Lohaus / Seiffge-Krenke Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-8409-2020-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 295 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2020-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
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1;Inhalt;6
2;Einleitung;10
3;Konzepte zur Stressentstehung- und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter;12
3.1;1. Einführung;12
3.2;2. Stressorformen;12
3.3;3. Stressreaktionen;15
3.4;4. Stressbewältigung;16
3.5;5. Theoretische Konzeptionen zur Stressentstehung;20
3.6;Literatur;25
4;Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping;30
4.1;Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping im Kindesalter;32
4.1.1;1. Einführung;32
4.1.2;2. Ebenenübergreifende Erhebungsinstrumente;32
4.1.3;3. Ebenenzentrierende Erhebungsinstrumente;35
4.1.4;4. Erhebungsinstrumente für spezifische Stressproblematiken;42
4.1.5;5. Ausblick;44
4.1.6;Literatur;45
4.2;Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping im Jugendalter;48
4.2.1;1. Einleitung;48
4.2.2;2. Die enge Verzahnung von Stress und Bewältigung;48
4.2.3;3. Verfahren zur Erfassung von Stress;49
4.2.4;4. Verfahren zur Erfassung von Stressbewältigung;53
4.2.5;5. Interviewverfahren und Verhaltensbeobachtung zur Erfassung von Stress und Coping;59
4.2.6;6. Stichprobenspezifische Verfahren;61
4.2.7;7. Abschließende Bemerkungen;62
4.2.8;Literatur;63
5;Situationsspezifität von Bewältigungsstilen;68
5.1;Zur Situationsabhängigkeit von Bewältigung;70
5.1.1;1. Einleitung;70
5.1.2;2. Unterschiedliche Bewältigungsstile und der Einfluss der Stresssituation;70
5.1.3;3. Der Einfluss der Stresssituation: Befunde an deutschen Jugendlichen;72
5.1.4;4. Situationsabhängige Copingstile: Ein Vergleich an Jugendlichen aus 18 Ländern;75
5.1.5;5. Überlegungen zur Prävention und Intervention;78
5.1.6;Literatur;79
5.2;Zum Einfluss von Emotion und Situation beim Bewältigungsverhalten im Kindes- und Jugendalter;82
5.2.1;1. Stress, Emotion und Bewältigung;82
5.2.2;2. Übertragung auf das Kindes- und Jugendalter;85
5.2.3;3. Emotionsspezifisches Bewältigungsverhalten;88
5.2.4;4. Emotionserleben, Bewältigung und Wohlbefinden;91
5.2.5;Literatur;93
6;Entwicklungspsychologische Aspekte;96
6.1;Unterschiede zwischen quer- und längsschnittlichen Erhebungsmethoden;98
6.1.1;1. Einführung;98
6.1.2;2. Vorangegangene Forschungsarbeiten;100
6.1.3;3. Eigene Forschungsarbeiten;103
6.1.4;4. Resümee und Konsequenzen;109
6.1.5;Literatur;110
6.2;Veränderungen in der Stresswahrnehmung und Stressbewältigung im Jugendalter;112
6.2.1;1. Einführung;112
6.2.2;2. Stress und Coping: Kontinuität und Wandel im Jugendalter;112
6.2.3;3. Entwicklungsverläufe von Stress und Coping in einer Längsschnittstudie;115
6.2.4;4. Abschließende Bemerkungen: Zum Zusammenhang von Kompetenzgewinn und Stressreduktion;123
6.2.5;Literatur;124
6.3;Stressbezogene Risiko- und Schutzfaktoren;127
6.3.1;1. Einführung;127
6.3.2;2. Resilienz;128
6.3.3;3. Zusammenwirken von Risiko- und Schutzfaktoren – Resilienzmodelle;133
6.3.4;4. Empirische Studien;138
6.3.5;5. Zusammenfassung;141
6.3.6;Literatur;142
7;Stress und Coping: Der familiäre und schulische Kontext;146
7.1;Eltern als Modelle für Stressbewältigung;148
7.1.1;1. Einleitung;148
7.1.2;2. Eltern und Jugendliche: Theoretische Konzeptionen und Forschungsschwerpunkte;148
7.1.3;3. Die Familie als Kontext für Stresswahrnehmung und - bewältigung;150
7.1.4;4. Familientypen und Bewältigungsverhalten;151
7.1.5;5. Distinktive Funktionen von Vätern und Müttern;153
7.1.6;6. Sind Eltern Copingmodelle für ihre Kinder?;154
7.1.7;7. Abschließende Bemerkungen;159
7.1.8;Literatur;160
7.2;Bewältigung von familiären und schulischen Problemen;162
7.2.1;1. Einleitung;162
