Kurtz / Pfadenhauer | Soziologie der Kompetenz | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 285 Seiten, eBook

Reihe: Wissen, Kommunikation und Gesellschaft

Kurtz / Pfadenhauer Soziologie der Kompetenz


2010
ISBN: 978-3-531-91951-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 285 Seiten, eBook

Reihe: Wissen, Kommunikation und Gesellschaft

ISBN: 978-3-531-91951-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Kompetenz ist als eigenständiges Thema in der Soziologie bisher nicht, jedenfalls nicht auffällig, in Erscheinung getreten. Wer im Rahmen der Sozialwissenschaften von Kompetenzforschung spricht, denkt vor allem an Disziplinen wie Psychologie und Pädagogik. Insbesondere in der Empirischen Bildungsforschung wird der Kompetenzbegriff seit einigen Jahren in das Zentrum vieler Untersuchungen gestellt.

Ein Grund dafür, dass 'Kompetenz' bislang kaum in den Fokus von Soziologen geraten ist, dürfte darin bestehen, dass der Begriff in der Regel ausschließlich personengebunden und häufig kognitiv reduziert angewandt wird, während er in der Soziologie zumeist lediglich metaphorisch verwendet und mitunter gar gesamt- und teilgesellschaftlichen Institutionen und Organisationen zugeschrieben wird.

Der Band versammelt theoretische und empirische Herangehensweisen an Kompetenz aus soziologischer Sicht. Die Beiträge klären dabei auch die Frage nach dem Sinn und Nutzen des Kompetenzbegriffs als soziologische Kategorie, um dergestalt den Boden zu bereiten für eine dezidiert soziologische Kompetenzforschung.

Dr. Thomas Kurtz ist Privatdozent an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und vertritt derzeit eine Professur für Bildungsmanagement und Bildungsforschung an der Universität Paderborn.

Dr. Michaela Pfadenhauer ist Professorin für Soziologie an der Universität Karlsruhe/Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

