E-Book, Deutsch, 468 Seiten
Lange 70 Jahre Lebensfreude
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-347-28702-0
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Schilderung eines fast normalen Lebens
E-Book, Deutsch, 468 Seiten
ISBN: 978-3-347-28702-0
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Schilderung meines recht bunten Lebens lässt mich nach über 70 Jahren zu dem Schluss kommen, dass ich dankbar bin, in diesem Land recht unbeschwert aufwachsen zu dürfen und in einer Zeit gelebt habe, in der das Reisen in alle Welt noch recht einfach war.
Ich, Manfred Lange, wurde am 20.07.1949 in einem Dorf am Harzrand geboren und wuchs in ländlicher Umgebung auf. Besuchte die Volks-, Mittel-, Berufs- und Berufsaufbauschule. Erlente den Beruf eines Tischlers und studierte Innenarchiteltur. Schon früh zog es mich in die Welt hinaus, im Alter von 22 Jahren reiste ich mit einem VW-Bulli nach Indien. Im weiteren Leben habe ich die Kontinente Afrika, Asien, Australien und Nordamreika bereist. Mit 30 Jahren habe ich mein Hobby, die Fliegerei zum Beruf gemacht und habe die Flughäfen Europas kennengelernt und als Fluglehrer vielen das Fliegen beigebracht. Als Eventkoch habe ich die Indische Küche in einer Kochschule und als als Gastkoch in diversen Restaurants einem interessierten Publikum nahegebracht. Als Rentner genieße ich die Freizeit, spiele Golf und versuche gesund zu leben.
Autoren/Hrsg.
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Vorgeschichte und erste Lebensjahre Die ersten Erinnerungen gehen zurück in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, die geprägt waren durch die Ereignisse des letzten Weltkriegs. Meine Eltern lebten bis zum Ende des zweiten Weltkriegs seit vielen Generationen in Schlesien am Rande des Riesengebirges. Mütterlicherseits war die Familie in der Landwirtschaft und Weberei tätig, seitens des Vaters lebten sie von Fuhrgeschäften. Nach Beendigung der Gewaltherrschaft der Nazis und dem verlorenen Krieg, musste die Familie die anvertraute Heimat verlassen und befand sich wie viele Millionen Deutsche, auf der Flucht. In Leipzig lernte meine Mutter während des Krieges einen Unteroffizier aus dem Harzvorland kennen, der damals schon das bevorstehende, katastrophale Ende hat kommen sehen und ihr anbot, wenn sie die Heimat verlassen müsse, könne sie bei seiner Familie vorläufig unterkommen. Dieses Ziel vor Augen, kamen sie mit ihrer dreijährigen Tochter Karin, ihrer Mutter und deren Ehemann, der selbst für den Volkssturm schon zu alt war, im Frühjahr 1946, nach vielen Entbehrungen und völlig ausgehungert, dort an. Der selbständige Schlossermeister richtete zwei Zimmer her, in denen die Flüchtlinge Unterkunft fanden, meine Mutter sollte ihm dafür den Haushalt führen. Der Mann meiner Großmutter, war nach einer üppigen Mahlzeit an Darmverschlingung gestorben, da das reichhaltige Essen sein System nach den Hungerzeiten, nicht verarbeiten konnte. Der leibliche Vater meiner Mutter, war im ersten Weltkrieg in Frankreich gefallen, bevor er und meine spätere Großmutter heiraten konnten. Zu diesem Unglück traf es meine Mutter kurze Zeit später erneut sehr hart. Ihr Mann, mein Vater, war in englischer Gefangenschaft als ein Militärfahrzeug im Sommer des Jahres 1946, ihre kleine Tochter, die die mühsame und schicksalsvolle Flucht überstanden hatte, überfuhr. Das kleine Ding spielte an der Straße als sie ein Fahrzeug hörte. Sie hatte gelernt, wenn sich ein solches