Kuschel Schwarzhörer, Schwarzseher und heimliche Leser

Die DDR und die Westmedien
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8353-2919-5
Verlag: Wallstein Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 336 Seiten

Reihe: Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert

Über die spannungsreiche Beziehung zwischen staatlicher Kontrolle des westlichen Medienkonsums in der DDR und dessen alltäglicher Nutzung.

Die DDR konnte sich nur im geringen Maße gegenüber den westlichen Medien abschotten. Auf diese Weise entstand hier eine komplexe Mediengesellschaft, die Radio und Fernsehen, aber auch Publikationen aus zwei Systemen konsumierte und damit alltäglich die SED-Diktatur herausforderte.
Franziska Kuschel untersucht zum einen die Strategien des Staates, den Konsum westlicher Medien zu verhindern oder wenigstens zu kontrollieren und einzudämmen, die vor allem in den 1950er und 60er-Jahren die Kriminalisierung der sogenannten »geistigen Grenzgänger« einschlossen. Zum anderen nimmt sie Strategien der Mediennutzer, diesem Druck zu begegnen und auszuweichen unter die Lupe. Erstmals wird so das Wechselverhältnis zwischen staatlicher Kontrolle und der eigensinnigen Aneignung der Medien analysiert.
Der alltägliche Gebrauch westlicher Rundfunk- und Fernsehprogramme sowie westlicher Printmedien in der DDR hatte selbst unter den Bedingungen einer Diktatur emanzipatorische Wirkungen, wenngleich die Konsumenten dies zunächst nicht politisch dachten. Er war somit Teil eines langfristigen gesellschaftlichen Wandels in der DDR.

Autoren/Hrsg.

Kuschel, Franziska

Inhaltsverzeichnis

1;Umschlag;1
2;Titel;4
3;Impressum;5
4;Inhalt;6
5;Einleitung;10
6;Teil I: Vorgeschichten;29
6.1;1. Die Entstehung moderner Massenmedien und die Herausbildung eines Massenpublikums;29
6.2;2. Weimarer Republik;35
6.3;3. Medienlenkung und Kontrolle im Nationalsozialismus;39
7;Teil II: 1949–1961: Krieg um die Köpfe;45
7.1;1. Öffentlichkeit(en) und westliche Medienangebote in der DDR;45
7.1.1;1.1. Rundfunk und Fernsehen;46
7.1.2;1.2. Zeitungen, Zeitschriften und andere Druckerzeugnisse;50
7.1.3;1.3. Grenzkinos;52
7.2;2. »Feindsender« RIAS und Co.;53
7.2.1;2.1. Die Kampagnen 1952/53;55
7.2.2;2.2. Empfangsbehinderungen und Mediennutzungskontrollen: der 17. Juni 1953 und die Folgen;66
7.2.3;2.3. Strafverfolgung: Rechtsgrundlagen und Verfolgungspraxis;74
7.2.4;2.4. Prozesse als Medienereignisse;90
7.3;3. Fernsehen in der DDR;95
7.3.1;3.1. Die Vision des neuen Mediums;95
7.3.2;3.2. Von Fernsehstuben zum Heimempfang;97
7.3.3;3.3. Technische Empfangsbeschränkungen;103
7.3.4;3.4. »Organisiertes Westfernsehen« vor Gericht;105
7.4;4. Westliche Printmedien;110
7.4.1;4.1. Die »Pressemauer«;110
7.4.2;4.2. Der Kampf gegen »Schund und Schmutz«;115
7.5;5. Zusammenfassung;122
8;Teil III: 1961–1971: Der Kampf gegen »geistige Grenzgänger«;125
8.1;1. Der Mauerbau und die Folgen;125
8.1.1;1.1. Die »Aktion Ochsenkopf«;125
8.1.2;1.2. Fernsehempfang in den Grenzkreisen der DDR;137
8.1.3;1.3. Westliche Printmedien nach dem Mauerbau;145
8.2;2. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und der Konverterkonflikt in der DDR;150
8.2.1;2.1. Neue westliche Programmangebote – alte Herausforderungen;150
8.2.2;2.2. Die Einfu?hrung des II. Programms des DDR-Fernsehens;154
8.3;3. Justiz und Propaganda in den 1960er-Jahren;156
8.3.1;3.1. Feindbild Westmedien;156
8.3.2;3.2. Hörerbriefschreiber und ihre Verfolgung;161
8.3.3;3.3. Gemeinschaftliches Westfernsehen vor Gericht;174
8.4;4. Konsumentenstrategien im Umgang mit den Westmedien;189
8.4.1;4.1. Konstanten und Änderungen in der Westmediennutzung;189
8.4.2;Exkurs: Funktionäre und Westmediennutzung;194
8.4.3;4.2. Von Nachtantennen und Antennengemeinschaften;199
8.4.4;4.3. Selbstbau und Schmuggel;203
8.5;5. Zusammenfassung;205
9;Teil IV: 1971–1989: Resignation und Kapitulation;207
9.1;1. Von Ulbricht zu Honecker: Liberalisierung der Medienpolitik?;207
9.1.1;1.1. »Nach Belieben ein- oder ausschalten«? Honeckers Eingeständnis 1973;207
9.1.2;1.2. Wandel und Konstanten des Feindbilds;212
9.1.3;1.3. Die Beobachtung der Mediennutzer;216
9.2;2. Rundfunk und Fernsehen in den 1970er- und 80er-Jahren;225
9.2.1;2.1. Das Farbfernsehen und der Decoderkonflikt in der DDR;225
9.2.2;2.2. Von Antennenwäldern und Antennengemeinschaften;230
9.2.3;2.3. Satelliten- und Privatfernsehen in den 1980er-Jahren;240
9.2.4;2.4. Kontakte zu Rundfunk und Fernsehen;254
9.3;3. Westliche Printmedien in den 1970er- und 80er-Jahren;267
9.3.1;3.1. Giftschränke, Literaturkästen und verplombte Koffer;267
9.3.2;3.2. Der (heimliche) Leser;271
9.4;4. Wandel der Programminhalte;280
9.4.1;4.1. Der »Schwarze Kanal«;281
9.4.2;4.2. Zugeständnisse an den Mediennutzer;286
9.4.3;4.3. Programmaustausch und Programmreformen;290
9.5;5. Westmedien und die Friedliche Revolution 1989;295
10;Zusammenfassung und Fazit;299
11;Abbildungsverzeichnis;310
12;Abku?rzungsverzeichnis;310
13;Quellenverzeichnis;313
14;Literaturverzeichnis;316
15;Dank;330

Über Autor(innen)

Kuschel, Franziska
Franziska Kuschel, geb. 1980, ist Leiterin des Arbeitsbereichs Wissenschaft bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Zuvor war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin tätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der DDR und die deutsch-deutsche Geschichte.