E-Book, Deutsch
Lette Wie man seinen Mann umbringt
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-20357-3
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-641-20357-3
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Und morgen bringe ich ihn um...
Jede Frau will ihren Mann umbringen - irgendwann. Doch als Jasmine tatsächlich des Mordes an ihrem Ehemann David beschuldigt wird, sind ihre engsten Freundinnen Cassie und Hannah schockiert. Was ist mit der perfekten Hausfrau und aufopferungsvollen Mutter geschehen? Klar, es war nicht so schlau von ihr, Davids Rekord im Fremdgehen zu brechen, und vor allem, hätte sie sich besser keinen professioneller Killer als Liebhaber ausgesucht. Jetzt sitzt Jasmine im Gefängnis, und ihre Freundinnen versuchen mit Feuereifer ihre Unschuld zu beweisen. Dabei stecken sie selbst in handfesten Krisen. Doch solange die drei zusammenhalten, kann eigentlich nichts schiefgehen. Oder?'Kathy Lettes Romane sind so straff wie die Oberschenkel von Angelina Jolie.' The Times
Kathy Lette, Englands beliebtestes Enfant terrible, begann ihre abwechslungsreiche Karriere als Kabarettkünstlerin, war dann Sängerin in einer Rockband, Fernsehjournalistin, Kolumnistin für Zeitungen in Sydney und New York sowie Drehbuchschreiberin für Seifenopern, bevor sie Bestseller schrieb.
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»Ich bin gestern bis in die späten Nachtstunden aufgeblieben, um auch alle Aspekte Ihres Selbsteinschätzungsformulars goutieren zu können. Es ist übrigens ein solches Feuerwerk an brillanten pädagogischen Einsichten, dass ich heute früh glatt ein bisschen verschlafen habe«, lüge ich. »Diese intellektuelle Schärfe war so stimulierend, dass ich einfach nicht einschlafen konnte.« Ich sollte mir wirklich einen Vorrat an Gleitcreme zulegen, wenn ich beabsichtige, ihm weiter in den Arsch zu kriechen, denke ich, aber es nimmt ihm tatsächlich den Wind aus seinen giftigen Segeln. »Oh. Aha. Verstehe. Nun. Haben Sie es dabei?« »Ich habe meins dabei. Übrigens ein genialer Titel. Lehren heißt lernen!«, säuselt Perdita schamlos und reicht ihm ihren Fragebogen. Ich überlege, ob ich Scroope nicht sagen soll, dass ein Bewerbungsformular nichts anderes ist als ein Stück Papier, auf dem lauter Lügen stehen. Stattdessen entscheide ich mich für: »Ach herrje! In der ganzen Aufregung, dass ich mich vielleicht verspäten könnte, muss ich es zu Hause liegen gelassen haben«, improvisiere ich. »Gleich als Erstes morgen früh werde ich –« »Sie könnten Mr Scroope ja eine grobe mündliche Zusammenfassung davon geben«, schlägt Perdita süßlich vor. Scheiße. Von einer Frontalunterrichts-Tussi aufs Kreuz gelegt. »Eine ausgezeichnete Idee«, sagt Scroope begeistert. »Normalerweise würde ich Sie getrennt sehen wollen, aber da Sie nun schon so viele Termine verstreichen ließen, Ms O’Carroll, werde ich Sie in Mrs Pendals Vorgespräch einbeziehen. Würden Sie sagen, dass Sie …«, hier liest der Direktor von Perditas Blatt ab, »regelmäßig und methodisch Informationen über bereits erworbene Fähigkeiten einsetzen, um bei den Schülerinnen und Schülern gezielt Erwartungen zu wecken, während Sie gleichzeitig deren Fortschritte überprüfen, um klares und konstruktives Feedback bezüglich des Lehrplans geben zu können?« »Lehrplan?« Ich klammere mich an das einzige Wort in diesem Satz, mit dem ich etwas anfangen kann. »Der Lehrplan der innerstädtischen Schulen von London? Oh, Sie meinen Lesen, Schreiben, Dealen?«, bluffe ich. »Na ja, zumindest lernen die Kids dabei, wie man aufs metrische System umrechnet.