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E-Book, Deutsch, Band 13, 960 Seiten

Reihe: Anaconda Gesammelte Werke

London London,J.,Gesammelte Werke


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7306-9170-0
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 13, 960 Seiten

Reihe: Anaconda Gesammelte Werke

ISBN: 978-3-7306-9170-0
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jack Londons Romane und Erzählungen entführen in die Grenzbereiche menschlicher Existenz und an die Ränder der Zivilisation. In ungeschönter Sprache erzählt er von mitreißenden Abenteuern und von dramatischen Kämpfen ums Überleben. Die Anaconda-Reihe 'Gesammelte Werke' umfasst mittlerweile über 20 Bände. Jeder Band beinhaltet eine große Auswahl des jeweiligen Autors und bietet einen Überblick über das Werk. Der Hardcover-Einband ist ausgestattet in Iris-Leinen.
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In einem fernen Land
Wenn ein Mensch in ein fernes Land reist, muss er bereit sein, viele Dinge zu vergessen, die er gelernt hat, und die Sitten anzunehmen, die in dem neuen Land zum Leben gehören. Er muss den alten Idealen und den alten Göttern abschwören, und oftmals muss er sogar die Grundsätze, die bisher sein Verhalten geprägt haben, gänzlich umstoßen. Für diejenigen, die die Fähigkeit zur Anpassung besitzen, mag das Neue einer solchen Veränderung geradezu ein Quell der Freude sein; doch für jene, welche die eingefahrenen Gleise nicht verlassen können, in denen sie aufwuchsen, ist die Zumutung einer fremdartigen Umgebung nahezu unerträglich, und sie scheuern sich unter den neuen Bedingungen, die sie nicht verstehen, an Leib und Seele wund. Dieses Wundscheuern erzeugt natürlich Reaktionen und Gegenreaktionen, die vielerlei Übel hervorbringen und zu allerlei Missgeschicken führen. Für den Menschen, der sich nicht an die neuen Verhältnisse anzupassen vermag, wäre es besser, wenn er in seine Heimat zurückkehren würde, denn ein zu langes Zögern wird sein sicherer Tod sein. Wer den Annehmlichkeiten einer alten Zivilisation den Rücken kehrt, um der jugendlichen Wildheit und urtümlichen Natur des Nordens die Stirn zu bieten, darf Erfolg erwarten, der in einem umgekehrten Verhältnis zum Ausmaß und zur Art seiner hoffnungslos verfestigten Gewohnheiten steht. Wenn er ein brauchbarer Kandidat ist, wird er bald herausfinden, dass die materiellen Belange die weniger wichtigen sind. Der Tausch solcher Dinge, wie einem Feinschmeckermenü gegen grobe Kost, festen Lederschuhen gegen die weichen, formlosen Mokassins, Federbetten gegen eine Lagerstatt im Schnee, ist letzten Endes etwas Leichtes. Der kritische Augenblick wird erst kommen, wenn es gilt, die rechte Einstellung zu allen Dingen und insbesondere zu seinen Mitmenschen zu finden. Denn die Höflichkeiten des gewöhnlichen Lebens muss er nun durch Uneigennützigkeit, Nachsicht und Duldsamkeit ersetzen. So, und nur so, kann er jene Perle von unschätzbarem Wert erlangen – die echte Kameradschaft. Er muss nicht »Dankeschön« sagen, er muss es meinen, ohne den Mund aufzutun, und es beweisen, indem er sich revanchiert. Kurzum, er muss das Wort durch die Tat ersetzen und den Buchstaben durch die Gesinnung. Als die Welt von den Erzählungen über arktisches Gold widerhallte und der Lockruf des Nordens die Sehnsüchte der Menschen ergriff, warf Carter Weatherbee seine sichere Stellung als Buchhalter hin, überschrieb die Hälfte seiner Ersparnisse seiner Frau und kaufte sich vom Rest eine Ausrüstung. Es gab nichts Schwärmerisches in seinem Wesen – die Knechtschaft der Geschäftswelt hatte das alles bereits ausgelöscht; er hatte lediglich diesen unaufhörlichen Trott satt und war entschlossen, einen großen Einsatz für die Aussicht