7.2.2;2. Familiäre Stressoren: Ursache und Motor von Veränderungen in den Beziehungen zwischen Jugendlichen und ihren Eltern;162
7.2.3;3. Schulbezogene Stressoren: Leistungsdruck, Rivalitäten und Aggression unter Schülern;164
7.2.4;4. Schulstress und familiärer Stress aus der Sicht von klinisch auffälligen und unauffälligen Jugendlichen;166
7.2.5;5. Bewältigung familiärer und schulspezifischer Stressoren im Kulturvergleich: Die Sicht der deutschen Jugendlichen;168
7.2.6;6. Schlussfolgerungen für die Praxis;172
7.2.7;Literatur;173
8;Klinische Aspekte von Stress und Stressbewältigung;176
8.1;Stresssymptomatik;178
8.1.1;1. Einführung;178
8.1.2;2. Ebenen der Stresssymptomatik;178
8.1.3;3. Altersbezogene Veränderungen bei den Symptomangaben von Kindern und Jugendlichen;183
8.1.4;4. Stresssymptome bei kritischen Lebensereignissen;184
8.1.5;5. Resümee;186
8.1.6;Literatur;187
8.2;Coping bei essgestörten Jugendlichen und jungen Erwachsenen;190
8.2.1;1. Einleitung;190
8.2.2;2. Essstörungen: Diagnose, Epidemiologie und Ätiologie;190
8.2.3;3. Coping bei essgestörten Patienten – Stand der Forschung;192
8.2.4;4. Vergleich des Bewältigungsverhaltens bei essgestörten Jugendlichen und klinisch unauffälligen Jugendlichen;193
8.2.5;5. Coping bei essgestörten Patientinnen vor und nach einer viermonatigen teilstationären Therapie;196
8.2.6;6. Bewältigungsverhalten essgestörter Patienten und nicht klinischer Jugendlicher;198
8.2.7;7. Veränderung des Copingverhaltens von Patientinnen während einer viermonatigen Therapie;199
8.2.8;8. Zusammenfassung und Implikationen für die therapeutische Praxis;202
8.2.9;Literatur;203
8.3;Alltagsbewältigung und chronische Krankheit;205
8.3.1;1. Einleitung;205
8.3.2;2. Dilemma zwischen Krankheitsanpassung und Alltagsbewältigung;205
8.3.3;3. Alltagsbewältigung und Krankheitsbewältigung bei Jugendlichen mit Diabetes;207
8.3.4;4. Einbettung der Ergebnisse in den familiären Kontext;212
8.3.5;5. Abschließende Bemerkungen;215
8.3.6;Literatur;216
8.4;Subjektive Theorien im Copingprozess;219
8.4.1;1. Einführung;219
8.4.2;2. Stand der Forschung;220
8.4.3;3. Subjektive Krankheitstheorien im Copingprozess: Eine multimethodale Studie;221
8.4.4;4. Implikationen für die Praxis;230
8.4.5;Literatur;231
9;Trainingsprogramme;234
9.1;Stressbewältigungstraining im Kindesalter;236
9.1.1;1. Allgemeine Einleitung;236
9.1.2;2. Kognitiv-behaviorale Stressbewältigungstrainings;237
9.1.3;3. Stressbewältigungsprogramme im deutschsprachigen Raum;240
9.1.4;4. Abschließende Bemerkungen;244
9.1.5;Literatur;245
9.2;Trainingsprogramme für Jugendliche;248
9.2.1;1. Einführung;248
9.2.2;2. Elemente von Präventionsansätzen zur Stressbewältigung;248
9.2.3;3. Präventionsprogramme für Jugendliche: Eine Übersicht;253
9.2.4;4. Das Stressbewältigungsprogramm SNAKE;258
9.2.5;Literatur;262
9.3;Resümee und Ausblick;266
9.3.1;1. Einleitung;266
9.3.2;2. Der Stand der Theorienbildung;266
9.3.3;3. Welche Stressoren und welche Bewältigungsmechanismen sind forschungsrelevant?;268
9.3.4;4. Forschungsdesigns mit Stressbewältigung als abhängiger Variable;270
9.3.5;5. Forschungsdesigns mit Stressbewältigung als unabhängiger Variable;273
9.3.6;6. Ausblick;274
9.3.7;Literatur;276
10;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;278
11;Autorenverzeichnis;280
12;Stichwortverzeichnis;291
Coping bei essgestörten Jugendlichen und jungen Erwachsenen (S. 189)
Fabienne Becker-Stoll
1. Einleitung
Die Copingforschung hat gezeigt, dass die meisten Jugendlichen zur Bewältigung von Belastungen in diesem veränderungsintensiven Entwicklungsabschnitt adaptive, funktionale Bewältigungsstrategien einsetzen (Frydenberg, 1997, Seiffge-Krenke, 1995). Es gelingt ihnen, eine reflektierte Problemanalyse vorzunehmen und soziale Unterstützungsressourcen zu aktivieren, etwa in der Suche nach Gesprächen und emotionaler Unterstützung bei Freunden oder anderen Vertrauenspersonen.
