E-Book, Deutsch, 496 Seiten
Kurzweil Die nächste Stufe der Evolution
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-492-60898-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wenn Mensch und Maschine eins werden | Wie Futurist, Tech-Visionär und Google-Chef-Ingenieur Ray Kurzweil die Zukunft der Künstlichen Intelligenz sieht
E-Book, Deutsch, 496 Seiten
ISBN: 978-3-492-60898-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Zukunft von Mensch und Maschine Im neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen - eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird. Kurzweil skizziert in diesem intensiven Leseerlebnis eine Zukunft, in der Mensch und Maschine untrennbar miteinander verbunden sind. Eine Zukunft, in der wir unser Bewusstsein auf eine höhere Ebene heben werden, in der wir uns aus virtuellen Neuronen neu erschaffen werden, in der wir länger leben, gesünderund freier sein werden als je zuvor. Dank KI eröffnen sich uns in sämtlichen Lebensbereichen ungeahnte Möglichkeiten für Fortschritt, und das in exponentiellem Tempo. Gleichzeitig sensibilisiert das Buch für potenzielle Gefahren, die mit einer unkontrollierten Entwicklung von KI einhergehen. Dabei wird deutlich: Wir haben es selbst in der Hand, in welche Richtung wir uns bewegen. Kommen Sie mit auf eine atemberaubende Reise in die Welt von Morgen und Übermorgen! - Das TIMES Magazine zählte Ray Kurzweil zu den einflussreichsten Menschen weltweit. - Seit den 1990er Jahren haben sich von den 147 Vorhersagen Kurzweils 86 Prozent bewahrheitet.
Ray Kurzweil zählt zu den weltweit bekanntesten und am meisten gehörten Zukunftsforschern und Tech-Visionären. Er war Leiter der technischen Entwicklung bei Google und gilt als globale Autorität im Bereich Künstlicher Intelligenz und Zukunftstechnologien. Seine wegweisenden Arbeiten in der Sprach- und Mustererkennung haben den Grundstein für zahlreiche moderne Technologien gelegt. Er ist maßgeblich bekannt für seine Theorie der technologischen Singularität, die besagt, dass Fortschritte in KI und Technologie einen Punkt erreichen werden, an dem künstliche Intelligenz die menschliche Intelligenz übertreffen wird. Das TIME Magazine zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Menschen. 86 Prozent seiner Vorhersagen seit den 1990er-Jahren sind eingetroffen.
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2 Die Neuerfindung der Intelligenz
Abbildung 3 Nachdem Minsky und Papert zu diesem Schluss gelangt waren, versiegte die Finanzierung für die Konnektionismusforschung fast vollständig und erhöhte sich erst Jahrzehnte später wieder. Tatsächlich hatte mir Rosenblatt bereits 1964 erklärt, das Perzeptron könne nicht mit Invarianz umgehen, weil es zu wenige Schichten habe. Wenn man die Ausgabe eines Perzeptrons in eine weitere Schicht eingebe, die genauso aussehe, sei die Ausgabe allgemeingültiger. Wenn man diesen Vorgang wiederholte, würden die Ergebnisse bezüglich Invarianzen immer besser werden. Bei ausreichend vielen Schichten und genügend Trainingsdaten könnte ein solches Netzwerk erstaunliche Komplexität erreichen. Ich fragte ihn, ob er das schon ausprobiert habe. Er verneinte, sagte aber, es stehe oben auf seiner Forschungsliste. Das war eine erstaunliche Erkenntnis, aber Rosenblatt starb nur sieben Jahre später, 1971, bevor er die Gelegenheit hatte, seine Ideen zu überprüfen. Erst zehn Jahre später kamen mehrfache Schichten verbreitet in Gebrauch, und auch dann benötigten mehrschichtige Netzwerke noch mehr Rechenkraft und Trainingsdaten, als verfügbar waren. Die riesigen Fortschritte bei der KI-Entwicklung der letzten Jahre wurden durch den Einsatz multipler neuronaler Netzschichten möglich, die Rosenblatt mehr als fünfzig Jahre zuvor erträumt hatte. Der konnektionistische Ansatz bei KI wurde bis Mitte der 2010er-Jahre also weitgehend ignoriert. Erst dann erschlossen neue Entwicklungen bei der Hardware sein schlummerndes Potenzial. Jetzt endlich waren ausreichende Mengen an Rechenkraft und Trainingsbeispielen erschwinglich genug, dass diese Methode ihre Stärke beweisen konnte. Zwischen der Veröffentlichung von Perceptrons im Jahr 1969 und Minskys Tod 2016 verbesserte sich das Preis-Leistungs-Verhältnis bei der Rechenleistung (inflationsbereinigt) um einen Faktor von circa 2,8 Milliarden.[31] Dadurch wurden neue Ansätze bei KI möglich. Ich sprach gegen Ende seines Lebens noch einmal mit Minsky, und er bedauerte den großen Einfluss von Perceptrons, denn zu dem Zeitpunkt feierte der Konnektionismus erste größere Erfolge. Der Konnektionismus ist damit ein bisschen wie die Flugmaschinen, die Leonardo da Vinci erfand – eine zukunftsweisende Idee, aber erst umsetzbar, nachdem leichtere und stabilere Materialien entwickelt worden waren.[32] Nachdem die Hardware aufgeholt hatte, wurde Konnektionismus im großen Maßstab, etwa in Netzwerken mit 100 Schichten, realisierbar. Solche Systeme konnten dann Probleme lösen, die nie zuvor in Angriff genommen worden waren. Dieses Paradigma steht hinter allen spektakulären Fortschritten der vergangenen Jahre. Abbildung 3a Die neurologischen Grundlagen für diese Abstraktionen wurden erst relativ kürzlich entdeckt. Der Neurochirurg Itzhak Fried führte Ende der 1990er-Jahre an einer 16-jährigen Epilepsiepatientin eine Hirnoperation durch. Die Patientin war während des Eingriffs wach und konnte auf jede Maßnahme reagieren.[61] Das war möglich, weil es im Gehirn keine Schmerzrezeptoren gibt.[62] Wenn der Arzt einen bestimmten Punkt im Neokortex der Patientin stimulierte, fing sie an zu lachen. Fried und sein Team erkannten schnell, dass sie dort die Region reizten, die für die Wahrnehmung von Humor zuständig war. Die Patientin lachte nicht nur aus Reflex – sie fand die Situation ehrlich komisch, obwohl im Operationssaal nichts Komisches geschah. Als die Ärzte sie fragten, warum sie lache, antwortete sie nicht: »Oh, aus keinem besonderen Grund«, oder: »Sie haben mein Gehirn stimuliert«, sondern sie fand sofort einen Grund für ihre Heiterkeit. Sie erklärte ihr Lachen mit Aussagen wie: »Ihr Typen seid einfach so witzig – wie ihr da herumsteht.«[63] Der Punkt am Neokortex, der dafür zuständig ist, dass man etwas amüsant findet, ließ sich also lokalisieren und triggern, und dadurch erkannte man, dass dieser Bereich für Konzepte wie Humor und Ironie zuständig ist. Andere nicht invasive Tests haben diese Befunde bestätigt. Wenn man zum Beispiel ironische Sätze liest, werden bestimmte Teile des Gehirns, das sogenannte ToM-Netzwerk (ToM = Theory of Mind), aktiviert.[64] Dank dieser neokortikalen Abstraktionsfähigkeit konnten Menschen Sprache,...