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Zielgruppe


Professional/practitioner

Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Der Kompetenzbegriff in der Soziologie;8
2.1;1. Einleitung;8
2.2;2. Zuständigkeit in Staat und Organisation;9
2.3;3. Kommunikative Kompetenz;12
2.4;4. Wissen und Nichtwissen in der Wissensgesellschaft;14
2.5;5. Auf dem Wege zu einer Soziologie der Kompetenz;18
2.6;Die Beiträge im Einzelnen;20
2.7;Literatur;24
3;1 Zumutung;27
3.1;Kompetenz-Bildung: Programm und Zumutung individualisierter Bildungspraxis;28
3.1.1;Über Möglichkeiten einer erweiterten Bildungssoziologie;28
3.1.2;1. Eine Erweiterung bildungssoziologischer Perspektiven;28
3.1.3;2. Bildungsdebatten und Bildungssoziologie;32
3.1.4;3. Globalisierende Formierungen: Bildung, Wissensgesellschaft und der Kompetenz-Komplex;34
3.1.5;4. Bildung, Kompetenz, Lebensführung – zur individualisierten Bil-dungspraxis der Gegenwart;39
3.1.6;5. Vorläufiges Fazit;43
3.1.7;Literatur;44
3.2;Kompetente Subjekte: Kompetenz als Bildungs- und Regierungsdispositiv im Postfordismus;48
3.2.1;1. Kredentialismus: Politische Ökonomie der Qualifikation im Fordismus;49
3.2.2;2. Kompetenz und Postfordismus;51
3.2.3;3. Zur Genealogie der Verbindung von Personalverwaltung und thera-peutischer Beratung;54
3.2.4;4. Beratung und ihre Rolle in der Personalverwaltung;57
3.2.5;5. Veridiktion der Kompetenz: Die Messung der Kompetenzen und des Humankapitals;61
3.2.6;6. Kompetente Subjekte;63
3.2.7;Literatur;64
3.3;Kompetenz – Eine neue Rationalität sozialer Differenzierung?;67
3.3.1;1. Der Kompetenzdiskurs;68
3.3.2;2. Die sozialen Teilungspraktiken;71
3.3.3;3. Die Rationalitäten sozialer Differenzierung;74
3.3.4;4. Kompetenz als Ausdruck einer neuen Rationalität sozialer Differenzie-rung? – Ein Fazit;78
3.3.5;Literatur;80
3.4;Zivilisierungstheorie als Kompetenztheorie: Elias, Foucault und Goffman;83
3.4.1;1. Soziale (System-)Differenzierung, Verflechtung und Gewaltmonopoli-sierung;83
3.4.2;2. Zivilisierende Ungleichheiten: Konkurrenzen, Aufstiege und Distink-tionen;85
3.4.3;3. (Oberschicht-)Modelle, Modellierungen und Sickerprozesse;87
3.4.4;4. Institutionelle Zivilisierungen und Zivilisierungsgrenzen;90
3.4.5;Literatur;102
4;2 Implementation;103
4.1;Begriffskonjunkturen und der Wandel vom Qualifikations-zum Kompetenzjargon;104
4.1.1;1. Von der Qualifizierung zum Training von Kompetenzen – Zur Karriere eines Begriffes;104
4.1.2;2. Zum sozialwissenschaftlichen Kompetenzverständnis;106
4.1.3;3. Verschiebungen des Kompetenzbegriffs und Verlust des sozialen Kon-textes;110
4.1.4;4. Kritik des pädagogischen Kompetenzjargons;111
4.1.5;Literatur;114
4.2;Von Bildung zu Kompetenz;116
4.2.1;Semantische Verschiebungen in den Selbstbeschreibungen des Erziehungssystems;116
4.2.2;1. Bildung in der Selbstbeschreibung des Erziehungssystems;118
4.2.3;2. Kompetenz als symbiotisches Symbol des Erziehungssystems;121
4.2.4;3. Kompetenz in den Selbstbeschreibungen des Erziehungssystems;126
4.2.5;Literatur;129
4.3;„Schülerkompetenzen“ im Nadelöhr kollektiver Kompetenzen;132
4.3.1;Ein Versuch der Erneuerung des Governanceregimes der Schule;132
4.3.2;1. Kollektive Kompetenzen aus Sicht der Educational Governancefor-schung;133
4.3.3;2. Zur Erneuerung des Governanceregimes;135
4.3.4;3. Schluss;142
4.3.5;Literatur;143
5;3 Orientierung;144
5.1;Kompetenz als Qualität sozialen Handelns;145
5.1.1;1. Äquivokationen des Kompetenzbegriffs;146
5.1.2;2. Die Vielschichtigkeit von Kompetenz;153
5.1.3;3. Kompetenzdarstellung als Selbstvergewisserungspraxis;161
5.1.4;Ausblick;164
5.1.5;Literatur;165
5.2;Wissen, Handeln, Können;169