Etwa 20% der Jugendlichen zeigen jedoch dysfunktionale Copingstrategien, wie Problemvermeidung, Verleugnung und fatalistischen Rückzug (Seiffge-Krenke, 1993, 1998). Die maladaptive Bewältigung der Anforderungen dieses Entwicklungsabschnittes steht in engem Zusammenhang mit vielfältigen psychischen Beeinträchtigungen, vor allem depressiven Symptomen.
Diese Zusammenhänge konnten inzwischen auch längsschnittlich nachgewiesen werden, wobei sich zeigte, dass vermeidendes Coping mit einer schlechten Anpassung nach einem (Herman-Stahl, Stemmler &, Petersen, 1995) bzw. nach bis zu vier Jahren (Seiffge-Krenke, 1999) in Zusammenhang stand.
2. Essstörungen: Diagnose, Epidemiologie und Ätiologie
Im medizinischen Sinn sind Essstörungen psychische Krankheiten. Es werden im Wesentlichen die beiden Formen Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech- Sucht (Bulimia nervosa) unterschieden. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren, selten auch Jungen, das Verhältnis liegt etwa zwischen 1:10 und 1:20 (Brunner &, Resch, 2004, DSM-IV, Saß, Wittchen, Zaudig &, Houben, 1998, ICD-10, Dilling, Mombour &, Schmidt, 1993, Köhle, Subic-Wrana, Albus &, Simons, 2003, von Wietersheim, 2003).
In der Literatur wird die Häufigkeit der Magersucht auf 0.5 bis 3% der Frauen in dieser Altersgruppe, die der Bulimie auf 2 bis 8% geschätzt (Cuntz &, Hillert, 2000, Habermas, 1997, Isenschmid-Gerster, 1999, Saß et al., 1998). Die Symptome der Essstörungen sind in der klinischen Diagnostik (vgl. Saß et al., 1998, S. 617-624, Dilling et al., 1993, S. 199-205) exakt beschrieben und werden daher im Folgenden nur kurz dargestellt.
Augenfälligstes Attribut der Anorexie ist die Ablehnung der Betroffenen, ein für Alter und Größe angemessenes Gewicht aufrechtzuerhalten. Dieser Gewichtsverlust wird gewöhnlich mit Hilfe einer Reduktion der Nahrung erreicht. Als unangemessenes Verhalten zur Gewichtsreduktion wird neben Fasten auch übermäßige sportliche Betätigung gewertet.
Vor einer Gewichtszunahme bestehen ausgeprägte Ängste, die auch durch das Untergewicht nicht gemildert werden. Bei an Anorexie erkrankten Personen ist die Wahrnehmung der eigenen Figur und des eigenen Körpers beeinträchtigt, das Selbstwertgefühl und die Selbstbewertung sind in extremer Weise vom Körpergewicht abhängig. Bei postmenarchalen Frauen besteht eine Amenorrhoe, die als Indikator für endokrinologische und physiologische Störungen gilt.
Bei der Bulimie (Bulimia nervosa) stehen Heißhungerattacken und die kompensatorischen Maßnahmen, wie herbeigeführtes Erbrechen und Missbrauch von Laxativen im Vordergrund, die oft mehrfach täglich über Jahre bestehen. Eine Diagnose wird dann gestellt, wenn die Frequenz der Heißhungerattacken und kompensatorischen Maßnahmen mindestens zweimal pro Woche über drei Monate auftritt. Heißhungerattacken und herbeigeführtes Erbrechen gehen oft mit einem Verlust des Kontrollgefühls über das eigene Verhalten einher.