Lewis | Der Mönch | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Lewis Der Mönch

Eine Romanze
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7583-3402-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Romanze

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

ISBN: 978-3-7583-3402-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Der Mönch" - das bekannteste Werk des englischen Autors Matthew Gregory Lewis - beschreibt den den durch die Hexe Mathilde verursachten moralischen Verfall, und das dadurch folgende Abgleiten des Dominikaner-Priors Ambrosius, in die abscheulichsten Verbrechen, deren furchtbare Strafe aber letztlich nicht ausbleibt. Das Buch erschien erstmals 1796. Es wurde bald über die Grenzen Großbritanniens bekannt und ist bis heute eines der berühmtesten Werke der Schauerromantik. Der hier vorliegenden Ausgabe liegt eine anonyme deutsche Übersetzung des "Mönchs" aus dem Jahre 1799 zu Grunde.
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DER MÖNCH
* * * Erster Abschnitt
MAN hatte an einem Freitage noch nicht fünf Minuten in die Dominicaner-Kirche zu Madrid geläutet, als sie schon zum Erdrücken voll war. Andacht und Lernbegierde waren wohl die Ursache dieses Zusammenströmens nicht: wer könnte bei einem so abergläubigen Volke, wie das zu Madrid ist, Empfindungen wahrer Andacht suchen? Jeder hatte seine besonderen Ursachen in die Kirche zu geben; Ursachen, die es schwer ist anzugeben, und die ganz wider den Anschein waren. Das schöne Geschlecht ging nur hin, um sich zu zeigen, und die Mannspersonen, um das, was sich zeigte, zu sehen; einige wollten den Prediger, der in überaus gutem Rufe stand, hören, andere wieder sich ein Stündchen vor der Komödie vertreiben, das ihnen außerhalb der Kirche langweilig geworden sein möchte: kurz, die eine Hälfte von Madrid erwartete hier die andere Hälfte. Deren, die der Predigt selbst wegen gekommen waren, gab es etwa wenige Sechzigjährige und ein halbes Dutzend Priester, die den, welcher jetzt auftreten sollte, wegen seines guten Rufs beneideten, und ihn kritisieren, oder wohl gar, wenn es möglich wäre, lächerlich machen wollten. Für die übrigen mochte der ehrwürdige Pater gut oder schlecht predigen, auch wohl gar predigen oder nicht predigen, das war ihre geringste Sorge. Dem sei nun, wie ihm wolle, so viel ist ausgemacht, daß die Dominicaner-Kirche noch nie so voll, als an diesem Tage, gewesen war. Kein Sitz, kein Winkelchen war leer, und die Statuen der Heiligen und Engel, die sonst nur zur Zierde in den Säulengängen dienten, hatten wenigstens heute einigen wahren Nutzen, weil sich doch mancher auf die ersteren stellen, und die Kinder sich auf die Flügel der letzteren setzen konnten. Der heilige Dominicus, der heilige Franziskus, jeder Heilige trug seine Last, und die heilige Agathe mußte sich gar eine doppelte Bürde gefallen lassen. Ist es also wohl ein Wunder, wenn unsere zwei Ankömmlinge, die sich umsonst links und rechts umsahen, auch nicht das geringste Plätzchen für sich fanden? Indessen drängte sich die älteste unter ihnen, alles Murrens und Unwillens gegen sie ungeachtet, immer weiter vor. Umsonst rief man von allen Seiten: „Ich versichre Sie, Madame, es ist kein Platz mehr - Aber, Señora, drängen Sie doch nicht so sehr! Sie drücken ja alles zusammen! - Noch einmal, Madame! Sie können unmöglich durchkommen! Mein Gott! wie doch manches so impertinent sein kann!“ - Die gute Tante blieb bei ihrem Kopfe: Füße, Knie und Ellbogen mußten ihre Dienste so lange leisten, bis sie sich in der Mitte der Kirche und nur zehn Schritte von der Kanzel entfernt sah: Ihre Begleiterin spürte kaum, daß die Tante einen Fuß vorwärts gesetzt hatte, so rückte sie mit dem ihrigen nach, und so war sie ihrer Führerin stillschweigend gleich gekommen. „Heilige Mutter Gottes!“ rief nun die Alte; „was ist das für eine Hitze! Ich möchte nur wissen, warum es heute so gedrückt voll ist. Kein einziger Sitz ist leer, und keins von den Mannsbildern ist so galant, uns den seinigen anzubieten! Ich hätte wohl in Madrid mehr Lebensart gesucht.“ Diese Worte machten zwei junge Herren aufmerksam, die, sich vorwärts über die Lehne ihres Stuhls beugend, miteinander plauderten. Beide hatten ein ganz artiges Ansehen. Als sie den von einem Frauenzimmer auf ihre Lebensart gemachten Anspruch hörten, drehten sie sich ein wenig um, um die Ansprecherin selbst zu beäugeln. Sie hatte ihren Schleier in die Höhe gehoben, um die Leute, die sie umgaben, näher betrachten zu können. Da sie sahen, daß die Dame schielte und fuchsrote Haare hatte, nahmen sie wieder ihre vorige Stellung an, und setzten ihr Gespräch fort. „Ich bitte Sie, liebe Tante“, fing die andere an, gehen wir wieder nach Hause! Die Hitze ist ja unerträglich: es ist so voll, daß einem bange wird.