« Mein Lächeln wird nicht erwidert. Tatsächlich würde neben der Miene meines Chefs ein Granitblock belebt wirken. Perdita bietet sich jetzt an, ihre Selbsteinschätzung mündlich vorzutragen, was ihr erlaubt, sich in Selbstbeweihräucherungen zu ergehen. Stunden vergehen, während sie die Geschichte ihrer illustren Familie herunterbetet, seit den Kreuzzügen. »Hervorragend. Nun, Ms O’Carroll, Mrs Pendal und ich hatten gerade über die Aufgaben, die mir für eine stellvertretende Direktorin in der Probezeit vorschweben, einen diskursiven kleinen Schlagabtausch …« Ich hätte auch gern einen diskursiven kleinen Schlagabtausch mit Perdita – möglichst mit einem Baseballschläger in der Hand. »… aber da ich gleich zur Morgenandacht muss, könnten Sie mir während Ihrer Mittagspause vielleicht eine Einschätzung Ihrer Lehrkapazitäten schreiben und Ihre Stärken aufzählen …« »Zu denen Pünktlichkeit offenkundig nicht gehört«, wirft Perdita ein, nur damit sie und der Alte ein konspiratives kleines Glucksen teilen können. Erklären zu wollen, warum man eine gute Lehrerin ist, kommt dem Versuch gleich, Wackelpudding an die Wand zu nageln. »Mr Scroope, meine beste Qualifikation ist, dass ich in meine Schüler vernarrt bin und meinen Job liebe.« Komischerweise scheint das den Direx von meinem Genie nicht zu überzeugen. Er rappelt sich auf die Beine. »Vielen Dank, Mrs Pendal«, sagt er und entlässt Perdita mit einem Lächeln. »Ms O’Carroll, Sie würde ich gern noch einen Moment sprechen … Sie haben wohl länger als Mrs Pendal an dieser Schule unterrichtet«, sagt er, nachdem sie verschwunden ist, »aber Sie wissen auch, dass sie ihr Examen mit Auszeichnung gemacht hat. Außerdem hat sie eine Doktorarbeit geschrieben, ›Kontrolle und Struktur im Klassenzimmer‹«, fügt er beeindruckt hinzu. Meine herausragendste Fertigkeit als Lehrerin ist, immer zu wissen, wer mir hinter dem Rücken eine Fratze schneidet und bei welchem Kind der Hund wirklich die Hausarbeit aufgefressen hat. Dinge, die einem an der Uni nicht beigebracht werden. »Sagen Sie mir bitte, warum haben Sie für die Arbeit an einer Grundschule optiert?«, fragt er schließlich. »Nun ja, ich vermute mal, dass der Unterricht an Oberschulen befriedigender ist, weil man sich da nicht bücken muss, wenn man den Kindern mal eine kleben will«, witzele ich. »Aber im Ernst, ich unterrichte lieber jüngere Kinder, weil sie einen herrlichen Sinn für Humor haben. Letzte Woche schrieb die kleine Rosie Myttas-Perris in ihrem Aufsatz über globale Erwärmung, unser Planet sei in den Wechseljahren, und als ich Adi Greenberg bat, von eins bis zehn zu zählen, aber rückwärts, hat sie mir den Rücken zugedreht und einfach angefangen zu zählen«, sage ich lachend, halte aber jäh wieder inne, als mir auffällt, dass ich die Einzige bin, die das lustig findet. Mr Scroope zieht gereizt die Luft ein. Im Lehrerzimmer kursiert der Scherz, dass unser Direx aus Saddam Husseins Spezialkommando rausgeschmissen werden würde, wegen übermäßiger Grausamkeit. Wenn er einen Wutanfall hat, was täglich vorkommt, steht er dem HB-Männchen in nichts nach. »Ist es Ihnen mit dieser Beförderung eigentlich ernst, Ms O’Carroll? Mr Dundee verlässt uns nach den Sommerferien, und ich werde ihn durch ein fähiges und verantwortungsvolles Mitglied des Lehrkörpers ersetzen müssen. Sie sind die dienstälteste Bewerberin, und die Schulinspektoren und Kinder mögen Sie, wohl wahr, dennoch habe ich vergeblich versucht, irgendwelche Führungsqualitäten bei Ihnen auszumachen.« Während er weiter über einen »Umbau von Prioritäten«, »Gesundschrumpfen« und »Wertefeststellung« zetert, studiere ich seinen von links nach rechts gekämmten einzelnen Haarstrang. Er erinnert an ein schlaffes Spaghetti, das jemand über ein hart gekochtes Ei drapiert hat. Als er mich über die Dinge verhört, die ich angeblich in meinen Fragebogen eingetragen habe, mustere ich die Kaffeeringe auf seinem Schreibtisch und erwäge, ihn meinerseits zu fragen, was er unter Haarfarbe in seinen Passantrag geschrieben hat, da er, nun ja, als grenzwertig KAHL gelten kann. Hinter ihm im Fenster sehe ich Perdita im Twinset und mit Perlenkette über den Pausenhof gleiten, ausgeruht, entspannt, selbstsicher und, sagen wir es doch: perfekt. Ah, denke ich, so könntest du auch schweben, wäre da zum Glück nicht Rory vor.