5.2.1;Über Kompetenzen, Expertise und epistemische Regime;169
5.2.2;1. Kompetenz und Expertise;170
5.2.3;2. Epistemische Regime;176
5.2.4;3. Die epistemischen Regime der Professionen – ein Ausblick;180
5.2.5;Literatur:;183
5.3;Kompetenz und kompetentes Handeln als Gestaltung der Biografie und des Lebenslaufs;186
5.3.1;Einleitung;186
5.3.2;1. Theoretische Vorbemerkungen;186
5.3.3;2. Kurze methodische Anmerkung zur Datenerhebung;190
5.3.4;3. Digitalisierung beruflicher Lebensläufe zu Berufsbiografien;192
5.3.5;4. „Strategien“ zur Bewältigung des Berufslebens – kompetentes Han-deln im Lebenslauf;197
5.3.6;Fazit;201
5.3.7;Literatur;203
5.4;Kompetente Organisation oder wie man das Leben von 007 rettet;204
5.4.1;1. Die Fähigkeit des Individuums: Fachkompetenz;207
5.4.2;2. Die Fähigkeit der sozialen Position: Amtskompetenz;214
5.4.3;3. Die Fähigkeit gemeinsamer Aktivität: Teamkompetenz;219
5.4.4;4. Kompetente Organisation;225
5.4.5;Literatur;227
6;4 Realisierung;229
6.1;Von der Kompetenz zur Performanz;230
6.1.1;Wissenssoziologische Aspekte der Kompetenz;230
6.1.2;Einleitung;230
6.1.3;1. Zur Etymologie und Semantik des Begriffs;231
6.1.4;2. Von der linguistischen Kompetenz über die Performanz zum kulturel-len Wissen;233
6.1.5;3. Kompetenz – wissenssoziologisch eingeordnet;239
6.1.6;4. Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Kompetenz: Sonderwissen und Subjektivität;243
6.1.7;Literatur;246
6.2;Wann kommuniziert man kompetent?;249
6.2.1;1. Kommunikation ist mehr als Sprechen;249
6.2.2;2. Kompetenz als Regelbeherrschung;250
6.2.3;3. Was heißt hier Kommunikation?;253
6.2.4;4. Man kann nicht nicht kommunizieren;254
6.2.5;5. Vom intimen Blick zur peripheren Wahrnehmung;256
6.2.6;6. Kommunikatives Tun und kommunikatives Handeln;257
6.2.7;7. Die Disziplinierungen des Kommunizierens;259
6.2.8;8. Wann kommuniziert man kompetent?;262
6.2.9;Literatur;265
6.3;Ächtung des Selbstlobs und Probleme der Kompetenzdarstellung;267
6.3.1;1. Die Schwierigkeiten mit der Kompetenzdarstellung oder weswegen es häufig besser ist, auf Kompetenzdarstellungen zu verzichten;270
6.3.2;2. Der Nutzen von Professionen: Die Entlastung von der Notwendigkeit der individuell zurechenbaren Kompetenzdarstellung;275
6.3.3;3. Zum Zusammenhang von Kompetenz und Kompetenzdarstellung;280
6.3.4;Literatur;281
7;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;284
7.1;Brosziewski, Achim, Prof. Dr., geb. 1961, Bildungssoziologe an der Pädagogi-schen;284
7.2;Brüsemeister, Thomas, Prof. Dr., geb. 1962, Professor für Soziologie mit dem;284
7.3;Dewe, Bernd, Prof. Dr., geb. 1949, Professor für berufliche und betriebliche;284
7.4;Keller, Reiner, Prof. Dr., geb. 1962, Professor für Allgemeine;284
7.5;Klatetzki, Thomas, Prof. Dr., geb. 1956, Professor für Soziologie, insbesondere;284
7.6;Knoblauch, Hubert, Prof. Dr., geb. 1959, Professor für Allgemeine;284
7.7;Kühl, Stefan, Prof. Dr., geb., 1966, Professor für Organisationssoziologie an der;284
7.8;Kurtz, Thomas, PD Dr., geb. 1961, Privatdozent an der Fakultät für Soziologie;284
7.9;Pfadenhauer, Michaela, Prof. Dr., geb. 1968, Professorin für Soziologie (unter;284
7.10;Reichertz, Jo, Prof. Dr., geb. 1949, Professor für Kommunikationswissenschaft;284
7.11;Schützeichel, Rainer, Dr., geb. 1958, vertritt derzeit die Professur für;285
7.12;Traue, Boris, Dr., geb. 1973, Visiting Fellow am ‚Centre for the Study;285
7.13;Truschkat, Inga, Prof. Dr., geb. 1975, Juniorprofessorin für Sozial- und;285
7.14;Vonken, Matthias, Dr., geb. 1971, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der;285
7.15;Willems, Herbert, Prof. Dr., geb. 1956, Professor für Soziologie an der Justus-;285

