Lercher | Der Tote im Stall | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 114 Seiten

Reihe: Lisa Lercher Krimis

Lercher Der Tote im Stall

Kriminalroman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7099-3565-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 114 Seiten

Reihe: Lisa Lercher Krimis

ISBN: 978-3-7099-3565-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tatwaffe: Mistgabel

Die Freundinnen Anna und Mona auf Wellnessurlaub in der Steiermark: ländliche Idylle, körperliche und geistige Entspannung in der Thermenregion sind angesagt - doch dann entdeckt Anna im Stall des Bauernhofes, in dem sie untergebracht sind, eine Leiche. Der Tote war ein deutscher Urlaubsgast, und auch die Todesursache ist rasch gefunden: Eine Mistgabel steckt in seinem Hals.

Für den Gemeindearzt besteht kein Zweifel, dass es sich um einen Unfall handelte, doch der detektivische Spürsinn der Freundinnen ist bereits geweckt: Sie hören sich um und stoßen auf allerlei Ungereimtheiten - bis ein Rückzug unmöglich ist.

***Wie schon ihr Debüt "Der letzte Akt" überzeugt "Der Tote im Stall" durch Tempo, atemberaubende Spannung und glaubwürdige Dialoge, gewürzt mit einer guten Portion trockenem Humor.***

Weitere Krimis von Lisa Lercher:

