch werden«, presst Malte hervor. Seine Miene schwankt zwischen Unterwerfung und Wut, als zwei jüngere Mädchen in der Nähe applaudieren. Er weiß, dass er gekniffen ist. Ein paar Jungs aus seiner Klasse johlen. Das sind die Netten. »Gut. Super. Viel Erfolg dabei.« Ich gebe Malte den Edding zurück und unterdrücke das Bedürfnis, ihm dabei die Hand umzudrehen, und zwar so heftig, dass er vor Schmerzen in die Knie geht und das Gelenk für eine Weile anschwillt, damit er anfängt, Respekt nicht nur zu heucheln, sondern auch zu empfinden. Leider würde eine derartige Aktion unweigerlich Frau Sturm auf die Palme bringen, die mich und meine Mädels (Paddy mitgemeint) regelmäßig darauf hinweist, dass wir ganz offiziell dem Netzwerk »Schule ohne Gewalt« angehören. Klingt irre lustig, oder? Wie ein »Tag der offenen Tür« im Knast. Ich weiß, dass es im Kollegium viele Leute gibt, die mich und meine Gang für brutal halten und sich schon allein deshalb sofort auf Maltes Seite geschlagen hätten, aber was soll ich sagen? Wir sind halt immer noch die Kobra und keine Sozialpädagoginnen. Unsere Leben und deren Leben spielen sich auf unterschiedlichen Planeten ab, dummerweise sind die Umlaufbahnen an jedem einzelnen Werktag der Woche auf Kollisionskurs, Ferien mal ausgenommen. Offiziell sind wir übrigens auch eine »Schule ohne Rassismus« – ha, ha. Siehe oben. Die Kobra gibt ihr Bestes im Kampf gegen ewig Gestrige, die einfach nicht kapieren wollen, dass wir glücklicherweise in einem ziemlich bunten Land leben, aber wir können nur aufklären, nicht hexen. Wir ziehen weiter. Schütteln ein paar Hände, verteilen Umarmungen an Leute, denen wegen Arthur noch immer die Tränen in den Augen stehen. Wir laden alle in unser K-Buff ein, ein winziges Besprechungszimmer, das die Schulleitung der Kobra als »Mobbing-Interventionsteam« zur Verfügung gestellt hat. Weil wir uns als eine Art psychologische Beratungsstelle verstehen, haben wir sogar eine Couch besorgt. Und ein beruhigendes Bild von Ikea mit Dünen, Strand und Meer an der Wand aufgehängt. Echt schön. Vorm Lehrerzimmer ist das Gedränge besonders dicht. Ich beobachte, dass Romana Runge, eine von den fast fertigen Referendarinnen, völlig aufgelöst ist und deshalb von ihrem Mitstreiter Carsten Hinze auf eine übertrieben körperliche Weise getröstet wird: Himmel, der Typ erdrückt sie ja fast mit seiner Umarmung. Eklig: Lehrerkuscheln. Aber was soll’s, ihr scheint es ja zu gefallen. Linda aus der Elften spricht mich an. Sie ist eine auffällige Erscheinung mit ihrer dunklen Schminke und dem langen...


Kui, Alexandra
Alexandra Kui wurde 1973 in Buxtehude geboren. Sie studierte Soziologie in Hamburg und arbeitete für verschiedene Tageszeitungen, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. Nach den Krimis »Blaufeuer«, verfilmt fürs ZDF unter dem Titel »Der Tote im Watt«, und »Wiedergänger« veröffentlichte die Autorin, die auf der Geest bei Hamburg lebt, mehrere Jugendthriller sowie literarische Jugendromane bei cbj.



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