auf entsprechende Gewinne zu riskieren. Wie zahlreiche andere Dummköpfe, die die bewährten Routen verschmähten, welche die Nordlandpioniere seit vielen Jahren benutzten, eilte er im Frühjahr direkt nach Edmonton und schloss sich dort zum Unglück für sein Seelenheil einer Gruppe von Männern an. Es war nichts Ungewöhnliches an dieser Gruppe, bis auf ihre Pläne. Ihr Ziel war, wie das aller anderen Gruppen auch, das Klondike-Gebiet. Aber die Route, die sie festgelegt hatten, um das Ziel zu erreichen, raubte selbst den unerschrockensten Einheimischen, die von klein auf mit den Herausforderungen des Nordens aufgewachsen waren, den Atem. Selbst Jacques Baptiste – der Sohn einer Chippewa-Frau und eines vom rechten Glauben abgefallenen Voyageurs –, der seinen ersten, durch seliges Saugen an rohem Talg gestillten Schrei in einer Hirschlederbehausung nördlich des 65. Breitengrades getan hatte, war überrascht. So trat er zwar in ihren Dienst und erklärte sich bereit, mit ihnen in die Region des ewigen Eises zu ziehen, aber er schüttelte, wann immer sein Rat gefragt war, bedenklich sein Haupt. Auch Percy Cuthferts Unstern musste damals im Aufstieg begriffen gewesen sein, denn er schloss sich ebenfalls dieser Kompanie von Abenteurern an, die nach dem Goldenen Vlies auszogen. Er war ein gewöhnlicher Mensch, dessen kulturelle Bildung so weit wie sein Bankkonto reichte, und das will was heißen. Er hatte keinen Grund, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen – keinen Grund auf der Welt, außer dem, dass er an einem abnormalen Hang zur Gefühlsduselei litt. Er missverstand das alles als den wahren Geist von Romantik und Abenteuer. Vielen anderen Menschen ist es ebenso ergangen und sie haben denselben verhängnisvollen Fehler begangen. Bei den ersten Anzeichen des Frühlings sah man die Gruppe dem Eisabtrieb des Elk River folgen. Es war eine beeindruckende Flotte mit einer umfangreichen Ausrüstung, und sie wurden von einem zwielichtigen Tross von Halbblut-Voyageuren sowie deren Frauen und Kinder begleitet. Tagein, tagaus schufteten sie in den Booten und Kanus, bekämpften die Moskitos und andere solcher Plagegeister oder schwitzten und fluchten an den Stellen, wo sie die Boote über Land transportieren mussten. Beständige Plackerei wie diese entblößt einen Menschen bis auf die Wurzeln seiner Seele, und noch bevor der Lake Athabasca sich im Süden verlor, hatte jedes Mitglied der Gruppe seinen wahren Charakter ans Tageslicht gebracht. Die größten Drückeberger und ewigen Nörgler waren Carter Weatherbee und Percy Cuthfert. Die ganze Gruppe zusammen klagte weniger über ihre eigenen Beschwerden und Schmerzen als jeder der beiden. Nicht ein einziges Mal meldeten sie sich für die unzähligen kleinen Aufgaben im Lager freiwillig. Ob es galt, einen Eimer Wasser zu holen, einen extra Armvoll Holz zu hacken, das Geschirr abzuwaschen und abzutrocknen oder einen plötzlich benötigten Gegenstand in der Ausrüstung zu suchen – stets entdeckten diese beiden nutzlosen Abkömmlinge der Zivilisation Wehwehchen oder Blasen, die ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Am Abend waren sie die ersten, die verschwanden, trotz einer Menge unerledigter Aufgaben; am Morgen standen sie als letzte auf, kurz bevor man zu frühstücken begann, wenn bereits alles zum Aufbruch hätte fertig sein sollen. Sie waren die ersten, die bei den Mahlzeiten zugriffen, und die letzten, die beim Kochen eine Hand rührten; die ersten, die sich auf einen seltenen Leckerbissen stürzten, die letzten, denen bewusst geworden wäre, dass sie zu ihrem eigenen Anteil noch den eines anderen verschlungen hatten. Wenn sie zum Rudern eingeteilt waren, schnitten sie bei jedem Ruderschlag flach in das Wasser und ließen das Ruderblatt