“ Ihre überaus süße Stimme machte auf die jungen Herren neuen Eindruck: sie drehten sich abermals um, aber jetzt genügte ihnen ein flüchtiger Anblick nicht; beide gaben unwillkürlich bei Erblickung der Person, welche gesprochen hatte, ihre Überraschung zu erkennen. Schon die Stimme zeugte von ihrer Jugend, und ihr Ganzes erregte den Wunsch, ihr Gesicht zu sehen, von dem es sich zum voraus vermuten ließ, daß es mit jenem übereinstimmen müsse. Zum Unglück war ihr schwarzer Schleier undurchsichtbar; doch war er im Gedränge ein wenig aus der Ordnung gebracht worden, daß man ihren Hals wahrnehmen konnte, der an Schönheit dem der mediceischen Venus nicht wich. Weiß wie der Schnee, ward er von einem Walde von kastanienbraunen Haaren beschattet, die in Locken bis über den Busen herabrollten. Ihr Wuchs war schlank wie der einer Waldnymphe; ihr Busen war sorgfältig verschleiert. An ihrer Hand hing ein Rosenkranz mit großen Korallen herunter. Unter der blauen Einfassung ihres weißen Kleides ließ sich in einem netten mordreefarbigen Schuhe ein allerliebst kleiner Fuß sehen. Der jüngste von beiden sah sich durch diesen Anblick genötigt, der Schönen seinen Stuhl aufs verbindlichste anzutragen, und dieses Beispiel forderte den anderen auf, ein Gleiches gegen die Dame mit den schielenden Augen zu tun, die von dem Antrage, ohne sich eben bitten zu lassen, unter vielen Danksagungen Gebrauch machte. Auch das junge Frauenzimmer setzte sich, nachdem sie, statt aller Komplimente, eine Verbeugung gemacht hatte. Don Lorenzo (so hieß der junge Mann) wußte sich einen anderen Stuhl zu verschaffen, und setzte sich, nach einigen seinem Freunde zugeflüsterten Worten, neben sie, und dieser hatte ihn kaum halb verstanden, als er sich neben die alte Dame setzte, und sich mit ihr in ein langes Gespräch einließ. „Vermutlich sind Sie erst seit kurzem in Madrid, Mamsell!“ redete Lorenzo seine schöne Nachbarin an: „so viele Reize würden schon Aufsehen gemacht haben, wenn sie nicht heute zum ersten Male erschienen. Die Eifersucht der Frauenzimmer und die Aufwartungen meines Geschlechts hätten schon eine allgemeine Aufmerksamkeit erregen müssen.“ Er erwartete eine Antwort: aber da das, was er gesagt hatte, keine direkte Frage war, so glaubte das junge Frauenzimmer sich auch zu keiner Antwort verbunden. Nach kurzem fing er wieder an: „Habe ich falsch gemutmaßt, Mamsell, wenn ich Sie für eine Fremde hielt?“ „Nein, Señor!“ war die Antwort nach einigen Augenblicken, in welchen das Frauenzimmer zweifelhaft geschienen hatte, ob sie antworten sollte. „Glauben Sie lange hier zu bleiben?“ „Ja, Señor!“ „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich mich Ihnen gefällig erweisen könnte. Ich bin in Madrid bekannt, und meine Familie gilt bei Hofe. Wollen Sie meine Dienste annehmen, so werde ich mir's für Ehre halten, und Sie werden mich dadurch zugleich verbinden.“ „Nun, wenn das Mädchen kein Gelübde getan hat, einsilbig zu sein“, sagte Lorenzo zu sich selbst, „so muß sie mir doch jetzt zusammenhängend antworten.“ Er sah sich in seiner Erwartung getäuscht; denn eine Verneigung war die ganze Antwort. Daß seine Nachbarin ungesprächig war, das bedurfte nun wohl keines Zweifels: war sie es aber aus Hochmut, Bescheidenheit, Furchtsamkeit, oder Mangel an Lebhaftigkeit, das war noch die Frage. „Man sieht wohl, Mamsell“, fing er wieder nach einigem Stillschweigen an, „daß Sie mit dem hiesigen Gebrauch nicht bekannt sind, weil Sie noch immer den Schleier herunter lassen. Erlauben Sie, daß ich ihn Ihnen zurück ziehe.“ Er streckte die Hand gegen den Schleier; sie hielt ihn zurück. „Nein, mein Herr! Unter Leuten bleibe ich gern verdeckt.“ „Und was wird's denn sein, Nichte, wenn Sie ihn wegziehen?“ sagte Leonelle (so hieß die Alte). „Sehen Sie nicht, daß alle Damen entschleiert sind? Ich habe meinen schon lange auf die Seite getan; und wahrhaftig, wenn ich mein Gesicht der Welt bloß geben kann, so können Sie's wohl auch tun. Geschwinde, weg mit dem Schleier! Auf jeden Fall stehe ich gut dafür, daß Sie mit Ihrem Gesichte niemand zurückschrecken werden.“ „Es ist in Murcia nicht Mode, liebe Tante!“ „In Murcia! Wer wird denn so ein trauriges Land immer im Munde haben! Genug, daß es in Madrid Mode ist! Folgen Sie mir, Antonie! nehmen Sie Ihren Schleier weg! Sie wissen, daß ich mir nicht gern widersprechen lasse.“ Die Nichte gab keine Antwort, aber sie widersetzte sich auch den Bemühungen Don Lorenzos nicht, der, durch den Beifall der Tante unterstützt, sich geschäftig bewies, um ihr den Schleier hinwegzunehmen. Ein wahres Engelgesicht stellte sich jetzt seiner Bewunderung dar. Doch war Antonie mehr artig, als schön: ihr Reiz kam weniger von der Regelmäßigkeit ihrer Züge, als von dem über ihr Gesicht verbreiteten Ausdrucke von Güte und Empfindung her. Sie schien höchstens fünfzehn Jahre alt. Jeder Teil ihres Gesichts, einzeln genommen, war nicht vollkommen, aber das...



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