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London / Schulze | Jack London - Gesammelte Werke | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 5221 Seiten

Reihe: Gesammelte Werke bei Null Papier

London / Schulze Jack London - Gesammelte Werke

Romane und Geschichten
Überarbeitete Fassung
ISBN: 978-3-96281-347-5
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Romane und Geschichten

E-Book, Deutsch, 5221 Seiten

Reihe: Gesammelte Werke bei Null Papier

ISBN: 978-3-96281-347-5
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die wichtigsten Werke von Jack London: Der Seewolf Wolfsblut Nordlandgeschichten Martin Eden König Alkohol An der weißen Grenze Das Mondtal Der Ruhm des Kämpfers Der Mexikaner Felipe Rivera Der Schrei des Pferdes Wer schlug zuerst? Das Ende vom Lied Das Wort der Männer Die Liebe zum Leben Der Sohn des Wolfs Das weiße Schweigen Die Männer von Forty-Mile In fernem Lande Auf der Rast Das Vorrecht des Priesters Die Weisheit der Reise Das Weib eines Königs Eine Odyssee des Nordens Der Seebauer Die glücklichen Inseln Auf der Makaloa-Matte Die Gebeine Kahekilis Koolau, der Aussätzige Leb wohl Jack! Aloha ?Oe Der Sheriff von Kona Das Haus des Stolzes Die Tränen Ah Kims Chun Ah Chun Die Herrin des Großen Hauses Drei Sonnen am Himmel Die Heirat der Lit-Lit Jees Uck Braunwolf Bastard Negore, der Feigling Quartier für einen Tag Der König und sein Schamane Ein Sohn der Sonne Aloysius Pankburns wunder Punkt Die Teufel von Fuatino Die Witzbolde von Neu-Gibbon Eine kleine Abrechnung mit Swithin Hall Ein Abend in Goboto Federn der Sonne Parlays Perlen In den Wäldern des Nordens Das Gesetz des Lebens Nam-Bok, der Lügner Der Herr des Geheimnisses Die Männer des Sonnenlandes Die Krankheit des Einsamen Häuptlings Keesh, der Sohn des Keesh Ligouns Tod Li Wan, die Schöne Der Bund der Alten Jerry der Insulaner Kid & Co. Null Papier Verlag

Ein beliebtes Thema Londons war der Konflikt zwischen Natur und Kultur. Als Kind schon auf Bücher versessen, nahm das Leben ihn früh in die Pflicht und ließ ihn als Jugendlichen in einer Fabrik mehr als 16 Stunden täglich arbeiten - Erfahrungen, die in ihm einen fortschrittlichen und liberalen Geist wachsen ließen. Seine Berichte über die schlechten Arbeitsbedingungen der 'einfachen Leute' werden heute verglichen mit den Romanen von Charles Dickens. Zwischen 1899 und 1916 verfasste er über 50 Bücher, einschließlich Roman- und Sachbuch, hunderte von Kurzgeschichten und zahllose Artikel in einer großen thematischen Bandbreite. London starb jung im Alter von vierzig Jahren an Nierenversagen, bis zuletzt war er schriftstellerisch sehr aktiv.