- Der letzte Akt. Kriminalroman

- Ausgedient. Kriminalroman

- Die Mutprobe. Kriminalroman

- Zornige Väter. Kriminalroman

- Mord im besten Alter. Kriminalroman

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„Warum tut sich eine Frau so was an?“ „Was?“ frage ich mit vollem Mund und greife nach der Kaffeetasse, um das trockene Vollkornbrot hinunterzuspülen. „Diesen Blick, jeden Morgen und das vielleicht 25 oder gar 30 Jahre lang.“ Ich kann ihr noch immer nicht folgen. Meiner besten Freundin, die neben mir am Tisch sitzt. Der Teller vor ihr erinnert an eine Farbpalette. Flaschengrüner Kürbiskernaufstrich, ein paar rote Tomatenscheiben, orange gesprenkelter Liptauer. Statt des Malerkittels trägt sie jedoch eine knallgelbe Vliesjacke. Sie bildet einen hübschen Kontrast zu ihrer rostroten Mähne, die ihr fast bis zum Hintern reicht. „Was ist jeden Morgen?“ Ich tauche mein Messer in ihren Kürbiskernaufstrich und schlecke es genußvoll ab. Monas Blick streift mich. „Der alte Knabe da drüben. Stell dir vor, du hast so was geheiratet und mußt dir das griesgrämige Gesicht dann Tag für Tag anschauen.“ Sie hat recht. Er schaut wirklich ziemlich mürrisch drein. Die zusammengewachsenen buschigen Augenbrauen über der markanten Nase verstärken diesen Eindruck. Mit seinen spärlichen weißen Haaren sieht er aus wie ein Ei mit Schimmelpilz. „Meinen Traummann stelle ich mir auch anders vor“, gebe ich zu. „Aber wer weiß, vielleicht ist er der aufmerksamste und fürsorglichste Ehemann und denkt gerade darüber nach, was er seiner Frau zum Geburtstag schenken soll.“ „Oder er überlegt, ob er das Abführmittel nun nehmen soll oder doch nicht“, springt Mona hilfreich ein. Meine beste Freundin aus längst vergangenen Schulzeiten hat ihre Wahl getroffen. Der einsame Urlaubsgast am anderen Ende des Frühstückszimmers muß als Vertreter der Männlichkeit heute Buße tun. Er läßt sich jedoch nicht in seiner Abwesenheit stören. Sein Blick scheint sich an einer alten Fotografie an der Wand gegenüber festzuhalten, aber ich glaube nicht, daß er sie wirklich wahrnimmt. Schließlich senkt er den Kopf und zieht die kleinformatige Tageszeitung näher zu sich heran. Er vertieft sich in die ersten Seiten, wahrscheinlich die Innenpolitik. „Schau, wie er die Schultern hängen läßt“, versuche ich Monas Mitgefühl zu wecken. „Wahrscheinlich Trauerweide im Baumhoroskop“, kontert sie. „Außerdem ist er sowieso nicht unsere Altersklasse.“ „Beruhigend.“ Ich schenke mir Kaffee nach. „Warum bist du eigentlich so aggressiv? Wir haben Urlaub, es geht uns gut, und wir haben eine tolle Woche vor uns.“ „Ich bin weder aggressiv noch schlecht gelaunt, nur in einer klassischen Singlekrise.“ „Und wie läßt sich die beheben?“ frage ich interessiert. „Mit lockenden Angeboten und ein bißchen Action.“ „Ich dachte, wir wollen uns hier erholen.“ Das haben wir zumindest ausgemacht, denn ich brauche dringend etwas Ruhe und Frieden, um die letzten Reste meiner Blessuren auszuheilen. „Erholung und ein Happen Frischfleisch sind ja an sich kein Widerspruch, oder?“ Mona grinst zweideutig. „Schließlich kannst du an Thomas denken, wenn du Sehnsucht nach einem Mann hast.“ Thomas. Gerade habe ich einmal nicht an ihn gedacht, und jetzt muß sie mich wieder an ihn erinnern. „Von dem will ich mich auch erholen“, schnappe ich unwirsch. „Warum?“ fragt Mona unschuldig. „Darum.“ „Guten Morgen die Damen. Ist das Frühstück in Ordnung?“ Die Chefin des Hauses unterbricht unsere Debatte. Sie wirkt überarbeitet. Auch die adrette Trachtenuniform kann nicht darüber hinwegtäuschen. Wir nicken pflichtschuldig. Ihr rechter Mundwinkel zuckt. Ob sie vom Lächeln bereits Krämpfe kriegt? frage ich mich. „Schon Pläne für den Tag gemacht? Wahrscheinlich wollen Sie in die Therme. Aber bei dem strahlenden Sonnenschein sollten Sie sich auch die Umgebung ein bißchen anschauen. Wir haben wunderbare Wanderwege. Übrigens, haben Sie den Meldezettel schon ausgefüllt?“ „Nein, noch nicht.“ „Dann darf ich Ihnen das gleich geben. Der Abschnitt hier ist für Sie, der Thermenpaß. Damit ist der Eintritt etwas billiger“, klärt sie uns auf. Wir bedanken uns. Sie wendet sich an die Gäste am Nebentisch, um sie mit ihrer Aufmerksamkeit zu beglücken. Das gehört offenbar zum Service. Von hinten wirkt sie um zwanzig Jahre jünger. Diese Biokost ist ein Wundermittel für die Figur. Ob die schwarzen Locken echt sind? „Sicher Biofarbe“, flüstert Mona, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Nur die Biogesichtscreme läßt ein paar Wünsche offen.“ „Die nach Falten sicher nicht“, spotte ich. „Nicht so charmant, liebste Freundin.“ „Apropos. Unser einsamer Griesgram hat inzwischen auch das Weite gesucht.“ Sein Abgang ist uns glatt entgangen. „Schade. Zu dem wäre uns sicher noch einiges eingefallen.“ Mona schiebt den letzten Löffel ihres rechtsdrehenden Joghurts in den Mund. „Und was machen wir jetzt?“ „Für die Bauerndisco ist es wohl noch zu früh. Mit deinem Hunger auf Frischfleisch mußt du also noch warten.“ „Kein Problem. Fangen wir also mit dem Aufhübschen an. Eine Runde Sauna, eine sanfte Massage und prickelndes Thermenwasser?“ „Hört sich gut an“, antworte ich zufrieden. Also doch ein Urlaub nach meinem Geschmack. Mona kramt in ihrem Koffer nach den Badeutensilien und packt sie in eine transparente Plastiktasche. Wo sie bloß immer diesen Kitsch auftreibt? Ich öffne das Fenster. Mona verschwindet im Badezimmer. Die Luft draußen ist kühl und klar. In den Geruch nach frischer Erde und Frühling mischt sich ein Hauch von Kuhstall, Heu und Kaffee. Ein Feldweg führt zu einem Wäldchen. Die Grünschattierungen lassen vermuten, daß die Laubbäume bereits die ersten Blätter austreiben. „Ich hab' es dir schon tausend Mal erklärt. Es rentiert sich nicht“, höre ich plötzlich eine aufgebrachte Stimme. „Das stimmt nicht. Sieh dir doch mal die Berechnungen an. Alle würden profitieren. Und wenn du so weiter machst, verspreche ich dir, daß du Schwierigkeiten bekommen wirst.“ Die Entgegnung klingt nicht minder heftig. Interessiert beuge ich mich vor. Um die Ecke schauen kann ich dennoch nicht. „Droh mir nicht. Laß mich in Ruhe und scher dich gefälligst um deinen eigenen Dreck.“ Das war deutlich, denke ich. Ich spüre die Spannung, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, worum es in dem Streit geht. Neugierig warte ich, ob das Klatschen von Schlägen zu hören ist. „Fertig.“ Mona zieht die Badezimmertür energisch ins Schloß. Ich lege meinen Zeigefinger an die Lippen und winke sie zum Fenster. „Was ist?“ flüstert sie. Ich deute nach unten. „Da streiten sich zwei.“ Mona beugt sich aus dem Fenster. Außer dem Muhen einer Kuh ist nichts zu hören. „Ich hör' nichts“, sagt sie enttäuscht. „Wahrscheinlich haben sie sich inzwischen geeinigt.“ Unten ist wirklich Ruhe eingekehrt. „Was ist? Warum schaust du so?“ fragt sie. „Das hat sich so aggressiv angehört.“ „Geh, das sind nur deine Nerven. Kein Wunder, nach dieser Geschichte. Es ist ja noch keine vier Wochen her. Einen Mord aufklären und sich in Lebensgefahr begeben, da braucht frau halt ein bisserl Zeit, um das zu verdauen.“ „Ich weiß. Deswegen haben wir uns auch diese ländliche Idylle für unseren Kurzurlaub ausgesucht, einen Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, antworte ich. „Wirst schon sehen, nach dieser Woche fühlst du dich wie neu geboren, ganze Alleen wirst du ausreißen“, meint sie aufmunternd. Ich seufze. Wie macht sie das? Der Mord an der Schauspielerin war doch auch für sie nicht ohne. Ich bin immer noch ganz erledigt von den Aufregungen, ganz zu schweigen von den Prellungen, die ich mir dabei geholt habe. Und jetzt sind wir gerade eine Nacht hier, und sie sprüht schon wieder vor lauter Unternehmungsgeist. Aber im Grunde hat sie recht. Meine Nerven sind eindeutig überreizt. Ich gebe mir einen Ruck und lege den Riegel des Doppelflügelfensters um. Dann schlüpfe ich in meinen Anorak. „Guten Morgen.“ Der freundliche Gruß gilt uns. Das muß die Tochter des Hauses sein. Welcher Teenager würde wohl sonst so freundlich grüßen?...


Lisa Lercher, geboren 1965 in Hartberg/Steiermark. Studium der Erziehungswissenschaften in Graz, lebt seit 1989 in Wien. Neben ihrer Tätigkeit in der Bundesverwaltung schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzkrimis, u.a. Die Mutprobe (2006), der für den ORF/MDR verfilmt wurde.



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