durch die Fahrt des Bootes wieder nach oben treiben. Sie dachten, das bemerke keiner, aber ihre Gefährten verwünschten sie insgeheim und begannen sie zu hassen, während Jacques Baptiste sie offen verachtete und vom Morgen bis zum Abend verfluchte. Aber Jacques Baptiste war eben kein Gentleman. Am Great Slave Lake kauften sie Hudson Bay-Hunde, und die Flotte wurde durch die zusätzliche Last von getrocknetem Fisch und Pemmikan bis zu den Dollborden ins Wasser gedrückt. Dann passten sich die Boote und Kanus der raschen Strömung des Mackenzie River an und glitten in die Great Barren Grounds hinein, die nordamerikanische Tundra. Jede Ader, die vielversprechend aussah, wurde untersucht, aber der gesuchte Goldstaub blieb eine immer weiter nach Norden tanzende Fata Morgana. Am Great Bear Lake begannen die Voyageure, übermannt von der allgemeinen Furcht vor den unbekannten Gegenden, sie im Stich zu lassen; bei Fort Good Hope sah man den letzten und tapfersten aus der Schleppkette ausscheren, als sie gegen die starke Strömung ankämpften, die sie zuvor so verführerisch rasch hinuntergeglitten waren. Allein Jacques Baptiste blieb noch bei ihnen. Hatte er doch geschworen, sogar bis ins ewige Eis mitzufahren. Ab jetzt wurden die trügerischen Landkarten, die hauptsächlich auf der Basis des Hörensagens zusammengestellt waren, ständig um Rat befragt. Und sie fühlten, dass sie sich beeilen mussten, denn die Sonne hatte ihren nördlichen Wendepunkt schon hinter sich gelassen und geleitete bereits wieder den Winter südwärts. Entlang der Ufer der Bucht, wo der Mackenzie sich in das Polarmeer ergießt, erreichten sie die Mündung des Little Peel River. Nun begann der mühselige Kampf stromaufwärts, und den beiden Versagern erging es schlimmer denn je. Schleppseil und Stake, Paddel und Tragegurt, Stromschnellen und Portagen – diese Marterwerkzeuge waren dazu geeignet, dem einen einen tiefen Widerwillen gegen solche großen Wagnisse einzuflößen und schrieben für den anderen den mitreißenden Text über die wahre Romantik des Abenteuers. Eines Tages meuterten Weatherbee und Cuthfert heftig, und als sie von Jacques Baptiste unflätig beschimpft wurden, bäumten sie sich auf, wie Würmer es manchmal tun. Aber das Halbblut verprügelte beide und schickte sie blau geschlagen und blutend wieder an ihre Arbeit. Es war für beide das erste Mal überhaupt, dass sie geschlagen wurden. Im Quellgebiet des Little Peel ließ die Gruppe ihre Wasserfahrzeuge zurück und verbrachte den Rest des Sommers damit, den Übergang über die Wasserscheide des Mackenzie zum West Rat River zu erlangen. Dieser kleine Fluss speist den Porcupine, der seinerseits in den Yukon mündet, wo diese mächtige Verkehrsader des Nordens den nördlichen Polarkreis berührt. Aber sie hatten den Wettlauf mit dem Winter bereits verloren, und eines Tages vertäuten sie ihre Flöße an den dicken Eisrändern des Flusses und schafften hastig ihre Habseligkeiten an Land. In dieser Nacht stauten und brachen die Eismassen auf dem Fluss mehrmals; am folgenden Morgen war er endgültig in seinen Winterschlaf...


London, Jack
Jack London wird am 12. Januar 1876 in San Francisco geboren und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er schlägt sich als Fabrikarbeiter, Austernpirat, Landstreicher und Seemann durch, holt das Abitur nach, beginnt zu studieren, geht dann als Goldsucher nach Alaska, lebt monatelang im Elendsviertel von London, gerät als Korrespondent im russisch-japanischen Krieg in Gefangenschaft und bereist die ganze Welt. Am 22. November 1916 setzt der berühmte Schriftsteller auf seiner Farm in Kalifornien seinem zuletzt von Alkohol, Erfolg und Extravaganz geprägten Leben ein Ende.



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