näherte stehen zu bleiben. Das tat sie auch aber leider auf der Straße. Das Wichtigste, was meiner Mutter während und nach dem Krieg geblieben war, raffte das Schicksal nun auch noch dahin. Die Trauer war riesengroß. Der damalige Bürgermeister des Ortes versuchte daraufhin, bei dem britischen Militärgouvernement, in dessen Besatzungszone das Unglück passierte, meinen Vater aus der Gefangenschaft vorzeitig frei zu bekommen. Es wurden viele Eingaben gemacht. Da mein Vater kein aktiver Nazi war und weder der SS noch der SA angehörte, vergingen „nur“ weitere zwei Jahre bis er entlassen wurde. Zwischenzeitlich hatte der Schlossermeister meiner Mutter angeboten, ihr eine Summe Geld zu leihen, damit sie ein Haus bauen konnte und war ihr auch bei der Durchführung sehr behilflich. Am Ortsrand in einem Siedlungsgebiet erwarb sie ein Grundstück und der Hausbau begann. Als mein Vater aus der Gefangenschaft zurückkehrte, stand es schon da. Ein Fachwerkhaus, außen und innen verputzt mit einem Keller. Drei Zimmer im Erdgeschoss und zwei im oberen, einem Spitzboden und über einem Stall ein weiterer Dachboden, den mein Vater mit einer Hobelbank bestückte und als kleine Tischler-Werkstatt nutzte. Neben dem Stall ein Plumpsklo. Die Oma und die Mutter waren schon eingezogen. Im Sommer des Jahres 1949 traf ich dann ein und die kleine Familie führte fortan ein bescheidenes Dasein. Zweieinhalb Jahre später gesellte sich zu mir noch ein Schwesterchen. Zwischendurch hatte meine Mutter eine Zwillingsfehlgeburt. In meinem dritten oder auch vierten Lebensjahr, erinnere ich mich an einen sehr kalten Winter. Das Erdgeschoss des neuen Hauses war noch nicht vollständig in Gebrauch, zumindest nicht für tiefe Temperaturen hergerichtet, so dass im Obergeschoss in einem kleinen Zimmer mit einem, vom Schlossermeister zur Verfügung gestellten „Kanonenofen“, eingeheizt wurde. Trotzdem „blühten“ Eisblumen an den einfach verglasten Fensterscheiben. Mein Vater fand als Tischlergeselle bei einem Tischlermeister im Dorf eine Anstellung. Meine Mutter und meine Oma arbeiteten in einer Teigwarenfabrik in der nächsten Stadt im Schichtbetrieb. Den Weg zur Arbeitsstätte legten sie zu Fuß zurück. Ich wurde immer mitgenommen, z.B. von der Oma, wenn sie zur Arbeit ging und dann meiner Mutter übergeben, wenn sie Feierabend hatte und umgekehrt. Das Haus war das letzte am Ortsrand des Siedlungsgebietes, mit einem wunderbaren Blick auf die nahen Wälder des Harzrandes. Dazwischen verlief die Bundesstraße. Zur anderen Seite erschloss sich die Feldmark. Da die Wohnungsnot nach dem Krieg in Deutschland groß war, zogen bald Mieter ein. Zunächst Frau Lorke, eine Kriegswitwe an die ich mich nicht mehr erinnere. Meine Mutter erzählte mir später, dass sie mich als Baby sehr mochte und mir kleine Aufmerksamkeiten zukommen ließ, wie beispielsweise einen Löffel, mit dem ich gefüttert wurde, der seitenverkehrt gebogen war und so meine Fütterung erleichterte. An diesen Löffel konnte ich mich noch erinnern. Später bezog eine Familie mit drei Kindern zwei Zimmer im Erdgeschoss. Das alles half, die monatlichen Kreditkosten zusammen zu bekommen und trug so zum Familieneinkommen bei. Im Garten, zwischen Haus und Bundesstraße, wurde Gemüse angebaut und in einem kleinen Stall wurde ein Schwein gemästet. Eine Ziege, die einige Male auch junge Zicklein zur Welt brachte, war im Stall nebenan. Hinter dem Haus hatte der Vater einen Hühnerstall gebaut, in dem fortan so etwa acht Hühner