Der Kompetenzbegriff in der Soziologie.- Der Kompetenzbegriff in der Soziologie.- Zumutung.- Kompetenz-Bildung: Programm und Zumutung individualisierter Bildungspraxis.- Kompetente Subjekte: Kompetenz als Bildungs- und Regierungsdispositiv im Postfordismus.- Kompetenz – Eine neue Rationalität sozialer Differenzierung?.- Zivilisierungstheorie als Kompetenztheorie: Elias, Foucault und Goffman.- Implementation.- Begriffskonjunkturen und der Wandel vom Qualifikationszum Kompetenzjargon.- Von Bildung zu Kompetenz.- „Schülerkompetenzen“ im Nadelöhr kollektiver Kompetenzen.- Orientierung.- Kompetenz als Qualität sozialen Handelns.- Wissen, Handeln, Können.- Kompetenz und kompetentes Handeln als Gestaltung der Biografie und des Lebenslaufs.- Kompetente Organisation oder wie man das Leben von 007 rettet.- Realisierung.- Von der Kompetenz zur Performanz.- Wann kommuniziert man kompetent?.- Ächtung des Selbstlobs und Probleme der Kompetenzdarstellung.


Von der Kompetenz zur Performanz Wissenssoziologische Aspekte der Kompetenz (S. 238-239)

Hubert Knoblauch

Einleitung

Kompetenz kommt in Mode. Wie Huber (2002) in seiner vorzüglichen begriffsgeschichtlichen Übersicht erwähnt, sind von den 716 deutschsprachigen Buchtiteln zum Thema Kompetenz fast drei Viertel seit 1990 erschienen, mit einem beinahe exponentialen Wachstumsverlauf.1 Das Aufkommen dieses Begriffes ist für die Wissenssoziologie nicht unbedeutend. Handelt es sich hier um einen von ihr übersehenen Grundbegriff, den die Wissenssoziologie endlich rehabilitieren sollte? Handelt es sich um einen spezialsoziologischen Begriff, der im Zusammenhang des Fach- und Expertenwissens ein spezifisches Phänomen benennt?2 Oder hat er mit neuen gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun, die von der zunehmenden Verwendung dieses „heiß“ gewordenen Begriffes angezeigt wird? Wie die Fragen schon andeuten, möchte ich mich hier mit dem Begriff beschäftigen.

Es geht also nicht um eine empirische Bestimmung von Phänomenen, die mit dem Begriff der Kompetenz bezeichnet werden können. Vielmehr geht es mir um eine Klärung des Begriffes selbst. In der Folge Kossellecks (1972) und Luhmanns (1980)werden solche Begriffsklärungen häufig als „Semantik“ bezeichnet, obwohl diese Bezeichnung vielfach, wie auch hier, irreführend ist. Zunächst geht es ja nicht um eine Klärung der Extension oder Intension des Bedeutungsfeldes der „Kompetenz“; die erste wissenssoziologische Frage richtet sich nämlich auf das schiere Aufkommen dieses Begriffes, also seiner, wenn man so will, Verbreitung im sozialen Lexikon bzw. seiner Anerkennung als Thema bzw. Topos, mit dem in der Gesellschaft kommuniziert werden kann (vgl. ausführlicher dazu Knoblauch 2001).

Erst wenn ein Begriff eine solche Funktion erfüllt, macht es aus soziologischen Gründen Sinn, nach seiner „Semantik“ zu fragen. Aber auch die Frage nach der Semantik hat einen doppelten Boden; als wissenschaftliche Frage geht es um die Klärung eines Begriffes im Rahmen der wissenschaftlichen Kommunikation, häufig, wie auch in meinem Fall, mit einem historisierend-begriffgeschichtlichen Zug. Sofern der Begriff auch außerhalb der Wissenschaft Verwendung findet, geht es aber auch um eine Klärung dieser Verwendung, die notwendig empirische Züge annimmt (heute oft mit diskurstheoretischen Bezügen).

Auch wenn ich eine solche Empirie hier nicht bieten kann, möchte ich doch beides tun: Zum einen möchte ich einzelne semantische Aspekte des wissenschaftlichen Begriffes in einem Bereich der wissenschaftlichen Diskussion herausstellen, der bedeutend ist, aber häufig vernachlässigt wird; indem ich argumentiere, dass diese Aspekte wissenschaftlich keine neue Bedeutungen schaffen, möchte ich zum anderen auf die gesellschaftliche Bedeutung der Begriffe hinweisen. Mein Beitrag teilt sich deswegen in einen kurzen begriffsgeschichtlichen Teil, in dem ich die Begriffsentwicklung kurz skizzieren möchte. In einem wissenschaftstheoretischen bzw. -historischen zweiten Teil möchte ich mich vor allem auf die Neukonzeption des Begriffes in der jüngeren Linguistik konzentrieren.


Dr. Thomas Kurtz ist Privatdozent an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und vertritt derzeit eine Professur für Bildungsmanagement und Bildungsforschung an der Universität Paderborn.

Dr. Michaela Pfadenhauer ist Professorin für Soziologie an der Universität Karlsruhe/Karlsruher Institut für Technologie (KIT).



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