E-Book, Deutsch, Band 4, 132 Seiten
Reihe: die bunten
Lapp Changemanagement
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-8224-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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E-Book, Deutsch, Band 4, 132 Seiten
Reihe: die bunten
ISBN: 978-3-7597-8224-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Change ist ein schwammiger Begriff, der unseren Alltag mehr oder weniger bewusst bestimmt. Von Feinabstimmungen bis zu Umstürzen. Von Alt zu Neu. Von einem in einen anderen Raum. Alle haben ein eigenes Verständnis von Change. Wie unterscheidet sich jedoch eine Veränderung von der anderen? Wie gehen wir damit um? Welche Ansatzpunkte gibt es? Nutzen Sie die Bilder, um Ihren Umgang mit Veränderungen zu verändern. Das Buch beinhaltet fünfzehn überarbeitete Blogbeiträge zum Thema Changemanagement.
Michael Lapp ist Gründer der Unternehmensberatung memecon®. Er lebt heute in Neustadt als Bedeutungsgestalter, Blogger, Bildermacher, Berater, Coach und Trainer.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
WANDEL IST DIE ÜBERLAGERUNG ALLER ÄNDERUNGEN19
Komplexität – Die Natur von Veränderungen VUKA beschreibt neue Qualitäten, die unsere Wirklichkeit betreffen – nichts bleibt, wie es wird; nichts wird wie gedacht; nichts lässt sich denken, wie es ist; nichts ist, wie es scheint.20 Die Geschwindigkeit, mit der Neues auftaucht und wieder verschwindet, passt nicht zu unserer menschlichen Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die Ansichten, die wir erkennen, sind stets unvollständig und damit unsicher. Es gibt Unmengen von Sachverhalten, die aus unterschiedlichen Perspektiven verschiedene Erkenntnisse liefern. Es wird beschwerlich, Gesetze zu formulieren. Eine erste Klassifikation unterstreicht, wie schwer greifbar Veränderungen in diesem komplexen Umfeld sind. (1) Die Menge der Variablen und die Rechenzeit generieren Berechenbarkeitskomplexität. (2) Die Informationskomplexität besteht neben den wertvollen Inhalten aus unterschiedlichem Rauschen – zufälliges weißes Rauschen; niederfrequentes, braunes Rauschen; hoch-frequentes Blaues-/Violettes-Rauschen; schwarzes Rauschen (drückende Stille). (3) Die Komplexität entsteht zufällig, folgt chaotischen, periodischen oder fixen Attraktoren.21 Das Rauschen, das bei der Kommunikation entsteht, wenn wir Botschaften senden, übertragen und empfangen, erzeugt die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Zusätzlich generiert unsere Umwelt störende natürliche und menschgemachte Nebengeräusche. Das Meta-Modell der Sprache verrauscht unsere Botschaften genauso wie die fehlerbehafteten Wahrnehmungskanäle (visuell, auditiv und kinästhetisch). Zusätzlich belastet wird unsere Auffassungsgabe durch unseren emotionalen Zustand – Angst, Überlastung, Begeisterung. Am Ende liefern unsere Kultur und persönlichen Mindsets zusätzliche Rauschfaktoren. Komplexität ergibt sich aus den Artefakten und Konzepten sowie der Vernetzung von allem mit allem. Schon Heraklit hat erkannt, dass sich alles ohne Unterlass verändert - alles fließt. Dadurch können wir nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen. Das gilt bis heute. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Mikrofon mit dem Phonographen verbunden. Den Schlusspunkt der Entwicklung mit vielen Verbesserungen bildete das Tonbandgerät mit einem eingebauten Mikrofon, das es erlaubt, mehrere Kanäle parallel aufzunehmen. Eine große Disruption kam durch den Analog-Digitalwandler, der Bandrauschen eliminierte und es ermöglichte, die Klänge digital zu speichern. Eine grundsätzliche Transformation wurde durch die Miniaturisierung der Bestandteile geschaffen. Heute stehen Mikrofone mit einem eingebauten Aufnahmegerät zur Verfügung. Der Wandel ist am Ende die Überlagerung aller Verbesserungen, Veränderungen und Transformationen. Abbildung 6: Wellenüberlagerung Die Stärken der Änderungen lassen sich durch sich überlagernde Lebenszyklen darstellen. Die Amplituden und Frequenzen können dabei unterschiedlich sein. Manche erscheinen vermeintlich aus dem Nichts, wie beispielsweise das World Wide Web (Internet-Timeline, S. ?). Am Ende macht die Komplexität der Überlagerungen es unmöglich, zukünftige Zustände vorherzusagen. Bei näherer Betrachtung ergeben sich folgende Unterschiede (siehe auch S. ?). Stabilisierung Die Fehlerbehebung eines Einzelteils macht das große Ganze besser. Zu diesem Zweck wird der Baustein nicht ersetzt, sondern nur veredelt - durch Nachbearbeiten, Anpassen und Stärken der Bestandteile. Setzen wir ein besseres Öl ein, so läuft die Maschine gleichmäßiger. Solange sich an der grundsätzlichen Struktur nichts ändert bzw. die Nacharbeiten überschaubar sind, sprechen wir von Stabilisierung. Verbesserung Ersetzen wir