und ein stolzer Hahn, ihr Dasein fristeten und den nötigen Eierbedarf lieferten. Zeitweilig landete auch das eine oder andere Huhn in der Backröhre oder im Suppentopf. Später baute der Vater noch einen Kaninchenstall in dem zwei Kaninchen herangezogen wurden, die im Ernährungsplan mit einkalkuliert waren. Das Schlachten der Hühner vollzog meine Großmutter. Das ausgewählte Tier wurde gefangen, mit der einen Hand an beiden Flügeln gepackt, mit der anderen wurden die Beine gehalten, ein kurzer Schlag mit dem Kopf an den Hackeklotz betäubte das Huhn. Mit einem Beil ein gezielter Schlag, der Kopf lag daneben und aus dem Hals spritzte das Blut. Es war nicht schön, aber es war normal in dieser Zeit. Danach wurde das Relikt mit heißem Wasser übergossen und fein säuberlich gerupft. Die feinen Restfedern wurden dann über einem Feuer aus zusammengeknülltem Zeitungspapier abgefackelt. Das Ausnehmen und das Zubereiten verstand die Oma perfekt. Neben unserem Haus lagen Ländereien, die z.T. von einigen Leuten aus dem Dorf beackert wurden. Vornehmlich von anderen Flüchtlingen, die dort ebenfalls Kartoffeln oder Gemüse zum Eigenbedarf anbauten. Als kleiner Steppke hatte ich schon damals keine Berührungsängste und so lernte ich schnell die Nachbarn der ganzen Siedlung kennen und die mich auch. So erweckte ein kleines Mädchen der Familie, die das Feld neben unserem Haus gepachtet hatten, meine Aufmerksamkeit und wir spielten zusammen, während die Eltern beschäftigt waren. Auch meine Eltern pachteten einen kleinen Streifen Land, das am anderen Ende des Dorfes lag und pflanzten dort zusätzlich Kartoffeln an, die nach der Ernte, im Keller als Jahresbedarf, eingelagert wurden. Zu allen Arbeiten wurde ich mitgeschleppt und erlebte schon so, früh den Kontakt zur Natur. Auf dem gut sechshundert Quadratmetern großen Grundstück unseres Hauses, wurden Bäume gepflanzt. Vor dem Giebel zur Bundesstraßenseite hin, wuchsen zwei Kirschbäume empor, die von uns Kindern später als perfekte Klettergerüste genutzt wurden. Ein Birnbaum, zwei Apfelbäume und ein Fliederbusch ergänzten die Sammlung. Der besondere Stolz meines Vaters war ein Eierpflaumenbaum, der nach einiger Zeit auch eiergroße Pflaumen hervorbrachte. An den Seitenrändern des Gartens waren kleine Büsche angepflanzt, die Stachelbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren hervorbrachten. Dazwischen leuchteten im Sommer rot einige Himbeersträucher. Von der Hintertür des Hauses, führte ein schmaler, grasbewachsener Pfad zwischen den Kirschbäumen bis zum Grundstücksende. Rechts und links davon eine Reihe Ringelblumen, Löwenmäulchen, Astern und Gladiolen. Meine Mutter mochte es, von Blumen umgeben zu sein. Dahinter waren auf der einen Seite Gemüsebeete mit Möhren, Zwiebeln, Porree, Gurken, Radieschen, diversen Küchenkräutern, Weißkohl, Rotkohl und Kohlrabi angelegt. Die andere Seite war zu zwei Dritteln mit Kartoffeln und der Rest mit Erdbeeren bepflanzt. Den Zaun zur Straßenseite verdeckten im Sommer rankende Wicken. Zur Erntezeit waren Mutter und Großmutter immer fleißig mit dem Einkochen beschäftigt. Die Obstsorten wurden zu Kompott verarbeitet, aus den Früchten machten sie Marmelade. In einer Tonkrugge wurde Sauerkraut bevorratet. So war Vitamin C für den Winter vorgesorgt. Mittlerweile befand sich in dem anfänglich sehr spartanisch eingerichteten Haushalt ein Elektroherd mit Backröhre. Der einfache Kohleherd wurde durch einen Kachel-Kochherd ersetzt. Ein Vertreter...