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1
Alle Luken des Dampfers waren offen. Quietschende, kreischende und polternde Kräne tauchten mit spitzen Haken in seinen Bauch ein. Unablässig holten sie Kisten und Lasten der Goldgräber hervor und schwangen sie hinüber in offene Leichter, die zu beiden Seiten längs des Schiffes lagen. Tausend Menschen hasteten auf Deck umher und traten einander auf die Füße. Die Schauerleute waren im Streik, und die Passagiere mussten selbst ihre Ladung löschen. Es war keine Ordnung. Gruppenweise stritten sie sich um das Eigentumsrecht an bestimmten Lasten, die mit »Punkt 2« oder »Punkt 2 Strich« gezeichnet waren. Dann und wann kam es zu Schlägereien. Der Erste Offizier ging durch das Tohuwabohu und machte ein heiteres Gesicht, als ginge ihn die ganze Sache nichts an. »Goldgräber sind eine leicht verderbliche Fracht«, sagte er zu Frona Welse. »Sie zittern um jede Minute …« »Und ich erst!« rief Frona. »Ich zittere auch um jede Minute. Da, schaun Sie da hinüber! Dort, wo der Fluss mündet, zwischen den Kiefern, sehen Sie das große Blockhaus? In dem bin ich geboren!« »Dann allerdings, dann hätte ich auch Eile«, lachte er. »Also dann wollen wir Ihnen mal ein bisschen unter die Arme greifen.« Sie war das einzige junge Mädchen an Bord, unter mehr als tausend Männern. Er lotste sie galant an die Reling, wo verzweifelte Passagiere standen und mit Schriftstücken winkten. Sie brüllten ihre Frachtzeichen und fluchten wie die Heiden. »Der Proviantmeister sagt, entweder ist er schon verrückt geworden, oder er wird es augenblicklich«, erzählte der Erste Offizier, während er Fräulein Welse über die Laufplanke half. »Dabei geht es bei uns noch ganz friedlich her. Sehen Sie da drüben den ›Stern von Bethlehem‹?« Er zeigte auf einen Dampfer, der eine Meile entfernt vor Anker lag. »Die Hälfte von den Passagieren da drüben hat Packpferde bestellt. Die wollen nach Skaguay und dem Weißen Pass. Dort soll es neue Goldfunde geben. In einem Jahr will jeder von ihnen Millionär sein. Ihre Pferde stehen am Strand und grasen friedlich, und die Leute kommen nicht vom Schiff weg. Da ist eine Art von Meuterei ausgebrochen.« »He, Sie!« rief er einem Ruderboot zu, das sich vorsichtig am äußersten Rande des schwimmenden Wirrwarrs hielt. Eine winzige Barkasse, die mit heroischem Mut an einer mächtigen Schute zerrte, versuchte, dem Ruderer den Weg abzuschneiden, aber der Mann legte sich einfach vor ihren Bug. Er bekam einen Stoß und fiel der Länge nach in sein Boot. Das Boot drehte sich und stoppte jetzt den ganzen Verkehr. Eine paar lange Kanus, vollgeladen mit Waren, Goldgräbern und Indianern, drängten an ihm vorbei zum Strand und verhedderten sich ineinander. Als der Ruderer wieder auf die Füße kam, ließ er einen Hagel von Flüchen auf alle Kanuleute und Leichterschiffer niederfahren. Ein Mann auf dem Leichter beugte sich zu ihm hinüber und schwur, dass er nie einen armseligeren Sohn einer Hündin gesehen hätte, während die Weißen und Indianer in den Kanus in ein brüllendes Hohngelächter ausbrachen. »Scher dich zum Satan!« rief einer aus dem Kanu, »hättest du lieber rudern gelernt!« Die Faust des Ruderers krachte gegen das Kinn des anderen, der betäubt auf einen Warenstapel fiel. Er war damit aber noch nicht zufrieden. Weiß vor Wut, wollte er sich in das Kanu hinüberschwingen und weiter auf den Mann eindreschen, der behauptet hatte, er könnte nicht rudern. Ein Goldgräber im selben Kanu, der in all dem nur Zeitvergeudung sah, nestelte an seiner Revolvertasche, und man konnte große Dinge erwarten. Aber dann wurde dem Ruderer aus dem Kanu heraus ein Riemen über den Schädel geschlagen, sodass er für den Augenblick kampfunfähig war, das Kanu bekam seinen Weg wieder frei, und gerade als Mord und Totschlag unvermeidlich schienen, war die kleine Meinungsverschiedenheit plötzlich zu Ende. Der Schiffsoffizier warf einen verstohlenen Blick auf das Mädchen … vielleicht wurde sie ohnmächtig, und er musste sie auffangen? Aber ihr Gesicht war voll vergnügter Spannung. Sie war noch hübscher geworden. »Es ist mir ja lieb, dass der Revolver nicht geknallt hat«, sagte sie, »aber so was macht doch Spaß, finden Sie nicht?« Inzwischen war der Ruderer wieder auf die Beine gekommen und legte sein Boot an die Schiffswand. »Eine Dame an Land!« schrie der Offizier. »Wie viel?« »Zwanzig Dollar.« »Der Kerl ist ein Räuber«, sagte der Offizier zu Frona. »Zwanzig Dollar für die paar hundert Meter! Für einen Mann würde er wahrscheinlich fünfundzwanzig fordern. Richtige Seeräuberei! Eines schönen Tages wird er da drüben hängen an einer von den Kiefern.« »Halten Sie’s …«, rief der von unten. »Sie haben verdammt gute Ohren!« »Mit den Flossen bin ich auch nicht langsam, wenn Sie’s darauf ankommen lassen.« »Und ganz besonders schnell mit dem Maul!« »Muss ich auch, bei meinem Geschäft, sonst käm’ ich nicht weit unter all den Haifischen. Ich soll ein Räuber sein? Was seid ihr denn dann? Tausend Passagiere aufeinander gepackt wie die Ölsardinen … und für nichts gesorgt! Bezahlen lasst ihr euch zweimal soviel wie in der ersten Klasse, und füttern tut ihr sie mit Zwischendeckfraß! Möchte wissen, wer von uns eigentlich Seeräuber ist!« »Also, mein verehrtes Fräulein …«, sagte der Offizier zu Frona. »Alles Gute! Ich hätte Sie gern an Land begleitet. Aber Sie sehen ja selbst: ein bisschen muss ich doch hier noch zusehen. Die Leute haben das gern. Jedenfalls können Sie sich darauf verlassen, dass ich für Ihr Gepäck sorge.« Sie drückte ihm die Hand und kletterte in das Boot. Es schwankte stark, im Augenblick waren die Bodenbretter überspült, und ihre Füße standen im Wasser. Sie blieb ganz ruhig, setzte sich auf die Steuerducht und zog die Beine hoch. »Das geht ja nicht!« rief der Offizier von oben. »Kommen Sie zurück, Fräulein Welse! Sobald es möglich ist, lasse ich Sie mit einem von unseren Booten an Land bringen.« Er kletterte die Strickleiter hinunter und wollte das viel zu leichte Boot mit Gewalt zurückhalten, aber der Ruderer hatte für soviel Ritterlichkeit kein Verständnis und schlug ihm über die Knöchel. »Willst mir meinen Passagier ausspannen? Hast wohl Sehnsucht nach dem Himmel?« »Ein feierlicher Abschied!« rief Frona Welse ihm mit strahlendem Gesicht zu. »Haben Sie tausend Dank, Sie sind ein Ritter!« »Das ist ein Weib!« sagte der Ritter vor sich hin und rieb seine getroffenen Fingerknöchel. Er hatte plötzlich Sehnsucht, immer in diese grauen Mädchenaugen zu sehen, hatte Lust, seinen Beruf über Bord zu werfen und mit ihr nach Klondike zu...



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