einzelne Teile durch neue, sprechen wir von kleiner Veränderung. Dabei wird eine Komponente ausgetauscht, indem eine überarbeitete, umgestaltete oder völlig neu konzipierte entsteht. Ein gutes Beispiel war die Erfindung des Transistors, der in den Radios die fehleranfälligen Röhren ersetzte. Dabei wurden die veraltete Komponenten ausgetauscht und damit das große Ganze verbessert. Es änderte seine Grundstruktur nicht. Es gibt in Japan das kulturelle Schlüsselwort Kaizen für das schrittweise Verbessern, das dem westlichen KVP22 ähnelt. Werden über die Zeit alle Bestandteile durch neue ersetzt, so ergibt sich mittelfristig eine weitreichende Transformation. Transformation Erfolgt eine grundsätzliche Erneuerung eines komplexen Systems, ändern sich die Parameter - Teile, Bausteine, tragende Elemente und vor allem die Bedienung, der Einsatzzweck und die Wirkung. Dabei verändert sich der Aufbau so drastisch, dass die zukünftigen Nutzer es nicht wiedererkennen und auf den Umbruch vorbereitet, herangeführt und geschult werden müssen. Üblicherweise fehlt zu Beginn das Verständnis für die Sinnhaftigkeit, die Notwendigkeit und die Einsatzmöglichkeiten. Transformationen haben einen wietreichenden Einfluss auf den Wandel. Aus allen sich überlagernden Verbesserungen, Veränderungen und Transformationen ergibt sich Wandel. Ein gutes Beispiel sind die Kondratieff-Zyklen23, die die Innovationswellen der Wirtschaft sichtbar machen. Im Laufe der Zeit bauen sich neue Ideen aufeinander auf und führen irgendwann zu einem Paradigmenwechsel. Dabei handelt es sich um Wandel, der dauert. Am Ende ist ein sehr großer Bereich betroffen. Ein solcher Wandel ist die Künstliche Intelligenz. Im Dartmouth-College fand 1956 der Workshop Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence statt. 1970 gründete einer der Teilnehmer, Marvin Minsky, das MIT AI Lab. 24 Und heute erwarten viele große Fortschritte von der Generativen KI – nach fast siebzig Jahren und zwei KI-Wintern. Je nach Stärke der Änderung wird von den Betroffenen mehr oder weniger Umdenken gefordert. Die Verbesserung und Veränderung, die sich auf klare Strukturen und mechanische Systeme beziehen, werden oft übersehen. Sie verstecken sich in technischen Interna und machen sich bei der Bedienung nicht oder nur gering bemerkbar. Bereits die Transformation liefert große Umbrüche. Es ändern sich viele Aspekte gleichzeitig und erfordern ein Umdenken der Nutzer, das natürlicherweise zu Widerständen führt. Die Betroffenen müssen zuerst einmal mit dem Neuen bekannt gemacht werden. Dann sind Einführungen notwendig, die die sachgemäße Anwendung vermitteln. Letztlich brauchen derartige Neuerungen auch neue Regelungen, die den sicheren Einsatz gewährleisten. Fazit: Änderungen finden in unterschiedlichen Stärken statt. Der Wandel ergibt sich schließlich aus der Überlagerung der Veränderungsdynamiken der verschiedenen Bestandteile. Je stärker die Umänderung, desto mehr müssen wir uns mithilfe von Changemanagement um das Verständnis der Nutzer bemühen. Der Anfang und das Ende der Komplexität sind gekennzeichnet durch das Fehlen einer Situationsbeschreibung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass hier keine Bedrohung lauert. Deshalb müssen wir diesen Zustand überwinden, indem wir die Gegebenheiten einfach zusammenfassen, d.h. die für uns wesentlichen Kriterien ermitteln. Die Beschreibung wird erst dann nützlich, wenn nicht nur Kennzahlen ermittelt sind, sondern für jeden Wert die akzeptable Amplitude bestimmt ist. Darauf aufbauend werden die Hebelpunkte gesucht, mit denen das gewünschte Gleichgewicht hergestellt wird. Da sich alles in Bewegung befindet, bleibt nichts anderes übrig, als irgendwann die Situation zu verbessern, d.h. in das komplexe System einzugreifen und es in kleinen Schritten langfristig zu ändern. Die Aufmerksamkeit sollte dabei auf den kollateralen Schäden liegen, die ungewollt entstehen und zusätzliche Maßnahmen erfordern. Die Komplexität verhält sich wie der Gordische Knoten (Lapp, 2024). Jede Veränderung zieht den Knoten fester. Irgendwann ist der Moment erreicht, wo er nur noch wie von Alexander dem Großen gelöst werden kann, indem er zerschlagen wird – eine radikaler Ansatz, der die gewünschte Wirkung erzielte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Neue nicht die Zeit eines Start-ups hat, sondern zeitnah eine ähnliche Komplexität erreichen muss, um das Überleben des Ganzen zu sichern. 19 Erstveröffentlichung 23.04.2017 20 (Lapp, 2023) 21 (Mainzer, 2008) 22 KVP ist ein Akronym für Kontinuierlicher-Verbesserungs-Prozess. 23 Kondratieff hat fünf Konjunkturwellen beschrieben: (1) Dampfmaschine/ Baumwolle, (2) Eisenbahn/ Stahl, (3) Elektrotechnik/ Chemie, (4) Petrochemie/ Automobil, (5) Informationstechnik. (Nefiodow,...