Freitag
Was die Kollegen im Lehrerzimmer trinken, lässt einige Rückschlüsse auf ihr Wesen zu. Die meisten kommen am Morgen mit einem tiefschwarzen Starbucks-Espresso angetaumelt. Mr Scroope ist von der »Tee mit Milch und zwei Stück Zucker«-Fraktion, Perdita der Typ Rosmarin-Kräutertee. Für den Rest des Tages wird fast durchgehend Wasser in dem alten Kalkstein-Kessel erhitzt und wahllos aus Porzellanbechern mit »lustigen« Slogans getrunken – Lehrer tun es in der Klasse oder Lehrer stehen, bis es sitzt. Perditas Tasse aber war heilig. Sie trug außerdem die ominöse Aufschrift Beste Lehrerin. Ich lasse mich auf ein ausgedientes Sofa fallen, das einem Yak ähnelt, der schon eine Weile tot ist, und trinke eine Tasse Lehrerzimmer-Kaffee. Er schmeckt genauso schal, wie ich mich fühle. Niedergeschlagen lasse ich die letzte Woche vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Wie ein schwarzer Rand in der Badewanne, wie abgeschnittene, auf dem Nachttisch zurückgelassene Fußnägel häufen sich die Anzeichen, dass Rory in der Gute-Ehegatten-Schule längere Zeit geschwänzt hat. Wer sagte einmal: »Es stimmt nicht, dass das Leben immer nur eine Sache nach der anderen ist, es ist andauernd und immer wieder nur dasselbe?« Genau so ist das Leben einer berufstätigen Mutter; nur alles im Affenzahn. Wie Joggen im Treibsand. Für eine berufstätige Mutter ist jeder Tag so ziemlich, als hielte sie eine scharfe Handgranate in der Hand. Sosehr ich mich auch bemühte, eine von diesen Frauen zu sein, die mit einer Hand Windeln wechselt und mit der anderen ein Soufflé zaubert, während sie gleichzeitig an einer Konferenzschaltung teilnimmt, war ich zu einer bloßen Schablone verkommen. Wenn ich mich selber moralinsauer sagen höre: »Wo bist du eigentlich geboren? In einem Zelt?«, habe ich das Gefühl, dass man mich heimlich im Schlaf mithilfe von Berieselungs-Kassetten namens Ehefrau-und-Mutter-Klischees, Teil zwei einer Gehirnwäsche unterzogen hat. Wen wundert es, dass ich am Freitagabend schließlich wie eine Langstrecken-Stewardess unter Erschöpfung, schmerzenden Beinen und Stimmungsschwankungen litt? Vielleicht hatte Jazz ja doch recht. Vielleicht war ich ja sauer auf Rory und empfand keine Zärtlichkeit mehr für ihn im Bett. Na toll. Jetzt musste ich in meinen ohnehin überbuchten Tagesplaner auch noch Schmollen unterbringen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass im heiligen Stand der Ehe eine kleine Palastrevolution fällig war. Lynchende Ladys
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